Wie demokratisch war die Amerikanische Revolution?

Den größtmöglichen Einfluss der Mohawk auf die amerikanische Revolution erkennt man an den Kostümen bei der Boston-Tea-Party. Die genaue Bedeutung der Vermummung ist jedoch umstritten.

Über den Einfluss der Irokesenbundes auf die Entwicklung der US-Föderalismus gibt es viel Spekulation, aber kaum echte Information.
Problematisch ist bereits die Tatsache, dass eine ethnologische Erforschung der Irokesen erfolgte erst im 19. Jahrhundert durch Lewis H. Morgan. Er deutet die Irkokesen romantisch als eine Art Urgesellschaft. Morgan wurde später viel zitiert und geisteswissenschaftliche Konstrukte wie Urkommunismus und Matriarchat gehen auf seine Studien bei den Irokesen zurück.

Ich erinnere mich dunkel, dass ich zum Thema politische Verfassung der 6 Nations der Irokesen, möglichen Kulturtransfer und Einflüsse auf die US- Constitution mit Ingeborg PN Kontakt gepflegt habe, die Nachricht ist aber leider nicht mehr erhalten, und sie sagte mir damals sinngemäß, dass sie ähnliche Theorien kennt, aber Genaues weiß man nicht.

Andererseits hatten die verschiedenen Kolonien generationenlange Erfahrung mit den Irokesen im Pelzhandel, und Kulturaustausch hatte es gegeben, seit die Pilgrim Fathers in Massachusetts gelandet waren. Die Europäer lernten die Kultivation der "drei Schwestern" Mais, Bohnen und Kürbis. Das war der Dreifelderwirtschaft überlegen. Auch Thanksgiving ging auf eine Tradition der Wampanoag zurück. Ohne deren Hilfe hätten die Pilgerväter den ersten Winter nicht überlebt, und Metacom Sachen der Wampanoag, der als "King Philipp" in die Geschichte einging, war den Kolonisten anfangs wohlgesonnen, erst als deren Landhunger und Raubbau übernahm, verbündete er sich mit den Naragansett und brachte die Kólonie Massachusetts in große Bedrängnis. Verglichen mit der Einwohnerzahl und Verlusten an Gütern und Menschenleben war King Philipps War die verlustreichste kriegerische Verwicklung in Nordamerika. Ich kann dafür keinen literarischen Beleg liefern und muss mich auf Herrmann Wellenreuther als Gewährsmann verlassen.

Dessen mehrbändige Universalgeschichte Nordamerikas, die erste in deutscher Sprache ist leider sündhaft teuer. Der Inhalt ist aber sein Geld wert. Vom Beginn der Besiedelung durch die Europäer im 16. Jahrhundert, über "Niedergang und Aufstieg" (Bd 1) im Verlauf des 17. Jahrhundert beschreibt die Entwicklung der einzelnen Kolonien etwa bis 1700 "Krise und Neubeginn geht auf die Entwicklung bis zum Ausgang der Amerikanischen Revolution. Dabei geht es natürlich auch um Indianerkriege und Indianerbild.
Die Entwicklung der Indentured Servitude und die Geschichte der "Afroamerikaner".

Die Kolonien waren geneigt, politische Strukturen die ihnen aus Europa vertraut waren, auf die First Nations zu übertragen oder Sachems, indianische Würdenträger die mehr Macht, als ein" Chief" hatten Ehrentitel eines Kings zu verleihen, obwohl diese eher auf Grund von Erfahrung und Autorität Macht ausübten, aber keine feudalistische Herrschaft.

In Virginia klappte die Zusammenarbeit mit King Powhatan recht gut. Seine Tochter Pocahontas erfuhr während einer Europareise viel Aufmerksamkeit und heiratete John Rohlfe, der sich als Tabakpflanzer einen Namen machte. Es gelang ihm von Kuba und Hispaniola Saatgut nach Virginia zu schmuggeln und bald verlangte ganz Europa Tabak aus Virginia, der zu den qualitativ hochwertigsten gehört.

