Was ist von Solonins & Suvorovs Präventivschlagsthese zu halten?

Historieisti

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Hallo zusammen,

ich bin ziemlich neu, was die Geschichte des 2. WK betrifft. Aus diesem Grund habe ich mir die Präsentation von Mark Solonin angeschaut:

Ähnlich wie Viktor Suvorov einige Jahrzehnte früher spricht auch er sich dafür aus, dass Hitler am 22. Juni 1941 einige Tage früher als die geplanten Invasion der SU gegen DE einen Präventivschlag gestartet hat. (Buch)

Wie weit sind diese Theorien 2025 vom Interesse?

Auch wenn einige Details fehlerhaft sein mögen, finde ich es - in Anbetracht des beschriebenen Gesamtkontexts, Originalzitate, sonstige Details - als Narrativ ziemlich überzeugend.

Was meint ihr?

Gr.

HI
 
Zuletzt bearbeitet:
Hitler wollte jedenfalls einen Krieg gegen die Sowjetunion, aus weltanschaulichen und rassischen Gründen und zur Gewinnung von „Lebensraum“ im Osten auf sowjetischem Boden.
Damit sind aber alle „Präventivschlag“-Rechtfertigungsbemühungen entbehrlich: Hitler hätte die Sowjetunion auch angegriffen, wenn mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden hätte können, dass von ihr jemals, in näherer oder fernerer Zukunft, auch nur der Hauch einer Gefahr für Deutschland ausgehen könnte.
 
Ja, das stimmt.
So ein Krieg war sicherlich in Planung.
Wobei, er hätte sicherlich nicht einer Zeit stattgefunden, wo DE bereits am Westfront schon Krieg führt.

Gerade diese Tatsache, dass Hitler trotz des Krieges mit England in einer Phase des militärischen "Unvorbereitet sein" den Angriff gestartet hat, zeigt mir, dass dies von Hitler als notwendig eingestuft wurde.
 
Der Krieg gegen die Sowjetunion war Hitlers eigentliches Anliegen. Die Kriege im Westen hingegen waren ihm keine Herzensanliegen, eher lästige Nebenschauplätze. Den Krieg im Osten wollte er seit den 20er Jahren, in ihm sah er seine historische Aufgabe.

Im Übrigen unterschätzte er die Schlagkraft der sowjetischen Armee ohnehin maßlos.

Eilig hatte er es auch deswegen, weil er fürchtete, dass bei längerem Zögern seine Gegner den deutschen Rüstungsvorsprung einholen könnten. Das ist aber etwas anderes als eine angebliche Furcht vor einem angeblich unmittelbar bevorstehenden sowjetischen Angriff.
 
Im Übrigen unterschätzte er die Schlagkraft der sowjetischen Armee ohnehin maßlos.
Es mag sein, aber wenn ich mir die gewaltigen Verluste der Rote Armee anschaue, waren sie - so wie ich es aus dem Buch von Suvorov entnehme - wirklich nicht besonders schlagkräftig.

Wenn der Autor nicht gerade den größten Blödsinn erzählt, war die RA weder technisch noch personell den Deutschen unterlegen und trotzdem sind Millionen in den ersten Monaten gestorben, desertiert oder gefangen worden. Kampfmoral der Sowjets soll sehr niedrig sein.
 
Der Krieg gegen die Sowjetunion war Hitlers eigentliches Anliegen. Die Kriege im Westen hingegen waren ihm keine Herzensanliegen, eher lästige Nebenschauplätze. Den Krieg im Osten wollte er seit den 20er Jahren, in ihm sah er seine historische Aufgabe.
Ja, habe ich auch schon mal gelesen, dass er einen direkten Krieg mit den Briten sehr bedauert hat. M. E war er der Meinung, dass DE als "Juniorpartner" der Briten eine gewisse geopolitische Nische füllen könnten. Historisch gesehen war es sicherlich so, dass er die Erweiterung des Lebensraums im Osten gesehen hat ...
 
