Warum verbesserten die anderen Parteien damals ihre Politik nicht?

Die NSDAP kam ja nicht von heute auf Morgen an die Macht.
Mich würde folgendes interessieren:
Was brachte die Menschen damals dazu, NSDAP zu wählen?
Haben die anderen Parteien nicht eine gewisse Mitschuld am Aufstieg der NSDAP durch die schlechte Politik der NSDAP?
Gab es damals viele Demos gegen die NSDAP, also viele Menschen die davor warnten?
Oder fanden solche Demos und Warnungen eher nicht statt?
Und wie ist es der NSDAP gelungen so viele Menschen für sich zu gewinnen? Lag das daran, dass die anderen Parteien die Menschen im Stich ließen und schlechte Politik machen?
Also sind die Parteien in der Weimarer Politik so unfähig und inkompetent gewesen wie die Ampelpolitiker heute?
Ich bin mir ganz sicher, dass die wenigsten Menschen damals aus Überzeugung NSDAP wählen, und ich glaube, dass die anderen Parteien schuld an der Machtergreifung der NSDAP sind.
Hitler wäre wohl nie an die Macht gekommen, wenn diese Parteien sich nicht so weit vom Volk und seinen Sorgen und Nöten entfernt hätten.
Und als die anderen Parteien dann merkten wie stark die NSDAP wurde, warum haben sie dann nicht eine andere Politik gemacht, eine die für mehr soziale Gerechtigkeit sorgt? So hätten sie die NSDAP verhindern können. Haben sie die Lage unterschätzt und deswegen ihre Politik nicht geändert?
 
Deine Meinung über die derzeitige Regierung sei Dir gegönnt, aber wir diskutieren in diesem Forum keine Tagespolitik. Natürlich waren nicht alle NSDAP-Wähler überzeugte Nationalsozialisten, aber viele waren es eben doch. Was die Rolle anderer Parteien dabei anlangt, halte ich es für unsinnig, von "Schuld" zu sprechen. Das ist ein Wort für den Gerichtssaal, in der Wirklichkeit zählen nur Ursache und Wirkung.

Hast Du Dich schon mit der Geschichte der NSDAP und der Machtergreifung beschäftigt? Du müsstest eigentlich selbst in der Wikipedia Antworten auf die meisten Deiner Fragen finden. Dieses komplexe Thema ist jedenfalls in Kürze kaum zu beantworten, und Du stellst hier mehrere Fragen auf einmal.

Daher nur so viel:

Die Ausrufung der Demokratie wurde nur von einem Teil der Bevölkerung unterstützt; viele Deutsche zogen die Monarchie vor. Außerdem waren die Republikaner in den Augen ihrer Gegner diskreditiert, weil sie den harschen Bedingungen des Versailler Vertrages zugestimmt hatten – unnötigerweise, wie viele Deutsche fälschlicherweise glaubten (siehe Dolchstoß-Legende). Die Demokraten hatten also bereits einen schweren Stand und konnten Teile der Bevölkerung gar nicht erreichen.

Sodann waren die Zwanzigerjahre die Zeit der Auseinandersetzung der Systeme. In Russland und anderswo waren kommunistische Revolutionen versucht worden, teils erfolgreich. Die radikalen Forderungen der Kommunisten und den blutigen russischen Bürgerkrieg vor Augen, fürchteten die bürgerlichen Parteien die Kommunisten noch mehr als die Nationalsozialisten. Um eine Revolution zu verhindern, waren sie bereit, die Nazis zu tolerieren. Sie verkannten die Gefahr, die von Hitler ausging.

In den 1930ern gewannen Anti-Demokraten allmählich die Oberhand im Reichstag. Das Parlament war zersplittert und von Grabenkämpfen gelähmt, und die finanziellen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise machten den Staat fast handlungsunfähig. Die meisten Regierungen blieben nicht lange im Amt, hatten also nicht die Zeit, Politik zu machen oder Veränderungen zu bewirken. Immer mehr Deutsche sehnten sich daher nach einem "starken Mann", um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Da kam Hitler ins Spiel.

Aufgrund der inhärenten Instabilität des Weimarer Systems ist es wenig sinnvoll, Hitlers Aufstieg auf einzelne Regierungsentscheidungen zurückzuführen, wie Du es offenbar möchtest. Da gab es nicht viel, was die Parteien in der Sache hätten "verbessern" können, zumal sie alle denselben Sachzwängen unterworfen waren. Auch für SPD und Zentrum wuchs das Geld nicht auf Bäumen.

Wenn die anderen Parteien überhaupt Verantwortung für die Machtergreifung trugen, dann auf andere Weise, als Du Dir vorstellst: Die bürgerlichen Parteien, indem sie die Nazis nicht entschieden genug bekämpften, und die KPD, indem sie der Revolution nicht abschwor, was die Nazis um eines ihrer wichtigsten Argumente gebracht hätte. (In der Schweiz gelang es zur gleichen Zeit mit einem solchen "Burgfrieden", die sich auch dort ausbreitenden Faschisten erfolgreich zurückzudrängen.)
 
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Ich bin mir ganz sicher, dass die wenigsten Menschen damals aus Überzeugung NSDAP wählen, und ich glaube, dass die anderen Parteien schuld an der Machtergreifung der NSDAP sind.
Hitler wäre wohl nie an die Macht gekommen, wenn diese Parteien sich nicht so weit vom Volk und seinen Sorgen und Nöten entfernt hätten.
Und als die anderen Parteien dann merkten wie stark die NSDAP wurde, warum haben sie dann nicht eine andere Politik gemacht, eine die für mehr soziale Gerechtigkeit sorgt? So hätten sie die NSDAP verhindern können. Haben sie die Lage unterschätzt und deswegen ihre Politik nicht geändert?

Es wäre wohl hilfreich, wenn Du "die anderen Parteien" zunächst ein wenig genauer ansehen würdest. Du hast ja die gegenwärtige Bundesregierung als Bezugspunkt genannt, aber diese scheinen mir den Weimarer Parteien kaum zu ähneln. Erstens waren es damals viel mehr bedeutende Parteien, auch wenn insbesondere die liberale und liberal-konservative, protestantisch geprägte Mitte nach 1930 allmählich verschwand. Zweitens lagen die politischen Positionen dieser Parteien sehr weit auseinander. Das galt übrigens auch für die Wähler - und Wählerinnen - wahrscheinlich fast aller Weimarer Parteien, die mehrheitlich nur bestimmte Schichten ansprachen.

Die NSDAP erreichte zwar einen deutlich größeren Teil der Bevölkerung, aber worin siehst Du genau die Versäumnisse anderer Parteien? Das müsstest Du vermutlich etwas näher bestimmen, um zu einer sinnvollen Beurteilung zu gelangen.
 
Zumindest DNVP und Zentrum haben ihre Politik angesichts der Wahlerfolge der Nazis geändert.
Die Folgen sind bekannt.
 
