hallo!
kann mir vielleicht jemand weiterhelfen? Ich sitze hier gerade an einer Textpassage und komme einfach nicht weiter
Ich würde nämlich gerne wissen, wie das mit Verlobungen im 18. Jhd in der Adelsschicht (ein Graf und die Tochter eines Grafen) in Großbritannien so abgelaufen ist. Also natürlich wurde die Ehe von den Eltern arrangiert, aber wie ist es, wenn es dann zum offiziellen Teil kommt?
Konnte es sein, das so etwas auf einem großen Ball bekanntgegeben wurde? Und wenn ja, wie lief es denn dann ab? Hielt der Mann beim Vater oder der Tochter um ihre Hand an?
kennt sich vielleicht jemand aus? ich hab nämlich echt überhaupt keine ahnung!
wär echt super, wenn mir jemand weiterhelfen könnte!
vielen lieben dank!
lady jane
Ich denke, das kam darauf, WER die Verlobung bzw. Heirat initiierte. Es gab z.B. auch noch eine Art Ehevertrag, den z.B. Adelige seeehr früh für ihre Kinder abschlossen, und die dann für die Kinder, auch über den Tod der Eltern hinaus bindend waren. Dieser Vertrag galt praktisch als Verlobung, was ja nichts anderes ist, als ein Eheversprechen. Trat dann doch einer der beiden vom Vertrag oder der Verlobung zurück, war das ein Skandal und er war in der gesellschaft erst einmal untern durch. Zudem konnten die Eltern der Braut oder des Bräutigams Entschädigung verlangen, die teilweise sogar bis zur Höhe der Mitgift gingen.
Der englische Adel hatte tatsächlich bis 19sowieso die Vorstellung der Töchter bei Hofe, womit die heiratsfähigen Töchter also in die gesellschaft eingeführten und das erlebten, was man ihre saison nannte. Diese Zeit überlappte sich passenderweise mit den Parlamentstagen, zu deren Teilnahme die Lordschaften (mit Sitz im House of Lords) verpflichtet waren. Man musste sich z.B. tatsächlich offiziell entschuldigen, wenn man wegen Krankheit, oder anderer wichtiger Gründe verhindert war.
Jeden Abend während der Saison fand irgendwo ein Ball statt, an dem die Mütter der heiratsfähigen Gentlemen die hoffnungsvollen Bräute begutachten konnten, auch wenn die Wahl meist schon zuvor getroffen war, denn man wollte Einfluss, Besitz und Titel mehren und bervorzugte also strategisch kluge Hochzeiten. Wenn die zukünftige Braut dann auch noch ansehnlich, moralisch integer, sprich jungfräulich und gut erzogen war, umso besser. Sprich, die Eltern des jungen Mannes hatten meist eine Handvoll Mädchen, um nicht zu sagen Familien, in die nähere Wahl gezogen, falls es eben nicht schon einen Vertrag gab, der sie verpflichtete.
Man ging also zu dem Ball, auch damit sich die zukünftigen ein wenig beschnuppern konnten, wobei eine eiserne Regel nicht verletzt werden durfte: Mit jungen Damen, die nicht in die nähere Wahl kamen (ausser Cousine oder Schwester, wobei man gerade auch Cousinen gerne heiratete) durfte der junge herr ein Mal tanzen, mit einer jungen Damen, die in die nähere Wahl kam, zwei Mal, was sie also vor den anderen auszeichnete, aber noch keine Verlobung war. Nur wusste jetzt die ganze Gesellschaft Bescheid und gab es mehrer Aspiranten, gab es nun eine Art Kampf, indem jeder der Herren ihr in aller Ehre den Hof machte, also ihre Eltern und sie besuchte und sich in jedem Fall umgehend ihrem Vater erklärte. Je nachdem, wie sehr der Vater seine Ttochter liebte, hatte sie nun ein Mitbestimmungsrecht, also die freie Wahl (da auch die Eltern der Braut genaue Vorstellungen von dem zukünftigen Schwiegersohn hatten), oder musste sich dem Willen des Vaters oder Vormunds unterwerfen.
Die Verlobung selbst wurde nun auf verschiedenen Wegen bekannt gegeben:
1. verwandte und vermutliche enge Freunde der Familie wurden persönlich, also mit einer Notiz benachrichtigt.
2. Die Eltern gaben eine kleine oder größere Gesellschaft (je nach Geldbeutel) um die Neuigkeit an den weiteren Freundeskreis, Geschäftspartner (offiziell handelte man ja nicht, aber der reiche Adel spekulierte gern) und Nachbarn weiterzugeben
3. Die Verlobung, wie auch die spätere Hochzeit wurde in diversen Zeitschriften angekündigt, womit klar war, dass beide auf dem Heiratsmarkt nicht mehr existierten.
Es gab allerdings noch einen dritten Weg der Verlobung:
Liessen sich ein Gentleman und eine "Jungfrau" beim tete-a-tete erwischen, musster er sie heiraten, um ihren Ruf zu retten. Auch hier gab es genügend Skandale. Manchmal war das die einzige Möglichkeit, die Eltern zur zustimmung zu zwingen, wie auch die Flucht nach Gretna Green.
Pikannterweise hatte die Mutter vder späteren Sarah Jersey, einer der bekannten Patronessen des TON, die man scherzhaft "Queen Sarah" nannte, ihren Gatten John Fane in Gretna Green geheiratet, weil der vater die zustimmung verweigerte. Dabei war John fane durchaus von Stand und erbte den Titel des Earl of Westmorland.