Verläuft die B 68 zwischen Lippe und Diemel auf einer alten Römerstrasse?

Du würdest also eine zusätzliche Abkürzung über Fluorn kategorisch ausschließen?
Das nicht, aber Du konstruierst hier eine Extrastraße von ca. 10 km, die nur eine Abkürzung von 2-3 km bringt.
Wenn es irgend einen Befund gäbe, der für diese Straße spricht, könnte man darüber diskutieren.

Aber nein, der Meilenstein gibt die Entfernung auf der Straße von Köngen nach Rottenburg an, die wohl oberhalb des westlichen Neckarufers über Gniebel und Tübingen verlief.
Ich sehe das genauso. Da kommt man ja auch schön am Gutshof Oberensingen vorbei. Irgendwann vor Tübingen muss man aber vom Bergrücken runter ins Neckartal. Am besten zwischen Gniebel und Kirchentellinsfurt.
Und genau am Kirchentellinsfurter Grabmal verlief laut Wiki eben die erwähnte Straße von Köngen nach Rottenburg:
Das Grabmal am Neckar stand wie das zahlreicher vermögender Römer bereits zu seiner Errichtung Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. auffällig an der Römerstraße Neckar-Alb-Aare, einer wichtigen Verbindungsstraße von Rottenburg am Neckar durchs Neckartal nach Köngen.
Römisches Grabmal bei Kirchentellinsfurt ? Wikipedia

Deine Route nach Kirchentellinsfurt ist ein unnötiger Umweg.


Divico schrieb:
Es gab auch damals Querstraßen.
Genau.
Auf Querstraßen (warum nicht auch Stichstraßen?) konnte man die Gutshöfe erreichen, die in wenigen Kilometern Entfernung zur bezeugten Hauptroute lagen.

Was es für einen Sinn machen soll, darüber hinaus die Gutshöfe untereinander durch eine Extrastraße zu verbinden, die ein paar Kilometer entfernt von der Hauptstraße parallel zu dieser verläuft, begreife ich nicht. Die Querstraßen spart man sich ja dadurch nicht...

Und überhaupt, warum stand in Frittlingen ein Kleinkastell ohne eine Straße, die es hätte bewachen sollen?

Handbuch der baden-württembergischen Geschichte:
Die neugefundenen Kleinkastelle bei Frittlingen (Kreis Tuttlingen), Donnstettten (Kreis Reutlingen), Deggingen (Kreis Göppingen), Essingen (Ostalbkreis) - von denen noch weitere zu erwarten sind - überwachten den Albaufstieg der aus dem Neckar-, Fils- und Remstal kommenden Straßen.

Wie man vom Kleinkastell Frittlingen aus eine Strecke bis ins 60 km entfernte Jettingen "bewachen" soll, bleibt mir hingegen unerfindlich.


Divico schrieb:
Auf der von Dir vorgeschlagenen Direktstrecke VR Engen–Eschenz liegt der Hohentwil
Ich habe nicht behauptet, dass es dort eine Direktstrecke gegeben hat. Ich habe nur festgestellt, dass Deine Route einen Umweg nimmt.

Das sieht also eher so aus, als ob hier zwei Straßen um den Hohentwil herumführten.
Westlich - weiß man nicht (nach Bargen wärs über Büßlingen immer noch ein Umweg)...

Östlich - schon eher:

Bei Orsingen fanden sich Reste einer zivilen römischen Straßensiedlung (vicus) aus vespasianischer oder trajanischer Zeit[6]: Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts war man auf römische Mauern gestoßen und fand römische Waffen,[7], 1910/1911 gab es erneut Funde von römischen Gebäudereste[8], römerzeitliche Keramik[9] und eine 1976 gefundene Kupfermünze, sowie eine den Gott Iuppiter darstellende Hausaltarfigur. Die Fundmünze datiert in das Jahr 71 n. Chr. und wurde in Rom geprägte. Die Bronze-Statuette befindet sich im Bestand des Freiburger Museums für Vor- und Frühgeschichte. Eine Römerstraße zog sich von Eschenz (Tasgetium) über Rielasingen-Singen, Friedingen, Maiershöfe und Wiechs an Orsingen vorbei nach Liptingen. In Orsingen gab es einen Abzweig nach Pfullendorf und Burgweiler. Zwei weitere Fundmünzen datieren in eine Nachlimeszeit zwischen 330 bis 341 n. Chr.[10]
Orsingen-Nenzingen ? Wikipedia
 
