Waffenfähig

matze67

Mitglied
Ab welchen Alter war man, z.B. auf den Burgen oder bei den Landsknechten, "waffenfähig"?

MfG Matze67
 
Ich denke mal ab dem Alter in dem es rein körperlich schafft eine Waffe zu tragen. So ab 10 Jahren an.
 
Das Waffenfähigkeitsalter der freien (Jung)Männer wird in den Volks- oder Stammesrechten festgelegt. Es variiert im frühen MA je nach Recht zwischen 12 und 15 Jahren.
Glossar
 
Ich habe ja vermutet vielleicht so ab dem 12. bis 14. Lebensjahr (Nach entsprechender körperlichen Verfassung. Sagen mir einmal wenn einer kräftig und groß gewachsen war, dann vielleicht mit 12 Jahren waffenfähig bei den Landsknechten? Ich denke da zum Beispiel an halbwüchsige Troßbuben.). Knappen waren ja auch ab den 14. Lebensjahr als "Krieger" einsetzbar.

MfG Matze67
 
In der Schlacht von Uclés 1108 in der die Almoraviden die Kastilier besiegten, wurde der vierzehnjährige Thronfolger Sancho Alfónsez erschlagen. Dieser hatte nominell den Oberbefehl, sein Vater war zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 68 Jahre alt. Einer der kastilischen Großen, García Ordóñez, soll sich noch über ihn geworfen haben, um ihn mit seinem Leib zu decken. Ausgerechnet dieser García Ordóñez ist im Übrigen durch den Cid-Epos als hintertriebener Feigling in die Geschichte eingegangen (Crespo de Grañón).
 
In der Schlacht von Uclés 1108 in der die Almoraviden die Kastilier besiegten, wurde der vierzehnjährige Thronfolger Sancho Alfónsez erschlagen. Dieser hatte nominell den Oberbefehl, sein Vater war zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 68 Jahre alt. Einer der kastilischen Großen, García Ordóñez, soll sich noch über ihn geworfen haben, um ihn mit seinem Leib zu decken. Ausgerechnet dieser García Ordóñez ist im Übrigen durch den Cid-Epos als hintertriebener Feigling in die Geschichte eingegangen (Crespo de Grañón).

Na, hoffentlich gab es noch einen weiteren Thronfolger....

Aber waren die Knaben nicht mit der Schwertleite waffenfähig, oder das das damit nichts zu tun ?
 
Die Edelknaben wurden im Alter von 14 Jahren Knappe und zogen nun bewaffnet mit in den Kampf als "Schutzschild" für ihren Ritter.
Durch die Schwertleite wurden die Knappen im Alter von 21 Jahren zum Ritter "befördert".

MfG Matze67
 
Na, hoffentlich gab es noch einen weiteren Thronfolger....

Jain. Der französische Ehemann seiner älteren Schwester Urraca, Raymond de Bourgogne, Vater Alfons VII., wäre ein Kandidat gewesen, verstarb aber noch früher. Urraca heiratete dann ihren "mehreckigen" Cousin Alfonso I. von Aragón, was aber dem kastilischen Adel missfiel, der in Rom eine zu enge Verwandtschaft feststellen ließ (Alfonso und Urraca hatten denselben Urgroßvater, Sancho III. von Navarra, I. von Kastilien, el Mayor). Daraufhin ließen sich Urraca und Alfonso wieder voneinander scheiden und führten jahrelang Krieg gegeneinander um die Rioja. Nach Urraca regierte ihr Sohn Alfonso.
 
Irgendwie kommt mir das bekannt vor, aber das bekomme ich jetzt nicht mehr zusammen, vielleicht morgen - aber ich weiß, eigentlich geht es um die Waffenfähigkeit.

Schönen Abend noch......
 
Das kommt wahrscheinlich auf den genauen Zeitabschnitt an und was man genau unter dem Begriff "waffenfähig" versteht.!