Powhatans Bruder sah sich gezwungen, den Gelüsten der Engländer an immer mehr Land, Widerstand zu leisten. Das Ergebnis war für viele Siedler verheerend, für so manche tödlich. Dem Tabakboom tat das keinen Abbruch. Werbeschriften verschwiegen nicht die Opfer, das Motto war simpel, vielleicht etwas zynisch: Virginia war ein gelobtes Land, in dem zwar nicht Milch und Honig flossen, dafür aber Tabak gedieh, der mehr Geld als Milch und Honig zusammen brachten. Es wurden Arbeitskräfte, Unternehmer, Pflanzer und Fachkräfte dort gebraucht, denn der letzte Indianerkrieg hatte dafür Voraussetzungen geschaffen.
Ende des 17. Jhds. hatte Peter der Große England bei der Großen Gesandtschaft bereist, den Schiffsbau studiert und einen trinkfesten Lord Carmathen kennengelernt. Für 1 Millionen Rubel hatte der Zar Carmathen und anderen Tabakhändlern die Tabakregie für Russland verkauft und Tabakkonsum in jeder Form legalisiert.

Doch zurück zu den Kolonien und Verträgen mit Indianern. Dass es Schattenseiten gab, ist klar, sonst hätte es keine Indianerkriege oder den Franzosen und Indianerkrieg gegeben. Die Vorstellung, eines geplanten Genozids an "den Indianern", von Verträgen mit Hilfe von Feuerwasser und Tand, mit dem man die Lenni Lenapes übers Ohr haute, die keine Ahnung von den Grundstückspreisen und Mieten in Manhattan hatten, ist reduktionistisch. Wenn Skalpprämien auf beiden Seiten die Überzeugung zu stärken schienen, dass nur ein toter Indianer ein guter Indianer ist (Phil Sheridan), so gab es durchaus auch was wie friedliche Koexistenz, und Indianer, die sich dem "American Way of Life" öffneten, sollten prinzipiell nicht von den Errungenschaften der Verfassung ausgeschlossen werden.
 
Friedrich Engels stellte bezugnehmend auf Morgan die Stammesgesellschaft der Irokesen auf die gleiche Stufe mit der Phratrie der ganz alten Griechen, der frühen römischen Republik und den Germanen.
Nach Engels war die Gesellschaft der Irokesen gentil organisiert und nicht staatlich, trotzdem gebe es aber eine Demokratie.

Die Idee von gesellschaftlichen Entwicklungsstufen ist zentral für den historischen Materialismus. Der Untergang der klassenlosen Urgesellschaft und ihre Ersetzung durch eine Klassengesellschaft sind nach Marx und Engels determiniert.

Gleichzeitig betont Engels, die Vorbildfunktion die Vorbildfunktion des irokesischen Urkommunismus, wobei er allerdings nicht deutlich macht, welche weiße Männer (neben Engels) es sind, die die unverdorbenen Irokesen so sehr bewundern.
Friedrich Engels schrieb:
Und es ist eine wunderbare Verfassung in all ihrer Kindlichkeit und Einfachheit, diese Gentilverfassung!
...
Und welche Männer und Weiber eine solche Gesellschaft erzeugt, beweist die Bewundrung aller Weißen, die mit unverdorbnen Indianern zusammenkamen, vor der persönlichen Würde, Geradheit, Charakterstärke und Tapferkeit dieser Barbaren.

Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats
III. Die irokesische Gens

Es gibt eine Lesart der Boston-Tea-Party, wonach die Mohawk-Verkleidungen, daher rühren, weil sich die antibritischen Aufständischen mit den Indianern indentifizierten, vgl. Boston Tea Party Historical Society: Mohawk was Emerging as a Symbol of Liberty in the New Land. Die Identifikation mit den Mohawk symbolisierte daher das Freiheitsstrebens der Kolonisten.
Auch wenn die Boston-Tea-Party größtenteils nur als verklärte Anekdote überliefert, kann man trotzdem nach der Bedeutung des Mythos fragen.
Unklar bleibt meines Erachten, ob es bei der Mohawk-Maskerade wirklich um mehr ging, als um eine antibritische Attitüde.
Hatten die sons of liberty in Boston wirklich eine tiefere Kenntnis der irokesischen Gesellschaft oder orientierten sie sich einfach an der Idee eines Indianeraufstandes?

Die komplexe Deutung der Irokesenföderation als Demokratie oder Urkommunismus war zum Zeitpunkt der Boston-Tea-Party jedenfalls noch unbekannt und es ist gewagt diese frühe Mohawk-Begeisterung damit zu verknüpfen, zumal nie die Absicht bestand in den 12 Kolonien das irokesische Vorbild von Urkommunismus und Matriarchat zu verwirklichen.

Interessant ist jedenfalls der Gegensatz zu Coopers Darstellung der Mohawk oder Mingos in Lederstrumpfromanen. Insbesondere in The last Mohican (1826) werden die Mingos als verachtenswerte, untreue Wilde und brutale Mörder dargestellt, die so tief unten stehen, dass selbst Mohikaner und Huronen auch sie herabscheuen dürfen. Das Mingos und Mohawks eigentlich verschiedene Irokesengruppen waren, war Cooper und seinen Romanfiguren völlig egal. Pikanterweise ignorien die Mohikaner sogar bewusst das Bündnis zwischen den Mohwak und den Briten und wüten bei jeder Gelegenheit unter den Verbündten der Krone, weil die alte Blutfehde wichtiger ist als der siebenjährige Krieg.

Bestimmend für den Wandel des Mohawk-Bildes in der amerikanischen Gesellschaft war sicherlich auch die Rolle der Mohawk im Unabhängigkeitskrieg. Die Mohawk kämpften als Verbündte der Briten gegen die Amerikaner. Als Vorbild der amerikanischen Revolution haben sie damit endgültig ausgedient.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man sollte da nicht zu viel hinein interpretieren, weder Marx noch Engels noch Karl May.

Ansonsten ist die breit akzeptierte Version weder die Maskierung noch die Okkupation indianischer Ideale oder Adaption indianischer politischer Vorstellungen, sondern "das katalytische Moment, ... durch das sich "Amerikaner" neu identifizieren als "etwas anderes als Britische Kolonisten". (Wahrmann, zum Literaturstand), damit schlicht Ausfluss des Identitätsproblems in der Revolution.

"Playing Indian" wurde dann Teil der amerikanischen "nationalen Mythologie" und Selbstinszenierung (Deloria, s.u.). Der feste Bestandteil des nationalen Mythos wirkte dann stimulierend für später aufgesetzte Geschichtsmythen und nachträgliche "kreative Interpretationen" späterer Schriftstellen oder auch Historiker, mit dem "Political Mob" in der Revolution umzugehen. (zB Schlesinger, Political Mobs and the American Revolution 1765-1776, PAPS 1955, S. 244ff.)

Für die Phase der Revolution - jedenfalls nach Quellenstand - lagen Motiv, Stoßrichtung und Wirkmacht nicht auf "Übernahme" oder Adaption, sondern auf "Protest gegen", wofür die Kostümierung (Ausdrucks-)Mittel zum Zweck darstellte.

Deloria, Playing Indian, S. 2, 6-9
Wahrmann, The English Problem of Identity in the American Revolution, S. 1236-37
Young, The Shoemaker and the Boston Tea Party, S. 103-4

Solcherlei Kostümierungen hatten außerdem Tradition, so "Shoot that Rogue, For He Hath An Englishman's Coat On (Cultural Cross-Dressing on the New Englands Frontier, 1620-1760, Little, NEQ 2001, S. 238)-.
 
