Venedigs Niedergang beginnt mit personellen Fehlentscheidungen

Ist da möglw. eine solche ("Gesellschafts"-)Kritik schon enthalten oder soll so etwas nahegelegt werden?
Diese Gesellschaftskritik findet man schon am Ende des 15. Jh. bei Girolamo Priuli: " Als die Edelleute und Bürger Venedigs zu Reichtum gekommen waren, wollten sie ihren Erfolg genießen, auf der terra ferma wohnen und an Orten, wo sie sich den Freuden des Landlebens hingeben konnten und nicht mehr an Seefahrt und Handel zu denken brauchten. Letztere waren gewiss mühsamer und aufreibender, aber schließlich war es die See, der die Venezianer ihr Glück und Wohlergehen verdankten."
 
Die Ereignisse um 1500 müssen ein Schock gewesen sein. Von daher ist das gut nachvollziehbar.

Welche Rolle spielten denn die maritimen Entwicklungen bei den Desastern, die Schiffe, Artillerie etc. Also "neue" Techniken, die man verschlafen hat oder nicht effektiv anzuwenden wusste?

Vermischt sich das mit dieser Gesellschaftskritik?
 
Auch wäre es auf lange Dauer wahrscheinlich nicht möglich gewesen, sich gegen die osmanische Übermacht zu halten, aber mit besserem Führungspersonal hätte das noch über mindestens eine Generation verschoben werden können.

Die Türken trugen zwar zum Niedergang Venedigs kräftig bei, doch kam das definitive Ende bekanntlich durch Napoleon. Ende des 18. Jh. spielte das Osmanische Reich keine bedrohliche Rolle mehr, aber die Serenissima war dennoch nur noch ein Schatten früherer Stärke.

Ohne die geschickte venezianische Diplomatie wäre die Republik weitaus früher von den europäischen Großmächten auf italienischem Boden - Habsburg, Frankreich, Spanien - verschlungen worden. Man denke nur an die lebensbedrohliche Liga von Cambrai, bei der Habsburg, Frankreich, Aragon, Ungarn und der Kirchenstaat gegen Venedig verbündet waren mit dem Ziel, den Staat auszulöschen und sein Territorium als Beute zu verteilen. Auch da gelang es den grandiosen venezianischen Diplomaten, das Schicksal gerade eben noch abzuwenden und einen Keil zwischen die Verbündeten zu treiben.

Inwieweit sich ein wirtschaftlich gesunder und souverän gebliebener venezianischer Staat dem italienischen Einigungsrausch hätte entziehen können, bleibt der Spekulation überlassen.
 
Welche Rolle spielten denn die maritimen Entwicklungen bei den Desastern, die Schiffe, Artillerie etc. Also "neue" Techniken, die man verschlafen hat oder nicht effektiv anzuwenden wusste?
Vermischt sich das mit dieser Gesellschaftskritik?
Auf maritimen Gebiet waren die Venezianer, bis zum ende des 16. Jh. auf dem neuesten Stand im Mittelmeergebiet. Die Qualität und Schnelligkeit der venezianischen Galeere wurde von keinem anderen Land erreicht. Venezianische Schiffsbauer hatten ein Verzerrungsverfahren entwickelt, mit dem die einzelnen Schiffsspanten berechnet werden konnten und sie hatten bereits eine Normierung. Wer im Arsenal arbeitete hatte unter der arbeitenden Bevölkerung einen herausragenden Status und wurde gut bezahlt. Venezianische Schiffsbaumeister waren begehrte Leute und einige von ihnen ließen sich von den Osmanen abwerben. Venezianer und Genuesen waren auch die Ersten, die gegen die Bedenken ihrer Kapitäne wegen der Belastung des Buges, Kanonen auf ihren Galeeren aufstellten. Die venezianische Galia Grossa galt als das sicherste und schnellste Handelsschiff, da sie eine große Anzahl an Bogenschützen an Bord hatten und stets im Konvoi fuhren. Diesen Schiffen vertrauten viele Kaufleute ihre wertvollsten Handelsgüter an. Auch das Pilgergeschäft wurde mit diesen Schiffen getätigt.
An der Schlacht von Zonchio sieht man, dass die Venezianer als erste versuchten, mittels Kanonen eine Seeschlacht zu schlagen. Die Brandkatastrophe wirkte aber so schockierend, dass man wieder für lange Zeit auf kanonenstarrende Segelkriegsschiffe verzichtete. Bei der Seeschlacht von Lepanto, die eine reine Galeerenschlacht war, setzten sie wieder, und diesmal mit Erfolg auf Kanonen, die sie auf ihren sechs großen Galeassen wirkungsvoll zur Entfaltung brachten.
Im 17. Jh. endete ihre Innovationskraft und das Arsenal, die größte Schiffswerft der damaligen Welt, begann zu verkommen. Venedig übeließ den Transport seiner Güter zunehmend ausländischen Schiffen, bevorzugt Engländern. 1609 klagte ein Kapitän: " Venedigs Schiffe, besonders die großen, die einst in dieser Stadt so zahlreich waren- es gibt sie nicht mehr..... Und weil in dieser Stadt keine Schiffe mehr gebaut und auf ausländischen Schiffen keine Venezianer angeheuert werden, suchen sich die Älteren anderswo Arbeit , neue werden nicht ausgebildet und so stirbt der Seemannsberuf aus." Trotz dieses Niederganges blieb Venedig noch ein weiteres Jahrhundert ein bedeutender Handelsplatz.
 
