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Betreff: „Wer am Leben blieb, wurde nackt gelassen“ vom 23.03.2005
Sehr geehrte Damen und Herren,
leider gibt Herr Schmidt-Häuer die geschichtlichen Ereignisse nicht nur verzerrt sondern auch nur einseitig wieder.
Dies fängt bereits damit an, dass das Wort „Zeytun“ als armenisches bezeichnet wird, obwohl es ein arabisches ist und auch im Türkischen „Olive“ bedeutet.
Über solch einen Lapsus kann man noch hinwegsehen, das Traurige an dem Artikel ist jedoch, dass eine objektive Berichterstattung suggeriert wird, obwohl dies keinesfalls gegeben ist.
Zunächst beginnt Herr Schmidt-Häuer seinen Beitrag mit Berichten überlebender Armenier. Dass die muslimische Bevölkerung in Zeiten des Krieges genauso gelitten hat, wie die armenische, scheint für ihn keine Rolle zu spielen. 2,5 Mio. getöteten Muslime, die im 1. Weltkrieg in Ostanatolien gestorben sind und von denen ca. 500.000 von armenischen Rebellen getötet wurden, finden keine Erwähnung. Heute leben in der Türkei viele Menschen, die Nachkommen der 2 Millionen während des 1. Weltkrieges aus dem Kaukasus und Ostanatolien Vertriebenen sind. Warum diese Menschen vertrieben und ermordet wurden, wird jedoch nicht thematisiert. Über diese Menschen schweigt man sich aus oder spricht lediglich von „tragischen Kriegsereignissen“, bei den Armeniern jedoch von Genozid.
Wenn Herr Schmidt-Häuer tatsächlich etwas „bewegen“ möchte, sollte er für ein internationales Historikergremium plädieren, das von der „türkischen Seite“ seit Jahrzehnten gefordert und von der „armenischen Seite“ abgelehnt wird, wie letztes Jahr in Wien. Dass die „armenische Seite“ nicht an einer wirklichen Aufklärung der Umstände interessiert ist sondern nur auf eine Anerkennung ihrer offiziellen Version aus ist, zeigt sich hier deutlich.
Herr Schmidt-Häuer schreibt, dass „der jüdische Dichter Franz Werfel in seinem Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh die armenischen Todeskarawanen prophetisch »wandernde Konzentrationslager«“ nannte. Bei den Konzentrationslagern - die von den Engländern erfunden wurden - handelt es sich um ein Lager, in denen die Menschen „konzentriert“ wurden. Dies gilt ebenso für die amerikanischen Internierungslager im 2. Weltkrieg. Dort wurden Amerikaner japanischer Herkunft „interniert“. Diese Konzentrationslager sind nicht mit denen der Hitlerdiktatur vergleichbar, doch Herr Schmidt-Häuer versucht einen Vergleich zu ziehen und den Völkermord an den europäischen Juden zu instrumentalisieren.
Nicht nur das, auch Franz Werfel gab in einem Gespräch mit seinem jüdischen Freund Albert Amateu zu, dass er das Buch auf Quellen seiner armenischen Freunde in Wien stützte und des weiteren gefälschte „Dokumente“ des Armeniers Aram Andonian verwendet hat. Wenn Herr Schmidt-Häuer einen Roman als Beweis anführt, sollte er auch andere Beweise erwähnen, welche widerlegt wurden, wie z. B. das „Blue Book“ des britischen Historikers Arnold J. Tonybee, welches als britische Kriegspropagandadokumente entlarvt aber trotzdem jahrelang weiter als „Beweis“ angeführt wurde und immer noch wird.
Mihran Dabag meint in dem Beitrag von Herrn Schmidt-Häuer, dass die Türkei den angeblichen Völkermord leugne, „weil der Genozid mit der Modernisierung des Landes zusammenfiel. Er geschah gerade auf der Schwelle der Geschichte: während der Transformation des multi-ethnischen Osmanischen Reiches in einen Nationalstaat mit pantürkischer Ideologie.“
Als angeblicher „Experte“ auf diesem Fachgebiet sollte er wissen, dass die Republik Türkei erst 1923 ausgerufen wurde und sich ein Nationalbewusstsein erst im Laufe der 20er Jahre entwickelt hat. Er sollte auch erwähnen, dass ca. 144 Minister, Parlamentarier, Generäle usw. verhaftet und nach Malta deportiert wurden um ihnen den Prozess zu machen. Alle wurden freigesprochen, da man keinerlei Beweis gegen sie fand und ihnen schon damals den angeblichen Genozid nicht nachweisen konnte. Die anderen wurden nach dem Krieg von osmanischen Gerichten bestraft, und zwar nicht als Akteure einer Regierungspolitik mit dem Ziel des Völkermordes, sondern als verantwortliche für eigene Befugnisüberschreitungen.