Hitler wäre wohl nie an die Macht gekommen, wenn diese Parteien sich nicht so weit vom Volk und seinen Sorgen und Nöten entfernt hätten.

Angesichts der extrem starken Millieubindung der Parteien in der Weimarer Republik, die desöftern für das Scheitern von Regierungskoalitionen führte, würde mich mal interessieren, wie du zu dieser Vorstellung kommst.

Man kann sich sicherlich über die Fehler der anderen Parteien unterhalten (Fundamentalopposition gegen das demokratische System bei DNVP und KPD, mitunter mangelnde Kompromissbereitschaft der demokratischen Parteien und mangelnde Fähigkeit eie Koalition tatsächlich durchzuhalten, wenn das Entscheidungenn erforderte, die gegen das Interesse der eigenen Kernklientel gingen), aber mangelnde Volksnähe kann man den Weimarer Parteien nun wirklich nicht vorwerfen.

Zu den anderen Dingen haben die Vorredner ja schon einiges geschrieben.
 
Die NSDAP kam ja nicht von heute auf Morgen an die Macht.
Mich würde folgendes interessieren:
Was brachte die Menschen damals dazu, NSDAP zu wählen?


Die Weltwirtschaftskrise zum Beispiel, von der Deutschland abgesehen von den USA so hart getroffen wurde wie kaum ein anderes Land. Durch den Black Friday 1929 fielen alle Kredite aus den USA flach. Betriebe gingen pleite, Fabriken mussten schließen, und es explodierte die Zahl der Arbeitslosen. Deutschland hatte bald 5 Millionen Arbeitslose. Es liefen in allen deutschen Städten massenhaft Leute herum, die Plakate trugen, dass sie jede Arbeit annehmen würden.

Ihre Ersparnisse hatte ein Großteil der Bevölkerung schon früher verloren. Etliche hatten ihr Erspartes in wertlose Kriegsanleihen investiert, und was nicht im Steckrübenwinter 1916/17 verzehrt wurde, das fraß die Inflation der frühen 1920er Jahre, als das Brot mit Millionen und die Butter mit Milliarden RM bezahlt wurden.

Deutschland hatte den Weltkrieg verloren, dazu einige Provinzen und sollte geradezu groteske Reparationszahlungen leisten.
Die Konsolidierung und Stabilisierung der Weimarer Republik, die guten Jahre, basierten zum großen Teil auf amerikanischen Krediten, und die fielen durch die Verwerfungen der Weltwirtschaftskrise flach. Mit den Präsidialkabinetten war es mit der Demokratie in Deutschland ohnehin vorbei, und Deutschland war 1933 bereits eine Diktatur auf Abruf, und in einer solchen nimmt sich der Stärkste die Macht.

Die Weimarer Republik garantierte ihren Bürgern ein erstaunliches Maß an persönlichen Freiheiten, sie war aber von Anfang an mit den Verwerfungen des Weltkriegs belastet, und sie war eine Republik ohne Republikaner.

Im Parteienspektrum der WR konnte man überhaupt nur die SPD, das Zentrum und die Liberalen (DDP, DVP) als staatstragend und demokratisch bezeichnen, die anderen Parteien trauerten dem Kaiserreich hinterher, wenn sie nicht gleich faschistische oder faschistoide Zielvorstellungen hatten.

Im Widerstand haben die Kommunisten sich durchaus Verdienste erworben, eine demokratische Partei war die KPD aber auch nicht. Sie war unter ihrem Vorsitzenden Thälmann völlig moskauhörig, und als ihren größten Feind betrachtete sie nicht etwa die Nazis- bei einem Streik in Berlin kam es sogar mal zur Zusammenarbeit von KPD und NSDAP- sondern die "Sozialfaschisten", womit die SPD gemeint war.

Die Probleme des Deutschen Reichs nach dem Weltkrieg waren gigantische. Die meisten Menschen trauten den etablierten Parteien nicht mehr zu, damit fertig zu werden.

Die Lage war auch nicht so, dass man nur an ein paar Stellschrauben hätte drehen müssen, dass man sich nur hätte entschließen müssen, eine andere Politik zu machen.

Wie sollte das auch gehen? Es gab keine stabilen Mehrheiten in der WR, um eine andere Politik überhaupt durchsetzen zu können. Es waren die Parteien in ihren Programmen sehr unterschiedlich, um eine andere Politik durchsetzen zu können, hätte es stabile Koalitionen gebraucht. Selbst wenn es die gegeben hätte, die Weltwirtschaftskrise samt allen Verwerfungen war nicht so ohne weiteres durch die deutsche Politik zu koordinieren.

Heinrich Brüning hatte versucht, durch drastische Sparmaßnahmen der Krise zu begegnen. Wenige Wochen nach seinem Rücktritt, wurde Deutschland vorübergehend von seinen Reparationsverpflichtungen befreit. Ob Brünings Maßnahmen dazu beitrugen, ist umstritten, sicher ist aber, dass Brüning dadurch enorm unpopulär wurde. Bei einem öffentlichen Auftritt wurde er als "Hunger-Diktator" ausgebuht.

Die Verwerfungen des Weltkriegs, der Inflation und zuletzt der Weltwirtschaftskrise hatten Deutschland enorm hart getroffen. Mehrfach stand das Land am Rande eines Bürgerkrieges. Politische Morde gang und gäbe und die Morde an Mathias Erzberger und Walther Rathenau wurden bis ins bürgerliche Lager mit geradezu grotesken Sympathiebekundungen begleitet. Die politische Rechte lehnte den Staat ab, nur die SPD, das Zentrum und die Liberalen konnte man überhaupt als staatstragend betrachten, in ihrer Klientel, ihren Parteiprogrammen und ihren Wählerschichten waren diese Parteien aber sehr unterschiedlich. Eine Koalition zwischen Zentrum und Sozialdemokraten eher unnatürlich.

Die Verwerfungen durch den Weltkrieg, die Revolution, die Niederlage, die Inflation, die Reparationsforderungen und zuletzt die Weltwirtschaftskrise begrenzten den Handlungsspielraum deutscher Politik enorm. Um eine "andere Politik"-(welche?) zu machen, hätte man sich erst mal ein anderes Europa suchen müssen und wohl auch ein anderes deutsches Volk.
Um konstruktiv Politik machen zu können, braucht es parlamentarische Mehrheiten, braucht es Koalitionen, braucht es verlässliche Koalitionspartner.

