Der Grenzverkehr für Personen war nicht beeinträchtigt.
Wohl aber der für Güter und Energieverteilung, denn Energieverteilung meinte im Rahmen dieses Abkommens zuvorderst die schlesische Steinkohle als Energieträger und sein traditionelles Absatzgebiet vor allem in der Industrieregion im deutschen Teil Schlesiens.
Das habe ich bereits x-mal: Deutschland erkannte weder die Polnische noch die Grenze zur CSR im Vertrag von Locarno an, sondern wollte eine friedliche Revision
Und es ist abermals keine Antwort auf meine Frage.
Du behauptest die Situation wäre ganz vergleichbar gewesen, ziehst dich aber einzig auf diesen Passus zurück ohne die realen politischen Schritte zu würdigen, die sonst noch unternommen oder nicht unternommen wurden.
Mithin beurteilst du die Situation also ziemlich selektiv unter Auslassung von Tatsachen.
Ich darf dich noch einmal freundlich daran erinnern, dass Deutschland auch die Grenze zu Dänemark in Locarno nicht offiziell anerkannte.
Auch würde es vielleicht helfen zu sehen, dass die nochmalige Festschreibung der Westgrenze nicht nur einen deutschen Verzicht auf Revision (über den Status Quo ante hinaus, denn die Rückabwicklung der Ruhrbesetzung war bereits eine Revision des Status Quo) beinhaltete, sondern vor allem auch einen französischen Verzicht auf jegliche Versuche das Rheinland doch noch in irgendeiner Form vom deutschen Staat zu trennen und dort dem französischen Sicherheitsbedürfnis nach der Nichtratifikation des Versailler Vertrags durch den US-Kongress und den dadurch bedingten Verfall der in Aussicht gestellten amerikanischen Garantien folgend, einen rheinischen Pufferstaat zu schaffen.
Insofern dieser Vertrag auch das Ende französischer Unterstützung für rheinische und pfälzische Separatistengruppen, bedeutete und es hier auch maßgeblich um die territoriale Integrität Deutschlands ging, war mit diesem Vertrag ohnehin mehr verbunden, als ein schlichter deutscher Verzicht auf (weitere) Revision.
Womit es ohnehin fragwürdig erscheint ob diese Festschreibung mit der Situation an den anderen Grenzen sinnvoll verglichen werden kann, an denen die territoriale Integrität Deutschlands auf Basis der Konditionen des Versallier Vertrags, nachdem die Volksabstimmungen gelaufen waren, nie ernsthaft infrage standen.
Vielleicht betrachten wir dabei einfach auch mal diesen Umstand, anstatt einfach lapidar zu befinden, dass Deutschland im Westen zur Anerkennung der Grenzen bereit gewesen sei und im Osten nicht.
Der Unterschied ist, dass es im Osten keine, in Teilen willkührliche (Ruhrgebiet) Besatzung gab, die über alles hinaus ging, was jemals im Versailler Vertrag vereinbart worden war und die es für Deutschland attraktiv machte ein erneuten Abkommen auf Basis der Bestimmungen des Versailler Vertrags zu schließen, um eine Revision des Status Quo zu erreichen und das macht diesen Vergleich im Grunde Witzlos.
Denn der Locarno-Vertrag war keine Verzicht auf Revisionspolitik, er war im Gegenteil ein Akt von Revisionspolitik (nur revidierte er keinen de jure- sondern einen de-facto Status), der die im Status Quo (Ruhrbesetzung/ Unterstützung für Separatisten im Rheinland) existierenden Eingriffe in die territoriale Integrität Deutschlands erfolgreich revidierte.
Ist ein hüsches lateinisches Sprichwort, an das sich spätestens seit Rapallo und dem Aufbau der "Schwarzen Reichswehr" keine Weimarer Regierung in Gänze hielt.
Das Deutsch-Polnische Abkommen von 1922 wurde nicht gebrochen - auch im "Deutsch-Polnischen Zollkrieg" nicht.
Im Hinblick auf Distribution von Enegie/Energieträgern im Hinblick auf die schlesische Steinkohle eben doch.
. Daher verstehe ich nicht, warum du Regierungen der Weimarer Republik unterstellst, einseitig internationale Abkommen zu brechen.
Das sie dazu prinzipiell bereit war, müssten wir überhaupt nicht diskutieren oder möchtest du mir hier verkaufen, dass die "Schwarze Reichswehr" in irgendeiner Form mit den Artikeln 168 und 169 des Versailler Vertrags vereinbar gewesen wäre?
Ich vermute mal nicht.
Wenn du das aber nicht behaupten wolltest, müsstest du eingestehen, dass sämtliche Weimarer Regierungen seit dem April 1922 kontinuierlich internationale Abkommen einseitig brachen und von dieser Praxis Zeit der Existenz der Republik auch nie abgingen.
Insofern ist "pacta sunt servanda" als Totschlagargument ein hübsches Eigentor.