So weit ich weiß, begann in Sparta die Waffenausbildung mit 6 Jahren, ähnlich wie heute bei einigen traditionell lebenden Papuas.
Vom 30 jährigen Krieg wurde berichtet das schon 9 jährige mit ins Feld zogen, ob als Trommler oder als Kämpfer weiß ich jetzt nicht, aber heutzutage gibt es auch ein Beispiel dafür in einigen Teilen Afrikas, denn Feuerwaffen sind kinderleicht zu bedienen.
 
Primär soll es hier aber doch um das Mittelalter gehen. Landsknechte sind doch eher eine Sache der Renaissance oder irre ich da?

Ich würde Mercys Hinweis, wenn ich an der Stelle des Threaderstellers wäre, folgen. In Ausnahmesituationen mag es Ausnahmen gegeben haben, aber gewöhnlich wurden doch die waffenfähigen Männer und nicht die waffenfähigen Kinder aufgeboten.
 
Das Waffenfähigkeitsalter der freien (Jung)Männer wird in den Volks- oder Stammesrechten festgelegt. Es variiert im frühen MA je nach Recht zwischen 12 und 15 Jahren.
Glossar

Ich würde Mercys Hinweis, wenn ich an der Stelle des Threaderstellers wäre, folgen. In Ausnahmesituationen mag es Ausnahmen gegeben haben, aber gewöhnlich wurden doch die waffenfähigen Männer und nicht die waffenfähigen Kinder aufgeboten.

Das würde ich ebenfalls tun, denn Mercy hat mW damit vollkommen Recht.
Zwei Literaturhinweise noch ergänzend dazu: http://www.geschichtsforum.de/f178/europa-im-hochmittelalter-1050-1250-a-2571/ und Andreas Schlunk/Robert Giersch "Die Ritter. Geschichte - Kultur - Alltagsleben" - Begleitbuch zur Ausstellung "Die Ritter" im Historischen Museum der Pfalz Speyer 30.03. - 16.10. 2003 - Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2003
Dinzelbacher führt aus, daß nach althergebrachtem Recht die Minderjährigkeit mit dem zwölften Jahr endete. Er fügt noch hinzu, daß rechtliche Beschränkungen bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr bestehen blieben, räumt dabei aber andererseits ein, daß dies theoretisch zu sehen ist und in der Praxis durchaus gebrochen wurde. Diese Ausführungen sind hier dahingehend interessant, da es sich beim Waffentragen bekanntlich um ein besonderes Vorrecht handelte, welches keineswegs allen Bevölkerungsteilen zustand, ja bestimmten Gruppen geradezu verboten war.
Schlunk und Giersch äußern sich konkret: wenngleich es bereits dem Pagen - zur Verdeutlichung: erste Stufe des Ritterbürtigen - gestattet war, bspw. mit Holzschwertern zu trainieren, so bekam doch erst der Knappe - zur Verdeutlichung: zweite Stufe des Ritterbürtigen - ein richtiges Schwert in Form eines Kurzschwertes in die Hand. Wann begann die Knappenzeit aber gewöhnlich? Auch hierauf geben die Autoren eine Antwort: zwischen dem zwölften und dem fünfzehnten Lebensjahr; wenngleich sie hinzufügen, daß diese Altersangaben nicht im Sinne bspw. einer heutigen FSK, sondern als grobe Orientierung zu sehen sind.

Primär soll es hier aber doch um das Mittelalter gehen. Landsknechte sind doch eher eine Sache der Renaissance oder irre ich da?

Natürlich sind Landsknechte eher eine Sache der Renaissancezeit, ja sogar des Zeitalters der Glaubensspaltung.
Aber davon abgesehen sind sie zudem Söldner, welche mit dem Ritter nicht mehr gemein haben als daß beide eben Berufskämpfer sind. Sowohl die Lebensweise als auch die Weltansicht und das Regelwerk zum Verhalten sind signifikant unterschiedlich - von der daraus abgeleiteten Kampfesweise ganz zu schweigen. Insofern ist die Fragestellung eingangs bereits zu wenig differenziert, aber sei's drum...