In der BRD ist es mit soliden parlamentarischen Mehrheiten schwierig geworden. Die Koalition aus CDU und SPD war recht unnatürlich. Sie wurde 2017 krachend abgewählt, eine andere Mehrheit fand sich aber gar nicht mehr, und zuletzt schafften die beiden "Volksparteien" SPD und CDU/CSU auch zusammen keine parlamentarische Mehrheiten mehr. Von vielen Bürgern wurde beklagt, dass politische Konturen sich auflösten, dass Parteien beliebig und kaum noch unterscheidbar geworden seien. Die Ampel ist ein Zweckbündnis von sehr unterschiedlichen Parteien. Verglichen mit der WR sind die Groko oder die Ampel aber geradezu Musterbeispiele von Stabilität und Koalitionsharmonie, und im bundesdeutschen Parteienspektrum gab es bis vor kurzem keine rechte Partei, die die demokratische Grundordnung ablehnte


Faschistische und faschistoide Regierungen gab es in den 1920-30er Jahren in Europa eine ganze Menge: In Italien, Österreich, Ungarn, Spanien, Rumänien und im Baltikum.

Wie gesagt: Als Hitler am 30. 1, 1933 Reichskanzler wurde, da war die WR bereits eine Diktatur auf Abruf.
 
Angesichts der extrem starken Millieubindung der Parteien in der Weimarer Republik, die desöftern für das Scheitern von Regierungskoalitionen führte, würde mich mal interessieren, wie du zu dieser Vorstellung kommst.
Wahrscheinlich nur im Wege der Analogie. Stichwort Heizungsgesetz oder Gendersprache. Vielleicht tue ich @BabylonDeutschland Unrecht, aber mir kommt das Ganze wie ein Versuch vor, historische Parallelen aufzutun zwischen der Machtergreifung der NSDAP und den gegenwärtigen Höhenflügen der AfD.
 
Im Widerstand haben die Kommunisten sich durchaus Verdienste erworben, eine demokratische Partei war die KPD aber auch nicht. Sie war unter ihrem Vorsitzenden Thälmann völlig moskauhörig, und als ihren größten Feind betrachtete sie nicht etwa die Nazis- bei einem Streik in Berlin kam es sogar mal zur Zusammenarbeit von KPD und NSDAP- sondern die "Sozialfaschisten", womit die SPD gemeint war.

Ohne nun die Kommunisten aus der Verantwortung nehmen zu wollen, man hat allerdings (im Gegensatz zur politischen Rechten) den Kommunisten auch herzlich wenig Integrationsangebote gemacht um das zu ändern.

Hinsichtlich der Frage, was man von Seiten der Parteien hätte tun können, würde ich sagen, dass gerade die KPD eigentlich eigentlich der Schlüssel zum Erhalt der Demokratie hätte sein können, wenn man es verstanden hätte mit einer anderen Politik auf diese Partei zuzugehen, sie zu spalten und die unzufriedenen, für die Demokratie aber noch nicht gänzlich verlorenen Teile dieser Partei zurück zu holen.

Die KPD hatte eigentlich keine wirklich charismatischen Anführer ein Ernst Thälmann war seit Mitte der 1920er Jahre durch seine Rolle in der Wittoff-Affäre parteiintern durchaus angeschlagen und konnte seine Position letztendlich nur durch Stalins Intervention halten.
Auch das Stalinistische Postulat der Sozialfaschismus-These mag sicherlich nicht jedem behagt haben, genau wie die Moskauer Lenkung der Partei insgesamt, zumal wenn man bedenkt, dass im Gegensatz zu Lenin dessen Nachfolger Stalin kein glänzender Theoretiker war, im Gegensatz zu Lenin nie länger in der europäischen Emigration gelebt hatte und entsprechend auch die europäischen Verhältnisse nicht besonders gut kannte, so das manche Weisung aus Moskau bei den deutschen Kommunisten wahrscheinlich zu einigem Kopfschütteln führen musste.

Hätte man sich dazu durchringen können, ein paar Schritte auf die KPD zuzugehen, ihnen ein alternatives Modell anzubieten und damit den Gegnern des Moskauer Kurses innerhalb der Partei Raum und Wasser auf ihre Mühlen zu verschaffen, hätte man die KPD möglicherweise aus dem Fahrwasser des Kreml herausholen und so weit bringen können, sich wenigstens auf taktischer Ebene dahingehend zu verhalten, vielleicht nicht unbedingt die Republik zu lieben, aber doch wennigstens einen Rechtsumsturz zu verhindern.

Man hätte auf parteipolitischer Ebene sicherlich einige Anträge Gesten einbringen können, um dieser Option zuzuarbeiten.

- Man hätte in einer neuen Untersuchung das Verhalten der damaligen Regierung in den revolutionskämpfen 1918/1919 und im Hinblick auf die Begleiterscheinungen neu beleuchten und hier entsprechend der Sachlage Fehler einräumen können.

- Man hätte erinnerungs/geschichtspolitisch Vorschläge einbringen können, etwa die Leistung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs als Vorkämpfer für einen Friedensschluss und das Ende des Ersten Weltkriegs und für die Beendigung des monarchischen Systems öffentlich zu würdigen.

- Man hätte die Anregung im Hinblick auf die Thematik "Fürstenenteignung" noch einmal neu aufgreifen können. 1926 war der Zeitpunkt durch die KPD unglücklich gewählt, bei einer erneuten Volksabstimmung im Rahmen der Wirtschaftskrise, wäre eine solche Vorlage wahrscheinlich durchgegangen, weil dann auch das Zentrum und seine Wähler Schwierigkeiten gehabt hätten sich anngesichts des Leidens der gesamten Bevölkerung dagegen auszusprechen, anders als 1926, wo es wirtschaftlich bergauf ging.

etc.

Ich denke wenn man sich ernsthaft auf die Fahne geschrieben hätte, die KPD so weit umzudrehen, dass sie jedenfalls bereit sein würde als Stabilitätsanker der Republik gegen Rechts zu aggieren, hätte man einige Schritte auf deren Wählerschaft zugehen können, die durchaus im Rahmen des Möglichen waren ohne gleich das demokratische System in irgendeiner Weise zu stürzen, zumal die Akteure die auf Seiten der SPD zehn Jahre zuvor, als es zum Zerwürfnis mit den Unabhängigen und später dann Spartakus und den Kommunisten kam, nicht mehr im Spiel waren und Personen, wie etwa die des ehemaligen Reichswehrministers Noske da kein Hindernis mehr gewesen wären.

Ähnliches ist ja in der Mitte der Weimarer Zeit durchaus mit der DNVP versucht worden, als ein Reichspräsident Hindenburg und einiges Entgegenkommen in einigen Einzelfragen, diese Partei unter Westarp zwischenzeitlich auf republikanischen Kurs brachte.
Das mag in diesem Fall möglicherweise etwas einfacher gewesenn sein, weil der Bruch zwischen Zentrum, den liberalten parteien, DVP und DNVP nicht so groß war, wie der zwischen SPD und KPD, andererseits hätte man die KPD ja auch nicht so weit bringen müssen tatsächlich in eine Regierung einzutreten, es hätte genügt ihr bei Bedarf die Bereitschaft abringen zu können, ein SPD-dominiertes Minderheitenkabinett so weit zu stützen, dass es überlebensfähig hätte sein können.
 
