Was ist der "Langsame Schritt"?

Jacobum

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In der Biographie eines preussischen Offiziers habe ich mehrmals gelesen, dass sich die Soldaten - zumindest in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts - in der Grundausbildung mit dem "Langsamen Schritt" herumquälen mussten.

Was hat es mit dieser Form des Marschierens / Exerzierens auf sich? Der Autor setzte zu seiner Zeit natürlich voraus, dass der Leser wusste, was gemeint war (wahrscheinlich hat so mancher Leser wehmütig genickt, als er vom "Langsamen Schritt" gelesen hat...), aber heute ist der Begriff eigentlich verschwunden.

Wer weiß was darüber?

Grüße

Jacobum
 
Ich weiß es nicht, aber könnte das der Schritt sein, den man von den Engländern noch heute her kennt? Es scheint, als würde die Soldaten beim Gehen das Bein einen Moment still halten, bevor sie den Fuß aufsetzen. Also quasi ein "unterbrochener Schritt"...
 
Jacobum schrieb:
In der Biographie eines preussischen Offiziers habe ich mehrmals gelesen, dass sich die Soldaten - zumindest in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts - in der Grundausbildung mit dem "Langsamen Schritt" herumquälen mussten.

Was hat es mit dieser Form des Marschierens / Exerzierens auf sich? Der Autor setzte zu seiner Zeit natürlich voraus, dass der Leser wusste, was gemeint war (wahrscheinlich hat so mancher Leser wehmütig genickt, als er vom "Langsamen Schritt" gelesen hat...), aber heute ist der Begriff eigentlich verschwunden.

Wer weiß was darüber?

Grüße

Jacobum

Ich weiss jetzt nicht, ob das speziel deine Frage beantwortet.
Bei uns in der Armee hiess das Trauerex. Oder auch eben Langsamer Schritt.

Die Beine stramm nach vorne gestreckt und aufgetreten aber mit Verzögerung.
 
florian17160 schrieb:
Ich weiss jetzt nicht, ob das speziel deine Frage beantwortet.
Bei uns in der Armee hiess das Trauerex. Oder auch eben Langsamer Schritt.

Die Beine stramm nach vorne gestreckt und aufgetreten aber mit Verzögerung.

Könnte schon sein, danke für den Hinweis.

Weißt Du, woher das in der DDR kam? Aus der preussisch-deutschen Tradition? Oder aus der UdSSR?

Grüße,

Jacobum
 
Jacobum schrieb:
Könnte schon sein, danke für den Hinweis.

Weißt Du, woher das in der DDR kam? Aus der preussisch-deutschen Tradition? Oder aus der UdSSR?

Grüße,

Jacobum
Das weiss ich nicht.
Ich hatte nur damals die traurige Pflicht, für gestorbene Soldaten als Salutschiessender auf Beerdigungen so eine Gangart zu machen.
 
florian17160 schrieb:
Das weiss ich nicht.
Ich hatte nur damals die traurige Pflicht, für gestorbene Soldaten als Salutschiessender auf Beerdigungen so eine Gangart zu machen.

Hm, durchaus möglich, dass der von Dir geschilderte Schritt und der von Arne genannte englische miteinander "verwandt" sind, bzw. waren.

Vielleicht gehen sie auf den von mir angefragten "Langsamen Schritt" zurück, vielleicht gibt es aber auch einen gemeinsamen "Ahnherren".

Oder gab es im 19. Jh. ganz allgemein in den europäischen Heeren diese Art des Marschierens?

Grüße

Jacobum
 
Zitat:"Weißt Du, woher das in der DDR kam? Aus der preussisch-deutschen Tradition? Oder aus der UdSSR?"

DDR und Russland (Inkl. UdSSR) haben es von den Preussen grerbt.
 
Schon die erste Seite des französischen Exerzierreglements von 1831 zeigt, aus welch kleinen Männern sich die französische Armee zusammensetzt.

Langsamer Schritt: jeder Schritt 65 cm (25 Zoll) und 76 Schritte in der Minute.
Geschwindschritt: gleiche Schrittlänge und 100 Schritte in der Minute.
Sturmschritt (pas de charge): gleiche Schrittlänge und 130 Schritte in der Minute.

Der Schritt von 25 Zoll ist zweifellos der kürzeste und die Geschwindigkeit von 100 Schritten in einer Minute die langsamste, die jemals von einer Armee für Bewegungen im Felde angewendet wurde. Während ein französisches Bataillon im Gelände eine Strecke von 208 Fuß in einer Minute bewältigt, würde ein englisches, preußisches oder österreichisches Bataillon eine Strecke von 270 Fuß zurücklegen, also dreißig Prozent mehr. Unser langer Schritt von 30 Zoll wäre für die kurzen Beine der Franzosen zu viel. Dasselbe beim Sturmangriff: die Franzosen rücken in einer Minute 271 Fuß vor oder so weit wie die Engländer im einfachen Marschtempo, während die Engländer bei ihrem Geschwindschritt von 36 Zoll und 150 Schritten in einer Minute 450 Fuß oder sechzig Prozent mehr zurücklegen würden. Allein diese Tatsache zeigt, daß die durchschnittliche Größe der Männer nicht unter einer gewissen Grenze liegen kann, ohne die Wirksamkeit und Beweglichkeit einer Armee zu beeinträchtigen.

http://www.mlwerke.de/me/me15/me15_164.htm
 
Arne schrieb:
Ich weiß es nicht, aber könnte das der Schritt sein, den man von den Engländern noch heute her kennt? Es scheint, als würde die Soldaten beim Gehen das Bein einen Moment still halten, bevor sie den Fuß aufsetzen. Also quasi ein "unterbrochener Schritt"...

Ist vorallem bei den Männern mit den Bärenmützen immer wieder zu beobachten.
 
Hört sich an wie ein amerikanischer half step dabei wird die Schrittlänge von 30 in. auf 15 in. verkürzt, während das Marschtempo beibehalten wird. Eine mögliche Erklärung wäre, dass damit die Geschwindigkeit, mit der sich die Kolonne bewegt, halbiert wird, während die Kapelle immer noch einen Marsch spielen kann, z.b. dem erwähnten Beerdigungen. Außerdem dürfte es mit einem Sarg auf den Schultern recht anstrengend sein - und wahrscheinlich auch ziemlich pietätlos - in normalem Tempo zu marschieren.

Wäre so ein Gedanke ...
 
Albatros schrieb:
Hört sich an wie ein amerikanischer half step dabei wird die Schrittlänge von 30 in. auf 15 in. verkürzt, während das Marschtempo beibehalten wird. Eine mögliche Erklärung wäre, dass damit die Geschwindigkeit, mit der sich die Kolonne bewegt, halbiert wird, während die Kapelle immer noch einen Marsch spielen kann, z.b. dem erwähnten Beerdigungen. Außerdem dürfte es mit einem Sarg auf den Schultern recht anstrengend sein - und wahrscheinlich auch ziemlich pietätlos - in normalem Tempo zu marschieren.

Wäre so ein Gedanke ...

Hallo Albatros,

ich glaube, es ist eher anders rum. Bei einer Trauerfeier werden langsame und getragene Stücke gespielt und entsprechend langsam marschiert. Eher in dem Sinne, wie Flo sie in Beitrag 3 mit dem Trauerex beschrieben hat.

Jacobum
 
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