Trotz dieses Niederganges blieb Venedig noch ein weiteres Jahrhundert ein bedeutender Handelsplatz.

Zum Schluss allerdings nur noch als regionaler Hafen. Da lief sogar der Freihafen Triest den Venezianern den Rang ab. - Dafür hatten sie immerhin den weltberühmten Carneval, der Europas Elite und Europas Abenteurer in Venedig vereinte. :D
 
Dafür hatten sie immerhin den weltberühmten Carneval, der Europas Elite und Europas Abenteurer in Venedig vereinte. :D
Es ist schon kurios, dass der Carneval, der aus der Zeit des Nidergangs stammt, für viele Touristen das Einzige ist, was sie von der Geschichte der Stadt wissen. Seinen endgültigen Tiefpunkt hat die Stadt in unserer Zeit erreicht. Es gibt nur noch einen Bruchteil der Einwohnerzahl ihrer Blütezeit. Nur noch eine vor sich hinmodernde , teilweise noch schöne Kulisse .
 
Nur noch eine vor sich hinmodernde , teilweise noch schöne Kulisse .

So harsch würde ich das nicht formulieren. Venedig ist ein großes Freilichtmuseum geworden und seine immer noch stolzen Bewohner versuchen beharrlich, dieses gewaltige Gesamtkunstwerk für die Menschheit zu retten.

Rund 80 000 Venezianer leben innerhalb der Lagune und sie sind sich ihrer glorreichen Vergangenheit sehr bewusst. ;)
 
Rund 80 000 Venezianer leben innerhalb der Lagune und sie sind sich ihrer glorreichen Vergangenheit sehr bewusst. ;)
Es müssen aber immer mehr Einwohner aufs Festland ziehen da sie sich das Leben in der Stadt gar nicht mehr leisten können. Dass die Venezianer stolz auf ihre Geschichte sind, zweifle ich nicht an aber der Bevölkerungsschwund hält noch an.
 
Hier noch ein paar Bilder von den venezianischen Erfolgsmodellen des 15. und 16. Jh.
Das erste Bild stammt von Vittore Carpaccio und zeigt eine Trireme des späten 15. und frühen 16. Jh. Man sieht die Riemen in Dreiergruppen, nebeneneinander. Im Hintergrund befindet sich eine Karacke.
Das zweite Bild, eine Zeichnung von Raffael zeigt eine Galeotta, eine Halbgaleere, vom Heck her gesehen.
Bild 3 stammt von Edmond Paris und stellt eine venezianische Trireme von 1539 dar. Die Venezianer behielten am längsten das Zenzile-Rudersystem bei. Das erforderte Berufsruderer, da es sehr schwierig war 3 Riemen, die im Abstand von knapp 30 cm voneinander auf dem Dollbord angebracht waren, von einer Bank aus zu rudern. Sie besitzt noch nicht die Rambade, den Aufbau am Bug, ist aber trotzdem mit Kanonen bestückt. Im 15. Jh. ruderten auch die Genuesen, Spanier und Osmanen auf diese Weise. Die Flotte von Mehmed und Bajezid bestand auch zum großen Teil aus Triremen.
Bild 4 zeigt eine Trireme aus der Mitte des 16. Jh. Hier ist der Bug mit der Rambade überbaut. Im vorderen Teil sind Enternetze aufgezogen. Auf der rechten Seite fehlt eine Bank und ist durch die Kochstelle belegt. Auf der linken Seite ersetzt das Beiboot eine Bank.
 

