"Man hat gerne Vergleiche gezogen zwischen Peter dem Großen, Ludwig dem Großen, und Friedrich dem Großen. Ludwigs Beiname ist schon bald nach seinem Tode, ja schon bei Lebzeiten ihm bestritten worden. Die großen Eigenschaften des Russen will ich zu gerne anerkennen, aber ich glaube doch, daß Friedrich bei weitem der Größere von den beiden ist.
Peter der Große hatte den Vorteil, daß er aus dem Nichts erstand; aus einer unbedeutenden Umgebung ragte er empor wie ein Riese in einem Pygmäenvolk. Seine Nation war in seiner Hand wie weicher Thon, den er nach seinem selbstherrlichen Belieben zurechtkneten konnte.
Mit welchen Schwierigkeiten hatte dagegen Friedrich zu kämpfen! Ich will garnicht einmal von seinen Feinden reden, obgleich man nicht übersehen darf, daß in jener schweren Zeit, als ganz Europa gegen ihn zu Felde zog, auch in ihren Reihen tüchtige und bedeutende Männer erstanden oder sich entwickelten, mit denen nur ein Genie und ein Mann wie Friedrich fertig werden konnte. Man richte den Blick auf Friedrichs eigene Umgebung; dort lagen die größten Schwierigkeiten, die er zu überwinden hatte: fest gebildete Ansichten, Vorurteile, Interessen, die er schonen und doch überwinden mußte. Wenn Friedrich anders gehandelt hätte, als er that, und sich nur von seinem Temperament hätte fortreißen lassen, so würde er alles über den Haufen geworfen und alles verloren haben.
Und noch eins, worin seine Heldengröße sich zeigt: er vollbrachte die gewaltigsten Thaten, als erfülle er damit nur seine alltägliche Pflicht. ..."