Was sind eure Lieblingsbauwerke aus der DDR-Zeit?

Dieses Thema im Forum "Ausstellungen | Historische Sehenswürdigkeiten" wurde erstellt von Arnaud28, 11. April 2022.

  1. Arnaud28

    Arnaud28 Aktives Mitglied

    Hallo,
    es ist ja nicht so, dass es in der DDR keine hochwertige Architektur gab.
    Sicher, besonders modische Gags wie das Feierbach Haus sucht man vergebens, dies bedeutet aber nicht, dass es keine Höhepunkte gab.

    Aus meiner Sicht:
    Frühphase:
    Stalineallee und Hochhaus an der Weberwiese - Herrmann Henselmann

    Interessant hierzu auch der Roman die Architekten von Stefan Heym

    Nach der Architektur der nationalen Traditionen
    Haus des Lehrers - Herrmann Henselmann
    Palast der Republik - Karl Heinz Graffunder
    Ahornblatt - Gerhard Lehmann, Rüdiger Plaethe
    Hotel Stadt Berlin - Roland Korn
    Grand Hotel Berlin

    Leipzig:
    Universitätshochaus - Herrmann Henselmann

    Warnemünde:
    Teepot Ulrich Müther
    Hotel Neptun
     
    Zuletzt bearbeitet: 11. April 2022
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  2. Turgot

    Turgot Aktives Mitglied

    Ich kann da nicht groß mitreden, da ich im Westen geboren und aufgewachsen bin.

    Was mir lebhaft vor Augen ist, war die Sprengung des Berliner Stadtschlosses im Jahre 1950.
     
  3. Arnaud28

    Arnaud28 Aktives Mitglied

    ^^
    Die Sprengung des Stadtschlosses ist genauso wie die Sprengung der Leipziger Universitätskirche im Jahre 1968 eine große Sünde gewesen.
     
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  4. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    ... ebenso die Zerstörung des Berliner "Palast der Republik".
     
  5. Arnaud28

    Arnaud28 Aktives Mitglied

    ^^
    Ja, der Palast der Republik hatte verschiedene Qualitäten:
    1. Historische
    - Parlament eines deutschen Staates, hier wurde die Wiedervereinigung beschloßen
    - zentrales Bauwerk eines untergegangen Staates

    2. Architektonische
    - in seine Umgebung eingepasster anspruchsvoller Entwurf, angedeutete Stützen von Rolf Rüdiger Eisentraut, Höhe bezogen auf das Umfeld etc etc
    - anspruchsvoller Innenraum mit hochfunktionalem Veranstaltungsraum nach Manfred Prasser
    - Fensterrhythmik als Anspielung auf das Bauhaus und einem früheren Entwurf für den Palast der Sowjets

    3. Design Aspekte
    - Fast alles waren Einzelanfertigungen von Manufakturen, die unter hohem Aufwand für das Gebäude erdacht wurden
    wie etwa das Lampensystem von Peter Röckel, die Teppichböden, die Stühle, die Eingangstüren etc etc

    4. Verlust eines künstlerischen Ensembles
    - Bildersammlung "Dürfen Kommunisten träumen" mit Werken von Walter Womacka, Bernhard Heisig, Tübke und Willi Sitte etc
    - Kunstwerke von Jo Jastram etc etc

    Ob das Humboldtforum diese Qualitäten als kommunikativer Ort in der Mitte der Hauptstadt auch hat, muss sich erst zeigen. Wer zB. mal die Bilder von den Konzerten der Band Karrussel vor dem PdR gesehen hat, weiß wovon ich rede.

    Der PdR war alles, aber keine banale Kiste.
     
  6. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    Dazu passend das Frankfurter Tor als Beginn bzw. Endpunkt der Karl-Marx-Allee (ehemals Stalinallee).
    [​IMG]
     
    Zuletzt bearbeitet: 11. April 2022
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  7. Ralf.M

    Ralf.M Aktives Mitglied

    Zitat:
    „Der Palast der Republik war alles, aber keine banale Kiste“.

    So manches Baumaterial wurde in der Bauphase da abgezweigt und wurde in anderen Vorhaben verbau. Ein Bauwerk kenne ich persönlich – Hotel-und Schulungszentrum Reifenstein bei Leinefelde/Eichsfeld. War auch übrigens bei der Dresdener Semperoper so.

    Aber ein paar Bauwerke fehlen in Deiner Aufstellung. So Ad hoc fällt mir da ein:

    · Fernsehturm/Alexanderplatz,
    · Semperoper Dresden,
    · Gewandhaus Leipzig,
    · Jentower in Jena,
    · Friedrichstadtpalast Berlin,
    · Nicolaiviertel in Berlin,
    · den abgerissenen Kulturpalast am Hirschgarten in Erfurt. Dieser war allerdings noch im Bau.

    Was den Palast der Republik anbelangt, ich glaube der würde noch stehen, wenn man einen anderen Standort gewählt hätte. In Erfurt war das ähnlich, der Standort Hirscharten war so das er Statthalterei der Mainzer Kurfürsten, jetzige Staatskanzlei völlig verdeckte.

