Umweltzerstörung im Attischen Herrschaftsgebiet

Vielen Dank @Dieter, das Platon-Zitat habe ich gesucht, wusste aber nicht mehr "welcher olle Grieche" die Quelle ist.

Neben der Abholzung, schon schlimm genug, kommt ein zweiter Faktor zur Wirkung.

Es ist die Weidewirtschaft, besonders mit Ziegen. Dadurch wird nämlich eine natürliche Regeneration der Vegetation verhindert und auch das Buschwerk vernichtet. Dann, und wirklich erst dann, haben wir die nackten Hänge wie ein Gerippe. Warum sich das Bild auf den kleineren Inseln zuerst zeigte, liegt auf der Hand. Da genügen wenige kleine Herden, um in kürzester Zeit diesen Effekt zu erzielen.
 
Der Mangel an dem Rohstoff Holz im postattischen Griechenland ist mir auch schon einmal aufgefallen.


Als Demetrios Poliorketes im Juni 307 in Athen einzog und das Kassander treue oligarchische Regime (Demetrios von Phaleron) beseitigte erhob das neue demokratische Regime Demetrios und seinen Vater Antigonos Monophthalmos zu rettende Götter:

Als Botschafter der Stadt bei Antigonos [der in Asien herrschte!] ankamen und ihn von den Verordnungen und Ehrungen für diesen kund taten, und um Korn und Holz für den Schiffbau erbatten, gab er ihnen 150.000 Scheffel Korn und genügend Holz für 100 Schiffe. (Diodor 20.46.1-4)
 
Nicht zu vergessen sind die Silberminen von Laurion und deren systematische Ausbeutung.

Darf ich hierzu aus meinem Beitrag Nr. 19 zitieren:

Große Mengen Holz verschlangen die Schmelzöfen der Erzgießer, die z.B. im Lauriongebirge auf Attika Silbererz erschmolzen. Es bildete eine wichtige Grundlage für Athens machtpolitischen Aufstieg und man schätzt, dass im 4. Jh. etwa 10 000-20 000 (!) Bergwerkssklaven in den Minen von Laurion schufteten.

Besonders große Holzmengen verschlang schließlich der Bau immer neuer Kriegsflotten und zahlreicher Handelsschiffe. Je stärker die Bevölkerung wuchs, je häufiger Schiffe im Mittelmeer kreuzten und je mehr Erz man für Waffen brauchte, desto rascher gingen die Wälder zurück - bis schließlich der nackte Fels zum Vorschein kam, wie man das heute kennt.
 
;) Was lernt uns das ?:red:

Auch in einer Hochkultur wie der attischen waren die Menschen bzw. politischen Systeme nicht in der Lage, nachhaltig zu wirtschaften, also Wälder wieder aufzuforsten, um die anschließende - irreversible - Bodenerosion zu verhindern, wodurch sie sich selbst für ihren Wohlstand den Boden entzogen. :rofl:

Damit sind die Griechen allerdings in guter Gesellschaft, angefangen bei den Sumerern und endend mit...:nono:
 
Da empfehle ich nur die Lektüre: Jared Diamond "Kollaps". Wir Deutschen kommen da übrigens extrem gut weg. Der Autor kam mit der Vorstellung in unser Land, eine gigantische zum Teil kriegszerstörte Industrie- und Städtewüste vorzufinden und war überrascht über den Waldreichtum.
 
Darf ich hierzu aus meinem Beitrag Nr. 19 zitieren:

Entschuldige Dieter, das kommt davon, wenn man nur sprunghaft liest. Abgesehen von den enormen Holzmengen, die dort verheizt worden sind, muss
aber auch der Abbau selbst wie auch die Infrastruktur der Minen die Landschaft nachhaltig verändert haben.
 
Hallo Dieter und Aquilifer

Bitte lest noch einmal die Beiträge 16, 17 und 18 aufmerksam durch. Ihr werdet feststellen, dass El Quijote schon erwähnt hat, dass gediegene Metalle nicht ausgeschmolzen werden. Höchstens für die Herstellung der nötigen Werkzeuge kamen Schmelzöfen zum Einsatz.
Das Erz wurde erst zu Schlamm zerkleinert und dann löst man die Edelmetalle z. B. mit Natriumcyanid- Lösung aus.
 
Ich bezweifle sehr, dass die Griechen über Natriumcyanid-Lösung verfügten. Gediegene Metalle mussten auch ausgeschmolzen werden, weil trotzdem verunreinigt und (außer Gold) zumindest an der Oberfläche oxydiert.
 
Hab noch mal recherchiert und gelesen, dass das Silber in Laureion hauptsächlich aus Bleiglanz gewonnen wurde, und ja du hast recht dabei musste es verhüttet werden. (Das Verhältnis von Silber zu Blei in dem Gebiet liegt übrigens bei etwa 3 : 100.)
Bei der Silbergewinnung wird das Erz zerkleinert, gewaschen und so von Verunreinigungen befreit. Das im Anschuss getrocknete Erz wurde in einem Ofen ausgeschmolzen bis man silberhaltiges Blei erhielt. Das Blei –Silbergemisch wurde in Öfen weiter erhitzt und oxidiert bis man eine ziemlich reine Silberlegierung erhielt.

Zum nachlesen empfiehlt sich:

Von Waldemar Wittmann: Mensch, Produktion und Unternehmung: Eine historische Nachlese

Jahrbuch des Deutschen Archeologischen Instituts Band 87, 1972


Es gibt ja nicht viel was in der Antike über die Möglichkeiten des Silbergewinnung gesagt wurde, aber zumindest ein Römer äußerte sich dazu:

Ausschmelzen lässt es sich nur mit schwarzem Blei, oder in Verbindung mit Bleistufen, die sich dicht neben den Silberadern finden und Galenea heißen. Bei der Feuerarbeit scheidet das Blei sich aus, und das Silber schwimmt oben auf, wie das Öl auf dem Wasser.

Plinius. übers. v. C. F. Lobrecht Strack, Bremen 1855, 3. Teil, 33. Buch, S. 385

zu finden in:

Arne Andersen, Historische Technikfolgenabschätzung am Beispiel des Metallhüttenwesens und der Chemieindustrie in, Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Beiheft 90, Stuttgart 1996, S. 39, (Fußnote 9)


Tja,… doch Feuer mit im Spiel. :pfeif:
 
Gediegene Metalle mussten auch ausgeschmolzen werden, weil trotzdem verunreinigt und (außer Gold) zumindest an der Oberfläche oxydiert.

Natürlich mussten sie das!

Es gibt im übrigen schöne griechische Vasenbilder, auf denen man den Schmelzvorgang bzw. die Schmelzöfen gut erkennen kann!
 
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