Turgot ist ja bereits auf das ein oder andere eingegangen. An mir ging das Thema bis eben vorrüber.
Dann noch die Latiner. Die Latinischen Bundesgenossen waren absolut loyal zu Rom, Latium bildete für hannibal eine fast unüberwindbare Barriere auf dem Weg zur Stadt Rom selbst. Ich war öfters in Latium und dort kann man noch heute die vielen kleinen Städte auf den Berghöhen sehen, die perfekt die umliegenden Täler und Straßen beherschen und die in der Antike zu dieser Zeit alle schwer befestigt waren. Ein einziger Festungsgürtel, die Kyklopenmauern kann man noch heute besichtigen und in diesen Festungen noch ca 100 000 Mann Milizen, allesamt bewaffnet und bereit für Rom bis zum Tode zu kämpfen.
Verklärung. Zum ersten sind längst nicht alle diese Städtchen aus der Antike, zum anderen ist es fraglich, ob diese kleinen und Kleinstgemeinden in der Tat eine solche Zahl an Soldaten hervorbringen konnten. Im Schnitt zwischen 20 und 40 %, die Zahlen schwanken verständlicherweise enorm, der Männer im Waffenfähigen Alter erweisen sich als waffenuntauglich, aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen.
Auch die Frage der Loyalität so zu beantworten "bis zum Tode" ist eindeutig Wunschdenken. Selbst die "Stadtrömer" zeigen sehr oft die Neigung, eben doch ihr Leben zu retten und reagieren nicht auf die "heiligen Gesetze" die einem Römer bei Todesstrafe untersagen, den Posten zu verlassen. Das zeigt sich auch beim wiederholten Fluchtverhalten auf Schlachtfeldern, sowohl im Ersten wie im Zweiten Punischen Krieg.
Eine Belagerung Roms war primär deshalb schon unmöglich solange Hannibals Armee nicht größer war. Die Römer waren den Karthagern im Belagerungskrieg deutlich überlegen. Wenn man sieht wie lange Hannibal schon für Saguntum gebraucht hat, so kann man daraus rückfolgern, dass er vor Rom einfach nur verblutet wäre.
Die genauen Zeitangaben für die Belagerung Saguntums sind unsicher. Wir wissen nicht, wie viel verzerrt wurde, wie lange Verhandlungen geführt wurden usw.
Die meisten Belagerungen der Römer im Ersten Punischen Krieg zogen sich über Monate, z.B. Agrigentum, die Belagerung von Karthago selbst wurde wohl als extrem langfristiges Unterfangen geplant.
Erst im Laufe der Kriege bis zum Ende des 3. Jh.v.Chr. hatten die Römer die Poliorketik gemeistert.
Hannibals große Stärke war seine Beweglichkeit und seine überlegenen Leichten ! Truppen, leichte Infanterie, Plänkler, leichte Kavallerie, das war seine Stärke. Im Belagerungskrieg mit numerisch weit überlegenen römischen schweren Truppen und dazu im Rücken und dazwischen Latinischen Festungsstädten wäre Hannibal untergegangen.
Zugegeben möglich und eine der verbreiteten Theorien. Allerdings würde ich nicht "untergegangen" benutzen, sondern "vermutlich besiegt worden".
Die Zweite Welle siegte dann und vernichtete die karthagische herrschaft in Spanien. Wäre auch dieser zweite Angriff abgeschlagen worden, wäre der Krieg anders verlaufen. Die spanischen Armeen hätten dann mit deutlich größerer numerischer Zahl nach Italien kommen können.
Wenn sie das vorgehabt hätten. Wieder nur Vermutung.
So kamen nur noch einige Teile unter Hasdrubal nach Norditalien.
Die ja sich gerade wegen o.g. abgesetzt hatten.
Söldner kämpfen nicht für Ruhm oder für ihre Stämme. für Geld haben die auch nicht gekämpft und das ganze Unterfangen musste anfangs wie eine reine Verzweiflungstat ausgesehen haben, eigentlich war Hannibals Angriff direkt nach italien eine Art Selbstmordangriff. Das führt mich zu der Frage was hannibal seinen Leuten eigentlich erzählt hat. Vielleicht hat er sie über das was auf sie zukommt belogen?!
Vermutungen, Vermutungen. Die regulären Söldner Karthagos kämpften sehr wohl für Geld. Als dieses ausblieb wandten sie sich gegen ihre Dienstherren (241-238 v.Chr.). Bei den Kelten darf gemutmaßt werden, dass da noch andere, "politischere" Ziele dahinter steckten, aber gleich auf große Lügenmärchen zu schließen ist übertrieben.
Eigentlich war das ein marsch der zur höheren Wahrscheinlichkeit einfach mit dem Tod enden würde. Moderne Söldner würden ein solches Unternehmen nicht mitmachen. Und so viel Geld hatte hannibal nicht, dass er damit die Leute so lange bezahlen konnte.
Wie auch bei den Römern ist das Versprechen von Plünderungsanteilen und Beuteverteilung durchaus lukrativ.
Moderne Söldner begeben sich auch heute noch durchaus in Kriege, die mit der Auslöschung einer Seite zu drohen enden und in denen ihnen bei Gefangennahme nichts Gutes blüht (s. Jugoslawien, Tschad, Zentralafrika).