Ein zweites paar Schuh, was nichts mit der Boston-Maskerade zu tun hat, ist die Iroqouis-Influence-Hypothese von Johansen und Grinde.

(Darstellung siehe kurz und knapp: Wuertenberg, Nathan Paul. "Savage brothers: US Indian policies, identity and memory in the American Revolution." (2014).) dort Zitat in Fußnote zu der Irokesen-Einfluss-Debatte:

"See Bruce E. Johansen. Forgotten Founders: Benjamin Franklin, the Iroquois, and the Rationale for the American Revolution. Ipswich, MA: Gambit, 1982.; Donald A. Grinde. The Iroquois and the Founding of the American Nation. [San Francisco]: Indian Historian Press, 1977.; and Donald A. Grinde and Bruce E. Johansen. Exemplar of ‘liberty’: Native America and the Evolution of Democracy. Los Angeles, CA: American Indian Studies Center, University of California, Los Angeles, 1991, for expositions of the “Iroquois influence” thesis.

As Johansen notes in his preface, connections between Iroquoian and American political structures have been drawn since as early as 1851 (xiii).

What Johansen fails to note, however, is that such connections are based largely upon supposition and historical coincidence.

This became abundantly clear in a 1996 forum in The William and Mary Quarterly, where all of the failings of Johansen and Grinde’s research were brought to light by Samuel B. Payne Jr. and Philip A. Levy. (See Samuel B. Payne Jr. "The Iroquois League, the Articles of Confederation, and the Constitution." The William and Mary Quarterly 53, no. 3 (July 1996): 605-20.; Levy, Philip A. "Exemplars of Taking Liberties: The Iroquois Influence Thesis and the Problem of Evidence." The William and Mary Quarterly 53, no. 3 (July 1996): 588-604.; ...

... and - for Johansen and Grinde’s defense of their research in that forum - Donald A. Grinde Jr. and Bruce E. Johansen. "Sauce for the Goose: Demand and Definitions for "Proof" Regarding the Iroquois and Democracy."
 
Ein zweites paar Schuh, was nichts mit der Boston-Maskerade zu tun hat, ist die Iroqouis-Influence-Hypothese von Johansen und Grinde.

(Darstellung siehe kurz und knapp: Wuertenberg, Nathan Paul. "Savage brothers: US Indian policies, identity and memory in the American Revolution." (2014).) dort Zitat in Fußnote zu der Irokesen-Einfluss-Debatte:

"See Bruce E. Johansen. Forgotten Founders: Benjamin Franklin, the Iroquois, and the Rationale for the American Revolution. Ipswich, MA: Gambit, 1982.; Donald A. Grinde. The Iroquois and the Founding of the American Nation. [San Francisco]: Indian Historian Press, 1977.; and Donald A. Grinde and Bruce E. Johansen. Exemplar of ‘liberty’: Native America and the Evolution of Democracy. Los Angeles, CA: American Indian Studies Center, University of California, Los Angeles, 1991, for expositions of the “Iroquois influence” thesis.

As Johansen notes in his preface, connections between Iroquoian and American political structures have been drawn since as early as 1851 (xiii).

What Johansen fails to note, however, is that such connections are based largely upon supposition and historical coincidence.

This became abundantly clear in a 1996 forum in The William and Mary Quarterly, where all of the failings of Johansen and Grinde’s research were brought to light by Samuel B. Payne Jr. and Philip A. Levy. (See Samuel B. Payne Jr. "The Iroquois League, the Articles of Confederation, and the Constitution." The William and Mary Quarterly 53, no. 3 (July 1996): 605-20.; Levy, Philip A. "Exemplars of Taking Liberties: The Iroquois Influence Thesis and the Problem of Evidence." The William and Mary Quarterly 53, no. 3 (July 1996): 588-604.; ...

