Warum wurde in der BRD so lange privates Fernsehen bekämpft bzw verboten.

Griffel

Mitglied
Mich würde mal interessieren, warum man in der BRD bis in die 80er Jahre gebraucht hat, privates Fernsehen zuzulassen? Inwiefern gefährdet denn privates Fernsehen, den Staat?

Mir ist natülich bekannt, dass es in deutschland die sogenannten Staatsverträge bzgl. des öffentlichen Rundfunks gibt. Aber es gibt eigentlich keinen Grund, warum der Staat, faktisch das Monopol auf Rundfunk haben sollte.

Bei den Zeitungen, war man ja auch nicht so pingelich.
 
1. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind eben NICHT staatlich!

Laut Bundesverfassungsgericht ist ein staatlicher Rundfunk in Deutschland nicht mit dem Grundgesetz vereinbar!

Sie sind, wie ihr Vorbild die BBC, regierungsunabhängige Institutionen, die weder von der Regierung noch von den Parlamenten kontrolliert werden.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Staatsrundfunk zumindest in den westlichen Besatzungszonen aufgelöst und der öffentlich-rechtliche Rundfunk gegründet. Explizit mit dem Gedanken, der Rundfunk kontrolliert die Regierung, nicht umgekehrt.

2. "Öffentlich-rechtlich" bedeutet, dass der Staat über Gesetze einer Körperschaft (diese hat Mitglieder, z.B. Universität) oder Anstalt (keine Mitglieder, sondern Nutzer, z.B. das THW) Aufgaben übertragen hat.

ÖR-Rundfunkanstalten haben z.B. den berühmten Bildungsauftrag bzw. die "Grundversorgung". Dieser wird und darf eben nicht staatlich überwacht werden, sondern über interne Kontrollgremien (dass diese parteipolitisch geprägt sind, war nicht im Sinne der Erfinder).

3. Radio und erst recht Fernsehen zu machen, war nicht billig. Neben der ganzen Aufnahme- und Sendetechnik sind ja auch noch Lizenzgebühren an Rechteunhaber zu zahlen (Gema!), Inhalte müssen kreiiert werden.

Um das zu finanzieren, brauchte es zunächst genügend Kapital, das aufzubauen und genügend Einnahmen, um es langfristig betreiben zu können.

4. Vielleicht kann man sich das heute nicht mehr vorstellen, aber Radio und erst recht Fernsehen unterlagen gewissen technischen Restriktionen.

Die Frequenzbänder sind nicht unendlich groß, früher mussten die Frequenzen einen größeren "Abstand" halten. Große Bereiche waren dem Militär, der Polizei, dem Richtfunk für due Telefonie voebehalten.

Wer welche Frequenzen nutzen darf, ist immer noch streng geregelt, da spielen auch internationale Verträge eine Rolle.

Auch die Sendeleistung der Antennen war (und ist) begrenzt. So ein großer Sendemast kostete schon immer viel Geld und konnte auch nicht auf jedem Berg errichtet werden.

Erst mit dem Aufkommen von TV-Satelliten und Übertragung mittels Kabel ab Mitte der 70er wurden diese technischen Hürden überwunden.

5. Es gab auch vor 1983 Privatradio in Deutschland! Europa 1 aus dem Saarland und noch ein evangelischer Sender.
 
Mich würde mal interessieren, warum es bis in die 1980er Jahre gebraucht hat, privates Fernesehen zuzulassen. Inwiefern gefährdet denn privates Fernsehen den Staat.
Mir ist natürlich bekannt, dass es den Rundfunkstaatsvertrag gibt. Aber es gibt keinen Grund , warum der Staat faktisch das Monopol auf Rundfunk haben soll.


Die öffentlich-rechtlichen Medien in der Bundesrepublik sind ja doch KEINE STAATS- oder SYSTEM-Medien wie das Fernsehen der DDR es war. Im Rundfunkstaatsvertrag soll eine ausgewogene Berichterstattung garantiert werden. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind dem Bildungsauftrag und der informellen Grundversorgung verpflichtet- staatliche Beeinflussung findet nicht statt.

