Urgermanisch & Voralthochdeutsch bei den Römern

Ein westgermanisches Sprachzeugnis gibt es aus der Zeit um 300 - einen Kamm mit der Inschrift KABA:

...und trägt in Runen, dem germanischen Alphabet, die Inschrift KABA. Zu lesen sind diese Buchstaben als „Ka(m)ba“, zu Deutsch „Kamm“. Der Nachweis der maskulinen Endung -a in dieser frühen Zeit ist sprachgeschichtlich eine Sensation, bildet sie doch ein bisher fehlendes und lang erhofftes Bindeglied in der Entwicklung vom Urgermanischen zur westgermanischen Sprachenfamilie, der das Deutsche, Niederländische, Friesische und zu Teilen auch das Englische angehören...


Sieh einer an!
 
Deine Eingangsfrage betrifft die Historiolinguistik der germanischen Sprachen (und irgendwie glaube ich, dass du das weisst) ,

Noch einmal dazu .
Selbstverständlich habe ich an der Uni einiges über Sprachzeugnisse der Germanen in auf dem Gebiet des heutigen Deutschland recherchiert und selbst nicht viel vor 750 darüber gefunden. Nur weil ich aber nichts finde heißt das lange nicht, dass es nicht Dinge gibt, die ich übersehen habe, siehe SEPIOLA zwei Spalten über diesem Post
Ein westgermanisches Sprachzeugnis gibt es aus der Zeit um 300 - einen Kamm mit der Inschrift KABA:
Und es war schlicht mein Antrieb, Historiker, die eigens dafür in einem Forum verkehren nach Rat und Information zu fragen :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Übrigens gibt es einen RGA Sonderband, der sich mit Trümmersprachen, darunter langobardisch, befasst.
Wie schon gesagt: vereinzelte Runenfunde bringen Sprachsplitter, die älter als das bibelgotische sind - und wenn alle Jubeljahre mal was neues entdeckt wird wie Ka(m)ba, dann ist das erfreulich. Dieses spärliche Material gleichen die Sprachhistoriker dann mit ihren Sprachregeln zu den rekonstruierten Sprachen ab.
Die Historiker selber wissen da auch nicht mehr darüber.
 
Aber es gab bei Friedensverhandlungen mit germanischen Stämmen doch Gesandtschaften, die dolmetschen mussten, um sich zu verständigen und so weiter. Es muss doch auch ein römisches Interesse daran gegeben haben, den Feind zu verstehen, oder nicht?

Da wäre nun meine Frage: Gibt es aus dem Zeitraum zwischen 100 v. Chr bis 400 n.Chr irgendwelche schriftlich festgehaltene Arbeiten von römischen Zeitgenossen über die Sprache der Germanen?
Wenn es schriftliche Quellen gibt, dann modern diese wohl in versteckten Archiven herum und müssen noch entdeckt werden, oder sind verlorengegangen.

Ich las vor vielen Jahren auf einer Wikipedia-Seite (welche ich schon länger verloren habe), dass es es wohl in Gallien einen römischen Offizier gegeben hat, welcher entweder eine germanische Auxiliareneinheit befehligt hat, oder viel in Germanien unterwegs war, und so "fließend Germanisch" sprechen konnte. Was genau das für eine germanische Sprache war wurde nicht erwähnt. Bei manchen Römern gab es also doch ein gewisses Interesse, aber wohl nur im Kontext von Grenzbewachung und Handel.
 
Es gibt die um 350 n.Chr. entstandene Wulfilabibel, für die der Übersetzer Wulfila ein eigenes gotisches Alphabet schuf. Eine zumindest teilweise erhaltene Abschrift ist uns im um 505 entstandenen Codex Argenteus erhalten geblieben.
Inwiefern die Wulfilabibel aber tatsächlich das damals gesprochene Gotisch darstellt und nicht eine von ihm geschaffene gotischklingende Schriftsprache, sei mal dahingestellt.
 
Inwiefern die Wulfilabibel aber tatsächlich das damals gesprochene Gotisch darstellt und nicht eine von ihm geschaffene gotischklingende Schriftsprache, sei mal dahingestellt.

Wulfila hat such bei seiner Übersetzung ganz sicher einer gesprochenen Sprache bedient, einer Sprache, die von den Leuten damals auch ohne weiteres verstanden wurde.
Warum hätte er eigens eine "gotischklingende" Sprache erschaffen sollen, die niemandem außer ihm selber geläufig war?
 
Wulfila hat such bei seiner Übersetzung ganz sicher einer gesprochenen Sprache bedient, einer Sprache, die von den Leuten damals auch ohne weiteres verstanden wurde.
Warum hätte er eigens eine "gotischklingende" Sprache erschaffen sollen, die niemandem außer ihm selber geläufig war?
wiki äußert diesen Zweifel, weil Wulfila sich möglichst nahe am griechischen Original habe halten wollen. Daher wird dort vermutet, dass er bspw. einige Neologismen eingebaut habe, sodass eine gotische Schriftsprache erschaffen wurde. "Gotischklingend" ist ein übertriebenes Adjektiv, das ich gewählt habe. Das war eher ein Fehlgriff meinerseits.

Sicherlich wollte Wulfila verstanden werden. Aber ob seine Bibelübersetzung wirklich in einem "Alltagsgotisch" war, etwa im Sinne einer Luther'schen Bibelübersetzung, wird sich schwer nachvollziehen lassen können. Wir wissen einfach zu wenig über die gotische Sprache.
 
wiki äußert diesen Zweifel, weil Wulfila sich möglichst nahe am griechischen Original habe halten wollen. Daher wird dort vermutet, dass er bspw. einige Neologismen eingebaut habe, sodass eine gotische Schriftsprache erschaffen wurde. "Gotischklingend" ist ein übertriebenes Adjektiv, das ich gewählt habe. Das war eher ein Fehlgriff meinerseits.

Sicherlich wollte Wulfila verstanden werden. Aber ob seine Bibelübersetzung wirklich in einem "Alltagsgotisch" war, etwa im Sinne einer Luther'schen Bibelübersetzung, wird sich schwer nachvollziehen lassen können. Wir wissen einfach zu wenig über die gotische Sprache.

Luther hat doch auch haufenweise Neologismen geschaffen:

Feuereifer, Herzenslust, Denkzettel, Fallstrick, Lockvogel, Lückenbüßer, Mördergrube, Rotzlöffel, Schandfleck.

Auch viele Redensarten stammen aus der Feder des Reformators, etwa: „Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“, „sein Scherflein dazu beitragen“, „wider den Stachel löcken“, „im Dunkeln tappen“.

Siehe auch:

Luther und Wulfila haben sich selbstverständlich jeweils einer Sprache bedient, die von möglichst vielen verstanden wird.

Der Unterschied ist: Luther hat bereits eine Schriftsprache vorgefunden, sich aber trotzdem bemüht, "dem Volk aufs Maul zu schauen". Wulfila hingegen hat keine Schriftsprache vorgefunden, er hatte also keine Wahl.
 
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