Die Begründer der Türkei hatten nie die Absicht einen „Nationalstaat mit pantürkischer Ideologie“ zu gründen. Alle „Begründer“ der Türkei haben Abstand zu der Jungtürkischen Bewegung genommen und die Ziele derer (alle Turkvölker zu vereinen) abgelehnt. Enver Pascha war der einzige Vertreter dieser Ideologie und er ist 1922 in Zentralasien bei einem Gefecht einsam gestorben.
Herr Schmidt-Häuer meint, der angebliche Völkermord sei erwiesen weil „24 Staaten, darunter Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande“, den Genozid inzwischen verurteilt hätten. Er vergisst zu erwähnen, dass die UNO, sowie 168 Staaten den angeblichen Völkermord nicht erkannt haben.
Der ehemalige israelische Außenminister und Nobelpreisträger Shimon Peres sagte diesbezüglich in einem Interview mit der T.D.N. am 10. April 2001: „Es ist eine Tragödie was den Armeniern passierte, aber kein Genozid”.
Selbst der weltweit anerkannte und renommierte Islamwissenschaftler und Experte auf dem Gebiet des Nahen Osten Prof. Bernard Lewis sagte in einem Interview mit der israelischen Tageszeitung Ha'aretz vom 23. Januar 1998: „Für mich gibt es ausreichende Gründe, diese Ereignisse - die Geschehnisse um die Armenier in Ostanatolien - als einen ethnischen Konflikt zu betrachten."
Großbritannien meint diesbezüglich: “Die Haltung der Regierungen zu diesem Thema ist bekannt und ist am 14. April 1999 im Oberhaus erörtert worden. Die britische Regierung verurteilte die Massaker von 1915-1916 seinerzeit und betrachtete die Leiden der Armenier als eine schreckliche Tragödie. Die derzeitige Regierung weicht keineswegs von dieser Ansicht ab. Aber angesichts des Mangels an eindeutigen Beweisen, dass die osmanische Regierung eine bestimmte Entscheidung zur Vernichtung der Armenier getroffen hat, haben die britischen Regierungen die Ereignisse von 1915-1916 nicht als Genozid anerkannt.”
Zu dem „türkischen Historiker“ Taner Akcam sollte Herr Schmidt-Häuer erwähnen, dass dieser einer der Begründer der linksextremen DEV-SOL war, welche für etliche Bombenanschläge und Morde verantwortlich ist und dass er eigentlich kein Historiker sondern ein Soziologie ist, dessen „Forschungen“ von seriösen Historikern widerlegt wurden. Später haben ihn, außer der „armenische Seite“ und deutsche Einrichtungen, die gerne einen Völkermord sehen wollten, keiner mehr ernst genommen. Außer in Erivan und bei der armenischen Diaspora in im wesentlichen Boston und Californien, hat er an keinem echten Historiker-Treffen als ein namhafter Historiker teilgenommen.
Herr Schmidt-Häuer meint wiederum, dass ausgerechnet Israel den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts nicht als Genozid gelten lässt.“ Warum auch? Israel ist an der Wahrheit interessiert und hört sich beide Seiten der Geschichte an. Die Wahrheit ist, dass die Hauptvoraussetzung, nämlich die Absicht, die ethnische armenische Gruppe allein wegen ihres Armeniertums zu vernichten, fehlt.
Herr Schmidt-Häuer schreibt, dass „ein Band mit rund 700 Seiten Dokumenten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts“ herausgegeben von Wolfgang Gust erscheinen wird. Herr Gust legt kein Wert darauf objektiv die Dokumente freizugeben. Er nimmt sich nur diejenigen Dokumente heraus, die seine These unterstützen.
Diese und weitere Unzulänglichkeiten des Artikels können auch auf einer schlechten und einseitigen Recherche beruhen, was jedoch besonders negativ auffällt, ist der Versuch, die BRD zum Komplizen der Türkei zu machen, aufgrund der „Waffenbrüderschaft“ im 1. Weltkrieg. Spätestens hier verliert der Artikel jede Sachlichkeit. Er erinnert eher an die Pamphlete der PKK in den 90er Jahren, in denen man versuchte die BRD für die Terrorbekämpfung in der Türkei zu diskreditieren und das PKK-Problem bzw. den PKK-Terror zu einem deutschen Problem zu machen.
Zu guter Letzt möchten wir nochmals bedauern, dass Herr Schmidt-Häuer keinerlei Interesse an Berichten überlebender Muslime hat und diese in seinem Beitrag nicht verwendet. Vielleicht ist er aber auch nur der Meinung, dass ein muslimisches Leben weniger Wert sei als ein christliches?
Mit freundlichen Grüßen
Türkische Internet Community
Links gelöscht. Mercy