... and - for Johansen and Grinde’s defense of their research in that forum - Donald A. Grinde Jr. and Bruce E. Johansen. "Sauce for the Goose: Demand and Definitions for "Proof" Regarding the Iroquois and Democracy."

Es wäre ja auch nicht so erstaunlich. Seit dem 17. Jahrhundert bestanden Handels- und politische Kontakte nicht nur zu den Irokesen. Die Europäer übertrugen teilweise ihnen vertraute feudalistische Konzepte auf die First Nations. Sachems, die über mehr Macht als ein "Chief" verfügten wurden anfangs hofiert erhielten den Titel eines Kings, und es gab selbst Heiratsverbindungen. Pocahontas, die Tochter "King" Powhatans heiratete einen gewissen John Rohlfe, der sich als Tabakpflanzer und Züchter einen Namen machte. Rohlfe hatte ähnlich wie kubanische Pflanzer, die nach Fidel Castros Machtübernahme Saatgut und Pflanzen außer Landes schmuggelten, ebenfalls von den Antillen hochwertige Tabake geschmuggelt und in Virginia kultiviert. Bald war Tabak einer der bedeutendsten Handelsartikel.

Um noch mal zu J. F. Cooper und seine Beschreibungen zurückzukommen, gibt er im Vorwort zu "The Last of The Mohicans" einige Erläuterungen.

Wenn von den Mingos die Rede ist, sind nicht der Stamm der Mingos, die am Ohio siedelten (Ohioirokesen) gemeint, die ursprünglich ein Teil der Seneca waren, sondern alle auf Seiten der Franzosen kämpfenden Indianer. Die Niederländer nannte sie die Maguas. Der gleichnamige Bösewicht ist ein geborener Hurone, dessen Dorf von den Mohawk überfallen wurde, die ihn als Sklave gefangen nahmen, später aber adoptierten. Munro ließ ihn auspeitschen, weil er betrunken war. Seine Frau glaubte ihn tot und nahm einen anderen, Magua macht die Briten und Munro verantwortlich, die ihn mit Feuerwasser bekannt machten und als Krieger entehrten. Mit der Entführung der Munro-Schwestern will er sich rächen. Er wird als glänzender Redner beschrieben und mit seinem Wunsch, Cora Munro zu seiner Frau zu machen, will er Munro demütigen, er steht aber mehr auf sie, als er zugeben will.

Rassenmischung ist bei Cooper ein Thema, und eines, dass nicht gut ausgehen kann. Chingachgook sagt er sei ein Sagamore und sein Blut war niemals vermischt. Hawkeye, der zwar indianische Lebensweise pflegt, hat sich niemals eine indianische Partnerin gesucht und betont seine Gifts als weißer Mann. Er billigt, dass sein Blutsbruder Skalpe nimmt, tut das aber selbst nicht. In Michael Manns Verfilmung von 1992 ist eine Dreiecksbeziehung zwischen Cora, Hawkeye und Heyward Thema. Im Roman ist aber Alice seine Verlobte und Heyward wird nicht als Brite, sondern als Offizier aus Virginia beschrieben. Munro vertraut ihm an, dass Cora und Alice unterschiedliche Mütter haben. Coras Mutter war anscheinend Kreolin, die von ihrem Vater anerkannt wurde, und ihre Großmutter eine schwarze
Sklavin. Von allen intelligenten Frauen, von denen es in Coopers Romanen immer eine als Hauptperson gibt, ist Cora Munro die einzige, die stirbt.

Zu Zeiten des William Henry Massakers waren die Wyandot (Huronen) schon stark dezimiert. Die Irokesen waren der Mehrheit nach britische Verbündete, während die von Hawkeye so geschätzten Delaware es mit den Franzosen hielten. Magua lässt Cora, seine Gefangene, unter Aufsicht der Delaware.
 
Coopers Schilderungen geben sicherlich einige zeitgenössische Wahrnehmungen wieder.

