Arne
Premiummitglied
Wie stand der Kaiser im Exil zu der "Bewegung" in Deutschland? Was gibt es für Hinweise? Kommt man zu einer klaren Einschätzung oder unterlag Wilhelms Meinung wie in manch anderen Sachfragen Schwankungen, die keine dauerhafte Einstellung erkennen lassen? Darüber wurde hier noch nicht diskutiert...
Einer der ersten Belege ist vielleicht sein Kommentar im September 1933, nach dem Studium der Reden auf dem Nürnberger Parteitag der NSDAP:
"Alles wird von den Leuten ja beseitigt, die Fürsten, der Adel, die Offiziere, die Stände usw., aber das wird sich rächen, man wird die einzige Fahne, die sie noch übriggelassen haben, die mit dem Hakenkreuz, noch einmal verfluchen und die Deutschen selber werden sie eines Tages verbrennen." Hier zeigte er schon fast prophetische Fähigkeiten.
Zumindest eine gewisse Nähe zu der Ideologie wird ihm gelegentlich unterstellt. Meist in zwei Punkten:
Einmal seinem Antisemitismus. Es gibt mehrere Belege, daß Wilhelm (besonders in der Zeit unmittelbar nach der Abdankung) den Juden eine wesentliche Schuld am Ausgang des Weltkrieges gab. Wie z.B. diesen Ausschnitt aus einem privatem Brief vom 2. Dezember 1919:
"Die tiefste, gemeinste Schande, die je ein Volk in der Geschichte fertiggebracht, die Deutschen haben sie verübt an sich selbst. Angehetzt und verführt durch den ihnen verhaßten Stamm Juda, der Gastrecht bei ihnen genoß! Das war sein Dank! Kein Deutscher vergesse das je, und ruhe nicht bis nicht diese Schmarotzer vom Deutschen Boden vertilgt und ausgerottet sind! Dieser Giftpilz am Deutschen Eichbaum!"
Quelle: John C.G. Röhl, "Kaiser, Hof und Staat"
Obwohl während seiner Amtszeit deutsche Juden im Alltag keine ernsthaften Probleme hatten, scheint also zumindest ein unterschwelliger Antisemitismus da gewesen zu sein, der gelegentlich durchbrach.
Zweiter Punkt: Sein Glückwunschtelegramm 1941 an Hitler nach der Besetzung von Paris zum "Sieg der deutschen Waffen". Die Authenzität dieses Telegramms ist allerdings umstritten. Es wird teilweise vermutet, es ist eine Fälschung von Wilhelms Sekretär gewesen.
Selbst wenn das Telegramm echt war, sagt es nach meiner Meinung nichts über Wilhelms Nähe zu den Nazis aus, nur seiner Nähe zu den Deutschen und ihrer "Revanche für 1918"
Nach meiner Einschätzung war Wilhelm von seiner Stellung in der Gesellschaft überzeugt. Er war als König von Gottes Gnaden nur bereit nach Deutschland zurückzukehren, wenn die Monarchie wieder eingeführt worden sei. Das zeigt sich ja auch deutlich bei seinen Beerdigungsverfügungen noch 1941. Selbst tot wolle er nicht in die Republik oder Hitlers Reich zurück.
Wir wissen von Bestrebungen seiner zweiten Frau Hermine, die immer wieder Kontakt zu höheren Parteiangehörigen gesucht hat, eine Rückkehr zu organisieren. Ich weiß nicht, welche Konstruktionen sie ihren Gesprächspartnern alle vorschlug. Aber weder Hitler hatte Interesse den Kaiser wieder im Lande zu haben, der nur eine Konkurrenz zu seinem Führungsanspruch sein konnte - noch dürfte Wilhelm tatsächlich Interesse an einer Rückkehr von Gnaden eines Gefreiten gehabt haben. Wie hätte seine Stellung denn aussehen können? So wie im Weltkrieg als ohnmächtige Präsentationsfigur neben Hindenburg und Ludendorf? Ich denke Wilhelm hatte davon sicher die Nase voll.
Ich könnte mir vorstellen, daß Wilhelm ab 1933 sehr aufmerksam nach Deutschland sah und dies gelegentlich mit durchaus gemischten, auch neidischen Gefühlen. Das Ende hat er ja nicht mehr mitbekommen, da er 1941 starb. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß er als "Popanz" neben Hitler aufgetreten wäre.