Irgendwann vor Tübingen muss man aber vom Bergrücken runter ins Neckartal. Am besten zwischen Gniebel und Kirchentellinsfurt.

Aber warum das denn? Von Gniebel führte die Strecke weiter über Pfrondorf und Tübingen am Westufer des Neckars und entspricht damit genau der Meilenangabe von Köngen.

Und genau am Kirchentellinsfurter Grabmal verlief laut Wiki eben die erwähnte Straße von Köngen nach Rottenburg:

Dort lief offenbar eine weitere Straße von Mittelstadt kommend am Ostufer entlang, siehe Karte.

Was es für einen Sinn machen soll, darüber hinaus die Gutshöfe untereinander durch eine Extrastraße zu verbinden, die ein paar Kilometer entfernt von der Hauptstraße parallel zu dieser verläuft, begreife ich nicht. Die Querstraßen spart man sich ja dadurch nicht...

Du scheinst vorauszusetzen, dass es es im Dekumatland vor den Römern keine Straßen gab. Schon Herodot berichtet, dass die Donau bei den Kelten entspringe. Nach Caesar hatten diese das Land 58 v. Chr. verlassen.

Wir dürfen daher annehmen, das es hier schon ein wenn auch reparaturbedürftiges Straßennetz gab, das von den Römern auf dem Vormarsch benutzt und instandgesetzt sowie mit Straßenstationen versehen wurde – wohlgemerkt ein Netz, keine strauchartige Hauptstrecke mit Stichstraßen.

Wie man vom Kleinkastell Frittlingen aus eine Strecke bis ins 60 km entfernte Jettingen "bewachen" soll, bleibt mir hingegen unerfindlich.

Jettenburg liegt nur 16 km von Rottenburg entfernt, hier brauchte es sicher kein weiteres Militär. Andersherum gefragt: Welche Funktion hätte das Kleinkastell Frittlingen sonst haben sollen, fernab jeder Straße in der schwäbischen Pampa?

Ich habe nicht behauptet, dass es dort eine Direktstrecke gegeben hat. Ich habe nur festgestellt, dass Deine Route einen Umweg nimmt.

Womit Du in dem Fall ja auch Recht hast. Die ganze Situation zum nördlichen Bodensee hin ist mir derzeit noch etwas unklar. Es fehlen leider die römischen Orte direkt am See, die es sicher gegeben haben muss. (Radolfzell käme hier in Frage, es liegt 10 Leugen von Büßlingen und 9 Leugen von Eschenz entfernt.)


Danke für den Hinweis, das schaue ich mir gleich mal an!
 

Bingo!

Die dort beschriebene Straße mit Abzweig habe ich jetzt eingezeichnet (in rot), so genau es mit ein ganz klein wenig Phantasie möglich ist. Dieser Pfad, der auch über die Villae in Bruderhof und Eigeltingen läuft, ist von Eschenz bis Emmingen gute 40 km, also 2 x 9 Leugen lang. Auf genau halber Strecke, nahe dem Abzweig bei Orsingen, liegt Wiechs.

Von Emmingen weiter nach Hausen ob Verena sind es über Tuttlingen, Wurmlingen und Oberflacht 10 Leugen.

Von Wiechs über den Abzweig bei Orsingen sind es ebenfalls 10 Leugen zur Villa Hohenfels II.

