Wandel paganer nordischer Odin-Mythologie durch Christentum?

MoosbachBube

Mitglied
Mich würde interessieren, wie das Christentum auf das Heidentum gewirkt hat. Ich habe einmal gehört, dass sich die Odins Gestalt sehr verändert hat. Von einem gefürchteten, gefährlichen Kriegsgott zu einem weißen, strengen, aber um das Wohl der Menschen besorgten Vatergott, dass sich dies aus dem Kontakt/ Konflikt mit dem christlichen Vatergott entwickelt hat.
 
Von einem gefürchteten, gefährlichen Kriegsgott zu einem weißen, strengen, aber um das Wohl der Menschen besorgten Vatergott,
(ich vermute, dass "weiß" ein Tippfehler ist bzw. die Autokorrektur hier weißen statt weisen verzapft hat)
Mir scheint dieser Wandel wenig überzeugend, denn die spätere Verarbeitung nach der Christianisierung der Vorstellungen vom dämonisierten Kriegsgott (wildes/nächtliches Heer etc) machen keinen gütig-weisen Eindruck.
 
Mich würde interessieren, wie das Christentum auf das Heidentum gewirkt hat.
Damit ist wohl das festlandgermanische Heidentum, das angelsächsische und das nordgermanische ("wikingische") gemeint - die einzige Wirkung, die ich da konstatieren würde, ist Verdrängung, d.h. die Missionierung hat das schlichtweg ins Abseits gedrängt. Die alten Götter sind nicht angepasst oder geändert worden, um weiter dabei sein zu dürfen.
 
Es gab und gibt immer wieder Vermutungen, manche Teile der nach der Christianisierung verfassten isländischen Texte, die Quellen für die vor-christliche nordgermanische Religion darstellen, seien durch die Christianisierung verändert worden. Sie seien damit (zumindest in diesen Teilen) unzuverlässig, wenn man etwas über das nordgermanische Heidentum inkl der Gestalt Odins erfahren möchte. Dabei geht's aber mehr um Fragen des Kultes als um den "Charakter" der Gottheit; da waren sich die Heiden vermutlich selbst nicht einig...
 
Es gibt folgendes Problem:
Die Nordische Mythologie ist vor allem durch die Schriften von Klerikern wie Saxo Grammaticus, Adam von Bremen, Snorri Sturluson etc. bekannt. Sie berichten über Odin aus christlicher Perspektive (interpretatio christania). Das heißt, wir wissen vor allem darüber Bescheid, wie sich Christen gegen Ende der Wikingerzeit Hochmittelalter den heidnischen Gott Odin vorgestellt haben.
Welche Vorstellungen über Odin vor dem Kontakt zwischen Christentum und heidnischen Skandinaviern verbreitet war, ist weitgehend unbekannt und nur schwer erschließbar.

Versuche zur Christianisierung Dänemarks beginnen bereits Anfang des 8. Jahrhundert durch den angelsächsischen Missionar Willibrord, also noch noch vor der Wikingerzeit. Der christlicher Einfluss geinnt also noch vor der eigentlichen Wikingerzeit.

Auf einem Jahr 2020 entdeckten Brakteat aus dem Goldschatz von Vindelev (Westdänemark) fand sich in einer Runeninschrift die wahrscheinlich älteste bekannte Nennung des Namens Odin, allerdings in der älteren Form Wodan. Sie datiert im 5. Jahrhundert. Darüber berichtete auch der Spiegel:
https://www.spiegel.de/wissenschaft...n-odin-a-9cae00c5-90be-4aad-a015-c635af2a998d
Was in diesem Spiegel-Artikel allerdings nicht erwähnt wird, ist, dass die Ikonografie der nordgermanischen C-Brakteate an Kaiserbildnisse auf spätrömischen Münzen angelehnt ist. Germanische Künstler der Völkerwanderungszeit ahmten bei den ältesten Abbildungen Odins bereits Abbilder des christlichen Kaisers Konstantin und seiner Nachfolger nach.
Im Schatz von Vindelev wurden auch zu Anhängern umbearbeitete Goldmünzen der christlichen Kaiser entdeckt. Der Zusammenhang ist also offensichtlich.