Es mag sein, aber wenn ich mir die gewaltigen Verluste der Rote Armee anschaue, waren sie - so wie ich es aus dem Buch von Suvorov entnehme - wirklich nicht besonders schlagkräftig.

Wenn der Autor nicht gerade den größten Blödsinn erzählt, war die RA weder technisch noch personell den Deutschen unterlegen und trotzdem sind Millionen in den ersten Monaten gestorben, desertiert oder gefangen worden. Kampfmoral der Sowjets soll sehr niedrig sein.
Es gab eine große Säuberung und die Masse des Offizierskorps war einfach weg. Zudem befand sich die RA nach den schlechten Leistungen gegen Finnland in einer organisatorischen Umrüstungsphase, auch hatte die RA eine andere Kampfdoktrin. Zudem wurde die Masse der Truppen zu weit in den westlichen Regionen aufgestellt. Es gab auch keine rechtzeitige Warnung.

Die Masse der Tanks bestand aus den BT-Typen, dem T28 und einer kleineren Menge KV1 und KV2.

Wie man im Frankreichfeldzug sehen konnte, bedeutet technische Überlegenheit bei Panzern nicht unbedingt einen erfolgreichen Kampf. Hier spielen Ausbildung und taktische Anwendung der Waffen eine entscheidende Rolle.
 
Die hohen Verluste zu beginn des Feldzuges sind in erster Linie der falschen Disposition der Truppen zu schulden, sowie der "Unfähigkeit" der Kommandeure zu koordiniertem Wiederstand. Es spielen noch einige andere Punkte hinein.

Personell war die RA nicht unterlegen, technisch im Bereich der Luftwaffe unterlegen in der Heeresrüstung in etwa gleichwertig.
 
Mir ist nicht bekannt, das Stalin einen Krieg gegen das DR vorbereitet hat, trotz der immensen Rüstungsanstrengungen spricht ( meiner Auffassung nach ) wenig dafür. Zumindest hätte die RA noch 4-6 Jahre gebraucht um dieses Ziel ins Auge zu fassen.
 
Nur damit der Thread hier nicht falsch interpretiert wird, der Krieg gegen die UdSSR war ein von Hitler und seinen Getreuen entfesselter brutaler menschenverachtender weltanschaulicher, "völkischer" Vernichtungskrieg. In diesem Krieg galten von deutscher Seite aus nicht einmal die elementarsten humanitären Regeln, weder gegen die Zivilbevölkerung noch gegen Angehörige des Militärs.
 
Es mag sein, aber wenn ich mir die gewaltigen Verluste der Rote Armee anschaue, waren sie - so wie ich es aus dem Buch von Suvorov entnehme - wirklich nicht besonders schlagkräftig.

Wenn der Autor nicht gerade den größten Blödsinn erzählt, war die RA weder technisch noch personell den Deutschen unterlegen und trotzdem sind Millionen in den ersten Monaten gestorben, desertiert oder gefangen worden. Kampfmoral der Sowjets soll sehr niedrig sein.
Der Irrtum der deutschen Führung war, dass die ganze Sowjetunion ein Koloss auf tönernen Füßen sei, der nach ein paar Niederlagen völlig zusammenbrechen würde. Und das war falsch. Trotz der großen Verluste in der Anfangsphase des Krieges, trotz der Besetzung riesiger Territorien brachen weder die Rote Armee noch die Sowjetgesellschaft zusammen, sondern stellten sich neu auf, leisteten Widerstand und gingen schließlich erfolgreich zum Gegenangriff über.
 
Wie weit sind diese Theorien 2025 vom Interesse?
Gar nicht, weil für die Tonne.