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Noch ein kleiner Kachtrag zu den Karacken. Dieser Namen wurde von den Venezianern sehr selten verwendet. Meist benutzten sie die Bezeichnung Rundschiffe (Navi rotonde) oder Bertoni für alle hochbordigen Segelschiffen.
 
Auf maritimen Gebiet waren die Venezianer, bis zum ende des 16. Jh. auf dem neuesten Stand im Mittelmeergebiet. Die Qualität und Schnelligkeit der venezianischen Galeere wurde von keinem anderen Land erreicht. Venezianische Schiffsbauer hatten ein Verzerrungsverfahren entwickelt, mit dem die einzelnen Schiffsspanten berechnet werden konnten und sie hatten bereits eine Normierung.

Ich habe etwas nachgeschlagen und folgende Passage zu den Problemen der venezianischen Seemacht, speziell zu Problemen mit den Besatzungen, kurz vor 1500 gefunden:

"By the late fifteenth century, they formed a veritable underclass; many on the merchant galleys were debt slaves to the captains, though rarely chained, and as the Black Death thinned the Venetian population, they were increasingly drawn from the colonies. The Dalmatian coast and the shores of Greece were a crucial resource of raw manpower. The German pilgrim Felix Fabri observed their lot closely on the galleys to the Holy Land in 1494:

'There are a great many of them, and they are all big men; but their labors are only fit for asses, and they are urged to perform them by shouts, blows, and curses. I have never seen beasts of burden so cruelly beaten as they are. They are frequently forced to let their tunics and shirts hang from their girdles, and work with bare backs, arms, and shoulders, that they may be reached with whips and scourges. These galley slaves are for the most part the bought slaves of the captain, or else they are men of low station, or prisoners, or men who have run away. Whenever there is any fear of their making their escape, they are secured to their benches by chains."

Crowley, Roger: City of Fortune.

Das sieht nach "Personalproblemen" aus.
 
@Silesia, das Buch habe ich auch mal gelesen, das gibt es auch auf deutsch. Crowley hat einen schönen unterhaltsamen Schreibstil.

Die personellen Probleme kamen von den Veränderungen in der Bordhierarchie. Im Mittelalter war die Bezahlung der Ruderer nicht üppig, aber sie lag etwas über dem Lohn eines Hafenarbeiters . Außerdem war es den Rojern gestattet etwas Handelsgut, soviel sie unter ihrer Bank verstauen konnten, auf eigene Rechnung mitzunehmen und zu verkaufen. Auch die Mahlzeiten waren ausreichend und an manchen Tagen bekamen sie auch Fleisch in ihre Suppe und auch etwas Wein zu trinken. Sie waren aber vollkommen in die Mannschaft integriert und griffen bei Bedarf auch zur Waffe und ein Bogenschütze war sich nicht zu fein, wenn ein Ruderer fiel, dessen Platz einzunehmen. Die einzelnen Pfarrbezierke Venedigs stellten, im Kriegsfalle eine gewisse Anzahl Gemeindemitglieder für die Galeeren.
Am Ende des 15. Jh. hatten sich die Verhältnisse geändert. Söldner stellten die kämpfende Truppe einer Galeere und die Ruderer sanken in ihrem Rang. An ihrer Verpflegung wurde gespart, Fleisch oder Fisch bekamen sie nur noch an besonderen Feiertagen sonst nur Biscotto (Schiffszwieback) von minderster Qualität und Bohnen-oder Reissuppe und Wasser, manchmal mit etwas Essig. Inzwischen war auch der Wohlstand, der einfachen Bevölkerung ,in der Stadt gestiegen und der Beruf des Ruderers war wenig verlockend. Auch die Handelsgaleeren fuhren meist mit wenigen Ruderern los und besorgten sich den Rest in den Kolonien, in Dalmatien. Die richtige Galeerenstrafe führte Venedig aber erst viel später, als andere Staaten ein. Bei der Schlacht von Lepanto 1571 wurden von 105 venezianischen Galeeren und 6 Galeassen nur 12 von Forzati (Sträflingen und Sklaven) gerudert. Bei den Genuesen, dem Papst, den Malteserrittern und den Spaniern war der Anteil an Sträflingen, Kriegsgefangenen und Sklaven viel höher, als der der freiwilligen Ruderer. Aber auch diese Buonavoglia (Gutwilligen) waren meist Spieler, die ihre Schulden abarbeiten mussten oder gepresste Leute. Richtig freiwillig tat sich fast niemand diese Schinderei mehr an.
 
