@ lucanias
Es ist ja durchaus richtig, dass Müntzer anfangs Luthers Lehren vertrat. 1519 soll er in Jüterbog Luthers Thesen vertreten haben. Aber mit seinem Ortswechsel nach Allstedt, wo er bekanntlich Prediger war, änderte sich dies, da er eigene Ideen entwickelte, wie er diese reformatorischen Ansätze konkret umsetzen könne.
Sowohl Karlstadt als auch Müntzer dürften anfänglich sogar davon überzeugt gewesen sein, in Luthers Sinne zu handeln. Müntzer suchte ja anfangs, wie die berühmte Fürstenpredigt beweist, ebenso wie Luther den Weg über die Fürsten, zur Umsetzung seiner Vorstellungen.
Übrigens wird in dem mir vorliegenden DDR - Geschichtsbuch: Lehrbuch Geschichte Klasse 7 Volk und Wissen Ausgabe 1989 unter Leitung der Akademie der Wissenschaften (Zentralinstitut der Geschichte) der DDR erstellt - der Konflikt zwischen Luther und Müntzer ganz deutlich dargestellt und sogar hervorgehoben, vor allem indem die sich gegeneinander richtenden Schriften beider Seiten vorgeführt werden.
@ Arcimboldo
Wenn auch zeitlich voneinander getrennt (der Schwäbische Bund hatte durch Verhandlungen u.a. die Aufstände in Süddtl. bereits zum Zeitpunkt der Versammlung der Bauern bei Frankenhausen weitesgehend zum Erliegen gebracht) und untereinander kaum bis nicht in Kontakt, sehe ich die Thüringer Bauern von den Karten her als nördlichste Erhebung einer breiten Schneise der Gebiete, die von den Unruhen erfasst wurden von der Schweiz bis hoch in die Gegend um Halberstadt.
Du stellst aber sehr richtig dar, dass Müntzer eben kein Bauernführer war. Die Problematik in den Städten war oftmals eine andere als auf dem Land, auch wenn sich manche Städte den Bauernhaufen anschlossen oder angesichts der zahlenmäßigen Macht (man denke allein an 6.000 Bauern bei Frankenhausen, was eher ein kleiner als ein großer Haufen war) sich übergab.
Erst kurz vor der Schlacht bei Frankenhausen auf dem Hausberg schloss sich Müntzer mit einigen Hundert Mühlhausern dem dort lagernden Bauernhaufen an. Scheinbar hatten die Fürsten allerdings Müntzers Gefährlichkeit durch dessen Publikationen erkannt und forderten dessen Auslieferung, welche zu Zwist innerhalb des Haufens führte. Man darf also davon ausgehen, dass man zwar Müntzer nicht direkt als einen Führer der Bauern ansehen kann, aber dass die Bewegung vor allem in Thüringen von ihm beeinflusst wurde, sonst hätte man ihm nicht von der Gegenseite eine solche Bedeutung beigemessen.
Die besondere Verbindung zu Mühlhausen wird deutlich auch, indem man ihn zusammen mit Heinrich Pfeiffer, einem der führenden Anhänger in Mühlhausen, am 27. Mai 1525 vor den Toren der Stadt enthauptete.