Ich bin mir nicht sicher, wen oder was Goethe mehr liebte, den Kaiser oder doch eher den Orden der Ehrenlegion, der ihm verliehen worden war.
Zeitgenössisch ist folgendes überliefert:
"Bei dieser Gelegenheit muss ich Ihnen doch die betrübte Nachricht melden, dass Goethe, seitdem ihm Napoleon das Schandkreuz der Ehrenlegion ins Knopfloch gesteckt hat, sich beträgt, wie es einem solchen Legionär ziemt." [1] schrieb der Patriot Franz Passow.
Wilhelm v. Humboldt am 9. Jan. 1809 an seine Frau:
"Ohne das Legionskreuz geht Goethe niemals, und von dem, durch den er es hat, pflegt er immer "mein Kaiser" zu sagen!" [1]
Selbst nach der Völkerschlacht von Leipzig war Goethe noch dieser Meinung:
"Man könne doch einen Orden, durch den einen ein Kaiser ausgezeichnet hat, nicht ablegen, weil er eine Schlacht verloren hat. Ich dachte bei mir, dass es freilich schlimm ist, wenn man für das Ablegen der Legion keine besseren Gründe hat." [2]
Humboldt besorgte dann Goethe einen österreischischen Orden, "damit Goethe nach Napoleons Untergang würdig ausgestattet bleibe." [2]
Dennoch wurde er auch später mit dem Orden Napoleons gesichtet:
"Das Pentagramm macht dir Pein?", soll er Ende Juli 1814 in Wiesbaden gesagt haben, als er dewegen verstimmt angeredet wurde; und dann steckte er den Orden in die Tasche." [2]
Und ich meine gelesen zu haben, dass Goethe in den Tuilerien nach dem aktuellen Model des Ordens - jetzt mit dem Bildnis Heinrich IV. - nachgesucht hat.
Grüße
excideuil
[1] Kleßmann, Eckhart (Hrsg.): Deutschland unter Napoleon in Augenzeugenberichten, Karl Rauch Verlag, Düsseldorf, 1965, Seite 337
[2] Seibt, Gustav: Goethe und Napoleon – Eine historische Begegnung, dtv, München, 2008, Seite 205