Dass der alte Kampfgeist der Venezianer noch nicht erloschen war, zeigte sich in der Seeschlacht von Lepanto. Dieses Mal hatte der Rat genau die richtigen Männer zu Befehlshabern ernannt. Den Oberbefehl erhielt Sebastiano Venier, ein bereits 75-jähriger, streitlustigr und stets mißgelaunter Raufbold, mit dem man sich besser nicht anlegte. Venier war eigentlich Jurist ,hatte aber in zahlreichen Kämpfen auch seine Fähigkeit als Soldat bewiesen. Man sagte von ihm, dass kaum ein Teil seines Körpers keine Narben, aus unzähligen Kämpfen aufwies. In der Schlacht schoß er unentwegt, mitten im Kampfgeschen stehend, mit seiner Armbrust auf die Osmanen. Mit den neumodischen Arkebusen konnte er nichts anfangen.
1571, als er den Flottenbefehl erhielt, war er Gouverneur von Kreta. Ihm zur Seite standen zwei, aus patrizischer Familie stammende Stellvertreter, Agostino Barbarigio und Marco Quirini. Beide waren Kaufleute, besaßen aber auch Erfahrungen im Seekrieg. Für diese Drei kam zaudern in der Schlacht, wie 70 Jahre vorher nicht in Betracht. Barbarigio kam während der Schlacht, durch einen Pfeilschuss ins Auge ums Leben.

Veniers cholerischer Charakter hatte aber einmal, fast zum auseinanderfallen der hl. Liga geführt. Nachdem es auf einer der venezianischen Galeeren zu tätlichen Auseinandersetzungen, mit Toten, zwischen den Venezianern und den, ihrer Galeere zugeteilten spanischen Söldnern gekommen war, erlaubte Venier nicht, dass ein spanischer Kapitän schlichtete, sondern ließ das Schiff selbst stürmen und die Rädelsführer an die Rah knüpfen. Don Juan de Austria, der Oberkommandierende der Liga war darüber außer sich, dass es der Alte gewagt hatte, spanische Untertanen, ohne seine Erlaubnis zu hängen. Austria ließ sich von anderen Befehlshabern besänftigen, entschied aber, mit Venier nur noch über dessen Stellvertreter zu verkehren. In der Schlacht war der Zwist aber vergessen und Venier und Austria respektierten sich wieder gegenseitig.
Den Befehl über die venezianischen Galeassen führten die Vettern des, von den Osmanen zu Tote geschundenen Gouverneurs von Famagusta, Marcantonio Bragadin, die als sie von dessen Hinrichtung, durch Häutung erfahren hatten, nach Rache dürsteten.
Sämtliche venezianischen Galeeren kämpften in der Schlacht ,ohne die Zaudereien oder Befehlsverweigerungen ,wie bei Zonchio. Venedig hatte offenbar aus seinen Fehlern gelernt und das passende Führungspersonal , ohne politische Rücksichtnahmen eingesetzt.
Venier wurde Jahre später, im Alter von 80 Jahren zum Dogen ernannt. Auch in diesem Amt soll er noch sehr streitlustig gewesen sein.
 

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Dass der alte Kampfgeist der Venezianer noch nicht erloschen war, zeigte sich in der Seeschlacht von Lepanto.

