Völkermord Japan

Ich bin ein Chinese. Meiner Meinung nach hasse ich die Japaner deshalb noch mehr, weil sie überhaupt keine Reue zeigen, sich dieser Geschichte nie stellen und sich nie öffentlich für diese Gräueltaten entschuldigen. Im Gegenteil, die Japaner versuchen auch, die Geschichte zu verzerren und die Erinnerung ihres eigenen Volkes an diese Geschichte auszulöschen.

Von den Japanern, die Gräuel in China verübten, dürfte heute keiner mehr leben. Schuld ist individuell, die Vorstellung einer Kollektivschuld ist grauenhaft. In Deutschland war es mal die "Schuld" der Juden, vom Baby bis zum Greis, Juden zu sein- eine grauenhafte Vorstellung. Grauenhaft auch die Vorstellung einer deutschen Kollektivschuld. Es hat auch in Deutschland Widerstand gegeben. Natürlich waren die meisten Deutschen keine Widerstandskämpfer, sondern Mitläufer, Zuschauer, Mittäter. Auch Angehörige meiner Familie.

Der Protest gegen die alten Nazis in der gesamten deutschen Gesellschaft, in Spitzenpositionen in den 1960er Jahren war notwendig. Heute deckt die alle der grüne Rasen, aber sich wirklich Hitler und das Dritte Reich zurückgewünscht hätten sich nur wenige. Das waren zum Teil furchtbare Familiendespoten, manches, was sie sagten, war unterirdisch. Aber die meisten von ihnen sind im Laufe der Zeit in der Nachkriegsgesellschaft und in der Demokratie angekommen. Einige sogar noch ganz passable Demokraten geworden. In Deutschland war eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit Voraussetzung, um überhaupt mal wieder in die Staatengemeinschaft aufgenommen zu werden.

Ich glaube, einen ernsthaften Versuch, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, wird man der deutschen Gesellschaft insgesamt zubilligen können. Das ist aber kein Grund, sich über andere Nationen zu mokieren. Es machen Staaten und Gesellschaften unterschiedliche Zivilisationsprozesse durch. Manche Gesellschaften sind einfach noch nicht soweit für eine Vergangenheitsbewältigung. Auch in Deutschland gab es und gibt es Leute, die nie auch nur den Versuch unternommen haben, sich mit der eigenen Geschichte kritisch auseinanderzusetzen Die Erwähnung der Armenienmassaker in der Türkei ist problematisch, es gibt sogar einen Paragraphen der es unter Strafe stellt, das Ansehen der Türkei herabzusetzen. Sollte man dafür "die Türken" hassen?
Belgien ist eine sehr moderne Gesellschaft und hat eine sehr lange demokratische Tradition, die sogenannten Kongo-Gräuel waren aber bis vor wenigen Jahren kaum Thema. Generationen von Belgiern wurde in der Schule beigebracht, dass Leopold II. dem Kongo die Zivilisation und das Christentum gebracht hat. Sollte man dafür alle Belgier hassen? Das hieße das Kind mit dem Bade ausschütten. Bei Menschen ist auch zu bedenken, welchen Zugang an Bildung jemand hatte, was für Einflüssen jemand ausgesetzt war, was man ihm/ihr beigebracht hat.
Manche Menschen wissen es nicht besser, sie haben vielleicht bestimmte Ereignisse nur aus einer bestimmten Perspektive wahrgenommen. Es lassen sich Menschen aber von Argumenten überzeugen. Auch sehr sture, auch sehr engstirnige Zeitgenossen lassen sich überzeugen. Als Rassist wird man nicht geboren, man wird dazu gemacht. Überzeugen aber kann man nur jemanden, mit dem man kommuniziert, mag er einem auch noch so unsympathisch sein. Wenn man hasst, kommuniziert man nicht.