Wahrscheinlich nur im Wege der Analogie. Stichwort Heizungsgesetz oder Gendersprache. Vielleicht tue ich @BabylonDeutschland Unrecht, aber mir kommt das Ganze wie ein Versuch vor, historische Parallelen aufzutun zwischen der Machtergreifung der NSDAP und den gegenwärtigen Höhenflügen der AfD.

Das kommt nicht nur dir so vor, daher meine Reaktion.

Am Verhalten der Weimarer Parteien kann man ja sicherlich einiges mit einem gewissenn Recht kritisieren, vor allem eine übertriebene Kleinlichkeit im Hinblick auf Partikularinteressen, die einige Regierungen wirklich unnötig scheitern ließ oder arg in die Bredoullie brachte ("Flaggenstreit", "Panzerkreuzer A" etc. etc.), da waren ja durchaus eige Episoden dabei, bei denen man nur den Kopf darüber schütteln kann, dass wegen so einem auf Deutsch gesagt Mumpitz eine politische Krise inkauf genommen wurde.

Da Parallelen zum Handeln der jetztigen Regierung zu ziehen, halte ich persönlich für wenig sinnvoll, weil deren Streitereien und Allüren (man verzeihe mir die Wertung) zwar lächerlich sind, allerdings weit davon weg das politische System zu destabilisieren, aber darüber kann man ja verschiedener Meinung sein.

Ich hatte mir die zitierte Passage herausgenommen, weil ich der Meinung bin, dass der Anwurf der Abgehobenheit, gleich wie gerechtfertigt oder nicht gerechtfertigt man ihn im Hinblick auf die heutige Politik finden mag, im Hinblick auf die Weimarer Politik und die Politische Kultur einfach nicht zutreffend ist.

Zum einen wurde Politik ohnehin vor allem auf der straße gemacht, weil es die Möglichkeit sich ständig über den Rundfunk an die Bevölkerung zu wenden überhaupt noch nicht gab, bzw. diese erst in den späten 1920er Jahren aufkam und im Wahlkampf der meisten Weimarer Parteien nicht stattfand.
Zum anderen muss man sich eingentlich nur die Biographien der maßgeblichen Weimarer Politiker ansehen.

Ein Friedrich Ebert als erster Präsident war Sattlergeselle und hatte, wenn ich das richtig im Kopf habe zeitweilig bevor er nach Berlin ging, in Bremen eine Gastwirtschaft betrieben.

Ein Gustav Stresemann war zwar studiert stammte aber aus einer Familie die es im Kleingewerbe (Bier) zu bescheidenem Wohlstand gebracht hatte und wo es was den familiären Hintergrund angeht durchaus nicht immer reibungslos und ohne Tiefschläge.

Ein Ernst Thälmann war bevor er Funktionär bei der KPD wurde Hafenarbeiter in Hamburg.

Überhaupt kam ein Großteil der SPD und KPD Funktionäre ja duraus nicht aus besonders gut situierten Verhältnissen.

Ein Heinrich Brüning hatte selbst den Weltkrieg als Soldat mitgemacht.

Fast alle Politiker in der Zeit hatten durch den Krieg oder die Spanische Grippe angehörige verloren (oder diese warenn schwer verletzt worden), fast alle hatten in Familie und Freundeskreis Personen, die durch die Inflation oder durch die Wirtschaftskrise in ihrer Existenz bedroht waren.

Die einzige noch reale politische Größe, die sich vielleicht als ein Klub von Abgehobenen "Eliten" ohne Bodenhaftung und Verbindung mit der Bevölkerung charakterisieren ließe, ist wahrscheinlich die DNVP, der man diesen Vorwurf vielleicht machen konnte.

Im Hinblick auf das restliche Parteienspektrum würde ich im Hinblick auf die Weimarer Republik meinen, dass zu keinem Zeitpunkt das parlamentarische System in Deutschland volksnäher war und mehr Bodenhaftung hatte als in der Weimarer Zeit mit Ausnahme Vielleicht der Bonner Republik, nachdem die meisten Funktionäre die noch unter den Nazis Karriere gemacht hatten, langsam ausschieden.

Den Vorwurf der Abgehobenheit kann man der Weimarer Politik kaum machen, im Gegensatz würde ich meinen, dass hier zu hinterfragen wäre, ob allzu große Volksnähe unbedingt ein Gütsiegel für die Demokratie ist, weil große Nähe zur Bevölkerung natürlich auch die Millieubindung der entsprechenden Politiker stärkt und Fragmentierung des politischen Spektrums fördert.
Möglicherweise wären die Weimarer Regierungen stabiler gewesen, wäre die Distanz zwischen den Weimarer Politikern und der Bevölkerung, etwas größer gewesen. Möglicherweise hätte das das kleinliche Herumreiten auf den eigenen Partikularinteressen etwas eingeschränkt.
 
Ohne nun die Kommunisten aus der Verantwortung nehmen zu wollen, man hat allerdings (im Gegensatz zur politischen Rechten) den Kommunisten auch herzlich wenig Integrationsangebote gemacht um das zu ändern.

Hinsichtlich der Frage, was man von Seiten der Parteien hätte tun können, würde ich sagen, dass gerade die KPD eigentlich eigentlich der Schlüssel zum Erhalt der Demokratie hätte sein können, wenn man es verstanden hätte mit einer anderen Politik auf diese Partei zuzugehen, sie zu spalten und die unzufriedenen, für die Demokratie aber noch nicht gänzlich verlorenen Teile dieser Partei zurück zu holen.
Diese Vorstellung kann ich nun überhaupt nicht teilen.

Ich habe mich im Forum schon zu anderer Zeit über einen beamteten Historiker aus Baden-Württemberg aufgeregt. Dieser hatte die Behauptung in einem landeseigenen Medium aufgestellt, das Zentrum hätte der KPD zur Macht verhelfen müssen und sei wegen der fehlenden Ausführung daher an Hitlers Aufstieg Schuld.

Solche Vorstellungen sind dann schön, weil niemand diese in der Realität verprobt hat. Was wären denn gewesen, wenn die demokratischen Parteien genau so sparsam geschaut hätten, wie in der Realität Franz von Papen nach seiner Erfahrung mit Hitler 1933? In Ergebnis hätte dann in Berlin Stalin und seine Schurken regiert. Dann wären die Züge nach Sibirien wohl 12 Jahre früher gerollt.

