tejason schrieb:
Flotte:
Flotten sind beweglich und zumindest große Fischereiboote können einen sehr großen Aktionsradius haben und mehrere Fanggebiete absuchen.
Das hört sich m.E. aber eher nach moderner Fischerei an, mit modernen Schleppnetzen und Kühlung und Verarbeitung der Fische direkt an Bord, das sehe ich für die Antike aber nicht unbedingt so. (wobei, zugegebenermaßen die Herstellung von Garum ja auf Fermentierung des Fisches bestand
:S )
tejason schrieb:
Eine einfache Überfahrt ausschließlich auf Fischereifahrzeugen, gar einfachen Booten kann ich mir nicht vorstellen. Es wurden ja auch erhebliche Mengen von Gütern bewegt und man musste mit Kämpfen auch auf See rechnen.
Wg. Kämpfe auf See: ich weiß nicht, wie die römische Flotte dort ausgesehen hat, aber während der Germaneninvasion 406 - 9 gab es weder in Hispania noch in einer der afrikanischen Provinzen eine Legion. Du schriebst selber, dass wg. der bestehenden Pax Romana nicht mit Unterhaltung einer größeren Flotte zu rechnen sei. Mit wem sollte man also rechnen, der sich den Vandalen mit einer Flotte in der Straße von Gibraltar entgegen stellen sollte? Von Iulia Traducta (Tarifa) bis zur afrikanischen Küste sind´s auch nur 13 - 14 km. Was die Größe der Boote angeht: google mal nach dem Begriff
patera. Trotz Gegenmaßnahmen der marokkanischen Polizei schafften es die Schlepperbanden in der Vergangenheit immer wieder ausreichend Kleinboote zu requirieren und Hundert von Flüchtlingen auf einmal an verschiedenen Strandabschnitten in Wasser zu bringen, so, dass letztendlich die spanischen Behörden auch nur einen Teil der
pateras abfangen konnten. Soviel zu den logistischen Schwierigkeiten. Damals gab es aber niemanden, der die Vandalen an etwas hätte hindern können. Für schwere Transportgüter/Pferde werden die Vandalen entsprechend Handelsschiffe benutzt haben. Aus der Westgotenzeit ist mir z.B. bekannt, dass es in Spanien regelrecht Handelskolonien von syrischen Händlern gegeben hat. Der Mittelmeerhandel bzw. Fernhandel hat also auch in der Zeit der Auflösung des Imperiums noch funktioniert, es ist dementsprechend auch mit entsprechenden Fahrzeugen zu rechnen.
Prokop schweigt sich im Vandalenkrieg über die Art der vandalischen Flotte aus, auch darüber, was mit ihr geschah, nachdem die Vandalen sie zurückließen, kein Bericht über die Zerstörung der Flotte, über zurückgelassene Bewachung etc. Nur am Ende gibt es eine kurze Randnotiz, aber zu der komme ich später.
tejason schrieb:
Ich kann mir eher vorstellen das die unbeliebten Wandalen ziemlich brutal vertrieben oder in die Sklaverei geführt worden sind. Byzanz hat um diese Zeit gerne besiegte Völkerschaften nach Asien deportiert, wo die Grenzkriege mit den Sassaniden immer wieder große Gebiete entvölkerten. Dort hätten die Wandalen auch keine Bedrohung dargestellt.
Genau das berichtet auch Prokop. Gelimer und seiner Familie habe man ein Landgut in Galatien überlassen, und weiter:
Die meisten nun von diesen Vandalenkriegern kamen im Orient an und wurden in die Regimenter, wie bestimmt war, einegstellt und kämpfen bis zum heutigen Tag gegen die Perser; der Rest aber, ungefähr vierhundert Mann, zwang bei der Ankunft in Lesbos,als ein günstiger Wind die Segel schwellte, die Schiffer, nach dem Peleponnes zu fahren. Von dort setzen sie ihre Reise fort, landeten an einem unbewachten Punkt der afrikanischen Küste, wo sie die Schiffe zurückließen, und begaben sich mit ihrem Geräte auf das Aurasische Gebirge und nach Mauretanien.
Diese verstärkten dann einen Aufstand der arianischen Soldaten in Nordafrika, der die Eroberung des Vandalenreiches aus byzantinischer Sicht fast wieder nichtig machte. Diese Stelle ist aber die einzige in Prokops
Vandalenkrieg, die Rückschlüsse darüber zulässt, was mit den Schiffen geschah, aber es ist eben nicht
die vandalische Flotte, sondern es sind oströmische Truppentransporter.
Ich bin im Übrigen der Überzeugung, dass wir sehr streng zwischen der Flotte, mit der die Vandalen Afrika erreichten und der, mit der sie schließlich zum Schrecken des West- und Zentralmittelmeeres wurden, unterscheiden müssen.