Daraus folgt, dass die nordische Odin-Mythologie, wie wir sie heute kennen, ohne christlichen Einfluss nicht denkbar ist.
 
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Daraus folgt, dass die nordische Odin-Mythologie, wie wir sie heute kennen, ohne christlichen Einfluss nicht denkbar ist.
So weit würde ich nicht gehen (gleich die ganze Odin-Mythologie)

Aber die Ikonografie auf den Brakteaten folgt sicherlich den römischen bzw. christlich-römischen Vorbildern. Interessant hierzu: https://aid-magazin.de/2023/03/10/aelteste-inschrift-zu-odin-auf-gold-aus-vindelev-entdeckt/ (mich wundert ja, dass alle von Odin reden/schreiben, obwohl auf dem Brakteat wohl eindeutig "Wod(a)ns Mann" zu lesen sein soll; es würde bedeuten, dass Wodan die ältere sprachliche Form von Odin ist)
 
Ich würde schon so weit gehen, dass fast die ganze Odin-Mythologie auf Vorbild eines christlich-römischen Kaiser beruht. Mir ist schon bewusst, dass ich mich hierbei schon ziemlich weit aus dem Fenster lehne, aber Konstantin der Große und Odin sind anfangs Zwillinge. Sie tragen nicht nur das gleiche Diadem.

Der Heilige Konstantin beherrscht sogar die gleichen Zaubertricks wie Odin. Gemäß der Legende hat Konstantin eine Vision von einem Zauberzeichen, dem Kreuz, Christogramm oder Staurogramm. Mit Hilfe dieses Zauberzeichens gelingt ihm der Sieg in der Schlacht an der Milvischen Brücke. Dieses Zeichen bringt ihm bekanntlich den Sieg.
Ich würde nicht ausschließen, dass diese Heiligenlegende um Konstantin bereits früh nach Skandinavien gelangte und dort die Odin-Mythologie beeinflusste - soweit meine Spekulation.

Auf dem schwer deutbaren angelsächsischen Runenkästchen von Auzon (Franks Casket) ist sogar die Eroberung Jerusalems durch Kaiser Titus mit Versatzstücken aus der Nordischen Mythologie durcheinandergeworfen. Das Kästchen aus Walknochen datiert ins 8. Jahrhundert und gehört somit zu den ältesten Abbildungen zur Nordischen Mythologie. Das ist bereits Synkretismus vom feinsten.

Auf einigen südskandinavischen Brakteaten ist das kaiserliche Diadem mit Pendilien bereits durch eine merkwürdige Kappe mit Vogelkopf (Adler oder Rabe?) ersetzt. Im Lauf der Jahrhunderte entwickelt Odin weitere Besonderheiten, durch die man ihn leichter von einem römischen Kaiser unterscheiden kann - z.B. wird die Anzahl seiner Augen halbiert und die Anzahl der Beine seines Pferdes verdoppelt.

Für autochton germanisch halte ich jedoch die Vorstellung von Wodan/Odin als Pferdeheiler, basierend auf dem 2. Merseburger Zauberspruch und den C-Brakteaten. Die Interpretation von Karl Hauck, dass auf den C-Brakteaten Wodan/Odin bei der Heilung eines Pferdes abgebildet ist, ist innerhalb der Fachwissenschaften weitgehend akzeptiert, auch wenn dieses "Pferd" nach meinem Spontaneindruck eher wie eine Kuh aussieht. Wenn Haucks Theorie zutrifft, so wahr die Vorstellung vom Pferdeheiler Wodan/Odin auch in Südskandinavien weit verbreitet. In der isländischen und dänischen Sagenliteratur des Hochmittelalters ist Odins Pferdeheilung jedoch nicht überliefert.
Das Motiv der wundersamen Heilung eines Pferdbeins taucht jedoch in der Heiligenlegende über Eligius von Noyon im 14. Jahrhundert wieder auf.
 
