Wann entstand das Küssen ?

Forscher haben jetzt durch Keilschrifttexte herausgefunden,das das Küssen rund 4500 jahre alt ist, 1500 Jahre älter als bisher angenommen.

Der älteste Nachweis hat sich nach hinten verschoben. Vermutlich ist das Küssen wesentlich älter. Aus dem Artikel geht hervor, dass das Küssen nach den Keilschrifttexten damals wahrscheinlich schon weit verbreitet war und nichts neues oder ungewöhnliches war und es wird auch erwähnt, dass Küssen auch bei Bonobos und Schimpansen vorkommt. Damit könnte es durchaus sein, dass wir das Küssen schon von den letzten gemeinsamen Vorfahren von Menschen einerseits und Schimpansen und Bonobos andererseits geerbt haben.
 
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Ich würde behaupten, dass das Küssen auf die Brutpflege bei Primaten zurückgeht, nämlich dass in Zeiten, bevor Nahrungsmittel durch Feuer weich gegart werden konnte, Eltern, vermutlich in erster Linie Mütter, ihren Kindern vorgekauten Brei von Mund zu Mund übermittelten. Darin sehe ich den Ursprung des Küssens. Also lange vor der Entwicklung des Homo Sapiens Sapiens und noch viel länger vor der Erfindung der (Keil)Schrift.
 
Bei der Sumerischen Schrift und der Wiedergabe der sumerischen Grammatik gibt es datierbare Eigenheiten, die mit Glück in einem Text auftauchen können. Texte älter als 2500 v.Chr. sind in archaischer Keilschrift geschrieben. Wenn es den Übergang zur nächsten Stufe zeigt, ergibt sich ungefähr um 2.500 v. Chr., als es auch neue Griffel gab.

Cuneiform - Wikipedia
 
Mal was ganz anderes: Ist eigentlich belegt, ob küssen eine kulturübergreifende Zärtlichkeitsbekundung ist, die mehr oder weniger allen Kulturen und Ethnien gemeinsam ist?

Kürzlich las ich mal eine Kurzgeschichte von Jack London. Darin ging es um einen alten Goldgräber in Alaska, der eine neue Frau sucht, und zum Speeddating aufbricht zu einem Indianerstamm.

Eine Frau ist dort relativ billig zu haben. Ein Jagdgewehr samt Munition, ein paar Tassen Kaffee und Zucker samt ein paar Decken reichen, sowohl den Schwiegervater in spe wie die Dorfschönste zu gewinnen.

Gewöhnungsbedürftig sind allerdings die etwas atavistischen Balzregeln: "Toxische Männlichkeit" führt zum Kampf der männlichen Silberrücken um das paarungsbereite Weibchen.

Der Goldsucher muss erst einen Rivalen im Messerkampf beseitigen, bis er die Schöne gewinnt.
Geküsst hatte er sie schon vorher, und das ist der Punkt:
Den Indianern aus Alaska ist der Brauch des Küssens völlig unbekannt.

Hat Jack London sich das alles nur ausgedacht? Gab oder gibt es Ethnien, in denen der Brauch unbekannt ist?
 
Hat Jack London sich das alles nur ausgedacht?
Die Antwort auf diese Frage liegt in der Herkunft des Schreibtischtäters Jack London, welcher sein Geschreibsel aus eurozentristischen kolonialistischen willkürlichen Zuschreibungen konstruiert und dafür von seinesgleichen zum Literaten hochstilisiert wird ;)
 
Ich würde behaupten, dass das Küssen auf die Brutpflege bei Primaten zurückgeht, nämlich dass in Zeiten, bevor Nahrungsmittel durch Feuer weich gegart werden konnte, Eltern, vermutlich in erster Linie Mütter, ihren Kindern vorgekauten Brei von Mund zu Mund übermittelten. Darin sehe ich den Ursprung des Küssens.
Da stellt sich dann allerdings die Frage, wie der Sprung von der oralen Nahrungsweitergabe Eltern-Kind zum Zärtlichkeitsaustausch zwischen paarungswilligen Erwachsenen erfolgt sein soll.