Im Überblick:

Hauptstrecke:
  • Hausen ob Verena - X - Emmingen (via Oberflacht, Wurmlingen, Tuttlingen)
  • Emmingen - VIIII - Wiechs (via Eigeltingen)
  • Wiechs - VIIII - Kastell Eschenz (via Bruderhof)

Abzweig bei Orsingen:
  • Wiechs - X - Höhenfels II (via Orsingen, Hohenfels I)

Außerdem beachtenswert:
  • Tuttlingen - VIIII - Meßkirch

[Edit] Damit sind alle mir bekannten römischen Orte innerhalb des Kartenausschnitts angeschlossen. Kennt jemand kennt weitere Orte, die bislang fehlen?
 

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Aber warum das denn?
Weil man hier am elegantesten ins Neckartal kommt. (Die neuzeitlichen Straßenbauer haben das auch gemerkt...)

Dort lief offenbar eine weitere Straße von Mittelstadt kommend am Ostufer entlang, siehe Karte.
Sagt wer?
Das Grabmal wurde jedenfalls am Westrand des Tals gefunden, an der Straße Köngen-Rottenburg. Da wo jetzt die Bundesstraße verläuft.

Du scheinst vorauszusetzen, dass es es im Dekumatland vor den Römern keine Straßen gab.
Zumindest keine Römerstraßen.
Was man sich darunter vorzustellen hat, siehe hier.


Welche Funktion hätte das Kleinkastell Frittlingen sonst haben sollen, fernab jeder Straße in der schwäbischen Pampa?
Siehe Zitat in meinem Beitrag.
 
Damit sind alle mir bekannten römischen Orte innerhalb des Kartenausschnitts angeschlossen. Kennt jemand kennt weitere Orte, die bislang fehlen?

Südlich von Engen-Anselfingen gab es eine große Keltensiedlung, die später römisch besiedelt war:
Landkreis Konstanz: Götterstatuette im Hegau entdeckt

Westlich von Bodman soll es eine villa rustica geben:
Bodman-Ludwigshafen ? Wikipedia

Auch am Nordrand von Ludwigshafen ist hier eine villa rustica eingezeichnet:
https://kops.uni-konstanz.de/bitstr...d_bei_Ludwigshafen.pdf?sequence=1&isAllowed=y
 
Weil man hier am elegantesten ins Neckartal kommt. (Die neuzeitlichen Straßenbauer haben das auch gemerkt...)

Im Neckartal ist man auf beiden Seiten des Ufers. ;)


Das Grabmal wurde jedenfalls am Westrand des Tals gefunden, an der Straße Köngen-Rottenburg. Da wo jetzt die Bundesstraße verläuft.

Ja, aber ist dort eine römische Straße nachgewiesen?

Wenn ich mir mit GE die kürzeste Fußgängerverbindung von Gniebel nach Rottenburg anzeigen lasse, verläuft die Strecke über den damaligen römischen Vicus Pfrondorf um erst dann nach Tübingen abzusteigen.

Zumindest keine Römerstraßen.
Was man sich darunter vorzustellen hat, siehe hier.

Nicht jede mit Straßenstationen versehenen, von den Römern genutzte Strecke war zwingend schnurgerade, schon gar nicht im 1. Jahrhundert in neu erobertem Gebiet.

Die in diesem Thema schon vorgestellte Via Claudia Augusta südlich von Füssen ist ein Beispiel von vielen. Bis vorgestern hätte ich auch noch auf die Brandsteig verwiesen.


Hm. Da steht aber genau das, was ich auch stark annehme:

Die neugefundenen Kleinkastelle bei Frittlingen [...] überwachten den Albaufstieg der aus dem Neckar-, Fils- und Remstal kommenden Straßen.

Dazu müsste das Kastell sich ja an zumindest einer Straße befunden haben, zum Beispiel an der heiß diskutierten aus dem Neckartal kommenden Strecke Richtung Vicus Oberflacht.