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Ich würde schon so weit gehen, dass fast die ganze Odin-Mythologie auf Vorbild eines christlich-römischen Kaiser beruht. Mir ist schon bewusst, dass ich mich hierbei schon ziemlich weit aus dem Fenster lehne
..falls das nicht sogar ein mythologischer Fenstersturz wird... ;)
Der Heilige Konstantin beherrscht sogar die gleichen Zaubertricks wie Odin.
hängt sich Konstantin in Bäume, verliert ein Auge usw usw??

Dass Darstellungsweisen ikonographisch dem Vorbild von "Kaiserbildern" folgen*), sei es, dass ein Herrscher, sei es dass ein Gottheit dargestellt wird, erscheint mir plausibel - dass aber festlandgermanische Gottheiten samt "Mythologie" partout auf einem römischen Kaiser beruhen sollen, kommt mir abwegig vor.

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*) wie auf manchen Brakteaten auch sinnlose ("abgemalte") lat. Buchstaben auftauchen (ich glaube, dass die von Hauck und Bierbrauer erwähnt werden), d.h. da wird eine Darstellungsweise imitiert
 
Ikonographische Übernahme von spätantiken Münzen auf Brakteaten halte ich für zu wenig, damit die Mythologie auf Kaiserlegenden basiere.
Wir haben das schon 1000 Jahre zuvor, als die Kelten griechische Münzen. Da sind dann zunächst Münzüportraits zu sehen, die immser abstrakter werden und schließlich zu Spiralen werden, so dass Esoteriker glauben, die Kelten hätten eine besondere Beziehung zur Kosmologie gehabt, weil aus den Spiralen eben nicht mehr erkennbar ist, dass diese im Ursprung mal abstrahierte Köpfe waren.
Oder wenn die Mutter mit dem Kind - eine ja recht naheliegende Darstellung für Mutter mit Kind - als christliche Kopie der ägyptischen Isis-und-Horus-Darstellung - behauptet wird und daraus dann geschlossen wird, die christliche Mythologie sei von der ägyptischen geklaut.
Die Figur Wodan, dafür spricht ihre gesamgermanische Verbreitung auch in unterschiedlichen regionalen Ausspracheformen von den italianisierten Langbarden bis hin zu den Norwegern und ihren Sieldungsgebieten auf den britischen Inseln und Island, muss schon recht alt sein.
Dass christliche Elemente in den Wodankult einflossen mag sein, aber die müssen anschlussfähig an den prächristlichen Wodan gewesen sein. Ich bin ja z.B. der Meinung, dass in Tyrfing (ein Schwertname, der vermutlich von den Terwingen (vulgo Westgoten) abgeleitet ist) christliche Mythologie eingeflossen ist: Wer das Schwert nimmt... - ein kryptochristlicher Subtext in der Hervara Saga?
 
Neuere Interpretation (u.a. Sigmund Oehrl) führen auch gotländische Abbildungen eines Reiters der von einer Frau mit Trinkhorn empfangen wird auf spätantike römische Vorbilder zurück - konkret auf das römische Adventus-Motiv.
Mit Adventus ist die feierliche Ankunft des Kaisers gemeint.
Der siegreiche und damit vergöttlichte Kaiser reitet zu Pferd in eine Stadt ein. Dabei trägt er ein Feldzeichen. Er wird von der Stadtgöttin Roma/Tyche empfangen, diess Göttin reicht dem Kaiser einen Siegeskranz oder ein Getränk.
Das gleiche Motiv findet sich auf dem Bildstein von Tjängvide, Gotland, 700-900 nach Christus. Hier hat das Pferd allerdings acht Beine. Es gibt zwar verschiedene Interpretationen, aber ich halte es für ziemlich unsinnig in einer wikingerzeitlichen Abbildungen einer Person auf einem achtbeinigen Pferd jemand anderes als Odin zu sehen. Ob jetzt Frigg oder eine Walküre dem Odin den Wein reicht, macht auch keinen wesentlichen Unterschied.