Ich sehe aber nicht, wie uns das bei der Irokesen- vs. Kolonisten- ("identity") vs. "Europäer"-Einfluss-Thesen - als Kontroverse - weiter hilft in Bezug auf politische Vorstellungen oder gar Verfassung.

Ich kann aber auch bei Bedarf den zusammenfassenden Payne-Aufsatz zu dieser amerikanischen Historiker-Kontroverse im internen Bereich verfügbar machen, der das sehr gut zusammenfasst. (der Beitrag ist mW nicht im Netz verfügbar)
 
Das sehe ich auch so. V.a. weil der Einfluss der Indianer auf die politischen Vorstellungen eher gering sein darf
 
Das sehe ich auch so. V.a. weil der Einfluss der Indianer auf die politischen Vorstellungen eher gering sein darf

"Die Indianer", das ist aber ein ähnliches Konstrukt wie die "Germanen" Es gab in Nordamerika fast 500 "Nations", die sich in Sprache, Kultur und Lebensweise stark unterschieden.

Es gab Nations, die sich der europäischen Lebensweise anpassten. Joseph Brant übersetzte das Neue Testament in die Sprache der Mohawk, und ein Chief der Cherokee entwickelte ein Schriftsystem. Thomas Jefferson war sehr an der Kultur der Natives interessiert und erstellte Wörterbücher indianischer Sprachen. Eine Rede eines Chiefs beeindruckte ihn so sehr, dass er sie mit denen Ciceros und Demosthenes verglich.
Eine größere ethnographische Erforschung fand aber erst nach der Revolution statt, nach dem Erwerb Louisianas, das aber ein Territorium ausmachte, das weit über die Grenzen des heutigen US-Bundestaates hinausging und fast den ganzen Mittleren Westen bis ins Einzugsgebiet der Großen Seen ausmachte im Jahre 1803 und durch die Lewis und Clarke Expedition von 1804.

Die Assimilierung, die Washington und Jefferson den "First Nations" empfahlen, scheiterte meist am massiven Zustrom von Siedlern was Konflikte unausweichlich machte. Manche Stämme wie die schon erwähnten Mingos (Ohioirokesen) und die Lenni Lenapes (Coopers Delaware) wurden unzählige Male zwangsumgesiedelt. Bis in die 1830er Jahre hatten die Mingos, und die Delaware, Susquehannock und Wyandot in Ohio ein gut organisiertes System von prosperierenden Farmen aufgebaut und Schulen gegründet, als sie der Indian Removal Act zwang, ihre Besitzungen zu verkaufen. Darauf wurden sie nach Kansas und später Oklahoma umgesiedelt. Die Herausforderung, europäische Gebräuche anzunehmen und trotzdem einheimische Sprachen, Gebräuche und Lebensweisen zu bewahren, verlief sehr unterschiedlich. Für die frühen USA bietet sich eher ein Blick auf einzelne Nations und Kolonien an.

Als die Quäker nach Massachusetts kamen, besiedelten sie auch zwei Inseln 50 km vor der Küste. Nantucket, entlegenes Eiland nannten sie die Wampanoag die andere, Martha´s Vineyard ist heute bevorzugter Urlaubsort, nicht nur von Präsidenten, im 18. und 19. Jahrhundert wurden sie Zentren des amerikanischen Walfangs. Indianer und Seeleute von Cape Cod zeigten den Quäkern wie man gestrandete Wale ausschlachtet und Wale jagt. Ein Dorf der Wampanoag namens Gay Head wurde bekannt, weil es generationenlang Nantucket und später auch New Bedford mit kühnen Harpunieren versorgte. In Herman Melvilles Moby Dick" ist der Harpunier Tashtego, der dem Maat Stubb zugeteilt ist, ein solcher Gay Header.