Hass ist verzehrend, wenn man jemanden hasst, dann sollte man es wenigstens aus den richtigen Gründen tun. Für das, was jemand getan hat, nicht wo er geboren ist. Geburt ist doch mehr oder weniger Zufall.
 
Es machen Staaten und Gesellschaften unterschiedliche Zivilisationsprozesse durch. Manche Gesellschaften sind einfach noch nicht soweit für eine Vergangenheitsbewältigung.
@Scorpio es fällt mir wirklich schwer, eine eigene Position zu diesem Gedanken zu finden - und meine Schwierigkeit resultiert aus der mehr oder weniger aktuellen (also heutigen, wenn man so will modernen) Beobachtung, dass verblüffenderweise nahezu alle Gesellschaften*) freilich reif genug sind für moderne Waffen, moderne Technologie inklusive Internet/Handy/Betrügereien, dicke Autos, Flugverkehr, modernes Geldwesen/Banking und zwischen Heuschrecke und Raubtier pendelnden Kapitalismus... mon dieu, nur beim Blick auf die eigene Vergangenheit "sind die noch nicht so weit?" Ich denke eher, die wollen nicht (denn alles andere könnense ja bestens!) und das aus allerlei Gründen (verletzte Ehre oder sowas, die Befürchtung, hinterher Ärger mit anderen zu bekommen in Form von Regressleistungen usw) und das geht dann ganz gerne in Richtung offizieller "verordneter" Geschichtsklitterung (schön zu studieren bei einem nur partiell europäischen EU-Anwärter in Sachen frühes 20. Jh. ...)
...und dann kommt mir noch der Gedanke: wie kann es sein, dass eine hochmoderne Industriegesellschaft und Wirtschaftsmacht wie Japan für irgendwas "noch nicht weit genug sein soll"? ...die werden es sich energisch verbitten, als "für irgendwas noch nicht weit genug zu sein" bezeichnet zu werden...
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*) evtl sind ein paar ganz wenige, irgendwo weit weg in unzugänglicher Wildnis lebende Gesellschaften von Ureinwohnern da die Ausnahme (?)
 
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In Tokio gibt es den Yasukuni-Schrein, ein Schrein in dem den Seelen der Gefallenen der kaiserlichen Armee von 1868 bis zum Ende des 2.Weltkrieges gedacht wird. Es handelt sich um einen Shinto-Schrein und nicht um einen Soldatenfriedhof. Von 2.466.532 namentlich genannten gefallenen Soldaten entfallen 191.250 auf den 2.Japanisch-Chinesischen Krieg (1937-45) und 2.133.915 auf den 2.Weltkrieg, darunter sind auch verurteilte Kriegsverbrecher. Die Tokioter Prozesse der Alliierten gegen Kriegsverbrecher 1946 werden im Schrein "Schauprozesse" genannt.

Der Schrein ist in Japan sehr umstritten. Der Tenno besuchte einmal jährlich den Schrein bis zum Jahr 1978. In diesem Jahr veranlasste der Shinto Oberpriester, dass auch die Kami (Seelen) von 14 Kriegsverbrecher der Klasse A (Verbrechen gegen den Weltfrieden) im Schrein aufgenommen wurden. Seit dem besucht kein Tenno mehr den Schrein. Der ehemalige Premierminister Koizumi besuchte den Schrein hingegen in jedem Jahr seiner Amtszeit von 2000-06.
wiki nennt eine nicht weiter spezifizierte Umfrage unter Japanern nach der knapp die Hälfte der Japaner die Besuche des damaligen Premiers am Schrein ablehnt.

Ich durfte auf der Berlinale 2008 den chinesischen Filmemacher Li Ying mit seiner Dokumentation "Yasukuni" sehen.
 