Man kann natürlich darüber streiten, ob die Medien diesem Anspruch immer gerecht werden. In den Rundfunkräten, Gremien und Ethikkommissionen sitzen Vertreter der Parteien, der Kirchen, die natürlich auch Einflüsse auf die Programme nehmen.

Grundsätzlich aber sind die Medien frei, es gibt keine staatlichen Vorgaben des Programms und der Berichterstattung.

Es wurde auch Privatfernsehen nicht in der Bundesrepublik bekämpft oder gar verboten.

In der Bundesrepublik Deutschland hielt das Medium Fernsehen Ende der 1960er Anfang der 1970er Jahre Einzug.

Mit 3 Programmen und um etwas nach Mitternacht die Nationalhymmne und das Testbild waren die Deutschen auch zufrieden.

Fernsehen war teuer und es war aufwändig, für Übertragungsrechte sind Gebühren fällig. Es hat auch ein paar Jahre gedauert, bis das Medium angenommen wurde. Erst Anfang bis Mitte der 1970er Jahre konnte die Rede davon sein, dass jeder deutsche Haushalt einen Fernseher besaß.

Wenn Medienmogule wie Leo Kirch erst Ende der 1980er Jahre mit Privatfernsehen eingestiegen sind, dann lag das einzig und allein daran, dass simple Kalkulationen sie davon abgehalten haben, weil dazu hohe Investitionen nötig waren und früher auch noch nicht überhaupt nicht abzusehen war, ob man damit genug Geld verdienen konnte.

Dass Privatfernsehen bekämpft oder verboten war, ist auf gut Deutsch gesagt: hanebüchener Quatsch. Dass es so gewesen sein könnte oder so gewesen sein muss, phantasierst du dir herbei.

Im Gegenteil hat Helmut Kohl sehr großzügig Leo Kirch bei seinen Coups unterstützt.

Privatfernsehen gefährdet nicht den Staat, es gefährdet nur den Intellekt. Wer 30 Jahre nur Privatfernsehen konsumiert hat, seine Rechtskenntnisse bei Richter Hold und Barbara Salesch geschöpft hat, wer die Karriere eines Mario Barth von Anfang bis Ende verfolgt hat, und Aufstieg und Fall aller Dschungelkönige, Topmodels, Superstars mitverfolgt hat, der ist dann mit Medienkompetenz und der kritischen Aufnahme von Inhalten etwas überfordert.
 
In der Bundesrepublik Deutschland hielt das Medium Fernsehen Ende der 1960er Anfang der 1970er Jahre Einzug.

Es war schon etwas früher. Erste Fernsehausstrahlungen hatte es bereits ab 1935 gegeben. In der Bundesrepublik wurde die regelmäßige Ausstrahlung von Fernsehsendungen dann zu Weihnachten 1952 wieder aufgenommen.

1967 wurde dann durch den legendären Knopfdruck Willy Brandts auf der 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung bereits der Startschuss für das Farbfernsehen gegeben.

Geschichte des Fernsehens in Deutschland – Wikipedia
 
Es war schon etwas früher. Erste Fernsehausstrahlungen hatte es bereits ab 1935 gegeben. In der Bundesrepublik wurde die regelmäßige Ausstrahlung von Fernsehsendungen dann zu Weihnachten 1952 wieder aufgenommen.

1967 wurde dann durch den legendären Knopfdruck Willy Brandts auf der 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung bereits der Startschuss für das Farbfernsehen gegeben.

