Unabhängigkeitserklärung der Lakota (Sioux)

askan

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soweit ich weiß haben die Seminolen in Florida nie vor den USA kapituliert und klagen auch auf Unabhängigkeit den es gibt angeblich keinen Friedensvertrag oder etwas was den Anschluß des Seminolengebiets an die USA legitimiert
 
Die indianischen nations haben in den USA den Status abhängiger Nationen - jedenfalls soweit sie von der Bundesregeriung als nation anerkannt sind. Dies sind jedoch nicht alle vorhandenen nations. Insbesondere in den Ostküstenstaaten gibt es Ethnien, die nie anerkannt wurden und auch keine Reservation haben. Im Bundesstaat Virginia zb kämpfen mehreren Ethnien um diese Anerkennung.

Aufgrund dieses besonderen Status ist im Grunde jede Reservation ein "Staat im Staate" mit gewissen Rechten, das Zusammenleben nach eigenen traditionellen Vorstellungen zu gestalten. Es kann aber auch darüber hinaus gehen: aufgrund des Status als Nation können zb auch eigene Pässe ausgestellt werden. In den 1970er Jahren veranstaltete die GfbV (Gesellschaft für bedrohte Völker) eine Vortragsreise mit Indianern aus Nord- und Südamerika. Den anreisenden Haudenosaunee (Irokesen) wurde die Ausstellung von Reisepässen verweigert. Sie nahmen trotzdem teil - mit von der nation ausgestellten Pässen, die bei der Ausreise anerkannt werden mußten.

Ebenso ist aufgrund des Status als nation auch möglich, daß auf Reservationen Casinos betrieben werden, auch wenn in dem Bundesstaat, in dem sie sich befinden, Glücksspiel illegal ist.
Ein weiterer Aspekt ist, daß Indianer, die in Jobs *auf* der Reservation arbeiten, keine US-Einkommenssteuer zahlen müssen. Entgegen einem weitverbreiteten Vorurteil sind sie aber genauso voll steuerpflichtig, wenn sie außerhalb der Reservation arbeiten.
Außerdem können auf einigen Reservationen zb Zigaretten billiger verkauft werden, weil dort nicht die in den USA anfallenden Steuern gezahlt werden müssen.


Bei den Seminole wird übrigens gern gewitzelt, daß man sich immer noch im Krieg mit den USA befinde, eben weil sie weder militärisch besiegt wurden, noch ein Friedensschluß/vertrag jemals zustande kam.


Die Unabhängigkeitserklärung erfolgte übrigens nicht von den Dakota, sondern den Lakota bzw genau gesagt von einer Gruppe Lakota. Hier ist zb Russell Means beteiligt, der bei den Lakota und darüber hinaus nicht unbedingt hochangesehen ist. Es scheint sich auch mehr um eine PR-Aktion zu handeln; nun gut, Means war ja bereits zu früheren AIM-Zeiten ein 'Lautsprecher'.
 
Das sind halt so Späßchen analog der neulich diskutierten Frage, ob wir uns immer noch im Kriegszustand mit Liechtenstein befinden (oder die Sache mit Berwick-upon-Tweed).

Juristisch relevant ist das natürlich alles nicht.

Es ist aber immer wieder interessant und für deutsche Verhältnisse kaum vorstellbar, wie stark föderalistisch die USA immer noch sind - dazu gehört dann auch die rechtliche Selbständigkeit der nations.

Übrigens gab es kurz nach der Gründung der USA Ansätze, die indianischen Nachbarvölker wirklich als unabhängige Nationen anzuerkennen und entsprechende Grenzregelungen zu etablieren.
Das war aber dann innenpolitisch nicht durchsetzbar - weil die Zentrale kaum Einfluß auf die Einzelstaaten hatte und die Masseneinwanderung aus Europa Fakten schaffte, die politisch nicht zu steuern waren.
 
Übrigens gab es kurz nach der Gründung der USA Ansätze, die indianischen Nachbarvölker wirklich als unabhängige Nationen anzuerkennen und entsprechende Grenzregelungen zu etablieren.

Interessant. Kannst du da noch nähere Angaben zu machen? :)
 
@Tekker:
Oh je, ich kann mich leider nur an wenige Details erinnern.

Es war wohl die Idee der damaligen Bundesregierung (die erste oder zweite nach der Verfassungsgebung).
Es kamen damals eine Reihe von Repräsentanten von Indianerstämmen aus der Gegend zwischen Mississippi und Appalachen nach New York (damals noch Hauptstadt) und haben über Monate diverse Verträge verhandelt.
Im Erfolgsfall hätten diese Stämme echte Staaten mit festen Außengrenzen untereinander und vor allem gegenüber den USA gebildet.

Dazu hätte die US-Regierung natürlich auch garantieren müssen, daß diese Grenzen nicht verletzt würden.
Und das war nicht durchsetzbar - die ganze Zeit über kamen neue Einwanderer und siedelten sich in den Indianergebieten an, schon nach wenigen Jahren gab es deutlich mehr Einwanderer als Ureinwohner.

Die Zentralregierung hatte keine militärische oder polizeiliche Macht, um das zu verhindern - solche Machtmittel waren noch alleine Sache der einzelnen Bundesstaaten.
Und die betreffenden Staaten hatten keinerlei Interesse daran, diese Ideen der Bundesregierung zu fördern und die Siedler zu behindern - ansonsten wäre es dort wohl auch zu heftigen internen Konflikten gekommen.

Erst viel später war durchsetzbar, daß die Indianer auf einem Teil des Landes ihre intern autonomen Gebiete bekamen - sie waren einfach zu wenige, um die komplette Landfläche für sich behalten zu können.
 
Kleiner Nachtrag zum letzten Beitrag (ich habe einige Notizen gefunden):
Der Vorschlag zu diesen Verträgen kam von Henry Knox, Verteidigungsminister unter Präsident Washington.

Vertragspartner waren zuerst die Creek (die kamen nach New York zum Verhandeln), weitere Stämme wären gefolgt, wenn es geklappt hätte.
Gescheitert ist die Sache im wesentlichen am Widerstand Georgias.

Washington soll dies als seinen größten Mißerfolg angesehen haben.
 
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