[Edit] Danke für die Verweise auf die mir noch unbekannten Orte! Landgüter bei Bodmann-Ludwigshafen, das klingt sehr gut. Den Artikel zu Anselfingen hatte ich selber gestern entdeckt und daraufhin die Route nach Büßlingen über Anselfingen führend geändert. ;)
 
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Errata

Entschuldigung, in Beitrag #143 ist Wiechs komplett durch Maiershöf zu ersetzten. An den Distanzen ändert sich nichts.
 
Im Neckartal ist man auf beiden Seiten des Ufers.
In Köngen, Rottenburg und der Stelle mit dem Grabmal ist man auf der linken Seite des Ufers.

Wenn ich mir mit GE die kürzeste Fußgängerverbindung von Gniebel nach Rottenburg anzeigen lasse, verläuft die Strecke über den damaligen römischen Vicus Pfrondorf um erst dann nach Tübingen abzusteigen.
Das schenkt sich nicht viel.
über "röm. Ziegelöfen"
über "Römerstraße Kirchentellinsfurt"

Das Grabmal bei Kirchentellinsfurt war ein repräsentatives Monument in der Art der Igeler Säule.
Reiche Römer bauten ihre Gräber entlang viel befahrener Straßen; sie wurden in kunstvollen Stein- oder Marmorsärgen bestattet (Sarkophage). Die Grabmale waren oft mit Mauern und Bäumen umgeben.
Tod in der Antike ? Wikipedia

Divico schrieb:
Nicht jede mit Straßenstationen versehenen, von den Römern genutzte Strecke war zwingend schnurgerade, schon gar nicht im 1. Jahrhundert in neu erobertem Gebiet.
Nicht jeder Abschnitt jeder Römerstraße war schnurgerade, aber auch im 1. Jahrhundert legten die Römer nördlich der Alpen große Abschnitte schnurgerade an, wenn es sich vom Gelände her machen ließ. Das sieht man an der Donausüdstraße, der Alblimesstraße, der Kinzigtalstraße und auch der Via Claudia Augusta.

Die in diesem Thema schon vorgestellte Via Claudia Augusta südlich von Füssen ist ein Beispiel von vielen.
Nun ja, südlich von Füssen wird das Gelände ein wenig uneben, aber sogar dort gibt es erstaunlich geradlinige Abschnitte:
Schnurgerade, ohne Kehren, führte die Via Claudia Augusta über den relativ jungen Pass.
Via Claudia Augusta - die alte Römerstraße, Bayern, Tirol, Südtirol, Italien: Shuttledienste und Rückholbus an der Via Claudia Augusta

Divico schrieb:
Hm. Da steht aber genau das, was ich auch stark annehme:

Die neugefundenen Kleinkastelle bei Frittlingen [...] überwachten den Albaufstieg der aus dem Neckar-, Fils- und Remstal kommenden Straßen.

Dazu müsste das Kastell sich ja an zumindest einer Straße befunden haben, zum Beispiel an der heiß diskutierten aus dem Neckartal kommenden Strecke Richtung Vicus Oberflacht.
Ich weiß nicht, ob wir uns da gerade richtig verstehen:
Das Neckartal liegt ein paar Kilometer unterhalb des Kleinkastells Frittlingen. Und da liegt schon gleich der Zentralort Arae Flaviae am Neckar.
Eine Straße, die von dort zur Alb führt, kann man diskutieren.

Eine Straße, die den Neckar erst nach 80 km erreicht, halte ich in diesem Zusammenhang nicht für diskutabel.
 
In Köngen, Rottenburg und der Stelle mit dem Grabmal ist man auf der linken Seite des Ufers.