Geschichte des Fernsehens in Deutschland – Wikipedia

Sicher, das Medium gab es schon früher. Mein Opa setzte in einem Sportverein in Nordhessen durch, dass anlässlich der Fußball-WM 1954 ein Fernsehgerät angeschafft wurde. Die ersten "Straßenfeger" im deutschen Fernsehen gab es bereits in den frühen 1960ern, und auch die ersten großen Fernsehshows mit Großen wie Peter Frankenfeld oder "Onkel Lou" van Burg. Das Fernsehen war das Medium, in den 1960ern war es aber noch ungewöhnlich, dass eine Familie einen eigenen Fernseher besaß, und man sah sich die Straßenfeger, die Sportschau oder das Aktuelle Sportstudio häufig noch in der Kneipe an der Ecke an.

Ende der 1960er Anfang der 1970er da gehörte der Fernseher schon dazu, und Kinder, die über Verlauf und Charaktere von Serien wie Bonanza, Flipper oder Daktari unterrichtet waren, wurden schnell zu Außenseitern. Ich erinnere mich noch ganz genau, als ich zum ersten Mal einen Farbfernseher zu Gesicht bekam- wir hatten nur Schwarz-Weiß- das muss so 1974 gewesen sein. Ich weiß auch noch genau, dass die Sesamstraße lief.
 
1. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind eben NICHT staatlich!

Laut Bundesverfassungsgericht ist ein staatlicher Rundfunk in Deutschland nicht mit dem Grundgesetz vereinbar!

Sie sind, wie ihr Vorbild die BBC, regierungsunabhängige Institutionen, die weder von der Regierung noch von den Parlamenten kontrolliert werden.

Hatten die Öffentlich-rechtlichen in Deutschland nie das Monopol, als einzige Sendungen betreiben zu dürfen ?
In der Schweiz war das jedenfalls bis 1982 so.

Ich lese in Wiki:
"Mitte der 1980er wurde in Deutschland neben dem öffentlich-rechtlichen der private Rundfunk eingeführt. Im Rahmen der als „duales System“ bekannt gewordenen Neuordnung des Rundfunks in Deutschland wurde dabei die Einführung des privaten Rundfunks untrennbar an die gesicherte Existenz eines starken öffentlich-rechtlichen Rundfunks gekoppelt."

Wie war das vor "Mitte der 1980er Jahren" ?
Gab es da ein Monopol der Öffentlich-rechtlichen ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie war das vor "Mitte der 1980er Jahren" ?
Gab es da ein Monopol der Öffentlich-rechtlichen ?

"Vor 1984 existierten in Deutschland mit ARD, ZDF und den Dritten Programmen – abgesehen von den Rundfunkstationen der alliierten Streitkräfte wie British Forces Broadcasting Service (BFBS) und American Forces Network (AFN), den von Deutschland aus betriebenen Auslandsdiensten wie der Voice of America (VoA), Radio Free Europe/Radio Liberty und dem Privatsender Europe 1, der seine Entstehung dem besonderen Statut des Saarlandes in den 1950er-Jahren verdankte und ein französischsprachiges, kommerzielles Programm von Felsberg-Berus ausstrahlt – nur öffentlich-rechtliche Rundfunksender. Lediglich in Grenznähe konnten einige aus dem Ausland speziell fürs deutsche Publikum sendende kommerzielle Programme, wie Radio Luxemburg, empfangen werden."
Duales Rundfunksystem – Wikipedia
 
"Vor 1984 existierten in Deutschland mit ARD, ZDF und den Dritten Programmen – abgesehen von den Rundfunkstationen der alliierten Streitkräfte wie British Forces Broadcasting Service (BFBS) und American Forces Network (AFN), den von Deutschland aus betriebenen Auslandsdiensten wie der Voice of America (VoA), Radio Free Europe/Radio Liberty und dem Privatsender Europe 1, der seine Entstehung dem besonderen Statut des Saarlandes in den 1950er-Jahren verdankte und ein französischsprachiges, kommerzielles Programm von Felsberg-Berus ausstrahlt – nur öffentlich-rechtliche Rundfunksender. Lediglich in Grenznähe konnten einige aus dem Ausland speziell fürs deutsche Publikum sendende kommerzielle Programme, wie Radio Luxemburg, empfangen werden."
Duales Rundfunksystem – Wikipedia

Plus DDR-Funk und -Fernsehen, zumindest in Westberlin und dem Zonenrandgebiet.
 
