Sklavenarbeit und der wirtschaftliche Faktor des KZ Mauthausen
Neben den Repressalien und Morden der SS, wurde besonders darauf Wert gelegt, die Häftlinge durch Arbeit zu vernichten. Die Knochenarbeit wurde in Zusammenarbeit mit Konzernen und dem faschistischen Staatsapparat betrieben. Hierzu wurde eigens mehrere SS-Konzerne gegründet, um die Häftlinge physisch ebenfalls zu zerquetschen.
SS-Obergruppenführer Glück befahl im Sommer 1941 bereits, dass Häftlinge, die einen längeren Zeitraum arbeitsunfähig oder krank waren, beseitigt werden müssen, da sie ?unerwünscht? seien. Dieser Befehl wurde gnadenlos durchgeführt.
Die Schwerstarbeit begann bereits mit der Entstehung des Lagers. So wurde das Lager erst einmal von den Häftlingen erbaut. So mussten beispielsweise schwere Granitblöcke bei Wind und Wetter vom Steinbruch ins Lager gebracht werden (ohne große technische Hilfsmittel) oder im Laufschritt schwer beladene Karren durch den Morast schieben. Total entkräftete blieben einfach liegen, wurden den Steinbruch hinuntergeschleudert oder rannten hinter die Postenkette und wurden dann ?auf der Flucht erschossen?.
Zur besseren Organisierung der Arbeit wurden Arbeitskommandos gebildet. Generell war der frühere Beruf, das Alter oder die Vorkenntnisse der SS gleichgültig. Zum Schleppen der Steine wurden häufig Kranke oder Invalide eingesetzt, um sie dann auch noch zu einem Laufschritt zu zwingen. Ziel war mithilfe dieser Arbeitsweise schneller und ?billiger? die Menschen zu töten.
Als die Alliierten sich im Kriegsverlauf langsam aufrafften, um die faschistischen Armeen zurückzuschlagen, veränderte sich der Charakter der Lagerarbeit.
Der Schwerpunkt wurde nun auf Rüstungssteigerung durch Häftlingsarbeit verlegt. Tag und Nacht wurden Transporte zu den Rüstungsbetrieben oder den unterirdischen Stollen zusammengestellt. Ab diesem Punkt ging es nicht mehr nur um die reine Vernichtung der Häftlinge, sondern vorher musste alles mögliche getan werden, um noch etwas Brauchbares, nämlich die Arbeitskraft aus ihnen herauszupressen. Ein Häftling musste nur ein wenig am Leben erhalten bis neue frische Arbeitskräfte geliefert wurden. Grundlage dafür bildete zum Einen folgender Erlass des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes vom 3. Juni 1942 an alle Kommandanten der KZs: ?Die derzeitige Kriegslage zwingt dazu, die Arbeitskräfte der einsetzenden Häftlinge bis zum letzten produktiv auszuschöpfen.?
Mit diesen beiden Beschlüssen war die Vernichtung durch Arbeit beschlossene Sache.
Das Lager Mauthausen mutierte ab 1943 regelrecht zu einem KZ-Konzern deren Konzernarme in 52 Nebenlagern ihren Ausdruck fanden. Häufig wurden Nebenlager in der Nähe von großen Konzernen errichtet, die sich der Zwangsarbeit der Häftlinge bedienten.
Zu diesen Konzernen gehörte:
SS-Konzern DESt (Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH)
Dieser Konzern pachtete zuerst Steinbrüche in der Nähe von Mauthausen. Deshalb wurde das KZ Mauthausen errichtet, sprich um die Nutzung des Steinbruchs zu sichern. Später kaufte man das Gelände von der Stadt Wien.
Die DESt steigerte ihren Umsatz um mehr als das Zehnfache. So erwirtschaftete man einen Gesamtumsatz von 133 000 RM im Jahre 1938. 1943 war der Gesamtumsatz bis auf 14 822 000 angestiegen.
Anfangs nutzte man das Granit um das Lager aufzubauen. Als das fertig gestellt war, wurde aus den Quadern der Steinbrüche Mauthausens und Gusens Gehwegplatten, Bordsteinkanten, Schotter, Pflastersteine und Grundbausteine für das ganze Reich hergestellt. Die schweren Quader mussten täglich von bis zu 2000 Gefangenen auf primitivste Art und Weise aus dem Gestein geschlagen werden, um dann mithilfe einer Hucke die 186 Stufen der Todesstiege, die mal lang, kurz, steil, abgerundet, niedrig, hoch und kantig waren, zum Lager transportiert werden.
?Hermann-Göring? -Konzern (Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten)
1943 beschäftigte man 600 000 Mitarbeiter von denen zu diesem Zeitpunkt 300 000 Zwangsarbeiter aus den Lagern waren.
Eine Außenstelle des Konzerns befand sich in Linz. Zu diesem Zwecke wurden drei Nebenlager des KZ Mauthausen gegründet.
Bis zu 600 Häftlinge waren beim Bau und der Produktion der Firma Hochofenschlacke Linz GmbH schwersten Bedingungen ausgesetzt. Ihre Unterkünfte bildeten das Lager Linz I.
Im KZ-Nebenlager Linz II arbeiteten 250 Häftlinge für die Gauleitung Oberdonau und die Wehrmacht.
Das größte Lager stellte Linz III dar, wo 5 500, überwiegend für die ?Hermann-Göring? -Werke bei der Panzerproduktion eingesetzt wurden. Zusätzlich mussten die Häftlinge ein Kraftwerk in Linz errichten, sowie Straßen, Bahnen und Luftschutzkeller.