Mal was ganz anderes: Ist eigentlich belegt, ob küssen eine kulturübergreifende Zärtlichkeitsbekundung ist, die mehr oder weniger allen Kulturen und Ethnien gemeinsam ist?
Laut Wikipedia nein: Kuss – Wikipedia
 
Da stellt sich dann allerdings die Frage, wie der Sprung von der oralen Nahrungsweitergabe Eltern-Kind zum Zärtlichkeitsaustausch zwischen paarungswilligen Erwachsenen erfolgt sein soll.
Als jemand, der stets die verhaltensbiologische Gleichsetzung des Menschen mit seinen Cousins als unterkomplex kritisiert, liegt es mir natürlich fern uns mit Vögeln gleichzusetzen, aber bei manchen Vogelarten gehört es zum Balzverhalten, sich gegenseitig zu füttern.
 
Ich kann das mit dem Füttern schwer glauben. Ich stelle mir gerade vor, ich sei frisch verliebt, um dann beim knutschen, der besseren Hälfte mein Vorverdautes in den Rachen zu speien. Heute wird das als enorm abstoßend wahrgenommen. Dann müsste das Küssen einen starken Bedeutungswandel unterlaufen haben.
 
Die Antwort auf diese Frage liegt in der Herkunft des Schreibtischtäters Jack London, welcher sein Geschreibsel aus eurozentristischen kolonialistischen willkürlichen Zuschreibungen konstruiert und dafür von seinesgleichen zum Literaten hochstilisiert wird ;)

Ich bin durchaus nicht der Ansicht, dass sich das Werk von Jack London als "Geschreibsel" bezeichnen lässt. Ich halte auch die Bezeichnung "Schreibtischtäter" für völlig unpassend, wenn nicht diskreditierend.

Wie man Züge entert, ohne "geschmissen" zu werden, wie man mit Dynamit fischt, wie man mit 30 Kg auf dem Buckel den Chilcoot Pass überwindet, wie es sich auf einem Robbenfänger, im Gefängnis oder in den Slums von London lebt, das hat Jack London nicht aus literarischen Vorlagen abgekupfert, sondern er konnte dabei auf autobiographische Erfahrungen zurückgreifen, und das merkt man seinen besten Werken auch an. Ob man Jack London alles glaubt, ist eine andere Frage.

Ich bin auch keineswegs der Ansicht, dass London zum Literaten hochstilisiert wurde- er war ein Literat!
Die Anerkennung der viktorianisch geprägten Literaturszene musste er sich mühsam verdienen.
Er hat sich seine Bildung autodidaktisch erworben, er war ein meisterhafter Erzähler, ein scharfer Beobachter, und er war vor allem authentisch.

Er hat sich aber auch die nötige sprachliche Finesse angeeignet. Der Seewolf, White Fang, The Call of the Wild sind stilistisch nicht zu beanstanden. Vor allem Martin Eden zeichnet sich durch eine hohe sprachliche Finesse aus.

London hat der amerikanischen Literatur zweifellos wertvolle Impulse geliefert. So etwas wie Jack London hatte im amerikanischen Literaturbetrieb vor ihm nur Herman Melville geliefert. Herman Melvilles "Moby Dick" erschien im gleichen Jahr wie Onkel Toms Hütte. Während Beecher-Stowes Roman ein Weltbestseller wurde, verkam Moby Dick zum Ladenhüter. Der amerikanische Literaturbetrieb war noch nicht reif dafür. Auf dem Markt waren Bulwer-Lyttons und Nathaniel Hawthornes historische Romane erfolgreich.

Die Themen, denen London sich widmete, galten als ungehörig. London war der Erste, der auch kommerziell erfolgreich wurde mit Abenteuergeschichten. Bei Boxkämpfen ließ auch London sich von der Hysterie nach der "Great White Hope" infizieren, und er konnte durchaus auch der amerikanischen Besetzung Kubas etwas abgewinnen, Jack London war aber alles andere, als ein Apologet des Imperialismus. Kipling sprach in einem Gedicht von "The White man´s burden", in Jack Londons Erzählungen ist aber mehr von der Last des Kapitalismus und der "Zivilisation" die Rede und wie diese indigene Völker zurückdrängen und vernichten. Jack London war ein Sozialist, dem gewisse sozialdarwinistische Ideen nicht ganz fremd waren. Er war aber kein Rassist, und er hat die Südsee und ihre Bewohner mit sehr viel Wärme und Sympathie beschrieben.