So wie ich es verstehe, gab es abgesehen von den bei wiki genannten Ausnahmen ein öffentlich-rechtliches Rundfunkmonopol in (West-)Deutschland bis 1984. Private Sender waren also Piratensender.

Es gibt eine (nicht sonderlich sehenswerte) Komödie von 1982 mit Thommy Gottschalk und Mike Krüger, die das Thema behandelt.
Piratensender Powerplay – Wikipedia

Die DDR dürfte ein noch geringeres Interesse daran gehabt haben, Rundfunk außerhalb ihres staatlichen Monopols zuzulassen.
 
Im Gegenteil hat Helmut Kohl sehr großzügig Leo Kirch bei seinen Coups unterstützt.
Zwischen Kohl und Kirch passte kein Blatt Papier. Kirch spendete (legal) mehrere Millionen an die CDU. Später bezahlte die Kirch-Gruppe die Birne für dubiose Beratertätigkeiten. 2008 war Kirch sogar der Trauzeuge Kohls.
Das war einer der größten Klüngel in der Geschichte der Bundesrepublik!
 
Wie war das vor "Mitte der 1980er Jahren" ?
Gab es da ein Monopol der Öffentlich-rechtlichen ?

Ein ganz klares und eindeutiges "JEIN"!

Es fehlten schlicht und ergreifend die rechtlichen Rahmenbedingungen. Das Presse- und somit auch das Rundfunkrecht ist Ländersache.

Die ersten Rundfunkgesetze wurden von den Ländern noch vor Gründung der Bundesrepublik verabschiedet, unter Einflußnahme der Besatzungsmächte. Und die sahen nur öffentlich-rechtliche Sender vor, mit Ausnahme des Saarlandes, daher konnte der französisch-sprachige Sender Europa 1 von dort aus senden.

Ende der 70er beantragte die "Freie Rundfunk AG" im Saarland die Zulassung, was abgelehnt wurde, mit der Begründung, der Saarländische Rundfunk würde pleite gehen, wenn er Werbeeinnahmen verlöre.

Der Rechtsstreit ging bis zum Bundesverfassungsgericht, der im "3. Rundfunkurteil" von 1981 entschied, dass privater Rundfunk in Deutschland im Sinne der Pressefreiheit erlaubt ist, die Länder entsprechende Gesetze verabschieden müssten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hinzu kamen auch technische Probleme.

Der UKW- Frequenzbereich war durch die Vielzahl der öffentlich-rechtlichen Programme (und im Grenzbereich die ausländischen Sender) einfach dicht. Erst als die Bandbreiten über 100 bzw. 104 MHz freigegeben wurden, war wieder "Platz".

Im Übrigen ist der Bund für die Frequenz-Vergabe zuständig. Früher die Bundespost, jetzt die Netzagentur.

In den damals geltenden Gesetzen, dem Telegraphenwegegesetz von 1892 und dem Fernmeldeanlagengesetz von 1927 (mit zwischenzeitlich erfolgten Änderungen), war privater Rundfunk ebenfalls nicht erwähnt, aber eben auch nicht verboten.

Verboten waren aber nicht genehmigte Sendeanlagen. Darauf hatte die Bundespost tatsächlich ein Monopol.
 
Ein paar Wort zu den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten.


1961 versuchte Kanzler Adenauer, ein vom Bund kontrolliertes "Deutschland-Fernsehen" zu etablieren. Das Bundesverfassungsgericht schob dem einen Riegel vor: Die Bürger müssten sich frei ihre Meinung bilden können - und das gehe eben nur, wenn der Staat sich so weit wie möglich raushält. "Staatsferne" nennt man dieses Ziel.