Messerschmitt AG
Die Messerschmitt AG existiert bis heute als Tochterkonzern der EADS.
Als die Alliierten anfingen Deutschland zu bombardieren und auch die Messerschmitt Werke, verlagerte man 1943 die Produktion von Regensburg z.T. nach Österreich. Hierbei griff man auf die Hilfe der DESt zurück. In den unterirdischen Stollen von Gusen wurde Flugzeugteile hergestellt.
Die Kooperation beider Konzerne bestand darin, dass die Messerschmitt AG die Materialen lieferte und die DESt die Häftlinge und den Standort bereitstellte.
Die Bedingungen für die Häftlinge waren hart, so musste man in 12 Stunden Schichten arbeiten. Die Kleidung bestand aus Holzschuhen oder Pantoffeln, die von einem Strick oder Draht zusammen gehalten wurden, sowie der Kleidung verendeter Häftlinge oder den Lageranzügen. Ein Wechsel der Kleidung, aufgrund des Wetters oder der Jahreszeit war nicht möglich. Zur Arbeit wurden häufig ungelernte Häftlinge herangezogen, die dann Bleche schneiden, biegen, nieten und Bolzen drehen, mussten. Bei einem Fehler durften die Kapos, die mit Schlauchschlägern bewaffnet waren, Hiebe auf das Gesäß verteilen. Während der Arbeit durfte nur deutsch gesprochen werden, was sich als schwierig erwies, da fast alle Nationen vertreten waren. Die einzige Pause bestand in der Essenaufnahme 300m vor der Halle. Der schlammige Weg wurde zur Qual, aufgrund der Schlappen.
Steyr - Daimler - Puch AG
1923 nannte man sich in Steyr - Daimler - Puch AG um, wegen der Fusion der Steyr Werke AG, Austro - Daimler AG und der Puch AG.
Heute ist der Konzern in viele kleine Teilkonzerne anderer Großkonzerne zersplittert.
Bereits unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland formte man den Betrieb zu einem Rüstungskonzern um.
Man baute mithilfe der Häftlings Panzer des Typs Panther (1 000 Häftlinge im Nebenlager St. Valentin) und Infanteriewaffensysteme (Infanteriegewehre, Maschinengewehre, Maschinenpistolen) in den Lagern Melk, Peggau, Steyr, Ebensee, Gusen I/II und Leibnitz - Graz.
Die Produktion fand vorwiegend unterirdisch statt, dazu mussten aber Stollen in den Berg gehauen werden. In 3 Schichten wurden die Häftlinge von Melk dazu getrieben in kurzer Zeit 6 mehrere hundert Meter lange Stollen in den Berg zu graben. Am 30. Januar 1944 waren 10 353 Häftlinge mit den Arbeiten am Stollen beschäftigt.
Speer-Ministerium - Heeresversuchsanstalt
Die so genannten Wunderwaffen des Hitlerreiches sollte ja schon früh den Krieg entscheiden zugunsten des Hitlerfaschismus. Im Nebenlager Ebensee begann man mit den Vorbereitungsarbeiten zum Bau starker Raketen (A 4, A 9, A 10) ,die teilweise sogar New York erreichen und bis zu 380km in die Stratosphäre aufsteigen sollten. In 12 - 14 Stunden Schichten haute man bis zu 250 m tief haushohe Stollen in den Berg rein. Alles wurde ausbetoniert, verputzt und mit Büroräumen versehen.
Einzig die Niederlage des Faschismus verhinderte, dass diese Raketen wirklich entwickelt wurden.
Bei den harten Arbeitsbedingungen (man ließ die Häftlinge teilweise die Stollen mit den Händen ausheben) und dem kargen Essen (500g Brot + eine Blechschüssel voll Steckrübensuppe am Tag) kaen insgesamt 17 000 Menschen ums Leben. Der hohe Verlust an Arbeitskräften kompensierte die SS, indem sie täglich neue Arbeitskolonnen aus den Haupt- und Nebenlager in die Stollen trieb.
?Arbeitsentlohnung?
Die Verwaltung aller KZs erhielten für jeden zur Verfügung gestellten Häftling eine bestimmte Summe zur Kriegsfinanzierung. Somit wurden die Kosten pro Häftling gedeckt. Pro Tag sollten 2 RM für Essen, Kleidung, Unterkunft, Überwachung, etc. reichen. Der mögliche Überschuss wurde an die Reichsbank überwiesen.
SS-eigene Betriebe zahlten 0,30 RM pro Häftling an die Verwaltung bis Ende 1942.Im Laufe der Zeit stieg dann der gezahlte Betrag für Facharbeiter von 1,50 RM auf bis zu 6,00 RM und für Nichtfacharbeiter von 0,50 RM bis zu 4,00 RM pro Tag.
Die Profite der Firmen waren enorm und führende Nazis verdienten kräftig mit, indem sie wie Himmler, Kaltenbrunner und Göring Hauptaktionäre vieler Firmen waren.
Ba 1943 erhielten bestimmte Häftlinge wöchentlich ?Prämienscheine? als ?Lohn?, die eine Höhe von 0,50 RM - 3,00 RM besaßen. In KZ - Kantinen konnte man diese Scheine gegen Waren eintauschen bis Herbst 1944 als der Krieg schon zu weit vorgeschritten war.