Heute sorgt nur schlicht der Mangel an Feldzügen Antiker natur für einen Mangel an vergleichbaren Situationen, während moderne Medizin und hohe Mobilität sowie Regularien der Soldauszahlungen in moderner Zeit das Kriegsbild geändert haben.
Ich denke es mir eher so: Das waren die Gefolgschaften und Krieger Iberischer Häuptlinge, diesen Häuptlingen und Stämmen wurde Geld bezahlt, dafür kamen die Krieger mit. Man hat ihnen aber sicher nicht erklärt das sie so viele Jahre so weit weg von der Heimat um ihr Überleben kämpfen würden.
Viele werden auch für Ruhm, aus persönlicher Loyalität zu ihrem Feldherrn und auch für Beute mitgekommen sein.
Die Loyalität selbst gegenüber Hamilkar war bei endlich. s. vorher genanntes Beispiel.
Beute ist wie gesagt ein reguläres Versprechen der Bezahlung.
Es gab sicher daher auch Söldner, aber meiner Meinung nach waren sie nicht dominant. Eine reine Einordnung all dieser Truppen als Söldner halte ich für verfälschend. Es gab sehr viel mehr Gründe und viele sind auch aus Treueschwüren, Loyalität zum Häuptling oder Anführer usw mitgekommen.
Warum solche verkärenden Gedanen?
Xanthippos, einer der Bekanntesten Spartaner des 3. Jh.v.Chr. erreichte Karthago, als dies, nach römischer Darstellung, am Rande der Auflösung stand, genau wie viele andere Söldner auch.
Spanische Söldner gibt es lange vor den Besitzungen in Spanien in karthagischen Reihen. Hier eine Loyalität anzunehmen oder die Hoffnung auf großen Ruhm ist basislos.
Das Streben der Söldner nach Macht und Besitz läßt sich durch die Vorfälle in Rhegion und Mesana durchaus nachvollziehen.
Da kann ich nur teilweise zustimmen. Die Schwäche der römischen Reiterei war bei Cannae und später ihre geringe zahl. Aber so gering war diese zahl anfangs gar nicht, das erste Gefecht zwischen Rom und Karthago in der Po Ebene war ein reines Reitergefecht das unentschieden ausging.
Das habe ich anders bei Polybios gelesen. Falls du auf die Schlacht am Ticinus anspielst, so schreibt unser griechischstämmiger Freund da nicht von einem unentschieden, geschweige denn von einem vorzeigbaren Ergebnis.
Rom hat in der Schlacht am Trasimenischen See horrende Verluste an kavallerie erlitten. Genau diese verlorenen Pferde und Reiter fehlten dann später den ganzen Krieg hindurch. Die numerische Schwäche resultierte also aus den verheerenden Verlusten in dieser Hinterhaltsituation.
Das würde bedeuten, dass Rom und seine Verbündeten mit den Ressourcen der Reitervölker mithalten hätte können und in vorherigen Kriegen eine vergleichbare Zahl an Kavallerie hätte stellen können, um diese Behauptung zu stützen sogar müssen.
Das ist nicht der Fall. Sicherlich waren die Verluste gravierend, aber die "numerische Schwäche" römischer Kavallerie zeichnet sich auch vorher bereits ab.
Das lässt sich sogar von den Zahlen her klar nachweisen, die Reiter die bei Cannae fehlen entsprechen genau den am Ufer des Trasimeno See verlorenen Einheiten.
Würde vorraussetzen, dass die antiken Historiker exakte Zahlen genannt haben, was eher unwahrscheinlich ist. Die stark (in die jeweils gewünschte Richtung) gerundeten Zahlen weisen darauf hin, dass die römische Kavallerie unterlegen war. Dies bereits bei den vorhergehenden Kriegen, aber auch schon bei der ersten Schlacht am Ticinus.
Echte Söldner waren aber in der Antike immer eine Minderheit, aber du hast es ja auch so geschrieben.
Faszinierend. Entsprechend den Überlegungen z.B. Amelings waren die Karthager mit den ausufernden Bemühungen auf Sizilien genötigt, mehr ihrer Bürger als Ruderer einzusetzen und so die Landheere vermehrt auf Söldnerbasis zu setzen. Selbst im Krieg gegen die Söldner werben die Karthager Söldner an, um gegen Söldner zu kämpfen. Balearen, Griechen, Halbgriechen, Iberer u.m.a. hätten, bis auf die hier spekulierte Gefolgschaftstreue sicherlich keinen Grund gehabt, in die Auseinandersetzungen mit Syrakus (z.B. unter Agathokles und Hieron), Rom oder den Söldnern einzugreifen, wenn nicht für Sold (gerne auch in Form von Sonderzahlungen und Beuteanteilen).
Dies also als eine Minderheit anzusehen ist mir nicht nachvollziehbar.
Das könnte man nun noch weiter betreiben, aber ich bitte, mehr Fakten einfließen zu lassen. Nichts gegen prorömisches oder prorepublikanisches denken, aber hier ist zu viel dabei, was ich (und hoffentlich auch sonst der ein oder andere), aufgrund mangelnder Darlegung oder fragwürdiger Interpretation nicht nachvollziehen kann.
Man kann den Zweiten Punischen Krieg nicht losgelöst betrachten und auf der Basis bestimmter, z.T. theoretischer, z.T. unkritischer Quellenlesungen Überlegungen anstellen.