Danke für deine ausführliche Schilderung der Schlacht von Lepanto. Leider kommt Venedigs Beitrag zu dieser Seeschlacht bei Kommentatoren und Autoren regelmäßig zu kurz. :winke:

Davon abgesehen war es Venedigs letzte weltpolitische Aktion. Nach Lepanto setzte der oben schon erwähnte Niedergang ein, erst sehr langsam, dann zusehends schneller. Dennoch hatte die Serenissima nach Lepanto noch gut 200 Jahre Lebenskraft, bevor das Ende in Gestalt von Napoleon nahte. :cry:
 
Leider kommt Venedigs Beitrag zu dieser Seeschlacht bei Kommentatoren und Autoren regelmäßig zu kurz. :winke:
Das hat der Maler Andrea Vicentino, genannt Michelli, wieder geradegerückt, indem er auf seinenem grandiosen Gemälde zur Seeschlacht von Lepanto, den alten Venier, mit seiner Galeere eine Nasenlänge Vorsprung einräumte. Links im Vordergrund Venier auf der Capitana Generale di Venezia und dahinter, Don Juan de Austria auf der Real (erkennbar an den drei Laternen als Zeichen des Flottenführers und den dreifarbigen Riemen) .Oben links, die Galeere mit dem spitzen Hüttendach stellt Marcantonio Colonna ,den Anführer des päpstlichen Geschwaders dar( erkennbar dan den gekreuzten Schlüsseln auf dem Verdeck des Poopdecks) .
Die Venezianer trugen tatsächlich die Hauptlast der Schlacht, mit den größten Verlusten. An Bord hatten sie allerdings, mangels Leuten zahlreiche spanische Söldner. Gern hatte Venier nicht eingewilligt, ausgerechnet Spanier auf seine Schiffe zu lassen aber Alternativen gab es nicht.
Don Juan de Austria schrieb ,nach einer Musterung der venezianischen Schiffe, im Hafen von Messina: " Gestern begann ich mit der Inspektion der venezianischen Galeeren und begab mich an bord des Flaggschiffes. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, in welch übler Ordnung sich die Soldaten und Seeleute befinden. Gewiss, sie haben Waffen und Geschütze ,aber da man ohne Männer nicht kämpfen kann, überläuft es mich, wenn ich bedenke, dass ich mit solchen Leuten die entscheidende Tat vollbringen soll, die alle Welt von mir erwartet."
 

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Davon abgesehen war es Venedigs letzte weltpolitische Aktion. Nach Lepanto setzte der oben schon erwähnte Niedergang ein, erst sehr langsam, dann zusehends schneller.
Ich finde auch, dass die negative Bewertung ihres Alleinganges, beim Friedensschluss mit dem Sultan falsch ist. Er war für Venedig absolut lebensnotwendig, wenn es seine Freiheit behalten und nicht, wie Genua als Vasall Phillips II. enden wollten. Die heilige Liga hatte mehr geschafft, als ihr zugetraut wurde und es war klar, dass sie wieder zerfallen würde ,da jeder der beteiligten Staaten andere Interessen verfolgte. Nur durch einen eigenen, wenn auch teuren Friedensschluss mit Istanbul konnte Venedig seinen überlebensnotwendigen Mittelmeerhandel wieder in Gang bekommen. Für Spanien hatte sich die osmanische Bedrohung, mit der Zerschlagung der türkischen Flotte erledigt und es richtete sein Augenmerk wieder viel stärker nach Übersee. Die Fronten im Mittelmeer waren für Phillip geklärt. In seiner Einflusssphäre war die Türkengefahr gebannt und das östliche Mittelmeer war für ihn unwichtig.

Ganz war der Kampfeswille der Serenissima aber noch immer nicht verraucht. Immerhin hielten die Venezianer, auf Kreta, 21 Jahre lang der längsten Belagerung der Weltgeschichte stand. 1657 schlugen sie noch eine große Seeschlacht bei den Dardanellen, mit Verbündeten wie den Malteserrittern und ging auch siegreich daraus hervor. Auch hier hatten sie wieder ,mit Admiral Marcello und seinem Stellvertreter di Mezzo ,die beide in der Schlacht ums Leben kamen, fähige Männer als Kommandeure. Sie verloren zwar am Ende doch Kreta aber sie hatten es nicht kampflos aufgegeben wie die Kolonien im Jahr 1499.
 
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