Auch die spätantiken Menschen waren sicherlich nicht zu blöd um zu bemerken, ob Samstag oder Sonntag ist, ob Juli oder August und ob gerade der 1. oder der 15. August ist.
Das habe ich nicht behauptet. Aber weil die Kirche immer Recht hatte und u.a. die katholische immer noch glaubt, Recht zu haben, hätte es auch keinen Zweck gehabt zu protestieren, wenn die Kirche verschiedene Feste im August zu einem vereinte. Man hatte es einfach hingenommen wie später die Kalenderreform des Gregors:
„Auf Donnerstag, den 4. Oktober, folgte Freitag, der 15. Oktober.“ 10 Tage verschwanden, das sorgte für Irritation, klar, aber der einfache Mann nahm es hin, schließlich hat Papst gesprochen:
„Roma locuta – Causa finita“.
Dass die christlichen Kirchen ziemlich frei ihre Festtage festsetzten, ist kein Geheimnis, schließlich feiern Kirchen verschiedene Feste an den gleichen oder verschiedenen Tagen unter gleichen oder verschiedenen Namen – wie die jeweilige Tradition es halt gebot. Klar, die Festsetzungen wurden von den Kirchen immer begründet – so auch jetzt: Noch im 20. Jahrhundert änderte die katholische Kirche die Namen einiger Feiertage. Und nicht nur die Namen wurden geändert – oder die alten wieder eingeführt –, auch die Bedeutung änderte sich ganz offiziell.
So entnehme ich dieser Liste
aus dem Jahr 1687, dass der 1. Januar als
„Circumcisio Domini“ genannt wurde. Das sollte also die Beschneidung Jesu gewesen sein, die nach jüdischem Ritus am 8. Tag nach der Geburt erfolgen sollte. Aber jetzt ist der 1. Januar das
„Hochfest der Gottesmutter“, die Beschneidung wird nicht mehr gefeiert – ist ja was Jüdisches. Oder: Jeder Hinweis, dass Jesus Jude war und auch als Jude starb, sollte verschwinden. Dabei hat man gerade in der Anfangszeit des Christentums großen Wert auf das Judentum Jesu gelegt, schließlich sollte er das angekündigte Messias sein. Aber die Zeiten änderten sich halt und/oder neue Zielgruppe wurde für die Mission ausgeguckt, ...
Allerdings geht diese Geschichte noch weiter:
Am 2. Februar wird in der o.g. Liste als das Fest des
„Purificatio S. Mariä“, d.h. der Reinigung Mariens genannt: Nach jüdischem Brauch war die Gebärerin 40 Tage nach der Geburt eines männlichen Kindes unrein und durfte keinen Tempel betreten – und zumindest in katholischen Gegenden galt für katholische Wöchnerinnen noch in den 1960er Jahren, dass sie in den ersten 40 Tagen die Kirche nicht betreten durften (nach Geburt eines Mädchens dauerte diese Phase 80 Tage!).
2. Februar heißt jetzt aber das Fest
„Darstellung des Herrn“, hat also nichts mehr mit Reinigung Mariens zu tun, die folgerichtig war/ist, wenn der 25. Dezember der Tag der Geburt war: 7 Tage in Dezember und 33 Tage in Januar/Februar machen zusammen 40 Tage.
Ich kann mir diese 2 Änderungen mit dem Zeitgeist erklären. Oder: Weil man Maria „ihr“ Fest am 2. Februar wegnahm, gab man ihr ein anderes am 1. Januar. Oder: Man ist in Vergabe und Festlegen von Festen wie ehedem flexibel geblieben – wie vielleicht bei „
ferragosto” auch.