Ziemlich viel zu lesen, werde später noch genauer auf die illyrische Bewegung hinarbeiten und die Wandlung vom serbischen Nationalisten Vuk zum Jugoslawen Vuk.
1. Teil
Dositej Obradovic und Vuk Karadzic die wichtigsten Serben des 19. Jahrhunderts
Dositej Obradovic wurde im heutigen rumänischen Banat geboren, war dann Mönch, aber unzufrieden mit dem Verhalten der Klosterbrüder und trat deswegen aus. Aber scheinbar hat er die Mönchsregeln auch außerhalb der Klostermauern weiterhin befolgt (er war nie Verheiratet und von einer Geliebten gibt es auch keine Quellen, lebte bescheiden). Er trat für die Einführung von Kartoffeln ein, für ein staatliches Bildungssystem. Anfänglich hoffte er auf einen serbischen Nationalstaat, der aber einen Teil seiner Souveränitet an Wien abgab. Dieses hoffte er mit dem russisch-türkischen Krieg von 1788-1791 zu erreichen. Somit versuchte er auf zwei Arten den Sieg für die Habsburger zu erreichen. Einerseits warb er für Freikorps und Haiduken die mehr oder weniger selbstständig im heutigen Gebiet von BIH und Serbien agierte. Desweiteren schrieb er Briefe an die muslimischen Einwohner Belgraeds, Nis, Kragujevac, Zvornik, Travnik, Sabac e.t.c in denen er bei ihnen appellierte ihr vergessenes Serbentum wieder zu aktivieren und die Städte den anrückenden Truppen zu übergeben und dann sollten "svi Srbi svih zakona" (alle Serben aller Gesetze [in diesem Fall wohl Religionen] in einem Staat leben, dabei versprach er weitgehende Religionsfreiheit. Als sich sowohl Österreich wie Russland aus dem Krieg verabschiedeten, gelang es den türkischen Truppen wieder alle eroberten Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Brutalität der türkischen Truppen führte dazu, dass sich Dositej von den Habsburgern distanzierte. Auch seine Idee die südslawischen Muslime in einen serbischen Staat zu integrieren erhielt Riese. Die Region wurde nun von Haiducken wie auch osmanischen Feldherren die die Macht eingenommen haben terrorisiert
Osman Pazvanto?lu ? Wikipedia oder auch Hasan Aganlic genannt Aganlija. Aufgrund der Ermordung des bei den Christen beliebten Haci Pasha und mehrerer angesehener Serben 1804 durch Aganlijas Janitscharen begann der 1. Serbische Aufstand (der im Grunde nicht der erste war). Die Aufständischen wurden von einem Mann namens Djordje Petrovic genannt Karadjordje (der schwarze Georg) angeführt, er und mehrere ehemalige Haiducken und Freikorps waren die Elite des Aufstandes. Es gelang die 5 Agas welche Serbien unter Aganlija regierten gefangen zu nehmen und hinzurichten, eine rumelische Armee bei Ivankovac 1805 zu besiegen, 1806 konnte Russland als Verbündeter gewonnen werden, Dositej kam nach Serbien und wurde Bildungsminister und Anführer der Hardliner welche noch mehr Privilegien und Land durch die russische Unterstützung erhofften, 1806 wird Belgrad eingenommen nach 3 Jahre langer Belagerung, bei Misar (bei Sabac) wird eine bosnisch-muslimische Armee besiegt und ein großer Teil der muslimisch-bosnischen Elite getötet, bei Deligrad wird wieder gegen eine rumelische Armee besiegt, besonders brutal wird Sabac eingenommen. Sabac hatte mit der Revolutionsregierung einen Waffenstilstand vereinbart, diesen brach es mit dem Überfall mehrerer Dörfer. Die meisten Männer von Sabac starben bei der Versuchten Flucht nach Bosnien.
