@Ashigaru/Mummicus Picus: So ähnlich sehe ich das auch. Der soziale Aspekt hat wohl auch eine Rolle gespielt. Man denke nur an die teuren Armenspeisungen in Rom und später in Konstantinopel, die dem Staat überhapt nichts 'brachten', nur den Kaisern mehr Ansehen verliehen. Das Gleiche trifft auf die vieldiskutierten 'Spiele' zu...
Vielleicht kann man die Römer in gewissen Bereichen mit den Japanern der letzten 130 Jahre vergleichen. Auch sie haben nur vergleichsweise wenig in den Ideenpool eingebracht der von den Industrieländern gefüllt wurden, aber sie haben das Potential der Erfindungen weit mehr ausgeschöpft als die meisten ihrer vormaligen Lehrmeister. Wenn ich schon abschweife zwei Punkte die Deutschland betreffen dazu:
* Deutschland war führend in der Optik/Kamera, doch Japan hat uns Überrundet indem es weitgehend vorhandene Ideen weiter entwickelt hat und schlichtweg billiger wurde!
* Deutschland sieht sich gerne als 'Erfinder' des Automobils, aber Japan hat uns in den meisten Teilen der Welt ausgestochen, weil es weniger futuristische Autos baut, dafür aber solidere, zuverlässigere und preisgünstigere. Der Wasserstoffmotor mag die Zukunft sein, auf mittlere Sicht wird es aber m.E. der Hybridmotor aus klassischem Motor mit E-Motor (beide Einzeltechniken sind ausgereift und vorhanden). Ihn bauen die Japaner konsequent aus und müssen damit die Ersten werden, die marktfähige 'Sparautos' präsentieren. Der Markt für innovativere Antriebe wird somit bereits abgeschöpft bevor diese Marktreif werden können. Dann kann man ja später die neuen Ideen mit dem Geld kaufen.. oder so.
In dieser Art sind die Leistungen der Römer zu sehen, dazu ihr tragfähiges Rechtssystem....
Octavianus schrieb:
Deswegen wundert es mich ja, dass da gerade auf dem militärischen
Gebiet nicht viel mehr kam...
Aber haben sie doch! Genau auf die oben beschriebene Weise nämlich. Weil ihre klassischen Legionen zu unbeweglich waren und der Soldatenberuf unbeliebter wurde und damit teurer, haben sie das Potential außerhalb ihres Reiches angezapft. Die Germanen, Hunnen, Perser und wer immer sonst noch waren mehr als willig in der römischen Armee für geregelten Sold zu kämpfen! Selbst besiegte Völker wurden verpflichtet Söldner zu stellen. Wäre das Reich nicht letztlich so 'plötzlich' Untergegangen kann ich mir gut vorstellen das im Westen genauso wie später im islamischen Osten ein Stand von 'Militärsklaven' entstanden wäre. Zeitweilig kann man die ägyptischen Mamelucken oder die osmanischen Janitscharen unter diesen Begriff einordnen. Was die Byzantiner mit unterworfenen Völkern wie Ostgoten und Vandalen machten war letztlich das gleiche, sie kämpften an der 'Ostfront' gegen die persischen Sassaniden.
Dabei mussten die Römer in Kauf nehmen, dass sich Ausrüstung und Militärtaktik jener der Barbaren annäherte. Ohne Zweifel ist die spätrömische Spatha ein weit vielseitigeres und besseres Schwert als der alte Gladius. Die Ausrüstung eines Kathaphrakten ist besser als die jedes klassischen römischen Kavalleristen. Wo vermisst du denn die Innovation? Die Entwicklung ging halt weg von der Taktik geschlossener Verbände und hin zum vielseitigen Qualitätskrieger. Das 'griechische Feuer' ist auch eine militärische Innovation von einiger Bedeutung gewesen.
Verglichen mit der Neuzeit wird klar dass sich militärische Innovation häufig in veränderter Organisation, persönlicher Ausbildung und veränderter Taktik äußert. Die relativ kleinen, mobilen 'Raubscharen' der Völkerwanderungszeit hatten kein Interesse an einer rangierten Feldschlacht für welche die alten Legionen ausgelegt waren. Entsprechend wurden in der Spätzeit so genannte 'Legionen' gebildet, die nicht stärker als 1000 Mann waren. Eine Zahl die früher allein die erste Kohorte erreichte. Die in der Schlacht eingesetzten Truppenzahlen gingen massiv zurück, der Fußsoldat verlor seine Bedeutung. Dem Reiterkrieger gehörte die Zukunft. Auf all diese Anforderungen reagierte das römische Militär angemessen.
Die Heere des 'Alten Fritz' aus dem 7-jährigen Krieg waren in der Bewaffnung nicht nennenswert anders als die Heere Napoleons. Es war ihre Art zu Fechten die sie unterschied und ersteres zum leichten Opfer von Jena/Auerstedt werden ließ.
Es waren wohl verschiedene Gründe die zum Untergang des römischen Reiches führten, nicht einfach Militärische. Wenn militärische Gründe den Ausschlag gegeben hätten, warum dann nicht bereits im 3. Jahrhundert, als die germanischen Scharen so oft die Grenzsicherungen durchbrachen und sich das Militär als nicht in der Lage erwies dem Einhalt zu gebieten? Damals war das römische Heer unterlegen! Die Reformen der Soldatenkaiser (im von mir genannten Sinne), ausgebaut durch Diokletian mit seiner Tetrarchie und vollendet im Feldheer Konstantins bewirkten nicht nur eine erneute Sicherung der Grenzen, sondern erlaubten den Römern wieder wo immer sie wollten die offene Feldschlacht zu suchen und zu erzwingen.
…Aber das ist eine andere Geschichte. Mein Text ist lang genug geworden, auch ohne wirklich ins Detail zu gehen.