Ich denke an einer Lösung, die aber auch aus der Welt von Pipi Pfefferminzia kommt. Man hätte einen Kriegshelden aus dem I. Weltkrieg finden müssen, der im Schulterschluss mit den verbliebenen Parteien der Republik den Kampf gegen KPD und NSDAP aufgenommen hätte. Die eigentliche Aufgabe hätte die Reichswehr zu stemmen gehabt. Denn der Kampf gegen die Straßenkämpfer von NSDAP und KPD wäre eine Herkulesaufgabe gewesen. Notfalls hätte man geheim - bei einer drohenden Niederlage der Reichswehr - die Versailler Siegermächte (Frankreich und GB) zum Eingreifen auffordern müssen.

Die Erfolgsaussichten wären trotzdem gering gewesen.Falls es geklappt hätte, wären KPD und NSDAP verboten worden und dann hätte man die dringende Reform der Länder angehen müssen. Allem voran die Zerschlagung von Preußen um mehr stabile Länder auf föderaler Ebenen zu haben.

Nur wer wäre als Reichskanzler in Frage gekommen, der die demokratischen Parteien hinter sich versammelt und die Reichswehr überzeugt hätte? Mir fällt da niemand geeignetes ein.
 
Ich habe mich im Forum schon zu anderer Zeit über einen beamteten Historiker aus Baden-Württemberg aufgeregt. Dieser hatte die Behauptung in einem landeseigenen Medium aufgestellt, das Zentrum hätte der KPD zur Macht verhelfen müssen und sei wegen der fehlenden Ausführung daher an Hitlers Aufstieg Schuld.

Also zunächst mal möchte ich doch für mich reklamieren, dass ich hier ausdrücklich davon geschrieben hatte das man der KPD ein Integrationsangebot hätte machen können.
Davon ihr die politische Macht auszuliefern und das politische System zu stürzen, war von meiner Seite nicht die Rede.

Solche Vorstellungen sind dann schön, weil niemand diese in der Realität verprobt hat. Was wären denn gewesen, wenn die demokratischen Parteien genau so sparsam geschaut hätten, wie in der Realität Franz von Papen nach seiner Erfahrung mit Hitler 1933? In Ergebnis hätte dann in Berlin Stalin und seine Schurken regiert. Dann wären wohl die Züge nach Sibirien wohl 12 Jahre früher gerollt.

Verzeihung, ich habe keine Vorstellungen geäußert, die darauf hinausliefen, dass man die KPD an die Macht hätte bringen sollen.

Ich habe bemerkt, dass man der KPD weit weniger Integrationsangebote gemacht hat, als der politischen Rechten und dass man relativ wenig Wert darauf gelegt hat zu versuchen diese so weit umzudrehen, zu spalten oder zu beeinflussen, dass sie sich irgendwie in das System zeitweilig hätte einbeziehen lassen.

Der DNVP hatte man dieses Angebot gemacht, ohne ihr dabei die politische Macht auszuliefern und sie hat es mindestens zeitweise angenommen. Hindenburg hatte versucht Hitler mit Regierungsbetiligung zu ködern, v. Schleicher hatte versucht durch Kooperation mit dem Strasser-Flügel die NSDAP zu spalten.

Analog hätte man durchaus auch mit der KPD verfahren können und zu versuchen mit ein paar symbolsichen Zugeständnissen, die das Demokratische System nicht gefährdeten (und das hätte eine andere Erinnerungspolitik oder eine potentielle Fürstenenteignung nicht getan), die moskau-skeptischen Kräfte in der partei ans Ruder zu bringen und ggf. eine Toleranz einer eigenen Regierung durch die KPD zu erreichen, womit jeder Versuch über präsidale Verordnungen und eingesetzte Kanzler ohne Rückendeckung im parlament zu regieren glatt verfassungswidrig gewesen wäre.

Mehr nicht.

Man hätte einen Kriegshelden aus dem I. Weltkrieg finden müssen, der im Schulterschluss mit den verbliebenden Parteien der Republik den Kampf gegen KPD und NSDAP aufgenommen hätte.

Wer hätte das sein sollen?

- Hindenburg war für einen konsequenten Kampf gegen die NSDAP nicht zu haben, außerdem zu alt um alles auf diese karte setzen zu können.
- Ludendorff war noch wesentlich näher am Gedankengut der Nazis drann und außerdem, da mittlerweile vollkommen in rechtsesoterischen Unfug verrant auch nicht mehr vorzeigbar.
- Moltke war bereits während des Krieges verstorben.
- Falkenhayn war nicht mehr am Leben.
- Seeckt allenfalls ein unsicherer Kantonist, der nie konsequent gegen rechts kämpfen würde, wie er als Chef des Truppenamtes bewiesen hatte.
- Lüttwitz ein Putschist
- Scheer 1928 verstorben
- Mackensen jemand dessen Verhältnniss zur NSDAP allenfalls indifferent war und von dem man einen konsequenten Kampf nicht erwarten konnte
etc.
.........

Wer hätte das sein sollen? Wolfram Pyta hat in seiner Hindenburg-Biographie hinsichtlich potentieller Nachfolger Hindenburgs ähnliche Gedankengänge geäußert und ist zu dem Schluss gekommen, dass die wahrscheinlich einzige Figur, die Hindenburg in seiner Rolle hätte ersetzen können, wahrscheinlich Admiral Scheer gewesen wäre, den man als "Sieger von Skagerak" ähnlich populär hätte verkaufen können, wie Hindenburg als den "Helden von Tannenberg" und "Retter Ostpreußens".
Aber Scheer war verstorben und offen gesagt, ob dass der Mann gewesen wäre, der konsequent gegen die Nazis gekämpft hätte, da würde ich auch ein fragezeichen drann machen.

Welcher populäre Kriegsheld hätte zur Verfügung gestanden, auf den man als Bollwerk der Demokratie gegen die NSDAP hätte bauen können?
Die meisten der höheren Offiziere kamen aus dem monarchischen Millieu und standenn der Republik mindestens genau so reserviert gegenüber wie den Nazis, ein guter Teil hatte sich durch Betieiliungen am Kapp-Lüttwitz oder am Hitlerputsch (mindestens durch wohlwollendes Igorieren) kompromittiert, außerdem sollte man die außenpolitische Wirkung nicht außer Acht lassen, immerhin galt fast die gesamte deutsche Generalität des Weltkrieges in Westeuropa als geächtete und gesuchte Kriegsverbrecher und in Deutschland auf solche Persönlichkeeiten und die Reichswehr gestützt eine Regierung auzubauen, die mehr oder weniger in Richtung Militärjunta gegangenn wäre, hätte in Paris (wo schon Hindenburg nur schwer verdaulich war) sämtliche Alarmglocken losgehen lassen und möglicherweise zu einer frazösischen Intervention geführt.

Die eigentliche Aufgabe hätte die Reichswehr zu stemmen gehabt. Denn der Kampf gegen die Straßenkämpfer von NSDAP und KPD wäre eine Herkulesaufgabe gewesen.