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@Scorpio

Deinen Ausführungen kann ich inhaltlich sehr weit folgen. In Deutschland ist meiner Meinung nach eine Geschichtsaufarbeitung erfolgt, wie sie, so glaube ich, so ziemlich einmalig in der Welt ist. Das geht so weit, das wir unsere eigene Geschichte, gerade die Zeit vor der Nazibarbarei und deren Akteure negativer zeichnen als die tatsächlich war, so als ob es eine Schnellstraße zu Hitler und seinen Schergen gegeben hätte. Und trotzdem wird den Deutschen bei Gelegenheit gerne der Nationalsozialismus und seine entsetzlichen, zahllosen Verbrechen immer wieder vorgehalten. Auch von unseren Freunden. Und Deutschland hat sich bemüht umfassend Widergutmachung zu leisten; das waren keine Kleinigkeiten.

Japan, die Türkei, China und andere Nationen haben ebenfalls entsetzliches getan und dort wurde nicht im Ansatz das geleistet, was in Deutschland alles getan wurde, um für die furchtbaren Verbrechen Widergutmachung zu leisten. Das darf man erwähnen. Was man immer noch nicht so gerne hört, ist das auch Deutsche Leid erlitten haben.

Die Bundesrepublik Deutschland ist sich Ihres Unrecht durch den Nationalsozialismus voll bewusst; von ein paar Bekloppten, unverbesserlichen Spinnern abgesehen.

Meines Erachtens nach kommt es nicht so wirklich gut, wenn man sich über die fehlende Reue, die fehlende kritische Aufarbeitung oder gar Verleugnung der Geschichte und das damit verbundene Leid unzähliger Menschen anderer Nationen beklagt, wenn es mit der eigenen Nation selbst nicht besser bestellt ist.

Ich und die allermeisten Deutschen der heutigen Bundesrepublik haben diese Zeit gar nicht erlebt. Verantwortung wurde trotzdem umfassend übernommen. Es darf aber m.E. auch als Deutscher durchaus darauf verwiesen bzw. gefragt werden, das andere Staaten, insbesondere totalitäre wie China, die Japan mit Hass begegnen, wie es denn vor der eigenen Haustür aussieht.
 
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@Scorpio es fällt mir wirklich schwer, eine eigene Position zu diesem Gedanken zu finden - und meine Schwierigkeit resultiert aus der mehr oder weniger aktuellen (also heutigen, wenn man so will modernen) Beobachtung, dass verblüffenderweise nahezu alle Gesellschaften*) freilich reif genug sind für moderne Waffen, moderne Technologie inklusive Internet/Handy/Betrügereien, dicke Autos, Flugverkehr, modernes Geldwesen/Banking und zwischen Heuschrecke und Raubtier pendelnden Kapitalismus... mon dieu, nur beim Blick auf die eigene Vergangenheit "sind die noch nicht so weit?" Ich denke eher, die wollen nicht (denn alles andere könnense ja bestens!) und das aus allerlei Gründen (verletzte Ehre oder sowas, die Befürchtung, hinterher Ärger mit anderen zu bekommen in Form von Regressleistungen usw) und das geht dann ganz gerne in Richtung offizieller "verordneter" Geschichtsklitterung (schön zu studieren bei einem nur partiell europäischen EU-Anwärter in Sachen frühes 20. Jh. ...)
...und dann kommt mir noch der Gedanke: wie kann es sein, dass eine hochmoderne Industriegesellschaft und Wirtschaftsmacht wie Japan für irgendwas "noch nicht weit genug sein soll"? ...die werden es sich energisch verbitten, als "für irgendwas noch nicht weit genug zu sein" bezeichnet zu werden...
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*) evtl sind ein paar ganz wenige, irgendwo weit weg in unzugänglicher Wildnis lebende Gesellschaften von Ureinwohnern da die Ausnahme (?)

Ich kann das, was du schreibst, nicht widerlegen. Und doch muss der Stand an Technologie und Infrastruktur einer Gesellschaft nicht unbedingt ihren Standards in Erinnerungskultur und Vergangenheitsbewältigung entsprechen. Belgien wird man doch als eine (oder auch zwei) recht weltoffene Gesellschaft bezeichnen können. Dennoch ist das Thema Kongogräuel ein Tabuthema, ein Paradigmenwechsel in der Erinnerungskultur und Geschichtspräsentation hat dort erst in den letzten 10 Jahren stattgefunden.