Die Cherokee kultivierten Landwirtschaft, einige ahmten den Lebenstil der Südstaatenaristokratie nach und hielten schwarze Sklaven. Andere Schwarze die entlaufen waren, fanden bei den Cherokee Aufnahme und wurden adoptiert. Sie kannten Sprache und Mentalität der Europäer und waren daher von Nutzen. Joseph Brant und die meisten Mohawk mussten nach dem Krieg New York verlassen, da Landgarantien von den USA zu unsicher schienen. In Ontario gaben ihnen die Briten Land. Brant wurde Freimaurer und Missionar, baute die erste anglikanische Kirche in Ontario und gab einen Katechismus in der Sprache der Mohawk heraus.
 
Jefferson und Washington waren Freimaurer und vertraten privat sehr freiheitliche Ansichten.

Es sieht eher so aus, dass Jefferson zwar kein Freimaurer war, mit dem Freimaurertum und echten Freimaurern aber in bester Beziehung stand. Z.B. outet er sich in einem Brief an Bischof Madison als Bewunderer des Freimaurers Adam Weishaupt, des Gründers des Illuminatenordens. Im Gegensatz dazu war Jeffersons (zeitweiliger) Freund, der Freimaurer Washington, ein entschiedener Gegner Weishaupts und des Illuminatentums, das er für "gefährlich" hielt. In seiner Pariser Zeit 1784-89 soll Jefferson laut Augenzeugenbericht mehrmals ein Logenhaus besucht haben, wo in früheren Jahren Voltaire und Benjamin Franklin als Freimaurer verkehrt hatten. 1817 nahm er in den USA an einer freimaurerischen Prozession teil. Bei Jeffersons Tod im Jahr 1826 veranstalteten zwei US-Freimaurerlogen eine rituelle Feier zu seinem Gedenken.

Man kann aus all dem und weiteren Indizien eine direkte Zugehörigkeit Jeffersons zu den Freimaurern zwar vermuten, mehr aber auch nicht.
 
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"Die Indianer", das ist aber ein ähnliches Konstrukt wie die "Germanen" Es gab in Nordamerika fast 500 "Nations", die sich in Sprache, Kultur und Lebensweise stark unterschieden.

Du hast hier schön die Wechselwirkung die Wechselwirkung des Einflusses der Europäer auf die indianischen Stämme und umgekehrt dargestellt und dass man in gewissen Analysen nicht von den Indianern im Allgemeinen sprechen darf.

Allerdings halte ich es für kritisch von "Nations" zu sprechen. Das impliziert ja dass, was du kritisierst: Eurozentrismus. Ein europäisches Konstrukt und dies wird dem differenzierten Begriffs des Indios nicht mehr gerecht. Oder?
Spricht man nicht eher von einzelnen (Volks)Stämmen?
 
Der englische Begriff "nations" ist viel weiter gefasst, als "Nation". Er meint oft auch "Volk" und "First Nations" ist z.B. ein Begriff, der auf die Ureinwohner Kanadas angewandt wird.
 
Den größtmöglichen Einfluss der Mohawk auf die amerikanische Revolution erkennt man an den Kostümen bei der Boston-Tea-Party. Die genaue Bedeutung der Vermummung ist jedoch umstritten.

Über den Einfluss der Irokesenbundes auf die Entwicklung der US-Föderalismus gibt es viel Spekulation, aber kaum echte Information.


Viel Spekulation, wenig ..ist richtig. Ich möchte hier trotzdem gern auf Charles Mann verweisen. Mann hat sein Schlusswort zu "Amerika vor Columbus", "Das grosse Gesetz des Friedens", den Einflüssen der indianischen Kultur auf die USA und die gesamte westliche Welt gewidmet. Es ist eher ein Essay, keine Beweisführung.

Mann ist auf jeden Fall der Meinung, dass das indianische Vorbild einer egalitären Gesellschaft stark auf die Gründer der USA eingewirkt hat. Mann verweist auf die engen Kontakte zwischen Europäern und Siedlern und auch auf die Faszination von Menschen wie Thomas Jefferson, John Adams oder Benjamin Franklin von der Lebensweise der Indianer.