Wenn die Mannschaften der Reichswehr überhaupt bereit gewese wären gegen die NSDAP und ihre Organisationen vorzugehen.
Als Kapp-Lüttwitz putschten, ließ die Reichswehr sie gewähren, auch als Hitler putschte hielt die Reichswehr in Bayern weitgehend still, zumal Lossow mit machte und über Röhm die Reichswehr ohnehin mit der NSDAP dort zum Teil verbandelt war.

Notfalls hätte man geheim - bei einer drohenden Niederlage der Reichswehr - die Versailler Siegermächte (Frankreich und GB) zum Eingreifen auffordern müssen.
Die hätten einer Militärjunta der alten preußischen Militärs, die sie für den Weltkrieg verantwortlich machten, mit Sicherheit sehr viel skeptischer gegenüber gestanden, als jeder extremen, aber letztendlich zivilen politischen Bwegung in Deutschland, außer vielleicht den Kommunisten, aber die waren offensichtlich weit entfernt vor jeder realen Chance der Machtübernahme.

Falls es geklappt hätte, wären KPD und NSDAP verboten worden und dann hätte man die dringende Reform der Länder angehen müssen.

Die hätte man, wennn man gewollt hätte auch so verbieten können, ging 1923 ja auch und die politischen Terrorakte beider Seiten zu Beginn der 1930er Jahre hätten das sicherlich rechtgertigen können.

Allem voran die Zerschlagung von Preußen um mehr stabile Länder auf föderaler Ebenen zu haben.

Verzeihung, aber wo war Preußen denn besonders instabil? Die demokratische Regierung konnte sich hier doch verhältnismäßig lange halten, die politischen Problemregionen abseits des Besatzungsgebietes in der Weimarer Republik waren vor allem Bayern, wo man die Hand über die NSDAP hielt, Sachsen und Thüringen, wo man mindestens 1923 weiter auf die kommunisten zugegangen war, als man es vernünftiger Weise hätte tun dürfen.
Aber das waren regionalspezifische Ausprägungen, die sich mit einer Zerschlagung Preußens nicht hätten beheben lassen.
Sicherlich hätte man Preußen verkleinern können (Weststaat im Rheinland, wie das Adenauer vorschwebte, möglicherweise Ausgliederung Westfalens, Abtrennung Hannovers und der 1867 annektierten hessischen Gebiete), aber ich denke nicht dass das Probleme hervorgerufen hätte.

Nur wer wäre als Reichskanzler in Frage gekommen, der die demokratischen Parteien hinter sich versammelt und die Reichswehr überzeugt hätte? Mir fällt da niemand geeignetes ein.
Das wäre auch gar nicht möglich gewesen.
Die Reichswehr in die politischen Auseinandersetzungen mit hinein zu ziehen hätte, wenn sich diese darauf eingelassen hätte bedeutet die Organe des Staates einzusetzen um gewalttätig gegen die politische Parteien vorzugehen.
Die Mitglieder, Funktionäre und Wähler der demokratischenn Parteien hätten sich darüber möglicherweise gefreut, gleichzeitig aber auch die Frage stelle müssen, wohin das führt, wenn man derlei einreißen ließe und ob sie dann die nächsten wären und das auf eine Militärdiktatur hinausläuft.
Dafür hätten sie sich wahrscheinlich naturgemäß wenig erwärmen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die ganze Fragestellung ist natürlich auch ein wenig vom Wissen um die späteren Ereignisse bestimmt. Gerade die bürgerlichen Parteien hatten nach 1930 sicher nicht das Hauptziel, eine Regierungsbeteiligung der NSDAP zu verhindern. Selbst die KPD-Spitze deutete Hitlers Aufstieg eher im Rahmen eines kapitalistischen "Kartells" rechtsgerichteter Kräfte großbürgerlich-agrarischer Prägung.
 
Wahrscheinlich nur im Wege der Analogie. Stichwort Heizungsgesetz oder Gendersprache. Vielleicht tue ich @BabylonDeutschland Unrecht, aber mir kommt das Ganze wie ein Versuch vor, historische Parallelen aufzutun zwischen der Machtergreifung der NSDAP und den gegenwärtigen Höhenflügen der AfD.

ich wollte damit nur sagen dass die Ampelparteien den gleichen Fehler machen wie die Parteien der Weimarer Republik.
in beiden Fällen wurde das Thema soziale Gerechtigkeit arg vernachlässigt.
Meiner Meinung nach hätte Hitler verhindert werden können wenn die Weimarer Parteien damals für mehr soziale Gerechtigkeit gesorgt haben.
Genau wie in der heutigen Zeit denke ich nicht, dass die Menschen böse Nazis waren, die die NSDAP wählten, weil sie deren Ideologie so toll fanden, sondern weil sie sich von den anderen Parteien schlichtweg verarscht und nicht gehört fühlten. Ich sehe die Afd auch nicht mehr als zweite NSDAP, sondern halte sie mittlerweile für eine demokratische, durchaus wählbare Partei, bin von der Gegnerin durch die Ereignisse der letzten Jahre zur Wählerin geworden. . Und ich finde eben, dass damals die Leute Hitler nicht gewählt hätten, wenn die anderen Parteien sich mehr dem Thema soziale Gerechtigkeit angenommen hätten.
Und was mich auch mal interessieren würde: Haben die anderen Parteien damals eigentlich auch rund um die Uhr den Leuten gesagt "Ihr dürft Hitler nicht wählen, der ist böse und gefährlich"; oder wurde sowas damals überhaupt nicht von den anderen Parteien gesagt?
Gab es damals Demos gegen die Hitlerpartei, also sowas wie "bunte Stadt gegen Hitler?"
Und noch zum Thema KPD: waren die Menschen da nicht, völlig zu Recht, abgeschreckt von dieser Partei wegen der Greueltaten der Kommunisten in Russland?
Meine Oma hat mir damals erzählt, die Leute hatten Angst vor den Kommunisten, und das kann ich sehr gut verstehen.
Dass Hitler die schlimmste Option war, konnten die Menschen ja damals nicht wissen. Gibt es irgendwo noch alte Wahlkampfreden der NSDAP aus den frühen 1920er Jahren bis Ende der 1920er Jahren? Mich würde das mal interessieren wie diese Reden damals aussahen, und was die Menschen daraus entnehmen konnten. Eigentlich dürfte ja damals die KPD viel abschreckender auf die Menschen gewirkt haben, weil man in Russland ja schon gesehen hatte, wozu die Kommunisten fähig waren. Und wie war das eigentlich mit der deutschen KPD, hat die sich nicht auch offen als Anhänger Lenins hingestellt? Den Mord an der Zarenfamilie, an vielen Adeligen und auch anderen kritischen Bürgern in Russland, haben die Menschen das hier eigentlich auch alle mitbekommen, obwohl es noch kein INternet, Radio, Fernsehen gab? Oder wussten die Menschen das hier nicht so was in Russland geschehen war seit 1918 ?