Dass Odins Ikonographie an die Ikonographie des Kaiser angelehnt ist, ergibt durchaus Sinn, denn er ist der Götterfürst.

In den Jahrhunderten davor sieht es mit bildlichen Darstellungen in Skandinavien ziemlich mau aus. Das gleiche gilt natürlich auch für Inschriften.
Vor dem Kontakt mit den Römern ist die germanische Kunst eher abstrakt. Bei den germanischen Holzidolen der frühen Römischen Kaiserzeit kann bestenfalls noch das Geschlecht erkennen. Die frühen Germanen opferten Tiere u.a. an Gottheiten, die sie sich wahrscheinlich als männlich oder weiblich vorstellten. An diesen Holzidolen aus den Opfermooren kann man noch so viel dran ruminterpretieren, aber über eine konkrete germanische Mythologie oder gar einen frühen Odin-Kult wird man nichts erfahren.

Mein inhaltlicher Vergleich zwischen Odin und Konstantin bezieht sich auf die Verwendung siegbringender Zauberzeichen. Es geht mir nicht um Kaiser Konstantin als historische Person, sondern in erster Linie um die Legende und die Herrscherideologie.

Es gibt natürlich auch sehr viele Unterschiede zwischen den beiden legendären Gestalten:

Konstantin erscheint das leuchtende Kreuz am Himmel oder erhält im Traum die Vision des siegreichen Kreuzes.
Bei Odin existieren es unterschieden Sagen, wie er das Geheimwissen erlangt. Entweder trinkt er die Weisheit aus Mimirs Brunnen im Tausch gegen ein Auge oder durch Genuss des Skladenmets, den von der Riesin Gunnlöd Suttung für sexuelle Dienstleistungen (oder durch Beischlafdiebstahl) erhält, oder er erlangt es durch das Selbstopfer am Weltenbaum von den Nornen. Die letztere Geschichte ähnelt stark der Passion Christi am Kreuz, die eng mit der Legende um Konstantin und Helena verbunden ist.
Im Heldenlied Sigrdrifomal vermittelt die Walküre Brynhild die Runenmagie an Sigurd.

Bei der Schlacht auf der Milvischen Brücke schenkt der christliche Gott den Truppen Konstantins den Sieg.
In der Nordischen Mythologie sind es Odin oder die ihm unterstellten Walküren, die den Sieg schenken. Das Motiv taucht bereits in der langobardischen Stammessage auf, ist also sehr alt und schon vor der Wikingerzeit nachgewiesen.
Ein wesentlicher Unterschied zu Odin ist, dass Konstantin nicht den Sieg schenkt, sondern ihn von oben empfängt. Anders als Odin ist Konstantin kein Sieghelfer, sondern hat die komplementäre Rolle.

Odin kann in Walhall gefallene Krieger wieder lebendig machen.
Konstantin der Große konnte leider keine Toten wieder lebendig machen, dafür hatte aber seine Mutter Helena diese Superkraft. Dafür benötigte sie aber das wahre Kreuz Christi.

Odins Palast Walhall hat 540 Tore. Dort führen Einherjer den ganzen Tag sinnlose Kämpfe durch.
Obwohl das Kollosseum ebenfalls 540 Tore hat, hat es nicht so viel mit Konstantin zu tun. Immerhin fanden zu seiner Zeit dort noch Gladiatorenspiele statt.

Final soll Odin in der Ragnarök vom Fenriswolf gefressen werden.
Konstantins wurde auf dem Totenbett getauft.

Das sind ganz triviale Geschichten wie sie zu allen Zeit und überall erzählt wurden.
 
