Warum Blockparteien?

prolimit

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Warum wurden die Blockparteien in der DDR am 14.7.1945 gegründet?

Die beiden bürgerlichen Parteien CDU und LDPD hatten sich im Juni/Juli 1945 als eigenständige Parteien errichtet. Im Unterschied dazu waren DBD und NDPD 1948 durch die SED initiiert worden, um den Einfluss der bürgerlichen Parteien zu reduzieren


Ist dies die einzige Erklärung?
 
prolimit schrieb:
Warum wurden die Blockparteien in der DDR am 14.7.1945 gegründet?
Zuerst mal eine kleine Korrektur: Der "Demokratische Block" wurde am 14.7.1945 auf Initiative der KPD gegründet, wobei die ursprüngliche Bezeichnung "antifaschistisch-demokratischer Block" war und erst 1949 in "Demokratischer Block" umbenannt wurde. Er umfaßte zunächst die KPD, SPD (beide 1946 zur SED vereinigt), CDU und LDPD. 1948 kamen die NDPD und der DBD sowie der FDGB, später die FDJ und andere Massenorganisationen dazu.

Die Blockparteien selbst wurden an unterschiedlichen Tagen gegründet:

26. 6. 1945: CDU (Christlich-Demokratische Union)
5. 7. 1945: LDPD (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands)
29. 4. 1948: DBD (Demokratische Bauernpartei Deutschlands)
22. 5. 1948: NDPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands)

In der offiziellen Darstellung von damals liest sich die "Blockpolitik" wie folgt:

"die von den Blockparteien u. Massenorganisationen unter Führung der SED betriebene gemeinsame Politik des Friedens, der Dem. u. des Sozialismus"

Weiterhin hieß es offiziell: "Die Blockparteien erkennen die führende Rolle der SED an" - was im Grunde nichts weiter bedeutet, daß diese Parteien als demokratische Parteien gegründet wurden, sie aber mit der Einbeziehung in den "Antifaschistisch-demokratischen Block"/"Demokratischen Block" gleichgeschaltet wurden und so für die KPD/SED keine politische Konkurrenz mehr darstellten. In der Praxis bedeutete das, daß die Blockparteien zu (fast) allem, was die SED sagte, zustimmen mußten. Es sollte damit die Bildung jeglicher Opposition in der SBZ/DDR verhindert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Blockparteien dienten vor allem als Sammelbecken für SED-ferne Bevölkerungsgruppen. Dadurch wollte man schon früh oppositionelle Bestrebungen im Keim ersticken und in von der SED geschaffene Bahnen lenken. Zudem standen schon sehr früh sozialistische Kader diesen Blockparteien vor und in den späteren Jahrzehnten überholten die Blockparteien die SED ab und zu in der Durchsetzung der sozialistischen Ziele. Die ist besonders interessant, wenn man bedenkt, das CDU und Liberale ihre Ostableger ohne Bedenken übernommen haben.
 
Ich erlaube mir dazu noch einige Anmerkungen...

Nach der Gleichschaltung und damit der Unterbindung einer eigenständigen Politik der Blockparteien ging es vor allem auch darum, daß zum einen ein äußeres Erscheinungsbild von Pluralismus über die faktische Einparteienherrschaft (die SED hatte überall die wichtigsten Machtpositionen sowie Zweidrittelmehrheit per se) damit gelegt war und zum anderen politische Ziele und Vorsätze der SED sowie deren praktische Umsetzung in die entsprechenden Kreise an der Basis vermittelt wurden, z.B. im Falle der LDPD bei den Maßnahmen zur Verstaatlichung nach dem Beschluß des Ministerrats der DDR vom 9. Juli 1972.

Überhaupt muß hierbei aber auch auf eine Differenzierung zwischen Parteispitzen und Mitgliedern der Parteibasis zumindest hingewiesen werden: der Rückhalt in der Basis war keineswegs immer und überall ungeteilt.

In den 80er Jahren erfolgte zwar nicht entschieden, aber doch erkennbar bereits eine gewisse Distanzierung zur SED, was sich dann ab Spätherbst 1989 erheblich forcierte.

Die Blockparteien dienten vor allem als Sammelbecken für SED-ferne Bevölkerungsgruppen.

Das ist richtig; insbesondere galt dies traditionell im Falle von DDR-CDU (christlicher Bevölkerungsteil) und LDPD (Selbständige und Intellektuelle). Dabei spielte insbesondere eine Rolle, daß bspw. für berufliche Qualifikationen und/oder Studium Parteilosigkeit oftmals hinderlich bzw. sogar unmöglich war (war von Fall zu Fall und von Ort zu Ort verschieden).

Die ist besonders interessant, wenn man bedenkt, das CDU und Liberale ihre Ostableger ohne Bedenken übernommen haben.

Naja, "ohne Bedenken" stimmt so nicht ganz, denn bspw. mußten sowohl die DDR-CDU als auch die LDP(D) doch relativ deutlich mit ihrer sozialistischen Vergangenheit brechen (u.a. erkennbar an den personellen Veränderungen in Parteispitzen und -ämtern zwischen Spätherbst 1989 und Frühjahr 1990).
 
Das ist richtig; insbesondere galt dies traditionell im Falle von DDR-CDU (christlicher Bevölkerungsteil) und LDPD (Selbständige und Intellektuelle). Dabei spielte insbesondere eine Rolle, daß bspw. für berufliche Qualifikationen und/oder Studium Parteilosigkeit oftmals hinderlich bzw. sogar unmöglich war (war von Fall zu Fall und von Ort zu Ort verschieden)...

Das ist richtig. Wer in die "Partei" (=SED) eintrat, hatte klare Vorteile gegenüber Anderen.

Auf der anderen Seite hatte dieses Mehrparteiensystem aber auch den Vorteil, daß man seinem SED-Parteisekretär ein Schnippchen schlagen konnte - und das ging so:

Ich habe selbst mehrmals erlebt, daß ich von meinem Arbeitsplatz ins Büro zitiert wurde und sie mich dann (zu dritt!) zu überrerden versuchten, daß ich in die "Partei" eintrete. Ich blieb jedesmal standhaft.
Es soll aber auch Leute gegeben haben, die die Vorteile einer Partei-Mitgliedschaft nutzen wollten, oder diesen ständigen Überredungsversuchen entgehen wollten und sind dann z. B. schnell in die CDU eingetreten. Dagegen konnte der SED-Parteisekretär nichts sagen, obwohl er nun das Nachsehen hatte.
;)
 
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