Ich will jetzt hier mal ein kleines Gedankenspiel machen:
Was wäre wohl geschehen, wenn 1933 nicht die Nazis and die Macht gekommen wären, sondern stattdessen die KPD?
Hätten diese dann nicht auch alle politischen Gegner ein Lager einsperren lassen und ermordet? In irgendeiner Doku war mal ein Kommunist zu sehen, der sagte, dass, wenn sie damals an die Macht gekommen wären, die Nationalsozialisten und andere politische Gegner von ihnen eingesperrt worden wären.
Was wäre unter der KPD aus Deutschland geworden? Holocaust und Krieg hätte es vermutlich nicht gegeben, aber dafür vielleicht einen Holodomor wie in Stalins Russland?
Oder wäre unter der KPD ganz Deutschland so geworden wie später die DDR, also auch eine Diktatur, wenn auch nicht ganz so brutal wie die der Nazis, aber auch nicht gerade menschenfreundlich?
Ich frage mich schon immer, was wohl geschehen wäre, wenn statt der Nazis die KPD die Regierungsmacht erlangt hätte....wäre das auch eine Diktatur geworden? Ich persönlich denke ja ja, es wäre eine Diktatur geworden, zwar ohne Krieg und Holocaust, aber dafür vielleicht eine Diktatur, die nicht nach 12 Jahren endete...womöglich wäre es so gekommen wie in Nordkorea und eine kommunistische Diktatur hätte sich hier auf Dauer etabliert als eine Art Dauereinrichtung. Womöglich wäre auch, wie in Korea, unter der KPD eine Teilung Deutschlands erfolgt?
Ich weiß, das sind nur Gedankenspiele, aber mich beschäftigt schon die Frage, wie unter der KPD Deutschland sich entwickelt hätte.
Ich glaube ja, dass damit zwar Hitler verhindert worden wäre, aber die Reise dennoch in eine andere Version von Diktatur gegangen wäre. Also mehr sowas wie im Stil von China zu Maos Zeiten, , Nordkorea und dem Russland der Zeit von Lenin und Stalin.
Meine Oma hat damals erzählt, die Menschen hätten Angst vor der KPD gehabt, und auch deswegen Hitler gewählt, stimmt das so?
 
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Ich sehe die Afd auch nicht mehr als zweite NSDAP, sondern halte sie mittlerweile für eine demokratische, durchaus wählbare Partei, bin von der Gegnerin durch die Ereignisse der letzten Jahre zur Wählerin geworden.
Hier - und auch bei einigen anderen deiner letzten Statements - solltest du aufpassen, dass du die Grenze zur Tagespolitik nicht überschreitest. Denn wen du warum wählst, gehört nicht ins Geschichtsforum.
 
Hier - und auch bei einigen anderen deiner letzten Statements - solltest du aufpassen, dass du die Grenze zur Tagespolitik nicht überschreitest. Denn wen du warum wählst, gehört nicht ins Geschichtsforum.

Hier geht es doch gar nicht um Tagespolitik, ich will einfach nur wissen, warum damals die anderen Parteien es der NSDAP so leicht gemacht haben.
Die haben ja am Ende sogar teilweise freiwillig an Hitler abgegeben, fast so, als wäre ihnen ein Weiterregieren zu anstrengend gewesen, und sie hätten sich gedacht "Ach lassen wir den komischen Österreicher da doch einfach mal machen, der soll doch mal zeigen ,ob ers besser kann als wir."
Meine Meinung ist halt so: Hätten die damals ihre Arbeit richtig gemacht und der Armut und Inflation etwas entgegengesetzt, wäre das alles niemals so böse ausgegangen.
Was ich mich auch frage, vielleicht weiß das ja jemand hier: Lebten diese Politiker selbst auf großem Fuß, hatten die auch damals schon so dicke Gehälter und Diäten, die sie sich immer mal wieder erhöhten?
Wieso wurde damals nichts für mehr soziale Gerechtigkeit getan?
Damals verhungerten ja sogar Menschen auf der Straße, das war doch alles schon besonders schlimm, und es wäre Aufgabe der Politik gewesen, da gegenzusteuern.
Auf der einen Seite sah man damals Menschen, die dekadent in den Nachtclubs vor sich hinfeierten, während die Armen verhungern.
Hitler kam meiner Meinung nach aus den gleichen Gründen an die Macht, aus denen die Franzosen ihre Monarchie zum Teufel jagten: zu viel Reichtum bei den Herrschenden, zuviel Armut bei den Beherrschten.
Das endet immer in einer Diktatur, weil es immer jemanden gibt, der seine Chancen sieht, sich selbst zum neuen Herrschenden zu machen, und die Leute leichter für sich begeistern kann als in guten Zeiten wenn genug Brot und Arbeit und Geld da ist.
Auch die Menschen in Frankreich hätten ihre Monarchie vielleicht nicht abgesetzt, wenn diese nicht immer mehr Geld für sich ausgegeben und sich dumme Kommentare wie "Wenn sie kein Brot haben dann sollen sie doch Kuchen essen" verkniffen hätten.
Sahen die Weimarer Politiker denn nicht die hungernden Menschen, die vielen Obdachlosen, die große Not? Oder war das denen alles total egal, solange sie jeden Monat ihr Geld bekamen?
DAs ist es, was mich beschäftigt, warum sie nichts gegen die große Not dieser Zeit taten
 
Hitler kam meiner Meinung nach aus den gleichen Gründen an die Macht, aus denen die Franzosen ihre Monarchie zum Teufel jagten: zu viel Reichtum bei den Herrschenden, zuviel Armut bei den Beherrschten
Damit wirfst du Parteien wie der SPD und auch der KPD vor, sie hätten den sozialen Wohltäter Hitler, der "Gerechtigkeit" wollte, an die Macht gebracht, weil sie die "Eliten" gefördert hätten und ihnen "die Armut" egal gewesen wäre. So einen Quatsch habe ich schon lange nicht mehr gelesen.


Hier geht es doch gar nicht um Tagespolitik,
Wenn du sagst, du seist AfD Wählerin aus xy Gründen ist das Tagespolitik.
 
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ich wollte damit nur sagen dass die Ampelparteien den gleichen Fehler machen wie die Parteien der Weimarer Republik.

Diesen Vergleich halte ich wirklich für wenig sinnvoll.

Meiner Meinung nach hätte Hitler verhindert werden können wenn die Weimarer Parteien damals für mehr soziale Gerechtigkeit gesorgt haben.

Da wird man die Weimarer Parteien allerdings an den Spielräumen messen müssen, die sie hatten.

- Deutschland war sowohl durch die Reparationsbelastungen, als auch durch die mit den Kriegsanleihen und die Folgekosten des Krieges (Invaliden- Witwen- und Waisenrenten) hoch verschuldet und hatte wenig finanziellen Spielraum.
- Die Wirtschaftskrise war nicht auf Deutschland beschränkt mit der Folge, dass allerorten die Regierungen versuchten das eigene Land davon abzuschotten, ihre Märkte für sich zu behalten und möglichst auf Kreditvergaben an das Ausland zu verzichten.