De facto hatte sich Hitler bereits in den 1920er Jahren in seinen schriftlichen Einlassungen dazu erklärt die UdssR angreifen zu wollen, de facto hatte er auch in den 1930er Jahren noch versucht Polen als Juniorpartner für ein solches Unternehmen zu gewinnen und de facto hatte er bereits kurz nach der Eroberung Polens und dem militärischen Sieg gegen Frankreich die Spitzen der Wehrmacht angewiesen einen Angriff auf die UdSSr de vorzubereiten.
Der Gedanke war eine Konstante bei Hitler und der Angriff auf die UdSSR erfolgte nicht situativ aus einer Bedrohungslage, sondern war über ein Jahr lang konkret vorbereitet worden, daüber hinaus bereits wesentlich längere Zeit Teil von Hitlers politischen Vorstellungen.

Ähnlich wie Viktor Suvorov einige Jahrzehnte früher spricht auch er sich dafür aus, dass Hitler am 22. Juni 1941 einige Tage früher als die geplanten Invasion der SU gegen DE einen Präventivschlag gestartet hat.
Nun, dass es für eine solche Invasionsplanung keinerlei Belege gibt. Gemessen daran, in welchem Zustand sich die Rote Armee nach den "Großen Säuberungen" befand, gemessen an ihren eher schlechten Leistungen bei der Besetzung der polnischen Ostgebiete und im Winterkrieg gegen Finnland, so wie dem Rückstand bei der Aufrüstung ist der Gedanke auch eher abwegig.
Auf dem Papier war die "Rote Armee" gewaltig, de facto bestand ein Großteil ihres Materials allerdings aus veralteten Waffen aus den 1920er und 1930er Jahren, die anno 1941 nur noch sehr begrenzten Wert hatten.
Neben dem Fehlen eines erfahrenen Offizierskorps durch Stalins Säuberungen, waren auch die Mannschaften zum Teil schlecht ausgebildet. So hatten etwa die Panzerbesatzungen der Sowjets (vgl Glantz: "when titans clashed") kaum jemals praktische Erfahrungen mit dem Material, was sie hatten (wesentlich weniger Ausbildungsstunden, als auf deutscher Seite), es waren nicht genügend Funkgeräte vorhanden um Angriffe einigeramßen flexibel koordinieren zu können, es fehlte auch an Mechanikern und technischem Personal, um das Equipment überhaupt angemessen instand halten zu können (was mit der Grund für die mangelnde Ausbildungspraxis am Gerät gewesen sein dürfte).

Nebenher, waren die Sowjets gerade dabei ihre urprüngliche Festungslinie, die sgn. "Stalin-Linie", die durch die Grenzverschiebung durch die Besetzungen in Polen und im Baltikum nun deutlich abseits der Grenze lag zu demontieren und als Molotow-Linie an der Demarkationslinie in Polen und Litauen neu aufzubauen.
Wer Festungen, statt mobilem Material, dass Angriffe unterstützen könnte, Straßen und Eisenbahnen baut, der bereitet i.d.R seine Verteidigung, aber keinen Angriff vor. Wer einen Angriff vorbereitet, der Steckt das Gros seiner Ressourcen in andere Dinge.

Im Übrigen, hätte Stalin tatsächlich angreifen wollen, hätte er den Deutschen wesentlich früher den Ressourcennachschub aus der UdSSR auf Basis des Hitler-Stalin-Paktes abgedreht.
Das die Deutschen über deutlich zu wenig eigene Treibstoffkapazitäten verfügten, wusste Stalin ja durchaus.
Wäre also eine Invasion angedacht gewesen, hätte man der deutschen Seite sehr wahrscheinlich zunächst mal den Treibstoff und andere Dinge abgedreht, um die Operationsfähigkeit der deutschen Luft- und Panzerwaffe von vorn herein einzuschränken und Deutschland zur Teildemobilmachung von Truppen zu zwingen um aus der Sowjetunion bezogene Rohstoffe, die sich auch in Deutschland produzieren ließen ersetzen zu können, bzw. die Arbeitskraft dafür zur Verfügung zu haben.

Das passierte aber nicht.