Ich habe in der Türkei viele Leute getroffen, die ich als Menschen und als Wissenschaftler sehr respektiert habe, bei denen bin ich an einen Punkt gekommen, wo ich wusste, wenn du in Punkto Armeniermassaker weiter insistierst, wirst du eine Freundschaft verlieren. Die Gastfreundschaft und wissenschaftliche Zusammenarbeit hätte nicht besser sein können. Ich merkte auch, dass die im Grunde wider besseres Wissen an einer Behauptung festhalten.

In GB oder den USA, durchaus aber auch in Frankreich tendieren viele dazu, die Geschichte ihres Landes als eine einzige Erfolgsgeschichte zu betrachten. Ich frage mich aber immer, wie ich denken würde, wenn ich die Prägungen bekommen hätte, die sie erfahren haben und ich denke eben auch daran, was abseits der offiziellen Erinnerungskultur in Deutschland gedacht und gesagt wird.

Es gibt natürlich, in Japan oder der Türkei und überall auf der Welt Leute, die aus gerade der Denkschule hervorgegangen sind, die ich oben skizziert habe, so wie es zu allen Zeiten Leute gegeben hat, die sich dem Mainstream, dem herrschenden Ungeist verweigert haben. Aus verschiedenen Gründen halte ich nicht viel davon, mich als Deutscher über Defizite in der Erinnerungskultur anderer Nationen zu mokieren, so kritikwürdig sie auch sein möge.
 
@Scorpio

Deinen Ausführungen kann ich inhaltlich sehr weit folgen. In Deutschland ist meiner Meinung nach eine Geschichtsaufarbeitung erfolgt, wie sie, so glaube ich, so ziemlich einmalig in der Welt ist. Das geht so weit, das wir unsere eigene Geschichte, gerade die Zeit vor der Nazibarbarei und deren Akteure negativer zeichnen als die tatsächlich war, so als ob es eine Schnellstraße zu Hitler und seinen Schergen gegeben hätte. Und trotzdem wird den Deutschen bei Gelegenheit gerne der Nationalsozialismus und seine entsetzlichen, zahllosen Verbrechen immer wieder vorgehalten. Auch von unseren Freunden. Und Deutschland hat sich bemüht umfassend Widergutmachung zu leisten; das waren keine Kleinigkeiten.

Japan, die Türkei, China und andere Nationen haben ebenfalls entsetzliches getan und dort wurde nicht im Ansatz das geleistet, was in Deutschland alles getan wurde, um für die furchtbaren Verbrechen Widergutmachung zu leisten. Das darf man erwähnen. Was man immer noch nicht so gerne hört, ist das auch Deutsche Leid erlitten haben.

Die Bundesrepublik Deutschland ist sich Ihres Unrecht durch den Nationalsozialismus voll bewusst; von ein paar Bekloppten, unverbesserlichen Spinnern abgesehen.

Meines Erachtens nach kommt es nicht so wirklich gut, wenn man sich über die fehlende Reue, die fehlende kritische Aufarbeitung oder gar Verleugnung der Geschichte und das damit verbundene Leid unzähliger Menschen anderer Nationen beklagt, wenn es mit der eigenen Nation selbst nicht besser bestellt ist.

Ich und die allermeisten Deutschen der heutigen Bundesrepublik haben diese Zeit gar nicht erlebt. Verantwortung wurde trotzdem umfassend übernommen. Es darf aber m.E. auch als Deutscher durchaus darauf verwiesen bzw. gefragt werden, das andere Staaten, insbesondere totalitäre wie China, die Japan mit Hass begegnen, wie es denn vor der eigenen Haustür aussieht.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Verbrechen des NS, der Holocaust, der Porajmos, die Greuel in Osteuropa, dazu der Schock der Niederlage so ungeheuerlich waren, dass die deutsche Gesellschaft daran zerbrochen wäre, wenn sie sich nicht damit auseinandergesetzt hätte. In punkto Aufarbeitung der Geschichte ist tatsächlich einiges, geschehen. Das war aber auch eine Sache von 3 Generationen.