    Ich selbst war von 1967 – 1990 im Wohnungsbau der DDR beschäftigt

    Wir stellten nicht nur Wohnungen, wir stellten auch Kinderkombinationen, Schulen, mitunter auch Gaststättenkomplexe und auch Sonderbauten her. Im Export waren wir nur im Wohnungsbau zu den Vorhaben „Druschba- Trasse Orenburg" (UdSSR) tätig.
    Am Rande mal bemerkt.
    Als unsere Wohnungen in Orenburg fertig waren, gab es unter den Russen dort viel Ärger. Ein jeder wollte dort einziehen.
    War mir verständlich, ich kannte etwas den Wohnungsbau in Minsk/Belarus.

    Ich selbst war Mitglied der ZAG Betriebsmittelwirtschaft und Transport, sowie Leiter der AG Betriebsmittelwirtschaft – wir hatten da 4 AGs (Betriebsmittelwirtschaft, Instandhaltung, Technik und Transport) des Wohnung – und Gesellschaftsbau von 1968 – 1988. War eine ehrenamtliche Tätigkeit.

    Alle 14 Wohnungsbaukombinate waren da vertreten.
     
    Zuletzt bearbeitet: 11. April 2022
  8. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    Der ästhetische Beitrag mag minimal sein, der moralische ebenfalls (von Völkerverständigung ganz zu schweigen), aber quasi maßstabsetzend waren Berliner Mauer und deutsch-deutsche Grenze, letztere ein sehr langgezogenes Gebilde.
     
  9. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    Ich habe seit meiner Kindheit eine Schwäche für Fernsehtürme. Die schlichte erektile Ästhetik und der atemberaubende Panoramablick eines Fernsehturms sie sprechen mich einfach an. Als Kind habe ich den in Stuttgart Degerloch mal bestiegen. Wir wohnten damals in Stuttgart. Das war damals schon ein Wahrzeichen und ein technisches Wunderwerk. Den Praunheimer Spargel in Frankfurt gab es damals noch nicht. Der Stuttgarter Fernsehturm überragte alles in Deutschland... und der Fernsehturm in der "Ostzone" in Berlin war noch 100 m höher.

    Hundert Meter konnte ich mir schlecht vorstellen, ich wusste nur, das entsprach etwa der Höhe des Funkturms, den ich auch schon erklommen hatte. In der Zeit des Kalten Krieges hat mich das sehr beeindruckt.

    Dass die DDR, die graue, hässliche "Ostzone", wo selbst das Fernsehprogramm noch schlechter war, als in der Bundesrepublik, jene DDR, eher bekannt für solides antifaschistisches Mauerwerk einen Fernsehturm konstruieren konnte, der dieses Degerlocher Weltwunder, diese Perle schwäbisch-alemannischer Ingenieurskunst um ganze 100 m überragte, erschütterte schon in früher Jugend meinen Glauben an die Überlegenheit des Kapitalismus.

    Damals nahm ich mir vor, irgendwann mal den Berliner Fernsehturm zu besteigen. Ich habe seitdem den Eifelturm, das World Trade Center, das Empire State Building, einige Wolkenkratzer in Chicago bestiegen und habe von der Golden Gate in den Pazifik gespuckt und auch einen Großteil der Fähigkeit verloren, ehrfürchtiges, kindliches Staunen und Begeisterungsfähigkeit empfinden zu können. Die Erstbesteigung des Berliner Fernsehturms wartet noch auf mich.

    Aber ich genieße schon die Vorfreude- Vielleicht werde ich davor stehen wie Martial vor dem Kolosseum oder Heinrich Heine vor dem Kölner Dom.

    Erichs Lampenladen war so hässlich, dass er schon wieder faszinierte, aber darauf blicken konnte man nur wie auf die "Geißens"- mit einer Mischung aus Ekel und Faszination.

    Wenn es überhaupt so etwas wie sozialistische Ästhetik gab, so verkörpert sie für mich der Berliner "Spargel".
     
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  10. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    Ich möchte dir deine Vorfreude nicht ruinieren, aber ich glaube die Treppe ist für Besucher gesperrt und man muss den Aufzug benutzen. Oben gibt es auch eine Bar/Restaurant, die langsam um die Achse des Turms routiert. Die Preise für Tickets sind aber sehr happig, Speisen- und Getränkepreise wahrscheinlich auch.
     
  11. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied

    Glaubst du ich sei in Stuttgart Degerloch oder aufs Empire State Building geklettert? Besteigung ist figurativ gemeint, mit Hilfe eines Fahrstuhls. Fast alle Fernsehtürme haben teure Restaurants, die nicht unbedingt im Preis-Leistungs-Verhältnis bestechen, obwohl das auf dem Funkturm damals Kempinski gehörte.
     
  12. Turgot

    Turgot Aktives Mitglied

    Der Hamburger Fernsehturm ist auch ein Ausflug wert; allerdings alles andere als preiswert.
     
