Verreisen

Nergal

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Konnte es sich ein Herrscher ab dem 15Jh aufwärts bis zur Zeit der Aufklärung eigentlich leisten auf weite Reisen zu gehen oder war dadurch seine Macht daheim am Hof gefährdet?
War je einer der Herrscher, zur Zeit der Eroberung der neuen Welt, zu besuch in den Kollonien?
 
Carl Theodor von der Pfalz reiste zweimal nach Italien. :winke: (Das spielte u.a. für seine bedeutende Antikensammlung (im Zeitalter Winckelmanns) eine Rolle. War aber wohl auch nicht unwichtig für seine regelrecht freundschaftliche Beziehung zum Papst.)
Kaiser Joseph II. verreiste in der Regel unter dem Inkognito als Graf von Falkenstein (Die Grafschaft Falkenstein gehörte zu Vorderösterreich, er führte also diesen Titel zu Recht. Es war aber ein eher unbekannterer Titel des Kaisers.) U.a. war er in Paris.
Überhaupt wurde Paris viel von königlichen Herrschern besucht: Gustav III. von Schweden weilte hier kurz vor seiner Revolution von 1772...
 
Konnte es sich ein Herrscher ab dem 15Jh aufwärts bis zur Zeit der Aufklärung eigentlich leisten auf weite Reisen zu gehen oder war dadurch seine Macht daheim am Hof gefährdet?
War je einer der Herrscher, zur Zeit der Eroberung der neuen Welt, zu besuch in den Kollonien?

Wenn ein Herrscher zuverlässige Beamte und Statthalter hatte, konnte er es sich leisten, womöglich monatelang weg zu bleiben. Der römische Kaiser Hadrian bereiste zahlreiche Provinzen und war häufig abwesend von Rom.

In der Neuzeit erregte Zar Peter I. großes aufsehen, als er 1696 für 18 Monate aufbrach, um Westeuropa zu bereisen, Know How und Experten einzukaufen und womöglich ein Bündnis zu knüpfen gegen die Türken. Der Zar bereiste die Niederlande, wo er in Zandam das Schiffszimmerhandwerk erlernte, England, Wien und Polen. Eigentlich wollte er noch nach Venedig, doch es kam ihm dabei der Aufstand der Strelitzen dazwischen. Da eine russische Gesandschaft im Reich des Sonnenkönigs ausgewiesen wurde und Frankreich die Türken und Schweden unterstützte, kam es nie zu einem Zusammentreffen von Louis XIV. und Peter. Erst als er schon etabliert auf europäischer Bühne war, reiste Peter nach Frankreich, um den regenten Philipp von Orleans und Louis Urgroßenkel, den damals erst 7 jährigen Louis XV. zu treffen.
 
Waren die Staaten besonders groß und nicht sehr kompakt, brauchte man ja sowieso Statthalter in den verschiedenen abgelegeneren Landesteilen. Von daher hatten die Habsburger bspw. damit schon traditionell Erfahrung. In den österreichischen Niederlanden, aber auch in Vorderösterreich (bis ins 18.Jh.) hatte man namenhafte Statthalter eingesetzt, die manchmal wie Vizekönige residierten. Von daher hatte man schon mit Vertretern Erfahrungen gemacht.

Sowas konnte natürlich auch für Unwillen unter der Landesbevölkerung sorgen wie es unter August dem Starken war, der für die Zeit seiner Bemühungen um die polnische Krone und der damit verbundenen Abwesenheit einen Fürstenberg einsetzte, einen Katholiken im lutherischen Sachsen, was den Argwohn gegenüber dem Landesregiment noch verstärkte.
 
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