Mann verweist mit viel Vergnügen auf zeitgenössische Zitate, die sich etwa darüber beklagen, dass Siedler sich sehr gern den Stämmen angeschlossen hatten. Meine Lieblingsstelle, ein Bezug auf Franklin: Indianerkinder, die von Weissen aufgezogen wurden, wählten bei jeder Gelegenheit den Weg zurück zu den Stämmen. Und weisse Kinder, von Indianern aufgezogen und später wieder von Weissen aufgefischt, suchten immer den weg zurück in die Wälder.

Mann glaubt, dass die indianischen Einflüsse offensichtlich seien. Sie würden aber in der wissenschaftlichen Szene mit Vorsicht betrachtet, weil die Diskussion auch stark tagesaktuell geführt wird.

Mann ist auf jeden Fall vom indianischen Einfluss überzeugt. Er glaubt, dass unsere westliche Lebensweise viel mehr mit der der Indianer als mit der kolonialer Europäer zu tun hat. "Dürfen wir nicht spekulieren, dass wir unter den wirbelnden Tätowierungen ... jemanden erkennen würden, der uns viel näher steht als unsere eigenen Vorfahren"?

Wir müssen Manns Meinung nicht teilen. Lohnt sich aber auf jeden Fall zu lesen, wie überhaupt das ganze Buch
 
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Wenn ich von einem Bürgerkrieg zwischen Loyalisten und Contintals spreche, ist eigentlich klar, dass die Rede vom Unabhängigkeitskrieg und nicht vom Sezessionskrieg ist, und die
Einschätzung ist ja wohl nicht aus der Luft gegriffen, ...

Scorpio liegt da völlig richtig, wie eine aktuelle Publikation aus dem JoMH Juli 2017 zeigt. Selbstverständlich war der Unabhängigkeitskrieg zugleich ein Civil War, soweit es um Kämpfe mit den Loyalisten ging.

Das wird auch entsprechend in neueren Publikationen so dargestellt.

T. Cole Jones, “The rage of tory-hunting”: Loyalist Prisoners, Civil War, and the Violence of American Independence. JoMH 2017, S. 719-746

Abstract:
At the outset of the American Revolution (April 1775), the revolutionaries were unprepared for the challenges of civil war.

How would they treat those Americans who remained loyal to Britain? Initially, the Revolutionary leadership strove to conduct the war according to European customs that stressed the humane treatment of enemy prisoners. But in the months following the Declaration of Independence (July 1776), they began to reimagine loyalists as rebels and traitors. This re-conceptualization had dire consequences for loyalist prisoners in their hands.

No longer shielded by the humane conventions of Enlightenment warfare, loyalists were subject to violence scarcely imaginable when the conflict began.



... und weiter im Text: ...

While most histories of the American Revolution make passing, and often jocose, reference to the prewar practice of “tarring and feathering” suspected loyalists, the revolutionaries’ violent suppression of loyalism during the war has been largely effaced from the narrative. T. H. Breen has recently documented a remarkable level of popular anti-loyalist violence in the early 1770s, but his analysis ends at war’s onset. Unlike most of the Revolution’s
intellectual and social historians, military historians have appreciated the war’s escalating violence by analyzing the backcountry conflict in the south and the neutral ground around New York after 1779. Yet in studying the operations of militia and partisan groups in those locales, these scholars have stopped short of integrating the battlefield with the committee room and thus have failed to appreciate just how quickly and violently the Revolution devolved into civil war.

Recent work on the loyalists themselves has concentrated on political ideology, prominent biographies, or the experience of exile rather than on loyalist resistance or revolutionary responses. Despite considerable scholarship on the confiscation of loyalist estates, loyalist prisoners, whose experience illuminates both armed loyalism and its suppression, have been all but ignored.
 
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