Daß Hitler Polen zerstören und die polnische Intelligenz vernichten wollte, stand nie außer Frage. Zu häufig hatte die NS-Propaganda das deutsch-polnische Verhältnis als einen jahrhundertelangen „Lebenskampf" hingestellt[1] und polnische Politik am Vorabend des Zweiten Weltkriegs als „von einem Hassgefühl ohnegleichen gegen alles Deutsche erfüllt" charakterisiert.[2] Insofern war es nur konsequent, daß der deutsche Überfall auf Polen am 1. September 1939 ausdrücklich nicht als „Krieg", sondern nur als „Strafaktion" oder ähnlich bezeichnet werden durfte. Nach 18 Tagen war Polen besiegt, und am 12. Oktober 1939 wurde durch „Erlaß des Führers" Zentral-Polen (150.000 km2, ca. 18 Mio. Einwohner) als „Generalgouvernement" in ein „Nebenland des Großdeutschen Reiches" verwandelt. In diesem Territorium spielte die Kultur überhaupt keine Rolle, denn für die Nationalsozialisten „bestand nie ein Zweifel daran, daß alle unvergänglichen kulturellen Werte des Weichselraumes ihren Ursprung deutscher Leistung verdanken", denn „wirkliche Werte sind in diesem Raum von Angehörigen des polnischen Volkstums niemals hervorgebracht worden".[3]
[1] Kurt Lück: Der Lebenskampf im deutsch-polnischen Grenzraum, Der Osten Europas Bd. 4, Berlin 1940
[2] Hans Schadewaldt (Hrsg.): Die polnischen Greueltaten an den Volksdeutschen in Polen, 2. A. Berlin 1940