Da waren nicht viele Möglichkeiten vorhanden um Mittel umzuverteilen, die hätten zunächst einmal da sein müssen.

Da heran zu kommen, hätte vorausgesetzt, sich diese Mittel über exzessive Bestuerung der noch funktioierenden Teile der Wirtschaft zu verschaffen, mit dem Risiko diese abzuwürgen, sich eines Teils der Verschuldung durch eine erneute Inflation zu entledigen oder aber über exzessive Eingriffe in das Privateigentum (Sozialisierungen, Zwangshypotheken oder ähnliche Maßnahmen) zu beschaffen.

Keiner dieser Wege wäre besonders ratsam gewesen und letztendlich hätte es da auch an der Umsetzbarkeit gefehlt, weil man dafür erstmal parlamentarische Merhrheiten gebraucht hätte.

Es war aber bereits nach der Reichstagswahl 1930 kaum noch möglich eine regierungsfähige Mehrheit zusammen zu bekommen, das ging bei der Sitzverteilung im Reichstag im Prinzip nur noch, wenn alle bedeutenden Parteien außer KPD, DNVP und NSDAP zusammenarbeiteten und die hatten einmal sehr verschidene programmatische Vorstellungen, die zum Teil nicht unter einen Hut zu bringen waren.

Gegensteuern wäre vielleicht im Jahr 1929 noch möglich gewesen, ab 1930 fehlte dafür die parlamentarische Basis und entsprechende Gesetze waren im Prinzip nur noch auf dem Weg der Notverordnung durch denn RP zu erreichen, worauf wiederrum die Parteien keinen Einfluss hatten.

Genau wie in der heutigen Zeit denke ich nicht, dass die Menschen böse Nazis waren, die die NSDAP wählten, weil sie deren Ideologie so toll fanden, sondern weil sie sich von den anderen Parteien schlichtweg verarscht

Ne, das ist weder damals noch heute irgendeine Ausrede. Damals standen auf dem Wahlzettel nicht weniger als 30 verschiedene Parteien, nicht anders als heute.
Wenn es einfach nur darum gegangen wäre den etablierten Parteien eins auszuwischen hätte man die Wahl zwischen 20 verschiedenen Parteien gehabt, die mit der Regierung noch nie etwas zu tun hatten, dafür musste man ganz sicher nicht die Hitlerpartei wählen und heute verhält es sich ähnlich.

Dass Hitler die schlimmste Option war, konnten die Menschen ja damals nicht wissen.

Doch das konnten sie sehr gut wissen. Sie hätten dafür nicht mal Hitlers wirres Geschreibsel lesen müssen, es hätte vollkommen gereicht sich die Gewaltaten der SA anzusehen und sich an den Umstand zu erinnern, das dieser Hitler vor nicht einmal 10 Jahren den Versuch unternommen hatte mittels Putsch gewaltsam die Macht an sich zu reißen, keine Skrupel hatte für dieses Ziel im größeren Stil Geiseln zu nehmen (Münchner Bürgerbräukeller) und sich mitten in der Innenstadt ein Feuergefecht mit der Landespolizei zu liefern.
etc. etc.

Das Hitler für das Modell einer gewaltsamen Diktatur stand konnte im Prinzip jeder wissen, dass hatte der Putsch von 1923 und die anschließende juristische Aufarbeitung klar herausgestellt.
 
Eigentlich dürfte ja damals die KPD viel abschreckender auf die Menschen gewirkt haben, weil man in Russland ja schon gesehen hatte, wozu die Kommunisten fähig waren.

Dem könnte man entgegenhalten, dass der Terror des Mussolini-Regimes seit 1922 durchaus auch bewiesen hatte, was eine faschistische Diktarur so an Terror und repressiven Maßnahmen bedeuten konnte, zumal sich Hitler ja recht offen zu seinem damaligen Vorbild Mussolini bekannte.

Von dem her: Die Formel trägt so nicht.
Der Blick ins Ausland hätte dem neutralen Beobachter verraten, dass weder mit den Einen, noch mit den anderen gut Kirschenessen war.

Was wäre wohl geschehen, wenn 1933 nicht die Nazis and die Macht gekommen wären, sondern stattdessen die KPD?
Das ist eine relativ müßige Spekulation, deren Sinn sich mir insofern nicht erschließt, als dass die KPD in Deutschland überhaupt keine ernsthafte Machtoption hatte.

Die KPD, war eine Partei die es nie auf viel mehr als 15% brachte (1932 schaffte sie mal 16,irgendwas) und die gegenüber allen anderen Parteien und deren Anhang vollkommen isoliert war.
Mit lediglich 15% der Bevölkerung hinter und 85% stramm gegen sich hatte diese Partei niemals eine ernsthafte Option an die Macht zu kommen, weder auf legalem Wegen noch sonst wie.

Insofern trägt auch die Behauptung die Nazis wären aus Angst vor den Kommunisten gewählt worden nicht.
Vor einer abseitigen Veranstaltung, die es allenfalls auf 15% bringt und die über keine außerordentlichen Gewaltmittel verfügt, hat niemand Angst.
 
Die haben ja am Ende sogar teilweise freiwillig an Hitler abgegeben, fast so, als wäre ihnen ein Weiterregieren zu anstrengend gewesen

Ah, ganz ehrlich. Angesichts der Terrormaßnahmen seitens der NSDAP nach der "Reichstagsbrandverordnung", angesichts aufgezogener SA-Drohstaffage vor der Kroll-Oper bei der Sitzung betreffend des "Ermächtigungsgesetzes", angesichts der damit verbundenen willkürlichen Verhaftungen und der darauf folgenden politischen Morde und Terrormaßnahmen, von "Freiwilligkeit" zu sprechen ist schon ein bisschen sehr weit jenseits des guten Geschmacks.

Meine Meinung ist halt so: Hätten die damals ihre Arbeit richtig gemacht und der Armut und Inflation etwas entgegengesetzt, wäre das alles niemals so böse ausgegangen.
Was hatte die Inflation von 1923 mit der Wirtschaftskrise ab 1929 zu tun? Die Inflationsproblematik war Ende 1923/1924 mit der Währungsreform erfolgreich entschärft worden.

Weiter möchte ich hier nicht drauf eingehen.

Ich würde dir, wennn dich die Dinge interessieren nahelegenn dich in die Verhältnisse einzulesen.
Einstigesliteratur wären etwa Wehlers Standartwerk über die Weimarer Republik und Falters Studie zur Wählerschaft der NSDAP.

Mit deinen Mutmaßungen hier tust du dir offengesagt keinen großen Gefallen, sie sind in weitenn Teilen auch keine sinnvolle Diskussionsgrundlage.
 
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