Das schenkt sich nicht viel.
über "röm. Ziegelöfen"
über "Römerstraße Kirchentellinsfurt"
Hab jetzt mal nachgeschaut, was bei Friedrich Hertlein / Oscar Paret / Peter Goessler ("Die Strassen und Wehranlagen des römischen Württemberg = Die Römer in Württemberg Band 2, Stuttgart 1930) dazu steht.
Demnach entsprach der Straßenverlauf ab Kirchentellinsfurt in etwa dem Verlauf "Römerstraße Kirchentellinsfurt".
Unklar ist der Verlauf zwischen Rottenburg und Tübingen, Hertlein argumentiert für einen Verlauf auf der rechten Neckarseite.
Ein archäologisch gesichertes Stück soll laut Hertlein bei Neckartenzlingen auf der linken Neckarseite 1903/04 ausgegraben worden sein.
 
Nur mal eine kurze Frage meinerseits:

Hier wird ja nun wirklich fleissig diskutiert.

Aber die Grundfrage richtet sich ja weiterhin an die B68 zwischen Lippe und Diemel.

Führt die B68 jetzt entlang einer alten Römerstrasse?
Gab es in diesem Gebiet eine solche Strasse?

Wo führt diese Diskussion denn jetzt hin?
 
Ich denke, die Diskussion schweift u.a. auch deswegen in andere Gebiete ab, weil ja grundsätzlich die Theorie im Raum steht, ob in relativ regelmäßigen Abständen irgendwas vorhanden gewesen sein soll. Und das dann ja auch bei der B68 erkennbar sein soll. Dafür wäre es aber schon erst einmal notwendig anhand vorhandener römischer Straßen und dazugehöriger Infrastruktur zu zeigen, dass es die postulierten Abstände überhaupt gegeben hat, bevor man hergeht und mittels dieser vermeintlichen Abstände dann auch römische Straßen in Gebieten sucht, wo man bislang keine gefunden hat.

Deswegen die langen Diskussionen über Römerstraßen fernab der B68.
 
Führt die B68 jetzt entlang einer alten Römerstrasse?
Gab es in diesem Gebiet eine solche Strasse?

Soweit sich die Frage beantworten lässt, hat sie LEG XVII in Beitrag Nr. 10 mit diesem Link beantwortet:

http://www.ossendorf.de/wp-content/uploads/2014/07/Ossendorf-Ein-Heimatbuch-Teil.pdf

Bis S. 67 vorklicken, da kann man dann lesen, dass das ein alter Handelsweg war, was die römischen Münzen erklärt.
Der Ausbau zur Chaussee war im frühen 19. Jahrhundert. Das würde den geraden Streckenverlauf erklären.
 
Dafür wäre es aber schon erst einmal notwendig anhand vorhandener römischer Straßen und dazugehöriger Infrastruktur zu zeigen, dass es die postulierten Abstände überhaupt gegeben hat,
treffend beobachtet!
wir kennen dankenswerterweise den exakten Gebrauch der heiligen Handgranate von Antiochia ("nicht sollst du zählen auf zwei und auch nicht auf vier" usw.) - ein römisches Handbuch des musterhaften Straßenbaus mit exakten Abständen zwischen den Herbergen, also ein überall angewendetes Regelwerk, kennen wir nicht, da nichts dergleichen überliefert ist...
 
Was macht eine Straße zur Römerstraße? Möglicherweise gab es dort eine Altstraße, die schon vor 2000 Jahren oder länger benutzt wurde. Möglicherweise sind dort römische Kaufleute oder Römer langgezogen.

Irgendwo gibt es doch eine Homepage des Landes NRW, über die man auf alte Karten zugreifen kann. (Ist das überhaupt noch NRW? - kenne mich da im Barbaricum nicht so richtig aus:grübel:).

Vielleicht findet man da einen Hinweis, ab wann diese Straße in den Kartierungen auftaucht. Dann hätte man zumindest schon einen taq.
 
Was macht eine Straße zur Römerstraße?
Um zu entscheiden, ob es sich bei einer alten Straße um eine Römerstraße handelt, muss man auf bestimmte Konstruktionsmerkmale achten.