Jack London hat in Polynesien sehr viel Zeit damit verbracht, Kultur und Sprache der Polynesier zu studieren, er hat 100 von Fotos gemacht, und seine Berichte haben sehr viel zur ethnologischen Erforschung beigetragen. Er war sehr von Melvilles Werken über die Südsee begeistert, und er konnte beobachten, wie die einheimische Bevölkerung durch Krankheiten dezimiert worden war, wie die Zivilisation deren Kultur zerstörte, wie auf einigen Inseln de facto rassistische Sklaverei reanimiert wurde. In seinem Werk geht er durchaus äußerst kritisch mit Kolonialismus und Eurozentrismus ins Gericht. Londons Sozialismus hatte durchaus eigenwillige Züge, grundsätzlich aber ergriff er die Partei der sozial Unterdrückten.

Bei den Südseeberichten und Erzählungen kann man ihm kolonialistische Attitude und Eurozentrismus kaum vorhalten. Im Gegenteil bemühte er sich um ein Verständnis der polynesischen Kultur, erkannte deren Eigenwert an und bedauerte ihren Verlust.

Herman Melville oder Mark Twain haben in der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts einen bisher nie gekannten Realismus eingeführt.

Jack London hat das für das 20. geleistet.
 
Ich kann das mit dem Füttern schwer glauben. Ich stelle mir gerade vor, ich sei frisch verliebt, um dann beim knutschen, der besseren Hälfte mein Vorverdautes in den Rachen zu speien. Heute wird das als enorm abstoßend wahrgenommen. Dann müsste das Küssen einen starken Bedeutungswandel unterlaufen haben.
Ich spreche ja auch nicht vom Homo Sapiens Sapiens, sondern von Primaten, die noch nicht mit dem Feuer umzugehen wussten.
 
Da stellt sich dann allerdings die Frage, wie der Sprung von der oralen Nahrungsweitergabe Eltern-Kind zum Zärtlichkeitsaustausch zwischen paarungswilligen Erwachsenen erfolgt sein soll.
Die erste Nahrungsaufnahme des Neugeborenen erfolgt ja in der Regel an der Mutterbrust. Die warmen, gutdurchbluteten, mit vielen Nervenzellen ausgestatteten Lippen des Säuglings umschließen die warme, gutdurchblutete, mit vielen Nervenzellen ausgestattete Brustwarze der Mutter, um die süße, nahrhafte Muttermilch aufzusaugen. Von da ist m.E. der Schritt nicht so groß hin zum erotischen Kuss zwischen zwei Liebenden.
 
Ich kann das mit dem Füttern schwer glauben. Ich stelle mir gerade vor, ich sei frisch verliebt, um dann beim knutschen, der besseren Hälfte mein Vorverdautes in den Rachen zu speien. Heute wird das als enorm abstoßend wahrgenommen. Dann müsste das Küssen einen starken Bedeutungswandel unterlaufen haben.
Mit leuchtet das ohne weiteres ein.
.. und es ist ja nicht so, dass bei der Mund zu Mund Fütterung in den 'Rachen gespeit' wird.
Eibl-Eibesfeld - Liebe und Hass - beschäftigt sich mit Thema und weist darauf hin,
dass eine Mund zu Mund Fütterung von Schimpansenkindern stattfindet und der sehr ähnliche Kuss (ohne Nahrungsübertragung) als Begrüßungsritual zwischen ausgewachsenen Schimpansen zu finden ist.
Die Bedeutung dieser Geste als Ausdruck der Zuneigung ergibt wohl sich aus der Mund zu Mund Fütterung des Kindes.

.. schau mal im web wie viele Süßigkeiten Kuss oder Küsschen heißen.

(P.S. dass der Kuss als Verhaltensweise uralt sein muss erkennt man schon daran, dass bereits der Heesters gesungen hat: "Gerrn hab ich die Frau'n gekösst." :D)
 
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