Die Vorstellung eine sowjetische Invasion habe anno 1941 kurz bevor gestanden, ist auf verschiedenen Ebenen abwegig. Die entsprechenden Behauptungen taugen nichts.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn der Autor nicht gerade den größten Blödsinn erzählt, war die RA weder technisch noch personell den Deutschen unterlegen und trotzdem sind Millionen in den ersten Monaten gestorben, desertiert oder gefangen worden. Kampfmoral der Sowjets soll sehr niedrig sein.
Du kannst davon ausgehen, dass dieser Autor Blödsinn erzählt.

Ein großteil des Sowjetischen Materials war veraltetes Zeug aus den 1920er und 1930er Jahren, dass eben in den Depots noch vorhanden war und besser als nichts, aber dass 1941 nicht mehr wirklich up-to-date war.
Das in Kombination, mit mangelnder Kooperationsfähigkeit (Sparchbarrieren im multinationalen Heer der Sowjets, mangel an Funkgeräten), so wie ein weitgehend desorganisiertes, schlecht ausgebildetes und eingeschüchtertes Offizirscorps (Stalins "Säuberungsaktion" von 1936/1937) so wie ein Festhalten an einer unflexiblen "Befehlstaktik", statt einer moderneren "Auftragstaktik", die den Kommandeuren vor Ort wenig Eigeninitiative ließ und sie von langsamen Reaktionen eines überforderten Oberkommandos abhängig machte, sind die tatsächliche Erklärung für die immensen Verluste auf militärischer Ebene.

Ja, habe ich auch schon mal gelesen, dass er einen direkten Krieg mit den Briten sehr bedauert hat. M. E war er der Meinung, dass DE als "Juniorpartner" der Briten eine gewisse geopolitische Nische füllen könnten. Historisch gesehen war es sicherlich so, dass er die Erweiterung des Lebensraums im Osten gesehen hat ...
Der Meinung Juniorpartner der Briten werden zu wollen, war Hitler sicherlich nicht. Und auch, wenn der Krieg mit Großbritannien nicht zu seinen Wünschen gehörte tat er relativ wenig um diesen zu beenden.
Z.B. richtete er kein einziges konkretes Friedensangebot an Großbritannien um aus dem Krieg im Westen heraus zu kommen, was einigermaßen erstaunlich ist, insofern, anno 1940 unter dem Eindruck des Schocks der Niederlage in Frankreich, es in Großbritannien sicherlich durchaus Verhandlungsbereitschaft gegeben hätte, wenn Hitler ein einigermaßen akzeptables Angebot auf den Tisch gelegt hätte.

Churchill und diejenigen, die auf dem Standpunkt standen den Krieg fortsetzen zu wollen profitierten paradoxer Weise davon, dass das nicht passierte.
Hätte Hitler ein konkretes Friedensangebot zur Auf den Tisch gelegt, mit dem Inhalt der Bereitschaft Westeuropa zu räumen und wiederherzustellen, wenn man ihm im Osten gegen die Sowjets freie Hand ließe und man das von deutscher Seite her mit einigen Gesten des guten Willens (Rückzug der deutschen Truppen aus Frankreich bis auf die östlichen Grenzgebiete z.B.) unterlegt hätte, hätte das wahrscheinlich zu immensem öffentlichen Druck auf die britische Regierung geführt darauf einzugehen.
Aber das passierte nicht.
Hitler hatten den Krieg mit den Westmächten zwar nicht angestrebt, aber er sah das offensichtlich nicht als entscheidendes Hindernis für seinen Krieg im Osten.
 
Wer kann ernsthaft glauben, die UdSSR wäre nach dem Winterkrieg gegen Finnland in der Lage gewesen das DR. anzugreifen. In Finnland offenbarten sich die Folgen der Säuberung, dort wurden drei Schwachpunkte der RA offensichtlich. Das diese Mängel nicht in gut einem Jahr behoben werden können ist eigentlich jeden höherem Militär klar, ebenso wissen das Personen, die sich ausführlich mit militärischen Belangen beschäftigen.


Vielleicht kann ein Mod. den Titel entsprechend abändern??
 
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