  13. Arnaud28

    Arnaud28 Aktives Mitglied

    Nää, ich hab ja oben schon was dazu geschrieben.
    Man kennt das Ding ja nur aus dem fast abrissreifen Zustand.
    Es ist natürlich ein Ausdruck seiner Zeit. Zeitgeschmack wurde ja woanders gebaut.
    Schau hier:
    Post-Pyramide – ehemals Oberpostdirektion Hamburg | Denkmalverein Hamburg

    Stell dir mal den Palast der Republik mit blauen Fenstern vor, er würde zu den Bauten wie dem Bundeskanzleramt hervorragend passen.
     
  14. Ralf.M

    Ralf.M Aktives Mitglied

    Schauen wir mal was ich denn hier so meine... :)

    Wahrhaftig – ein Lieblingsbauwerk der DDR und das noch heute bei mir.

    Es wurde in „Sankt Moritz des Ostens“ gebaut. Ein namhafter Deutscher Architekt setzte diesen Bau sogar in die Reihe des „Atomium“ in Brüssel.

    An diesen Bau erinnere ich mich oft.

    Um 1968 kaufte bei mir das jugoslawische Unternehmen „Komgrap“ – mit Billigung meines Kombinatsdirektors – ein paar gebrauchte Baumaschinen. Tat mir in der Seele leid und ich verkaufte ganz ungern. Am liebste hätte ich die vom Hof geschissen, aber bei ausdrücklicher Weisung des KD’s, da musste ich schon folgen.

    1980 machte ich dort 14 Tage Urlaub. Mein erstmaliger Urlaub wo ich mit eigenem PKW anreiste.
    Und die Nachtbar – immer gähnende Leere obwohl das Haus ausgebucht war.
    Ich frage den Barkeeper warum hier so eine Leere ist. Seine Antwort, die Gäste sitzen alle im Zimmer beim Fernseher und gucken "Westen“. Und er fügte noch lachend hinzu, im Moment haben wir viele Sachsen.

    Und in der Folgezeit organisierte ich mit meiner Brigade da Brigade-Veranstaltungen mit Bowling und Schwimmbad. Und ich fuhr an unzähligen Wochenenden mit meiner Frau zum Sonntag - Nachmittagskaffee. Die Kaffeebar war in ca. 820 m Höhe.
     
    Zuletzt bearbeitet: 12. April 2022
  15. Ugh Valencia

    Ugh Valencia Aktives Mitglied

    In der arte-mediathek läuft eine doku "Urlaubsträume in Beton" über Ferienkomplexe in der DDR. Von Y-formige Ferienheime an der Ostsee über das (Inter)Hotel Panorama in Oberhof (von Jugoslawen geplant) sind mMn architekturgeschichtlich einige interessante Bauten dabei.
    Im TV zu sehen am 01.05.2022 05:30 in der mediathek bis zum 08.07.2022
     
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  16. Ralf.M

    Ralf.M Aktives Mitglied


    Und wie ich hörte, für Sachsen war der Besuch unerwünscht.

    Weil, wegen dem harten „P“ und weichen „B“.
     
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  17. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    :oops: (die Autokorrektur kann nicht wissen, ob das mit oder ohne m vor dem i gemeint ist) ;):D
    __________________
    entlang der hessisch-thüringischen Grenze finden sich solche Türme, teils wie bei Vacha museal hergerichtet:
    Bildschirmfoto 2022-04-12 um 18.49.59.png
    (Vacha an der Werra)
    Bildschirmfoto 2022-04-12 um 18.52.42.png
     
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  18. Ralf.M

    Ralf.M Aktives Mitglied

    Ich dachte nicht das Beiträge in erster Linie politisch gewertet werden könnten.
    Ein Hommage an die DDR sind meine Beiträge gewiss nicht. Weder hier noch im anderen Thread (DDR Kultur).

    Und wegen den paar Hinweisen betreffs des Panorama-Museums.
    Ich hatte geschrieben:

    Und wenn man einmal in dieser Gegend ist...

    Wenn diese Hinweise allerdings als Hommage verstanden werden, dann kann man diese auch löschen.

    Aber 2 Wachtürme mir vorzusetzen finde ich unpassend.
     
  19. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    @Ralf.M die 2 Türme sind nicht "dir vorgesetzt", ich hatte paar Beiträge zuvor die dt.-dt. Grenze als spezielle Architektur erwähnt und jetzt 2 Fotos nachgereicht.
    Was dich betrifft, hab ich dich auf einen ulkigen Tippfehler hingewiesen.
     
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  20. hjwien

    hjwien Aktives Mitglied

    Das alte Lichtspieltheater der Jugend - oder banal auch Kino - in Frankfurt an der Oder war ein recht schöner Bau der 50er Jahre. Leider steht das alte Haus jetzt leer und verfällt.

    Was hier in Pankow übrigens beliebte Objekte sind, sind die alten Botschaftshäuserchen der alten DDR, in denen heute gern auch Arztpraxen oder Kindergärten siedeln.
     
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