Vuk Karadzic war einer der wenigen Schriftkundigen dieser Zeit und durch ein Beinleiden nicht kampffähig, er traf Dositej wurde sein Mitarbeiter. Lehnte aber schon damals einige Formen seiner Ideen ab, wie die Säuberung der serbischen Sprache von türkischen Lehnwörtern oder das Einführen von Zylindern im Gegensatz zum Fes. Er konnte eine Zeit lang dank Dositejs Empfehlung in Karlovac studieren wurde aber dann subspendiert. Wieder zurück in Serbien arbeite er als Richter und Zöllner im Dienste Hajduk Veljkos welcher sich immer mehr von der Regierung in Belgrad absagte. Gerüchte er hätte sich an Witwen verdienter Kämpfer vergangen und sein luxuriöses Leben führten zu mehreren Erschießungsbefehlen gegen ihn. 1811 starb Dositej, 1812 musste Russland aus dem Krieg ausscheiden. Vuk Karadzic gelang es sich vor den Anrückenden aus drei Seiten kommenden annähernd 300.000 Soldaten (Serbien hatte damals 700.000 Einwohner) in Sicherheit zu bringen. Srem gelang er nach Wien. Nun wurde Jernej Kopitar sein Mentor, der Hofslawist konnte Vuk Karadzic überreden an der von Dositej aber auch von Sava Mrkalj gestarteten Reform für eine serbische Standartsprache welche nicht mehr sich am altslawischen orientierte sondern an der Sprache des einfaches Volkes. Was im Gegensatz zu den Reformen seit Jahrhunderten stand. Schon im Mittelalterlichen Serbien und Bosnien gab es zwei verschiedene Arten der Schriftsprache die serbische Redaktion des Altslawischen als Sprache in denen literarische und theologische Texte verfasst wurden und die Sprache der Gesetzesbücher wie die des bosnischen Ban Kulins Vertrag mit Dubrovnik (welche dadurch von Bedeutung sind weil Serben vorkommen und serbisch als Sprache genannt wird, somit der ideologische Kampf sehr hart geführt wird aber nur am Rande) oder das wahrscheinlich dem heutigen serbokroatischen Werk am Nächstliegende Gesetzesbuch von Dusan, welches auch einem heutigen Serben, Kroaten, Montenegriner oder Bosniaken weitgehend lesbar währe (im Original weniger da das kyrillische sich vom heutigen deutlich unterscheidet). Die kleine Republik Dubrovnik hat auch eine sehr lange Volkssprachentradition, die sich Ende des Mittelalters entwickelt die auf dem stockavischen beruht im Gegensatz zur cakavischen Sprache des kroatischen Königsreichs. Von serbischer Seite wird häufig die kroatische Identität der Bevökerungs Dubrovniks zu dieser Zeit negiert, neben der massiven Einwanderung von Siedlern aus dem heutigen Montenegro, kommt in den meisten Texten der Name der Sprache als naski (die Unsrige auf). Schon Ende des Mittelalters verschwand in Serbien auch in den Gesetzestexten die Volkssprache und wurde durch den resava Stil des Bulgaren Konstantin dem Philosophen ersetzt. Im 18. Jahrhundert mit der Flucht der zentralserbischen, kosovarischen und nordalbanischen christlichen Bevölkerung nach Südungarn und Kroatien, Nikola Teslas Biografie beschreibt die überlieferte Umsiedlung der Familien seines Vaters aus Südserbien und seiner Mutter aus dem Kosovo sehr gut, nur kleiner Typ, kommt es zur nächsten Entfremdung. Der Einfluss Petersburg wird auf die Balkanorthodoxen immer stärker. Nun wird die russische Variante des altslawischen zur einzigen noch verbliebenen Kirchenslawischen Tradition. Da auch die Kirchenorganization im osmanischen Reich immer mehr Riese bekommen hat, war das lesen der häufig aus Russland stammenden Bücher unmöglich.
Dositej Obradovic, Jernej Kopitar und Vuk Karadzic – Gleichsetzung zwischen Volk und Sprache
Schon Dositej Obradovic, was von vielen linken Intelektuellen in Serbien den sogenannten (Europäern) überhaupt nicht berücksichtigt wird, war davon Überzeugt, dass das zentrale Element der serbischen Kultur und die Definition was ein Serbe sei, von seiner Sprache abhängt. So ist belegt das er die heutigen Bosniaken (die damals auch ganz Zentralserbien bevölkerten und sich nur in Bosnien so nannten) Serben seien, die Quellenlage zu den stokavischsprechenden Katholiken ist weniger Ergiebig und unklar, dabei kann man aber in seinem Werk „Sovjeta zdravoga razuma“ klar die ganze Herzegowina nach Meinung Dositejs einem serbischen Staat einverleiben wollte. Komisch ist freilich das im heutigen Serbien „der Vater des serbischen Nationalismus“ wie es Seselj ausdrückte zu einem Idol der Friedensbewegung geworden ist, welche den