Was Du da beschreibst, klingt mehr nach Mittelalter-Klischee. Misthaufen dürfte es im Zentrum Roms kaum gegeben haben.
Ich habe mit solchen Reaktionen gerechnet, da man auch von der Antike eine Menge Klischees kennt. Von schönen hellen und sauberen Städten. Auf Kleinstädte traf das sicher auch zu aber mit Sicherheit nicht auf die aus allen Nähten platzende Hauptstadt.
Die Benutzung der öffentlichen Latrinen war keineswegs gratis. Sie waren verpachtet und mancher Einwohner der Hauptstadt wird sich das As auch gern gespart haben. Die Urinbottiche und Amphoren wurden sicher rege genutzt aber der Mensch hat halt nicht nur flüssige Hinterlassenschaften. Und dass viele Insulabewohner nachts keine Lust hatten aus den oberen Etagen auf die Straße zu steigen zeigen u. A. die Satiren von Juvenal in denen er sich über die nächtlich aus den Fenstern geschütteten Nachtgeschirre beklagt. Wehe den armen Fußgängern, die die nächtlichen Geschosse abbekamen. Wegen Verletzungen und Beschmutzungen blieb ihnen nur die klage gegen Unbekannt.Selbst Ulpian stellte Richlinien für die Erfassung und Bestrafung der Nachtgeschirrentlehrer. Er fordert in seinen juristischen Abhandlungen von dem Prätor: " Wenn von einem Haus eins dieser Geschosse heruntersaust und einem freien Mann eine Körperverletzung zufügt, so soll der Richter dem Opfer außer der Bezahlung des ärztlichen Honorars und der anderen Kosten, die durch die Heilung entstehen ,auch die Erstattung der Arbeitsunfähigkeit entgangenen Geldern zubilligen."
Was die Misthaufen betrifft, so zitiere ich aus dem Buch "Rom" von Jerome Carcopino: "Oder sie stolperten von den oberen Etagen herunter und entlehrten die Nachtgeschirre (lasana) oder die Nachtstühle( sellae pertusae) in den Bottich oder das dolium, die unter dem Treppenverschlag aufgestellt waren. Wenn ihnen diese Möglichkeit vom Herrn der insula verwehrt wurde, begaben sie sich zu einem Misthaufen in der Nachbarschaft. Denn im Rom der Cäsaren war wie in einem armen Dorf mehr als eine Gasse durch Abwässergräben (lacus) verstänkert. Cato d. Ä. ließ sie als Censor pflastern, als er die Kloaken zu reinigen und sie unter dem Aventin herzuführen befahl. Auch im Jahrhunder Ciceros und Caesars waren sie noch nicht verschwunden: Lucrez erwähnt sie in seinem Gedicht De rerum natura. Zweihundert jahre später, unter Trajan, waren sie immer noch da. In diese Gräben krochen die entmenschten Frauen, die sich unter dem Schutz eines barbarischen Gesetzes ihrer Leibesfrucht zu entledigen, trachteten,..."
Misthaufen wird es natürlich gegeben haben. Wohin sollte man mit den Hinterlassenschaften der Unmengen Zugochsen und Pferden, die jede Nacht mit ihren Lastwagen durch die Straßen und Gassen rumpelten. Tagsüber durften keine Wagen fahren also konnte man früh den Mist nur manuell befördern.
Diese Beschreibungen passen natürlich nicht zu dem schönen Rom was man sich so allgemein vorstellt. Es gab natürlich eine Fülle an hervorragenden öffentlichen Einrichtungen aber es gab auch, wie in jeder überbevölkerten Stadt sehr finstere, schmutzige und stinkende Seiten.