Die betrifft Programm wie Finanzierung. Die Höhe des Rundfunkbeitrags wird darum zwar durch die Landtage, aber auf Empfehlung einer unabhängigen Kommission festgesetzt. Im Programm soll die Unabhängigkeit durch Rundfunk- und Verwaltungsräte sichergestellt werden. Sie wählen die Intendanten und kontrollieren die Haushaltsführung. In diesen Räten sitzen Entsandte verschiedener gesellschaftlicher Gruppen: von Vereinen, Gewerkschaften, Kirchen - aber auch von Parteien, Bund und Ländern. Im jüngsten Rundfunkurteil 2014 rügte Karlsruhe das ZDF: In dessen Gremien sei der Einfluss der staatsnahen Vertreter zu groß. Zuvor war die Wiederwahl des Chefredakteurs Nikolaus Brender im Verwaltungsrat an den Stimmen der Union gescheitert - wohl weil er unbequem war. Seitdem dürfen in den Gremien höchstens 30 Prozent "Staatsnahe" sitzen.

SZ vom 23.01.2016

Noch mehr zum Thema.

Wie staatsfern sind die ZDF-Gremien?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die öffentlich-rechtlichen Medien in der Bundesrepublik sind ja doch KEINE STAATS- oder SYSTEM-Medien wie das Fernsehen der DDR es war. Im Rundfunkstaatsvertrag soll eine ausgewogene Berichterstattung garantiert werden. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind dem Bildungsauftrag und der informellen Grundversorgung verpflichtet- staatliche Beeinflussung findet nicht statt.

Man kann natürlich darüber streiten, ob die Medien diesem Anspruch immer gerecht werden. In den Rundfunkräten, Gremien und Ethikkommissionen sitzen Vertreter der Parteien, der Kirchen, die natürlich auch Einflüsse auf die Programme nehmen.
Über ein Jahr ist es her, seit ich diesen Beitrag geschrieben habe, nachdem ich mir in letzter Zeit häufiger Sendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens angesehen habe, nach dem, was teilweise auch im KIKA gesendet wird, was Funk unter das Volk bringt, würde ich diese Aussage so nicht mehr stehenlassen.

Grundsätzlich mag es zutreffend sein, dass es in der BRD (noch) keine Staats- und System-Medien gibt, dass zumindest auf dem Papier noch eine gewisse Ausgewogenheit gegeben ist.

Grundsätzlich würde ich auch sagen, dass öffentlich-rechtliche Medien notwendig sind. Das System müsste aber dringend reformiert werden.

Bei bestimmten Themen, bei bestimmten Personen gibt es im deutschen Fernsehen bestimmte Narrative, die niemals in Frage gestellt werden, und da wird schon deutlich, dass es eine "richtige" Meinung und eine "falsche" Meinung gibt. Permanent wird aggressiv geframt, und es wird einem "die richtige Meinung", die "richtige Interpretation" auch sehr aggressiv ins Hirn gehämmert.

Da kommt es inzwischen auch schon mal vor, dass 1:1 Hamas-Propaganda übernommen und verbreitet wird, dass Fake-News verbreitet werden, die dann auch nicht mal mehr korrigiert wird. Das Extremisten ein Podium geboten wird.

Das Niveau von historischen Dokus wird schon seit Jahren kritisiert. Immerhin aber war es zumindest selten, dass Dokus offenkundigen Unsinn verzapften, der dem aktuellen Forschungsstand widersprach.

Selbst das ist nicht mehr gegeben, und es fallen dabei auch gar nicht mal Produktionen auf, die etwas reißerischer gemacht sind, sondern selbst Sender wie Arte produzieren neben einigen ordentlichen Dokus, bei denen höchstens Geschichts-Nerds etwas zu bemängeln haben, inzwischen regelmäßig auch totalen Müll, bei dem jedem halbwegs begabten Praktikanten bewusst sein müsste, dass da bewusst Fehlinformationen, Esoterik und einfach nur Stuss verbreitet wird.

Zum Teil geht es nicht nur um handwerklich und inhaltlich miserabel gemachte Beiträge, sondern tatsächlich auch um Inhalte, die man nur als manipulativ, bösartig und menschenverachtend bezeichnen kann.