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Neuere Interpretation (u.a. Sigmund Oehrl) führen auch gotländische Abbildungen eines Reiters der von einer Frau mit Trinkhorn empfangen wird auf spätantike römische Vorbilder zurück - konkret auf das römische Adventus-Motiv.
Mit Adventus ist die feierliche Ankunft des Kaisers gemeint.
Der siegreiche und damit vergöttlichte Kaiser reitet zu Pferd in eine Stadt ein. Dabei trägt er ein Feldzeichen. Er wird von der Stadtgöttin Roma/Tyche empfangen, diess Göttin reicht dem Kaiser einen Siegeskranz oder ein Getränk.
Das gleiche Motiv findet sich auf dem Bildstein von Tjängvide, Gotland, 700-900 nach Christus. Hier hat das Pferd allerdings acht Beine. Es gibt zwar verschiedene Interpretationen, aber ich halte es für ziemlich unsinnig in einer wikingerzeitlichen Abbildungen einer Person auf einem achtbeinigen Pferd jemand anderes als Odin zu sehen. Ob jetzt Frigg oder eine Walküre dem Odin den Wein reicht, macht auch keinen wesentlichen Unterschied.

Die Frage ist halt dieselbe wie bei der angeblichen Isis-Horus-Adaption bei Maria mit dem Kinde-Darstellungen: Ist die Darstellung an sich so ungewöhnlich, dass es eines Vorbilds bedarf? Versteh mich nicht falsch, ich habe grundsätzlich überhaupt kein Problem damit, dass Motive kopiert (und in einen neuen Kontext gelesen wurden - es ist ja auch immer die Frage, wie der Rezipient die Darstellung liest), und Waräger hatten bestimmt Gelegenheit genug in oströmischen Kontexten antike Bilddarstellungen zu betrachten, ich frage ich nur: War das Vorbild nötig, dass der Autor (Bildhauer) es für die Darstellung benötigte?
 
Nun, ich würde es eher merkwürdig finden, wenn es keinen gegenseitigen Einfluss der Religionen gegeben hätte. Die frühen Buddha-Darstellungen zeigen ja meist nur Fußabdrücke oder andere Andeutungen. Wohl erst mit dem Kontakt mit der griechischen Kultur wurden sehr detaillierte menschliche Darstellungen üblich.
Auch beim Isis Kult glaube ich, dass es stark in die Marien Verehrung hineingereicht hat. Der Isis Kult war in der späten Antike in Ägypten sehr populär. Ägypten war aber auch ein Zentrum des frühen Christentums. So viel ich weiß, war auch Ägypten der Ort, wo zum ersten Mal die Rede war von der „Mutter Gottes“.
Dass die sicher als in vielen überlegen empfundene römisch-christliche Kultur auf die Germanen und ihre Religion gewirkt hat, halte ich für wahrscheinlicher als nicht. Es gibt ja auch die Theorie, dass der ganze Ragnarök Mythos erst entstand, als die Nordgermanen in Kontakt mit der Apokalyptik kamen.
 
Auch beim Isis Kult glaube ich, dass es stark in die Marien Verehrung hineingereicht hat. Der Isis Kult war in der späten Antike in Ägypten sehr populär. Ägypten war aber auch ein Zentrum des frühen Christentums. So viel ich weiß, war auch Ägypten der Ort, wo zum ersten Mal die Rede war von der „Mutter Gottes“.
Ich wollte eigentlich nicht vom Thema ablenken, nur eine Analogie bilden. Die Marienverehrung ist besonders in der katholischen Kirche im Mittelalter sehr stark, gerade die Darstellung des Sedes Sapientia, Maria als Thron der Weisheit,, das Motiv, das oft mit Isis mit Horus verglichen wird, soll im 11. Jhdt. aufgekommen sein.
 