Ob er es doch seiner Frau zuliebe getan hätte oder sie nur ihre Ränke weiter knüpfen ließ um ihr Hoffnung zu geben einmal als Kaiserin zu glänzen? Ich weiß es nicht.
Einer der ersten Belege ist vielleicht sein Kommentar im September 1933, nach dem Studium der Reden auf dem Nürnberger Parteitag der NSDAP:
"Alles wird von den Leuten ja beseitigt, die Fürsten, der Adel, die Offiziere, die Stände usw., aber das wird sich rächen, man wird die einzige Fahne, die sie noch übriggelassen haben, die mit dem Hakenkreuz, noch einmal verfluchen und die Deutschen selber werden sie eines Tages verbrennen." Hier zeigte er schon fast prophetische Fähigkeiten.
Zumindest eine gewisse Nähe zu der Ideologie wird ihm gelegentlich unterstellt. Meist in zwei Punkten:
Einmal seinem Antisemitismus. Es gibt mehrere Belege, daß Wilhelm (besonders in der Zeit unmittelbar nach der Abdankung) den Juden eine wesentliche Schuld am Ausgang des Weltkrieges gab. Wie z.B. diesen Ausschnitt aus einem privatem Brief vom 2. Dezember 1919:
"Die tiefste, gemeinste Schande, die je ein Volk in der Geschichte fertiggebracht, die Deutschen haben sie verübt an sich selbst. Angehetzt und verführt durch den ihnen verhaßten Stamm Juda, der Gastrecht bei ihnen genoß! Das war sein Dank! Kein Deutscher vergesse das je, und ruhe nicht bis nicht diese Schmarotzer vom Deutschen Boden vertilgt und ausgerottet sind! Dieser Giftpilz am Deutschen Eichbaum!"
Quelle: John C.G. Röhl, "Kaiser, Hof und Staat"
Obwohl während seiner Amtszeit deutsche Juden im Alltag keine ernsthaften Probleme hatten, scheint also zumindest ein unterschwelliger Antisemitismus da gewesen zu sein, der gelegentlich durchbrach.
Zweiter Punkt: Sein Glückwunschtelegramm 1941 an Hitler nach der Besetzung von Paris zum "Sieg der deutschen Waffen". Die Authenzität dieses Telegramms ist allerdings umstritten. Es wird teilweise vermutet, es ist eine Fälschung von Wilhelms Sekretär gewesen.
Selbst wenn das Telegramm echt war, sagt es nach meiner Meinung nichts über Wilhelms Nähe zu den Nazis aus, nur seiner Nähe zu den Deutschen und ihrer "Revanche für 1918"
Nach meiner Einschätzung war Wilhelm von seiner Stellung in der Gesellschaft überzeugt. Er war als König von Gottes Gnaden nur bereit nach Deutschland zurückzukehren, wenn die Monarchie wieder eingeführt worden sei. Das zeigt sich ja auch deutlich bei seinen Beerdigungsverfügungen noch 1941. Selbst tot wolle er nicht in die Republik oder Hitlers Reich zurück.
Wir wissen von Bestrebungen seiner zweiten Frau Hermine, die immer wieder Kontakt zu höheren Parteiangehörigen gesucht hat, eine Rückkehr zu organisieren. Ich weiß nicht, welche Konstruktionen sie ihren Gesprächspartnern alle vorschlug. Aber weder Hitler hatte Interesse den Kaiser wieder im Lande zu haben, der nur eine Konkurrenz zu seinem Führungsanspruch sein konnte - noch dürfte Wilhelm tatsächlich Interesse an einer Rückkehr von Gnaden eines Gefreiten gehabt haben. Wie hätte seine Stellung denn aussehen können? So wie im Weltkrieg als ohnmächtige Präsentationsfigur neben Hindenburg und Ludendorf? Ich denke Wilhelm hatte davon sicher die Nase voll.
Ich könnte mir vorstellen, daß Wilhelm ab 1933 sehr aufmerksam nach Deutschland sah und dies gelegentlich mit durchaus gemischten, auch neidischen Gefühlen. Das Ende hat er ja nicht mehr mitbekommen, da er 1941 starb. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß er als "Popanz" neben Hitler aufgetreten wäre.
Ob er es doch seiner Frau zuliebe getan hätte oder sie nur ihre Ränke weiter knüpfen ließ um ihr Hoffnung zu geben einmal als Kaiserin zu glänzen? Ich weiß es nicht.