bosnischen Serben ihr Serbe sein häufig absprechen. Auch seine Loyalität zu Karadjordje der gewiss nicht weniger skrupellos vorging als die Kriegsherren der 90er Jahr im ehemaligen Jugoslawien, wirkt komisch und heute wo er als der Europäer Serbiens des 19. Jahrhunderts vor den Augen der Welt aber auch der eigenen Bevölkerung präsentiert fast schon verrückt. Obwohl er zeitlebens ein sehr gläubiger Christ war ist er Idol der atheistischen Bewegung in Serbien. Dositej Obradovic druckt seine ersten Bücher auf seinem banater Dialekt, später zieht er das zurück und wechselt auf die damals in Vojvodina vorherrschende Hybridsprache slawenoserbisch die eine Mischung aus russisch, kirchenslawisch und serbischer Volkssprache darstellt und als sehr elitär galt. Jernej Kopitar der das slowenische Standartisierte und jeden Slawisten des 19. Jahrhunderts beeinflusste. Hatte schon vor Karadzic eine für die Kroaten sehr unvorteilhafte Einteilung getroffen. Serben, Kroaten, Slowenen, Bulgaren und Kroaten slowenischer Sprache. So identifizierte er das Cakavische als kroatische Ursprache, wie es auch die ältesten überlieferten kroatischen Texte vermuten lassen, desweiteren sieht er das kajkavische als slowenischen Dialekt der sich während der Türkenkriege in der Gegend um Zagreb (Zagorja) durchsetzte, durch den Namen Banovina Hrvatska (Kroatien) verloren diese aber ihre slowenische Identität. Als Serben bezeichnete er alle stokavisch sprechenden Personen des Balkans, begründete dies mit den Wanderungen serbischer Flüchtlinge während des türkischen Krieges, den Grenzen des mittelalterlichen Serbien und Kroatien (die mit den damals vermuteten Sprachgrenzen mehr oder weniger übereinstimmen). Unklar war er sich beim Gebiet östlich der Morava, Makedoniens bis nach Sofia wo seiner Meinung nach eine serbisch-bulgarische Mischsprache herrscht. Vuk Kardzic übernahm dies von Kopitar aber auch von Dositej, was heute sehr viel verständliche Kritik und Polemik auf sich zieht.
Vuk Karadzic und die Kirche
Im Grunde gab es die Kirche nicht die Serben waren Religiös in von meist griechischen Bischöfen kontrollierten Bistümer aufgeteit und denen mit serbischen Bischöfen. Schon Dositej lehnte sich gegen die Zustände in der Kirche auf. Vuk Karadzics Reform war vor allem den konservativen Bischöfen in der Vojvodina ein Dorn im Auge. Neben inhaltlicher Kritik wurde auch persönliche Kritik genommen, seine Heirat mit der Wienerin Maria Kraus, einer Katholikin, in einer katholischen Kirche wurde häufig als Übertritt interpretiert. Die Bischöfe fürchteten das Vuk „katholische Propaganda“ betreibe. Seine Heirat mit einer Svabica (neben Nemac Name für Deutsche) als Verrat am Serbentum. Er hatte zwar auch Anhänger unter den Bischöfen aber der Metropolit Stracimirovic war ein Erklärter Gegner der Reform. Das erste Wörterbuch von Vuk Karadzic wurde noch von dem Metropoliten bezahlt. Schockiert war man darüber das im Wörterbuch auch Geschlechtsorgane, Flüche und sexuelle Handlungen übersetzt wurden. Das war etwas völlig neues, viele kauften das Wörterbuch nur deswegen. Das serbisch-deutsche Wörterbuch hatte das J eingeführt was es im kyrillischen nicht gab. Auch wurde serbisch srpski genannt und nicht srbski wie der Eigenname Srbi (die Serben) vermuten würde, da auch im täglichen Sprachgebrauch das b häufig im Adjektiv zum p wird. Eine Kritik die auch heute noch vertreten wird ist die es sei die Sprache der Bauern und Schafshirte, also des dummen Pöbels welche Vuk Karadzic zur serbischen Schriftsprache erklärt. Angesicht der Tatsache das selbst in die „bürgerlichen“ Vojvodina nur sehr wenige Städter, und die Serben im Vergleich zu den Deutschen und Ungarn unterrepräsentiert waren, gab und unterhalb der Donau so gut wie keine Serben nicht Bauern waren, kann man auch argumentieren, dass es logisch ist das serbisch eine Sprache der Bauern und Schafhirten ist. Erst mit dem Aufkommen von Njegos in Montenegro und Rajacic in der Vojvodina hat er auch unter den Kirchenfürsten seine Anhänger gefunden. Heute wird in Serbien darüber diskutiert ob man wie die Kroaten eine Sprachbehörde installieren sollte welche die Sprache kontrolliert, was Vuk immer ablehnte.
Wie man das vorstellte zeigt eine Serie ab Minute 8 wird eine zeitlang deutsch geredet.
http://www.youtube.com/watch?v=iKvLB2klmqk&feature=related