Ich hatte ja schon mal den Artikel Römerstraße ? Wikipedia verlinkt:

Römerstraßen waren in Mitteleuropa ein Novum. Wegen ihres straßentechnischen Aufbaus waren sie im Gegensatz zu den Naturwegen germanischen und keltischen Ursprungs (siehe Altstraße) nicht nur weitgehend unabhängig von der Feuchte des Bodens passierbar, sondern bahnten sich möglichst geradlinig, bei nur vergleichsweise geringen Steigungen, ihren Weg durch Ebenen und mit Kunstbauten wie Stützmauern und Brücken durchs Gebirge. Die Befestigung erfolgte durch einen vorgegebenen Schichtaufbau der Straßen, der sich durch die regionale Verfügbarkeit bestimmter Baumaterialien unterschied. Vier Typen können unterschieden werden:

  • Die via publica („Staatsstraße“): hier trat als Planer und Bauherr die Verwaltung Roms auf und ließ diese auf Kosten der Staatskasse errichten. Gebaut wurden solche Straßen von Soldaten, Zwangsarbeitern und Strafgefangenen, deren Skelettfunde Zeugnis für die Mühen um den Bau solcher Straßen geben.
  • Die via militaris („Heerstraße“) war durch strategische und logistische Gesichtspunkte gekennzeichnet. Auch bei ihr war der Staat Rom Planer, Bauherr und Träger.
  • Die via vicinalis („Provinzstraße“) wurde, wie bereits der Name besagt, durch die Provinzen gebaut und unterhalten.
  • Die via privata („Privatstraße“) spielte gerade in der provinzialrömischen Geschichte eine große Rolle, stellt sie doch die Verbindung zwischen den Gutshöfen und den Zivilsiedlungen dar.
Für eine Römerstraße waren zunächst gegebenenfalls Rodung und immer Aushub bis über einen Meter in die Tiefe nötig, um den Grund zu sichern. Danach wurden mit groben Steinen, dann mit Kies und darauf mit Sand immer feiner werdende Schichten aufgebracht, bis die Fahrbahndecke mit Pflastersteinen auf eine vorgegebene Breite ausgeführt wurde. Randsteine formten Rinnen in die Konstruktion.






Ich denke, die Diskussion schweift u.a. auch deswegen in andere Gebiete ab, weil ja grundsätzlich die Theorie im Raum steht, ob in relativ regelmäßigen Abständen irgendwas vorhanden gewesen sein soll. Und das dann ja auch bei der B68 erkennbar sein soll. Dafür wäre es aber schon erst einmal notwendig anhand vorhandener römischer Straßen und dazugehöriger Infrastruktur zu zeigen, dass es die postulierten Abstände überhaupt gegeben hat

Da, wo man bekannte römische Streckenverläufe hat und die Abstände zwischen Kastellen und größeren Siedlungen misst, findet man gelegentlich einen Abstand von 20 oder 22 km, aber kein System.

Anders sieht es aus, wenn man Abstände zwischen beliebigen Objekten vermisst (römische Gutshöfe, römische Grabmäler, moderne Siedlungen).

Schon wenn man sich nur auf Gutshöfe konzentriert, wird man garantiert Aberdutzende, wenn nicht Hunderte von Abständen finden, die sich auf 20 oder 22 km belaufen:
D. Planck ging 1976 in „Die Römer in Baden-Württemberg" für dieses Bundesland von „weit über 1000 durch Grabungen oder Oberflächenfunde bekannten Höfen" aus (S. 125) und ersetzte diese Zahl 1980 im „Beiwort zur Karte III.4" des Historischen Atlas von Baden-Württemberg durch „weit über 1200" (S.3). I. Stork vermutete 1988 in „Denkmalpflege in Baden-Württemberg" mindestens 2000 solcher Anlagen (S. 106). Eine kürzlich durchgeführte Aufstellung des LDA zeigte, daß aber allein schon in den Regierungsbezirken Freiburg, Karlsruhe und Tübingen 1158 sichere oder wahrscheinliche Plätze unter diesem Stichwort registriert sind. Die Gesamtzahl der derzeit bekannten „ländlichen Siedlungen" dürfte sich somit auf ca. 1700 für ganz Baden-Württemberg belaufen.
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/viewFile/13619/7455

Nur frage ich, was damit gewonnen ist, wenn man solche Abstände miteinander verbindet...
 