Wenn dann eine Runde zusammensitzt, bei der keiner mehr offensichtliche Tatsachen wagt, auszusprechen, der Elefant im Raum nicht angesprochen werden darf, missliebige Tatsachen verschwiegen, heruntergespielt und relativiert werden, wenn dem Zuschauer eine bestimmte Botschaft aggressiv ins Hirn gehämmert wird, dann erinnert mich das schon zuweilen frappierend an Propaganda-Sendungen wie den "Schwarzen Kanal", wenn nicht sogar noch schlimmere Assoziationen sich einstellen und man sieht wie etwas, das in George Orwells "1984" oder "Animal Farm" noch eine Warnung, eine Schreckensvision war, zur Lebensrealität Anno 2025 geworden ist, wie dem Zuschauer gequirlte Scheiße vorgesetzt wird, die uns die Öffentlich-Rechtlichen dann noch als noch als Mousse au Chocolat und als etwas ungeheuer Emanzipatorisches, Fortschrittliches und Humanes verkaufen wollen.

Dafür zahlt man doch gerne 18 Euro Schlagmichtot!
 
Da kommt es inzwischen auch schon mal vor, dass 1:1 Hamas-Propaganda übernommen und verbreitet wird, dass Fake-News verbreitet werden, die dann auch nicht mal mehr korrigiert wird. Das Extremisten ein Podium geboten wird.
Ich weiß nicht, welche öffentlich-rechtlichen Medien du konsumierst, aber das Hamas-Propaganda übernommen wird, kann man nun wirklich nicht sagen. Die Kritik an der israelischen Kriegsführung ist in der Tat in der letzten Zeit, vor allem nach der Aufhebung des Waffenstillstands durch Israel lauter und heftiger geworden, aber vorher hat man den israelischen Domizid totgeschwiegen.

Nicht dass ich missverstanden werde: Der Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 ist an Brutalität und Bestialität kaum zu überbieten gewesen und der größte Massenmord an Juden seit 1945. Abscheulich! Und unter den Palästinensern gibt es sicher Hunderttausende, wenn nicht Millionen, die das gutheißen, auch wenn sie sich nicht selber schuldig gemacht haben. Und dennoch - ohne in Aufrechnerei verfallen zu wollen - ist nun mal ein Teil der Wahrheit auch, dass die Palästinenser ein Vielfaches an Menschen verloren haben gegenüber dem, was die Israelis verloren haben. Wie gesagt, das soll hier keine Aufrechnerei sei, aber man muss eben auch festhalten, dass der Blutzoll in diesem Krieg auf der palästinensischen Seite schon seit langem weitaus höher ist, als der der Israelis. Und auch und gerade einem befreundeten Staat wie Israel muss man Kriegsverbrechen - wie der Mord an den Sanitätern - vorwerfen. Aber auch der Domizid in Gaza und die mittlerweile öffentlichen Bestrebungen, Teile des Gazastreifens für Israel zu anektieren (war Trumps Rivera nur so dahingeworfen, um die israelischen Pläne weniger krass aussehen zu lassen?) oder auch das Vorrücken der Israelis in Syrien sind keineswegs Hamaspropaganda.

Ist das einseitig? Nein! Von der Terrororganisation Hamas erwarte ich vor allem eines: Verbrechen! Von dem noch demokratisch verfassten Staats Israel erwarte ich, dass er sich an Recht hält. Damit messe ich nicht etwa zu Gunsten der Hamas mit zweierlei Maß, auch wenn manche das so interpretieren wollen werden.

Es gibt fast keinen Beitrag in den Nachrichten und anderen Sendungen im ÖRTV/ÖRR zu diesem Thema, der nicht den brutalen Überfall der Hamas am 7. Oktober als Ursprung dieses Konflikts benennt. Dem ÖRTV/ÖRR hier Hamashörigkeit vorzuwerfen geht weit an der Realität vorbei.


