Van Dyck ist oder war das Nonplusultra?

Brissotin

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Mich überrascht immer wieder wenn ich Literatur über die Kunst im 18.Jh. lese, dass die Zeitgenossen immer wieder die Meisterwerke der Kunst mit Van Dyck vergleichen. Einmal nennen sie Martin van Meytens ( http://www.geschichtsforum.de/f31/bildbaende-zu-martin-van-meytens-12225/ ) einen zweiten van Dyck, mal kopiert ihn Gainsborough, Zeitgenossen werden in Kostüme der Zeit von van Dyck für die Porträts gesteckt. Sicherlich gab es noch immer eine Begeisterung für Rubens und Rembrand und auch für Teniers, vielleicht für Letzteren noch mehr als für die anderen beiden.

Warum aber war er sosehr das Nonplusultra in der Malerei, warum beflügelte er die Maler? Hat sich an dieser Begeisterung für van Dycks Kunst bis heute nichts geändert?
 
Wurde oder wird er denn wirklich als das non-plus-ultra der Malerei gesehen?

Seinen Hauptruhm macht doch eigentlich die Porträtmalerei aus, und da hat er ja wirklich die Malerei seines Lehrers Rubens fortentwickelt. Einmal hat er in Italien bei Veronese und Tintoretto sowohl hinsichtlich Farbgebung wie Farbführung Neues gesehen und in seiner Malerei verarbeitet, zum andern versucht er nicht mehr, seine Auftraggeber "majestätisch" darzustellen, er lockert den Hintergrund auf und seine Figuren gewinnen eine Leichtigkeit und Lockerheit, wie sie bis dahin bei Bildnissen nicht üblich war. Da dabei gleichzeitig aber Vornehmheit (im Gegensatz zu Majestät) gewahrt wurde, kam das bei den Kunden offensichtlich gut an.

Und Gainsborough hat van Dyck nicht kopiert, aber doch, wie er selbst irgendwo geschrieben hat, sich in der Malweise an van Dyck orientiert.

Aber auch nach van Dyck ging doch die Entwicklung der Porträtmalerei weiter: Frans Hals etwa war dann gar ein Vorbild für die Impressionisten, weil seine Bildnisse oft nur einen skizzenhaften Charakter hatten.

Aber ich bin in den Details der Kunstgeschichte nur ein interessierter Laie.
 
1. Wurde oder wird er denn wirklich als das non-plus-ultra der Malerei gesehen?

Seinen Hauptruhm macht doch eigentlich die Porträtmalerei aus, und da hat er ja wirklich die Malerei seines Lehrers Rubens fortentwickelt.

2. Aber ich bin in den Details der Kunstgeschichte nur ein interessierter Laie.

1. Kann sein. Aber z.B. im 18.Jh. stellte die Porträtmalerei einen wichtigen Teil der Malerei dar und wenn man, wie nachweislich von mir ausgeführt, so gern mit van Dyck verglich, muss er ja als eine Art hervorragender Meister angesehen worden sein.
Aber ich schaue mal weiter, ich glaube Mengs wurde bspw. mit einem anderen Genie der Malerei verglichen.

2. Ich auch, da können wir uns die Hand geben.:O
 
Natürlich war er ein hervorragender Meister der Porträtmalerei.

Man muss nur mal Bildnisse von Hans Holbein d.J., Tizian, Rubens, Rembrandt und van Dyck nebeneinander stellen, dann sieht man, welchen Sprung nach vorn van Dyck bedeutet, verglichen mit der relativ langsamen Veränderung der Bildauffassung in vorhergehenden 100 Jahren. Man sieht das meines Erachtens ganz besonders an dem Porträt Karls I., das im Louvre hängt.

In der darauf folgenden englischen Porträtmalerei hat Gainsborough auf van Dyck aufgebaut, keine Frage. Joshua Reynolds dagegen war meines Erachtens früheren Vorbildern eher verpflichtet.
 
Von Thomas Gainsborough habe ich mittlerweile zwei Kopien nach van Dyck gefunden (Tizian kopierte er, glaube ich, auch):
"The Pembroke Family" 1760-1770 Waterhouse 1015
"Lords John and Bernhard Stuart" 1760-1770 Waterhouse 1017

Wenn man sich den Malstil von van Meytens anschaut und den von Pesne dazu nimmt, finden sich schon Jünger von van Dyck in der europäischen Malerei, die aber wie Du sagtest eigentlich keine schnöden Kopien fertigten sondern das ganze verfeinerten, bis dann mit David und anderen diese Tradition eigentlich abbrach.

An dem Bild Charles I. fällt für mich ganz eklatant auf, dass van Dyck damit einen Typ geschaffen hat, den es zuvor nicht in der Form in der Malerei gab und der für die Malerei Englands so vorbildlich werden sollte, dass er eine besondere Diferenz zur Malerei im Festlandseuropa darstellen sollte: Der scheinbar spazieren gehende Gentlemen. Während das Motiv des Herren in einer nicht näher zu definierenden Waldlandschaft unter Gainsborough, Wright of Derby, Reynolds usw. so typisch wurde, befinden sich die Herren und Damen der Porträts in Frankreich immer noch in ihrer Lebenswelt des Hauses: Arbeitszimmer(Kabinett), Boudoir oder Salon. In Deutschland bietet dabei, man höre und staune, Ziesenis eigentlich ein Novum mit seinem Porträt des Erbprinzen Ernst Ludwig von Sachsen zu Gotha-Altenburg (1768).
 
Ich habe mal eine Frage, die zu van Dyck passt. Es entwickelte sich ja die sogenannte "van Dyck"-Kleidung im 18.Jh., welche ein weiterer Beleg für die Beliebtheit des Malers sein kann.
Auf vielen zeitgenössischen Gemälden wie von Angelika Kaufmann aber auch Pompeo Batoni ( Pompeo Batoni paintings prints reproductions ), Friedrich Heinrich Füger ( siehe oben: Aufgeklärt Bürgerlich -Impressum ) finden sich Personen in dieser, an das 17.Jh. angelehnten Kleidung. Dabei habe ich solche Kleidung, außer der radikal eingeführten schwedischen Hoftracht Gustav III. noch nie im Original gesehen. Gab es diese Kleidung wirklich und umfangreich in der Oberschicht oder war dies nur für die Gemälde "da"? Ich finde diesen Aspekt zur Einordnung dieser bemerkenswerten Kunstwerke durchaus nicht unerheblich. Die meisten Kunsthistoriker, welche sich mit der Malerei beschäftigen haben ja keine Ahnung von Kostümkunde und fragen scheinbar danach nicht.
 
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