Die Kriegsgeneration war dazu nicht in der Lage, es war viel, dass die meisten Mitläufer und Mittäter in der Demokratie ankamen, dass sie schließlich deren Annehmlichkeiten auch auch zu schätzen wusste. Das Land musste wieder aufgebaut werden.

Die 1. Nachkriegs-Generation die der 1968er hat den Aufstand, hat die Revolte geprobt- und das war bitter nötig! Die Ereignisse waren aber noch zu nah, die Konfrontation mit der Kriegsgeneration zu heftig, die Vorwurfe zu moralisch, zu zugespitzt, zu polemisch.

Vom Krieg wurde viel gesprochen, wenn der Nationalsozialismus erwähnt wurde, herrschte oft betretenes Schweigen, fast als gäbe es eine Vereinbarung, dass bestimmte Themen wie eine gefährliche Klippe gemieden wurden. Die Älteren wussten sofort, was gemeint war, wer gemeint war. Sie konnten sofort die Zusammenhänge herstellen. Das war bemerkenswert, wo doch keiner etwas davon gewusst hat.

Als der Krieg 40 und 50 Jahre her war, da fingen die Älteren an, von Dingen zu erzählen, was sie früher nie erwähnt haben, was sie meinen Eltern nie gesagt hätten. Da war nicht von Heldentaten, sondern von Kriegsverbrechen, von Denunziation die Rede. Da war die Rede von heimlich gehörten BBC-Sendungen, von Schwarzmarktgeschäften.

Ich bedaure sehr, dass ich meine Großeltern nichts mehr fragen kann. Ich bin mir sicher, sie hätten auch vom Holocaust gesprochen, wenn ich damals schon das Wissen gehabt hätte, das ich mir heute angeeignet habe.

In vielen Staaten genießt Deutschland wieder Ansehen, in Israel oder den USA war ich verwundert über das positive Deutschlandbild. Gerade auch was Lokal- und Regionalgeschichte betrifft, ist in den letzten 20-30 Jahren sehr viel aufgearbeitet und geforscht worden. Die Vergangenheitsbewältigung ist auch in der Bundesrepublik noch längst nicht abgeschlossen. Leute, die sich an Pogromen wie in Rostock, Hoyerswerda, Mölln oder Solingen beteiligen oder daran Freude haben, mögen eine Minderheit sein. Es ist aber mit dem erstarken rechts-reaktionärer Kräfte sei es in Frankreich, Belgien, Polen oder Ungarn vieles in den Mainstream vorgedrungen, was vor 10 Jahren noch nicht offen ausgesprochen wurde. Die NSU-Morde, eine große Boulevard-Zeitung sprach vom "Dönerkiller", die Ereignisse in Halle und Hanau oder auch der politische Mord an einem Regierungspräsidenten sind beunruhigend.
 
Aus verschiedenen Gründen halte ich nicht viel davon, mich als Deutscher über Defizite in der Erinnerungskultur anderer Nationen zu mokieren, so kritikwürdig sie auch sein möge.

Ja, ich freue mich sehr, das wir eine gute Beziehung zu Israel haben; genauso wie zu unserem sogenannten ehemaligen "Erbfeind" Frankreich. Da ist viele richtig gemacht worden.

Und ja, auch in der Gegenwart ist nicht alles in Ordnung und gut gelaufen. Aber das ist kein Vergleich zu dem was die Nazisschweine angestellt haben. Das sind Gottlob schlimme Entgleisungen und wurden von einer Minderheit der Bekloppten, der Unverbesserlichen begangen.

