Mich würde mal interessieren, warum es bis in die 1980er Jahre gebraucht hat, privates Fernesehen zuzulassen. Inwiefern gefährdet denn privates Fernsehen den Staat.
Mir ist natürlich bekannt, dass es den Rundfunkstaatsvertrag gibt. Aber es gibt keinen Grund , warum der Staat faktisch das Monopol auf Rundfunk haben soll.
Die öffentlich-rechtlichen Medien in der Bundesrepublik sind ja doch KEINE STAATS- oder SYSTEM-Medien wie das Fernsehen der DDR es war. Im Rundfunkstaatsvertrag soll eine ausgewogene Berichterstattung garantiert werden. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind dem Bildungsauftrag und der informellen Grundversorgung verpflichtet- staatliche Beeinflussung findet nicht statt.
Man kann natürlich darüber streiten, ob die Medien diesem Anspruch immer gerecht werden. In den Rundfunkräten, Gremien und Ethikkommissionen sitzen Vertreter der Parteien, der Kirchen, die natürlich auch Einflüsse auf die Programme nehmen.
Grundsätzlich aber sind die Medien frei, es gibt keine staatlichen Vorgaben des Programms und der Berichterstattung.
Es wurde auch Privatfernsehen nicht in der Bundesrepublik bekämpft oder gar verboten.
In der Bundesrepublik Deutschland hielt das Medium Fernsehen Ende der 1960er Anfang der 1970er Jahre Einzug.
Mit 3 Programmen und um etwas nach Mitternacht die Nationalhymmne und das Testbild waren die Deutschen auch zufrieden.
Fernsehen war teuer und es war aufwändig, für Übertragungsrechte sind Gebühren fällig. Es hat auch ein paar Jahre gedauert, bis das Medium angenommen wurde. Erst Anfang bis Mitte der 1970er Jahre konnte die Rede davon sein, dass jeder deutsche Haushalt einen Fernseher besaß.
Wenn Medienmogule wie Leo Kirch erst Ende der 1980er Jahre mit Privatfernsehen eingestiegen sind, dann lag das einzig und allein daran, dass simple Kalkulationen sie davon abgehalten haben, weil dazu hohe Investitionen nötig waren und früher auch noch nicht überhaupt nicht abzusehen war, ob man damit genug Geld verdienen konnte.
Dass Privatfernsehen bekämpft oder verboten war, ist auf gut Deutsch gesagt: hanebüchener Quatsch. Dass es so gewesen sein könnte oder so gewesen sein muss, phantasierst du dir herbei.
Im Gegenteil hat Helmut Kohl sehr großzügig Leo Kirch bei seinen Coups unterstützt.
Privatfernsehen gefährdet nicht den Staat, es gefährdet nur den Intellekt. Wer 30 Jahre nur Privatfernsehen konsumiert hat, seine Rechtskenntnisse bei Richter Hold und Barbara Salesch geschöpft hat, wer die Karriere eines Mario Barth von Anfang bis Ende verfolgt hat, und Aufstieg und Fall aller Dschungelkönige, Topmodels, Superstars mitverfolgt hat, der ist dann mit Medienkompetenz und der kritischen Aufnahme von Inhalten etwas überfordert.