Ich kann dein Verdikt über den ÖRR/das ÖRTV (obgleich auch ich mit vielem unzufrieden bin!) nicht teilen., halte es für extrem einseitig und falsch.
 
Selbst das ist nicht mehr gegeben, und es fallen dabei auch gar nicht mal Produktionen auf, die etwas reißerischer gemacht sind, sondern selbst Sender wie Arte produzieren neben einigen ordentlichen Dokus, bei denen höchstens Geschichts-Nerds etwas zu bemängeln haben, inzwischen regelmäßig auch totalen Müll, bei dem jedem halbwegs begabten Praktikanten bewusst sein müsste, dass da bewusst Fehlinformationen, Esoterik und einfach nur Stuss verbreitet wird.

Zum Teil geht es nicht nur um handwerklich und inhaltlich miserabel gemachte Beiträge, sondern tatsächlich auch um Inhalte, die man nur als manipulativ, bösartig und menschenverachtend bezeichnen kann.
Das ist ganz interessant. Ich habe vor kurzem etwas Vergleichbares via Mediathek gesehen, in einer Sendung namens "MrWissen2go Die Völkerwanderung", schon etwas älter Kannst du einige Sendungen zu deiner These auflisten, so dass man das irgendwie nachvollziehen kann?
 
Selbst das ist nicht mehr gegeben, und es fallen dabei auch gar nicht mal Produktionen auf, die etwas reißerischer gemacht sind, sondern selbst Sender wie Arte produzieren neben einigen ordentlichen Dokus, bei denen höchstens Geschichts-Nerds etwas zu bemängeln haben, inzwischen regelmäßig auch totalen Müll, bei dem jedem halbwegs begabten Praktikanten bewusst sein müsste, dass da bewusst Fehlinformationen, Esoterik und einfach nur Stuss verbreitet wird.
Bei den auf Arte gezeigten Dokus, was Geschichte angeht, habe ich schon etwas länger den Eindruck, dass die sozusagen etwas zwischen "Genie und Wahnsinn" schwanken, insofern mir da immer wieder richtig gute und interessante Dokus auch zu Themen aufgefallen sind, die eher Nieschenthemen sind und die ich für richtig gute Arbeit halte, während schon seit Jahren auch immer wieder Dokus dabei sind, bei denen ich der Meinung bin, dass sie mindestens in Teilen ihrer kolportierten Aussagen und Darstellungen völlig daneben sind.

Wenn dann eine Runde zusammensitzt, bei der keiner mehr offensichtliche Tatsachen wagt, auszusprechen, der Elefant im Raum nicht angesprochen werden darf, missliebige Tatsachen verschwiegen, heruntergespielt und relativiert werden, wenn dem Zuschauer eine bestimmte Botschaft aggressiv ins Hirn gehämmert wird, dann erinnert mich das schon zuweilen frappierend an Propaganda-Sendungen wie den "Schwarzen Kanal", wenn nicht sogar noch schlimmere Assoziationen sich einstellen und man sieht wie etwas, das in George Orwells "1984" oder "Animal Farm" noch eine Warnung, eine Schreckensvision war, zur Lebensrealität Anno 2025 geworden ist, wie dem Zuschauer gequirlte Scheiße vorgesetzt wird, die uns die Öffentlich-Rechtlichen dann noch als noch als Mousse au Chocolat und als etwas ungeheuer Emanzipatorisches, Fortschrittliches und Humanes verkaufen wollen.
Das wird ja heute allerorten reichlich beklagt und von verschiedenen Interessengruppen regelmäßig im Mund geführt, in Form des Vorwurfs, ihre jeweiligen Gegner würden die Medien Durchsetzt und damit die öffentliche Meinung in ihrem Sinne gekapert haben.