Wer spottet hier oder wer macht sich lustig über die Defizite in der Erinnerungskultur andere Nationen? Du führst das immerhin bereits zum zweiten Male aus und ich verstehe nicht so ganz was du meinst.

Und weshalb lehnst du es ab berechtigte Kritik an der Erinnerungskultur, bzw. der nicht vorhandenen Erinnerungskultur anderer Nationen zu üben? Wenn sie unberechtigt wäre, dann wäre das nicht in Ordnung.

Meinungsfreiheit und Kritik, sind das Wesen einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung.

Wenn die Bundesrepublik und die deutsche Gesellschaft in Ihrer Mehrheit solche Defizite hätte, dann wäre in der Tat Schweigen mehr als angebracht. Das ist aber Gott sei Dank nicht der Fall. Ganz im Gegenteil und deshalb muss man auch als Deutscher nicht schweigen.

Und irgendwie war klar, da ich damit vollkommen alleine auf dem Flur stehe.
 
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Meines Erachtens nach kommt es nicht so wirklich gut, wenn man sich über die fehlende Reue, die fehlende kritische Aufarbeitung oder gar Verleugnung der Geschichte und das damit verbundene Leid unzähliger Menschen anderer Nationen beklagt, wenn es mit der eigenen Nation selbst nicht besser bestellt ist.
@Turgot um das salopp zu formulieren: wer Dreck am Stecken hat (egal, wie viel) sollte sich mit Fingerzeigen auf andere zurückhalten - das ist sicherlich nicht falsch.
Aber bei der Frage nach unterschiedlichen Verfahrensweisen der jeweiligen Vergangenheitsbewältigung und -aufarbeitung ist es nun auch nicht gerade zielführend, das Thema zu verlassen und die speziell deutsche der deutschen Geschichte zu bearbeiten. Dass Vergangenheitsbewältigung selbst heute, im 21. Jh., trotz einer Wissenschaft, die sich mit den Vergangenheiten befasst, problematisch ist und auf internationaler politischer Ebene gerne Verbiegungen der Vergangenheit betrieben werden, zeigt das Beispiel Katyn recht deutlich (was für ein peinliches Gezappel) Und wir finden viele Beispiele (Belgien, Türkei, Japan und und und) von Geschichtsklitterung heutzutage.
Das ärgerliche an der Geschichte ist, dass sie sich nachträglich nicht ändern lässt (eine Binsenweisheit) man aber in vielen Regionen Gründe hat, lieber eine andere oder zumindest anders erzählte Geschichte als die wissenschaftlich erforschte haben oder präsentieren möchte. Das kann in lächerliche Gefilde führen (eigentlich konnte es der großen UDSSR am A.... vorbeigehen, ob über 1000 Jahre vorher rabaukige Nordleute oder "Frührussen" der ethnische Kern der Kiewer Rus waren - aber es ging ihnen nicht am A... vorbei, sondern sie beharrten darauf, dass die Kiewer Rus urslawisch waren) und das kann in schäbige bis gefährliche Gefilde führen (Türkei => Armenien) und das kann in wissenschaftlich verworrene (!) führen (Belgiens Kolonialgeschichte: mir kleinem Licht leuchtet nicht ein, weshalb allenthalben ein riesiges Blabla-Gezappel veranstaltet wird, um die Belgisch-Kongo Gräuel "nur" als genozidähnlich, aber eben nicht als Genozid zu bezeichnen, wohingegen die Sache mit den Hereros ein praenazihafter eindeutiger Genozid sein soll) - in der Politik ist die blanke schnörkellose Wahrheit nicht immer das höchste Gut, und die Geschichte führt eo ipso in die Politik, zumindest die neuere Geschichte. Je edler die neuere Geschichte einer Region ist, umso besser kann sich deren aktuelle Politik als "richtig" und edel präsentieren; sollte die Geschichte ein paar weniger edle Komponenten aufweisen, kann man diese vertuschen oder umdeuten oder leugnen, um die edlen Komponenten hervorzukehren... und hat irgendein Konkurrent ein paar weniger edle Komponenten in seiner Geschichte, dann reibt man ihm diese natürlich gern unter die Nase...
ergo bleibe ich stur bei meinem banalen Fazit zur wie ich finde heute nicht mehr angebrachten Überlegung, diese oder jene Gesellschaft "sei noch nicht so weit", Vergangenheitsbewältigung zu leisten:
verblüffenderweise (sind) nahezu alle Gesellschaften freilich reif genug für moderne Waffen, moderne Technologie inklusive Internet/Handy/Betrügereien, dicke Autos, Flugverkehr, modernes Geldwesen/Banking und zwischen Heuschrecke und Raubtier pendelnden Kapitalismus... mon dieu, nur beim Blick auf die eigene Vergangenheit "sind die noch nicht so weit?" Ich denke eher, die wollen nicht
 