Übrigens wurden aber auch bei Söldnerverbänden und/oder in Söldnerheeren - ob nun im Dreißigjährigen Krieg oder auch früher - 9jährige wohl gewöhnlich nicht als Kämpfende eingesetzt, sondern eben bspw. als Trommler (wie bereits genannt) oder als Bote.
Sie zu bewaffnen, wäre mE desweiteren auch von zweifelhaftem Wert gewesen, denn gegen einen älteren Gegner, der selbst bereits Kriegserfahrung hat - und davon ist bei Söldnern durchaus auszugehen -, anzutreten, führt gewöhnlich nur zu einem, nämlich daß der erste Gegner auch zugleich der letzte ist.



Abschließend noch zu einem anderen Thema, welches angesprochen wurde:
... heutzutage gibt es auch ein Beispiel dafür in einigen Teilen Afrikas, denn Feuerwaffen sind kinderleicht zu bedienen.

Das Beispiel afrikanischer Kindersoldaten - die gibt es übrigens auch in anderen Teilen der Welt wie z.B. Kolumbien oder Burma gibt - zieht in diesem Kontext nicht, denn wie Du bereits selbst schreibst, sind bspw. voll- und halbautomatische Handfeuerwaffen in ihrer Bedienung relativ einfach, so daß dies diametral zur langwierigen und vergleichsweise speziellen Ausbildung zum Berufskämpfer vergangener Zeiten steht.
Und davon abgesehen tangiert dieses Thema auch aktuell-politische Kontexte, so daß es nicht weiter vertieft werden sollte...
 
Das Beispiel afrikanischer Kindersoldaten - die gibt es übrigens auch in anderen Teilen der Welt wie z.B. Kolumbien oder Burma gibt - zieht in diesem Kontext nicht, denn wie Du bereits selbst schreibst, sind bspw. voll- und halbautomatische Handfeuerwaffen in ihrer Bedienung relativ einfach, so daß dies diametral zur langwierigen und vergleichsweise speziellen Ausbildung zum Berufskämpfer vergangener Zeiten steht.
Und davon abgesehen tangiert dieses Thema auch aktuell-politische Kontexte, so daß es nicht weiter vertieft werden sollte...
Der springende Punkt hierbei ist für mich und warum das Argument von Askan hier kaum zieht: Landsknechte mussten oftmals einen guten Teil ihrer Ausrüstung selbst stellen. Das machte den Doppelsöldner u.a. so teuer. Wir sprechen hier von Söldnerheeren der Renaissance, da wurden Truppen in einem gemietet usw.. Fragt sich für mich, wie sich ein Junge eine solche Ausrüstung leisten kann. Im Rahmen der Landsknechtsheere muss man sicherlich zwischen Kindern und Jugendlichen im Rahmen des Trosses bei den Soldatenfrauen etc. und dem wirklich kämpfenden Kern der Truppe unterscheiden.

Bei städtischen Aufgeboten ist die Sache durch das typische Alter der Handwerke in den Zünften (Gesellen, Meister) sicherlich noch deutlicher zu klären.
 
Nur mal als Hinweis in Sachen des Threaderstellers ( siehe den ersten Eintrag) , es wurde auch nach Landsknechten gefragt!
 
Es wurder gefragt:
Ab welchen Alter war man, z.B. auf den Burgen oder bei den Landsknechten, "waffenfähig"?
 
Die Formulierung "auf den Burgen" zielt mehr oder minder in Richtung Rittertum, die ebenfalls angefragten Landsknechte gehören in einen anderen Kontext.
Ich habe in meinem Beitrag darauf hingewiesen (und darauf, daß die Fragestellung diesbezüglich mE nicht differenziert genug ist) und zudem trotzdem versucht, beide Kontexte - einmal Rittertum und einmal Landsknechte - nach bestem Wissen zu beleuchten (was natürlich weder vollständig noch endgültige Weisheit sein wird).
Wo also ist das Problem? Ich kann keins erkennen - wie übrigens auch nicht den Sinn einer Metadiskussion an dieser Stelle...
 
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