Die Optimates und die Popularen kann man sicher nicht als Parteien im modernen Sinne bezeichnen, aber ich bin schon der Ansicht, dass es sinnvoll ist, die Bezeichnung Bürgerkrieg(e) auf die Konflikte im letzten Jahrhundert der römischen Republik und auch auf die Konflikte zwischen verschiedenen Usurpatoren, Kaisern, Gegen-Kaisern und gegen-Gegen-Kaisern anzuwenden.
Damit hast du nen Punkt.
Ich denke, ich sollte auch noch einmal präzisieren, wie mein letzter Beitrag gemeint war:
Ich habe allein schon wegen der Begrifflichkeit "Bürgerkrieg" ein Problem damit das auf Gesellschaften anwenden zu wollen, die die Kategorie des "Bürgers" im Sinne des Staatsbürgers als als politischem Subjekt überhaupt nicht kennen und mehr oder minder nach den Kategorien Herren und Untertanen organisiert sind.
Das meinte ich mit "vormodern".
Rom, das durchaus das Prinzip eines Bürgerrechts, wenn auch nicht im Sinne des modernen Staatsvolkes und den Bürger als politischen und militärischen Akteur durchaus kannte, müsste ich davon ausnehmen.
Aber davon abgesehen, spielt der "Bürger" als handelnder Akteur, außerhalb kleinstformatiger Aktionsfelder im Sinne von Stadtstaaten doch bis ins ausgehende 18. Jahrhudert hinein überhaupt keine Rolle.
Als Ausnahme würde ich eventuell noch die Niederlande sehen, die das mit der Republik im etwas größeren Format versuchen, aber da vollziehen sich die machtpolitischen Umbrüche hinsichtlich der Rolle des "Statthalters" eigentlich ohne größere interne kriegsähnliche Zustände.
Mit dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg als "Bürgerkrieg" argumentieren zu wollen, würde ich mich insofern schwer tun, als dass die meisten Kolonien vorher ja durchaus nicht zu England/Großbritannien gehörten, sondern aus in irgendeiner Form lose daran angelehnten Subjekten bestanden, so dass ich das tatsächlich primär als zwischenstaatlichen Konflikt betrachten würde.
Aber das könnte man sicherlich verhandeln.
Bei den Rosenkriegen bin ich absolut dagegen das als "Bürgerkrieg" zu klassifizieren, das ist letztendlich eine Auseinandersetzung von Adelscliquen und ihren Untertanen aber nicht eine Sache von verschiedenen primär aus der Bevölkerung getragenen Bewegungen/Parteien, die sich aneinander abarbeiten.
Um wieder auf China zurück zu kommen:
Die Gründung der Republik China, mag mit den alten monarchischen Strukturen aufgeräumt und den "Bürger" als politische Kategorie zumindest theoretisch eingeführt haben, inwiefern man aber in den 1910er und frühen 1920er Jahren davon sprechen kann, dass diese wirklich en gros als politische Akteure auftreten und maßgeblichen Anteil an den Auseinandersetzungen nehmen, da kann man sicherlich ein Fragezeichen drann machen.
In den späten 1920er Jahren sieht man unbestreitbar, dass Guomindang und die kommunistische Partei zunehmend in die Lage kommen Massen zu organisieren und darin die traditionellen Loyalitätsstrukturenn innerhalb der Militärcliquen als Machtbasis der jeweiligen Anführer abzulösen.
An dem Punkt, hat man eine Einbindung einer immer breiter werdenden Öffentlichkeit, abseits der traditionellen Eliten und der Berufssoldaten und Söldner in diesen Konflikt und ab da kann man sicherlich mit Fug und Recht von "Bürgerkrieg" sprechen.
Für vorher halte ich das nach wie vor für zweifelhaft.