Ich bin ein Chinese. Meiner Meinung nach hasse ich die Japaner deshalb noch mehr, weil sie überhaupt keine Reue zeigen, ...
Es ist eine Sache, warum Du jemanden hasst, und eine andere, ob dieses Gefühl in der chinesischen Gesellschaft/community verbreitet ist oder sogar vorherrscht.
Und dann will ich die Frage stellen: Was ist Hass?
Findet sich irgend eine Beschreibung dieses Begriffs die nahelegt: Hass ist nützlich im Werkzeugkasten der Erkenntnis??

Was die „Reue“ angeht so wird diese zurecht gefordert. Doch war das Verheeren das Mao unter Chinesen anrichtete nicht geringer. Und dessen übergroßes Abbild thront immer noch über dem Platz des Himmlischen Friedens.
Vor diesem Hintergrund bietet sich eine Flucht aus der eigenen Geschichte an.
Das ist ein typisches Muster das sich an ganz verschiedenen Stellen und Zeiten vielfach wiederholt hat.

Falls es so ist, dass „Hass“ auf Japan in China weit verbreitet ist,
dann muss man sich doch Frage stellen: warum nicht Hass auf Mao in gleicher Weise?
Das meine ich mit „Flucht aus der eigenen Geschichte“.
Und diese eigene Geschichte Chinas ist voller Leiden, Tragödien und Tabus darüber zu sprechen.
 
Ich hatte weiter oben nach einer Entschuldigung Chinas bezüglich Tibet gefragt. Hier ist etwas, warum ich diese Frage formuliert habe, dazu zu lesen:

https://www.gfbv.de/de/news/voelkermord-in-tibet-192/

Das mörderische Regime feiert sich in Peking ja gerade ausgiebig selbst und dann liest man so etwas hier:

https://www.hrw.org/de/news/2021/04/19/china-verbrechen-gegen-die-menschlichkeit-xinjiang

Ich denke, angesichts dieser grauenhaften Vorgänge, sollten China oder die Chinesen eher vor der eigenen Haustür kehren, bevor man meint Japan hassen zu müssen.
 
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QUOTE="Zoefoliage, post: 846290, member: 30851"]Ich bin ein Chinese. Meiner Meinung nach hasse ich die Japaner deshalb noch mehr, weil sie überhaupt keine Reue zeigen, sich dieser Geschichte nie stellen und sich nie öffentlich für diese Gräueltaten entschuldigen. Im Gegenteil, die Japaner versuchen auch, die Geschichte zu verzerren und die Erinnerung ihres eigenen Volkes an diese Geschichte auszulöschen.[/QUOTE]

Die Begründung ist nachvollziehbar. Und dennoch:

Ich würde von dem User auch einen Beitrag zur Versöhnung wünschen, oder einen Vorschlag wie sich China und Japan auf gemeinsame kulturelle und ethische Wurzeln besinnen können. Während Japan seit 1945 keine Verbrechen begangen hat, ist das bei China ganz anders.
 
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