@el_mercenario
Russland ist nicht aus dem Krieg ausgetreten, weil es eine Revolution gab (wie gesagt, Russland kämpfte auch nach der Revolution im Frühjahr noch weiter!!!), sondern Russland erlebte eine Revolution, weil der Kriegsverlauf ausgesprochen negativ war. Ausgeschieden ist Russland zuletzt aber, weil es ohne Zweifel nicht länger zu kämpfen in der Lage war.
Hinsichtlich des sog. Schlieffenplanes wissen wir nur, dass die Moltkevariante von 1914 nicht gelang und bei kritischer Betrachtung nicht gelingen konnte. Dagegen ist dies für die Vorläufer dieses Planes kein selbstverständliches Ergebnis. Dafür aber sehr spekulativ.
Rein defensiv bezog sich in erster Linie auf die Westfront, um GB aus dem Krieg zu halten.
Das Problem besteht aber darin, wie man den ungeschlagenen Gegner dann dazu bekommt, in einen Frieden einzuwilligen. Das ist nicht so einfach.
Hinsichtlich der Doktrin muss man sagen, dass die Doktrin ja nicht falsch war. Sie war mit Blick auf die deutschen Möglichkeiten absolut richtig. Nicht die Doktrin war falsch, sondern dieser Krieg und insbesondere, wie man in ihn hinein gegangen ist!
Die französische Großmachtstellung wird bereits durch einen Krieg zwischen Frankreich und Deutschland bedroht. Spätestens aber, wenn Deutschland gegenüber Frankreich offensiv wird. Du hast immer noch keine Antwort gegeben, warum Großbritannien zunächst hätte abwarten sollen, bis Frankreich am Rand einer Niederlage steht, bevor die Nation bereit gewesen wäre, einzugreifen. M.E. ist doch unbestreitbar, dass GB seine Ziele besser verfolgen konnte, wenn Frankreich als starker Verbündeter an seiner Seite stand und nicht als schwacher Verbündeter die Notwendigkeit für GB hervorgerufen hätte, sich dann noch stärker zu engagieren. Wobei nicht außer Acht gelassen werden sollte, dass Ergebnis eines solchen Abwartens auch eine Kapitulation Frankreichs sein könnte. Und dann stünde GB plötzlich alleine da. Ich erkenne in einer solchen Haltung einfach keinen Sinn und warte bis jetzt vergebens auf eine schlüssige Erklärung deinerseits.
Weil Russland dies von ihm verlangt und ansonsten mit dem Abschluß eines Sonderfriedens droht.
Gut, verlagern wir das Problem nach Russland:
Warum sollte Russland, solange es noch nicht niedergeworfen ist, einen Sonderfrieden anstreben und von Frankreich einen Vergleichsfrieden verlangen? Und dabei gehen wir noch nicht einmal auf die Frage ein, warum Frankreich auf diese Forderung hätte eingehen sollen!
Du findest aber auch andere Autoren, die eben dies bestreiten.
Und? Es ging ja nur darum, ob auch die Meinung vertreten wird, dass das Reich seit 1871 kontinentaleuropäischer Hegemon war und so gesehen diese Stellung 1914 zu verteidigen versuchte. Erhalt statt Erlangung der Hegemonie.
Hegemonie ist ja auch kein konkretes Kriegsziel sondern ein Kriegsmotiv. Dieses Motiv wurde im Septemberprogramm und in Brest-Litowsk dann in konkrete Ziele gefasst.
Was Präventivkrieg angeht, hat Bethmann Hollweg den meines Wissen vor 1914 eindeutig abgelehnt.
Du schmeißt Kriegsgründe und Kriegsziele kunterbunt nach Belieben durcheinander.
Nochmal:
Es gibt Gründe, in den Krieg zu ziehen.
Und es gibt Ziele, was man mit dem Krieg erreichen will.
Nachweisbar ist, dass die Verantwortlichen im Reich diesen Krieg sehr wohl als Präventivschlag verstanden. Einige Zitat hierzu wurden bereits vorgelegt.
Das Motiv dieser Aussagen ist immer wieder dasselbe:
Angst. Die Angst, in wenigen Jahren a priori unterlegen zu sein. Du weißt doch, wie Tiere reagieren, wenn man sie in die Ecke drängt? Sie beißen zu. Und nicht anders verhielt sich letztlich das Reich, das sich in die Ecke gedrängt wahrnahm. Ob diese Wahrnehmung zutraf, ist ein anderes Thema, das bei der Frage nach dem Motiv für den Waffengang vernachlässigt werden kann.
Dass zunächst keine konkreten Kriegsziele vorhanden waren, kann man nicht ernsthaft bestreiten. Andernfalls wäre nicht sofort eine lebhafte Diskussion in Gang gekommen.
Welche Ziele dann im Verlauf des Krieges entwickelt wurden, lässt sich klar nachweisen. Rückschlüsse aus diesen Belegen sind dagegen wieder rein spekulativ.
Darauf: Mittelmeerentente ? Wikipedia
Da steht nur, dass sich die Briten und die Russen später angenähert haben. Dies bedeutet aber nicht, dass GB nunmehr bereit gewesen wäre, das Osmanische Reich nach den russischen Vorstellungen aufzuteilen. Hier wird nur darauf verwiesen, dass die Briten und die Russen ihre kollidierenden globalen Interessen mit der Zeit arrangierten.
Ein Beispiel:
Vertrag von Sankt Petersburg (1907 ? Wikipedia)
Wo siehst du da den Widerspruch?
Wenn es von vornherein abwegig ist, die 5 imperialistischen Großmächte Europas vom Krieg abzuhalten, weshalb sollten dann die Bemühungen um einen Vergleichsfrieden mehr Aussicht auf Erfolg haben? Das widerspricht sich!