Tacitus berichtete im 9. Kapitel der Germania über eine Art religiöses Bildverbot bei den Germanen. Es sei den Germanen, demgemäß verboten ihre Götter als Menschen darzustellen.Tatsächlich ist die frühe germanische Kunst weitestgehend abstrakt.
Der Mangel an bildlichen Darstellungen führt, kombiniert mit dem Fehlen eigener schriftlicher Überlieferung dazu, dass wir über die frühe Mythologie der Germanen kaum Aussagen treffen können. Die aussagekräftigsten Quellen sind lateinische Inschriften und Weihesteine aus den römischen Provinzen am Rhein. Es ist schon naheliegend, dass der römisch-germanische Kult um Merkur etwas mit Wodan/Odin zu tun hat, aber mehr als ein paar schwer deutbare germanische Beinamen Merkurs kennen wir nicht.

Die künstlerische Abbildungen von Menschen oder Göttern war den Germanen ursprünglich fremd. Im Lauf der Römischen Kaiserzeit wird der Kunststil der Germanen immer stärker von römischen Vorbildern beeinflusst. Auf diese Weise erst entsteht außerhalb des römischen Reiches der "germanische" Tierstil. Zu den frühsten germanischen Kunstwerken mit nicht abstrakten Abbildungen gehören z.B. die großen Zierscheiben aus Thorsberg, denen man das römische Vorbild noch deutlich an sieht.

Unser Diskussionsthema ist jedoch eigentlich nicht der römische Einfluss, sondern der christliche Einfluss.
Im Judentum und auch im frühen Christentum gab es ebenfalls ein strenges Bildverbot. Die Abbildung von Menschen war untersagt - die von Gott sowieso. Es gab keine Tradition wie biblische Gestalten bildlich dargestellt werden. Es gab anfangs keinen christlichen Kunststil.
Christliche und jüdische Künstler griffen daher auf griechisch-römische Bildtraditionen zurück, wenn sie biblische Szenen abbilden wollten. Anfangs waren griechische Buchstaben, die einzige Art Christus darzustellen.

Auch die christlichen Kaiser der Spätantike wurde auf Münzen, Fresken, Plastiken etc. fast genau wie so wie ihre heidnischen Vorgänger dargestellt. Christliche Kaiser werden ganz selbstverständlich zusammen mit der Siegesgöttin Victoria abgebildet oder posieren im Triumphzug wie ihre heidnischen Vorgänger.
Derartige Abbildungen der christlichen Kaiser in heidnisch-römischer sind die Vorbilder der Brakteaten und skandinavischen Bildsteine.

Zu den auf die nordischen Brakteate wahrscheinlich einflussreichten Vorbilder gehört ein Silbermedaillon Konstantins der Großen.
Die Medaillon zeigt Konstantin mit Helm. Auf dem Helm prangt ein kleines Christogramm. Auf seinem Schild ist die römischen Wölfin mit Romulus und Remus abgebildet. Neben Konstantin ist noch sein Pferd und ein Feldzeichen abgebildet.
Das Christentum bringt keine Wende in der römische Kunst. Konstantins Porträt steht in jahrhunderter Alter Tradition. Sogar die beiden kleinen griechischen Buchstaben, die jetzt Christus bedeuten, sind eigentlich altbekannt.

In Skandinavien war die künstlerische Abbildung eines Mannes mit Pferd, Wolf und Lanze mit ein paar Buchstaben drumherum jedoch ein ganz neues Phänomen.
Als germanische Söldner derartige Kaiserporträts nach Skandinavien brachten, waren sie dort jedoch auch vielfache Weise innovativ und wurden nachgeahmt und neu interpretiert.
Die Germanen in Skandinavien hatten vor Kontakt mit den Römern keine eigenen Schaumünzen, keine Inschriften, nicht einmal Porträtabbildungen von Personen. Dass diese Kaiser nach Konstantin Christen waren, hat auf diesen Prozess der Übernahme der Bildmotive praktisch keinen Einfluss.
 
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