"Etwas anders verhält es sich mit solchen Verbindungen Roms zu germanischen Völkerschaften an bzw. nördlich der Donau. Ein Klientelverhältnis der Hermunduren zu Rom erschließt sich aus Tac. Germ. 41,1–226. Es mag bereits auf die Zeit um 3 v. Chr. zurückgehen, als L. Domitius Ahenobarbus eine Ansiedelungsaktion der Hermunduren unternommen hatte. Sie spielten 19 n. Chr. bei der Vertreibung des Catualda eine Rolle."
Das nennt man eine
Extrapolation. Aus einer Nachricht bei Tacitus über die Beziehungen zwischen Rom und den Hermunduren
zu einem bestimmten Zeitpunkt wird die unzulässige Schlussfolgerung gezogen (die richtig oder falsch sein kann, das ist einfach mangels weiterer Nachrichten weder in die eine noch in die andere Richtung überprüfbar), dass dieses Klientelverhältnis bereits seit 3 v. Chr. bestand (immerhin durch
mag deutlich als - durchaus begründete (s.u.)- Spekulation markiert) und anderswo - siehe die Kritik Johnes an Dušek - auch nach hinten heraus.
Über Exklaven ist hier nichts ausgesagt.
Ein weiterer Altar für Augustus wurde durch Domitius an der "Elbe" errichtet. Der wird nicht einfach in der Pampa gestanden haben...
Wenn die Nachricht, die wir zu dem Altar haben, überhaupt stimmt. Aber dazu später mehr.
Es gibt überhaupt keinen Anlass, anzunehmen, dass ein solcher Altar eine römische Exklave voraussetzt. Wenn dieser Altar überhaupt mehr als nur einen Holzstapel, auf dem ein Opfer dargebracht wurde, darstellte.
Gehen wir mal davon aus, der Altar habe existiert: Nachrichten haben wir über ihn? Lediglich eine, nämlich Cassius Dio. Der berichtet dass Ahenobarbus von der Donau kommend den Zug der Hermunduren, die ihr Stammland verlassen hatten, aufgehalten hatte und ihnen in den Gebieten der Markomannen Siedlungsplätze anwies. Dann überquerte er die Elbe, ohne auf Widerstand zu treffen, schloss Verträge mit den dort siedelnden Menschen und errichtete am Ufer de Elbe dem Augustus einen Altar. Dann verlegte er sein Hauptquartier an den Rhein.
Das ist der Bericht zum Altar an der Elbe. Nichts, was insinuieren könnte, dass Ahenobarbus auch nur an die Ansiedlung von Römern gedacht haben könnte. Vielmehr ist anzunehmen, dass dieser Altar an der (gefühlt) am weitesten entfernt von den „Grenzen“ gelegenen Stelle dazu diente, für eine gute Rückkehr zur Donau oder Durchmarsch zum Rhein zu opfern. (Wir wissen ja nicht, ob Ahenobarbus von der Elbe direkt zum Rhein zog, um dort sein HQ zu errichten, oder ob er nicht zunächst zurück zur Donau marschierte, um von dort zum Rhein zu gelangen).
Nachdem ich nun hypothetisch davon ausgegangen bin, dass der Altar existierte, die
Frage, ob er tatsächlich existierte.
In der Tat haben wir ein Überlieferungsproblem. Es wäre hier mal wieder wünschenswert, wir hätten Plinius‘ Geschichte der Germanenkriege, aber wir haben in dieser Frage leider nur sehr verstreute Nachrichten.
Tacitus berichte, dass „
L. Domitius“ nachdem er die Elbe überquert hatte und weiter nach Germanien vorgestoßen sei, als irgendwer bevor ihm („
[...] post exercitu flumen Albim transcendit, longius penetrata Germania quam quisquam priorum“) deswegen die Triumphinsignien erhalten habe („
easque ob res insignia triumphi adeptus est."
Cassius Dio schreibt noch mal gut 100 Jahre nach Tacitus. Also +200 Jahre nach den Ereignissen um Ahenobarbus. Um 205 soll Cassius Dio die Arbeit an seiner römischen Geschichte begonnen haben.
Ich will jetzt die Existenz des Altares nicht gänzlich in Abrede stellen, aber zumindest gesunde Skepsis sollte man hier walten lassen. Wie der Altar am Ende beschaffen war, ist unklar, ich denke, dass man begründet annehmen darf, dass er für den einmaligen Gebrauch errichtet wurde, um für eine gute Rückkehr zu bitten.
Es würde ja auch niemand hingehen und eine römische Exklave auf dem Mond suchen, weil Neil Armstrong und Buzz Aldrin eine Fahne im Mondstaub, dem modernen Äquivalent zum römischen Alta im Barbaricum, platzierten.