Ich kann nur sagen, dass ich das für meinen Teil nicht als schlimmer wahrnehme, als im letzten Jahrzehnt oder in den ausgehenden 2000er Jahren, je nachdem, welche Ansichten da zum Teil vertreten werden.
Schau dir zum Beispiel mal an, wie und mit welcher Tonalität noch Ende der 2000 und Anfang der 2010er etwa über die Linkspartei und damit zusammenhängende Themen berichtet wurde.
Da konnte man zum Teil (jedenfalls ist das mein Empfinden) den Eindruck gewinnen, dass da viele Personen im Bereich der Medien den kalten Krieg geistig noch nicht ad acta gelegt hatten und entsprechende Feindbilder weiterhin pflegten.
Da wurde dann der Hinweis auf die "SED-Nachfolgepartei" auch gerne mal bei politischen Themen ausgepackt, die mit Wirtschaftspolitik, Bürgerrechten oder der Aufarbeitung der DDR-Diktatur herzlich wenig zu tun hatten, was ich als damals jugendlicher/junger Erwachsener damals als einigermaßen skurril empfunden habe (ohne da jetzt Partei für die eine oder andere Seite ergreifen zu wollen).
Sicherlich war für mich als Anfang der 1990er geborenes Nachwendekind, das nicht mehr in den kalten Krieg hineinsozialisiert wurde ohnehin einiges, was dieses Themenfeld und den Umgang Älterer damit angeht, damals nicht so unbedingt einfach begreiflich.

Ich habe das damals aber durchaus als zum Teil reichlich tendenziösen Unterton in der Berichterstattung wahrgenommen und durchaus zum Teil auch als Versuch von Teilen der Presselandschaft der Bevölkerung einzuhämmern, dass alles, was aus dieser politischen Ecke kommt grundsätzlich abzulehnen sei.


Deswegen wundert mich etwas, dass das heute von einigen Seiten als neuere, problematische Entwicklung der letzten Jahrebetrachtet wird. Nach meinen Beobachtungen gibt es das jedenfalls schon wesentlich länger und ist bei weitem nicht so verbreitet, wie es von einigen gern dargestellt wird. Was sich vor allem etwas verändert hat, ist die Richtung.
 
Das ist ganz interessant. Ich habe vor kurzem etwas Vergleichbares via Mediathek gesehen, in einer Sendung namens "MrWissen2go Die Völkerwanderung", schon etwas älter Kannst du einige Sendungen zu deiner These auflisten, so dass man das irgendwie nachvollziehen kann?
Dazu hatte ich in einem anderen Thread "Was haltet ihr von Dokutainment" mich geäußert. Da ging es um eine Arte-Doku über Hexenverfolgung im Elsass.

In dem Thread habe ich aufgezählt, was da schief lief an der Doku. Ich werde mich hier nicht dazu äußern, weil ich jetzt auf @El Quijotes Beitrag antworten will.
 
Ich habe das damals aber durchaus als zum Teil reichlich tendenziösen Unterton in der Berichterstattung wahrgenommen und durchaus zum Teil auch als Versuch von Teilen der Presselandschaft der Bevölkerung einzuhämmern, dass alles, was aus dieser politischen Ecke kommt grundsätzlich abzulehnen sei.


Deswegen wundert mich etwas, dass das heute von einigen Seiten als neuere, problematische Entwicklung der letzten Jahrebetrachtet wird. Nach meinen Beobachtungen gibt es das jedenfalls schon wesentlich länger und ist bei weitem nicht so verbreitet, wie es von einigen gern dargestellt wird. Was sich vor allem etwas verändert hat, ist die Richtung.
Moin

Ja, auch bei den ÖRTVs gab es und gibt es natürlich häufiger eine "tendenziöse" Berichterstattung. Allerdings empfinde ich diese als nicht wirklich
schwerwiegend. Völlig wertfrei/neutral zu Berichten/das Programm zu gestalten ist schon schwierig. Bevor ich hier missverstanden werde, wenn man sich die Entwicklung von beginn an betrachtet, scheint das wohl fast von Anfang an so gewesen zu sein. Das könnte auch viel mit dem jeweiligen "Zeitgeist" zu tun haben.
 
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