Ich kann mein Argument auch so formulieren, dass das Dritte Reich eine Form charismatischer Herrschaft war, d.h. auf eine charismatische Führungsfigur hin ausgerichtet. Auf allen Ebenen. Bei jeder einzelnen Handlung
Ist ja nicht verkehrt, dieses Ideal wurde ja auch angestrebt. Hitler inszenierte sich zudem als der Prototyp des "neuen" charismatischen Führers, dem die Gabe der Führerschaft wie magisch zugefallen war. Aber zu den Problemen, weshalb das System eben doch einen Parteiapparat besaß, kommen wir gleich....
Wenn das aber so ist, dann ist ausgeschlossen, dass gleichzeitig die Partei, also ein bürokratischer Apparat, aus eigener Macht heraus handelt.
Ein charismatischer Führer zu sein, reichte allein nicht aus, um im System voranzukommen. Die Bürokratie des Dritten Reichs zeichnete sich dadurch aus, dass sie unheimlich viele gesetzliche Schranken erhob, um Menschen aus gesellschaftlichen Positionen auszugrenzen bzw. den Eintritt in Institutionen zu regeln. Man denke nur an den Ariernachweis, der zum Eintritt in verschiedene Positionen (darunter auch die Parteimitgliedschaft der NSDAP) nötig war. Bevor man also die "charismatische Führerlaufbahn" antreten konnte (wobei ich, wie gesagt, gar nicht bestreiten möchte, dass diese Führerethik und ein daraus abgeleitetes Verhalten auf allen Bürokratieebenen eine große Rolle gespielt haben), musste man erst einmal dem nationalsozialistischen Menschenbild entsprechen.
Alle Macht der NSDAP war vom Führer abgeleitete Macht. (Das schließt nicht aus, dass es auf verschiedenen Ebenen bürokratische und sogar legale Elemente gibt. Aber die ändern nichts am grundsätzlichen Charakter des Regimes.) Damit war das Dritte Reich Diktatur, aber eben keine Parteidiktatur.
Die Weisung Hitlers (oft sicherlich auch die mündliche!) hatten sicherlich das letzte Gewicht. Dennoch darf man den Blick nicht allein auf die Machtverteilung richten. . Man darf ja nicht vergessen, dass Hitler in vielen Fragen und besonders Konflikten eher als Moderator im Institutionenwirrwarr entschied und es auch häufiger zu Situationen kam, in denen die - ohne Frage - häufig wie "kleine" Diktatoren herrschenden Minister und Institutionsführer eigenmächtig regierten. So differierend die Interessen dieser Männer sein konnten, die Partei stellte eben das Bindemittel dar. Hitler hatte durchaus auch Interesse an einer quantitativ starken Partei, wobei er diese wohl vor allem als weiteres gesellschaftliches Kontroll- und Beherrschungsmittel sah. Es sei an die berühmte Reichenberger Rede von 1938 erinnert, wo er die Lebensstationen künftiger Bürger innerhalb der Partei schildert - erst HJ, dann SA usw., und die mit den Worten "und sie werden nicht mehr frei, ihr ganzes Leben" schließt.
- Das mehrfach gebrachte Beispiel der Parteikanzlei: Ihr Einfluss war unter Bormann größer als unter seinem Vorgänger Heß. Bormann kam in seine Vorzugsrolle nicht, weil er irgendwen in der Partei vertrat, sondern wegen seinem Zugang zu Hitler, und der Möglichkeit, diesen Zugang für anderen zu verhindern oder erleichtern.
Da widerspreche ich gar nicht. Allerdings war eben, und das war mir mehr ein Anliegen, die Parteikanzlei eine Institution eigener Machtfülle - völlig egal, aus welchen Ursachen diese Macht herrührte (nämlich daher, dass Bormann die Möglichkeit dazu hatte, Informationen und Entscheidungen, die von außen oder von unteren Hierarchiebenen an Hitler herangetragenw urden, von diesem fern zu halten).
- die Art der Herrschaft durch die Partei (ob nun demokratisch oder sonstwie) spielt dabei keine Rolle. Interessant ist nur, ob sie ein eigenes Gewicht hatte, oder lediglich Weisungen des "Führers" ausgeführt hat.
Ich meine: sie hatte! Zum einen in der Form, dass die Aufnahme der Partei den Aufstieg in viele gesellschaftlichen Positionen ermöglichte. Abgesehen davon gab es nun wirklich viele durch die Partei organisierte Aufgaben, für die sich Hitler persönlich nicht interessierte.
- Die NSDAP entsprach kaum dem, was seit der zweiten Hälfte des 19. Jhds., als Partei verstanden wurde. Interessanterweise haben die NS-Führer ja auch eher von der „Bewegung“ als „der Partei“ gesprochen.
Weiß nicht.. heute gibt es ja ein Parteiengesetz, dass so was regelt... wie sah dieses Gesetz damals aus (zurzeit der Gründung)? Mit der "Bewegung": auch hier Zustimmung.