Ich habe auf google-maps den Verlauf der B68 markiert: https://goo.gl/maps/LLv22

Der Straßenverlauf sieht für mich nicht römischer aus als die anderen Straßen dort.

Ach ja, über TIM-Online kann man sich auch NRW in Kartenform anzeigen lassen. Leider konnte ich für die entsprechende Region keine alten Karten finden (liegt vielleicht auch an mir, ich benutze die Seite so gut wie nie). Vielleicht hat jemand mit mehr kartographischen Verständnis mehr Glück: TIM-online
 
Um zu entscheiden, ob es sich bei einer alten Straße um eine Römerstraße handelt, muss man auf bestimmte Konstruktionsmerkmale achten.

Ich hatte ja schon mal den Artikel Römerstraße ? Wikipedia verlinkt:

Wobei der Wikipedia-Artikel die Idealform einer Römerstraße beschreibt, die keineswegs immer demselben Schema folgte. Die Via traiana in der römischen Provinz Arabia bestand beispielsweise nur aus einer Pflasterung, die mit Stampflehm überdeckt wurde. Man war pragmatisch...
 
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Ich weiß nicht, ob wir uns da gerade richtig verstehen:
Das Neckartal liegt ein paar Kilometer unterhalb des Kleinkastells Frittlingen. Und da liegt schon gleich der Zentralort Arae Flaviae am Neckar.
Eine Straße, die von dort zur Alb führt, kann man diskutieren.

Jetzt habe ich verstanden was Du meinst: eine Straße, die in östlicher Richtung von Rottweil über die Alb nach Raetien führt. In der Literatur des 19. Jhs. findet man Hinweise auf angebliche römische Straßenreste zwischen Wellendingen und Wilflingen, die dazu passen könnten.

Ich denke, die Diskussion schweift u.a. auch deswegen in andere Gebiete ab, weil ja grundsätzlich die Theorie im Raum steht, ob in relativ regelmäßigen Abständen irgendwas vorhanden gewesen sein soll. Und das dann ja auch bei der B68 erkennbar sein soll. Dafür wäre es aber schon erst einmal notwendig anhand vorhandener römischer Straßen und dazugehöriger Infrastruktur zu zeigen, dass es die postulierten Abstände überhaupt gegeben hat,

Der postulierte Abstand findet sich auch in Westfalen, z.B. zwischen den augustäischen Römerlagern Olfen und Oberaden.
 
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Via Belgica

ein römisches Handbuch des musterhaften Straßenbaus mit exakten Abständen zwischen den Herbergen, also ein überall angewendetes Regelwerk, kennen wir nicht, da nichts dergleichen überliefert ist...

Das nicht, aber wir haben immerhin Suetons Hinweis auf ein solches Regelwerk:

Et quo celerius ac sub manum adnuntiari cognoscique posset, quid in provincia quaque gereretur, iuvenes primo modicis intervallis per militaris vias, dehinc vehicula disposuit. Commodius id visum est, ut qui a loco idem perferunt litteras, interrogari quoque, si quid res exigant, possint. [Sueton, Aug. 49,3]

Die Via Belgica von Übach-Palenberg nach Köln lässt sich blitzsauber in 3 Etappen à 9/10 Leugen aufteilen, um einmal ein hieb- und stichfestes Beispiel zu liefern:

  • Übach-Palenberg - 20,0 km - Jülich
  • Jülich - 20,0 km - Zieverich
  • Zieverich - 22,2 km - Köln

[Edit] Die Distanz Zieverich–Köln ist im Itinerarium Antonini korrekt mit 10 Leugen (22,2 km) angegeben.
 

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