Und? 2.500 fps sind 762 m/s (?)
Gewehrpatronen sind schneller. Schon die gute alte Wehrmachts-8*57 liegt zwischen 750 und und 880 m/s, je nach Laborierung.
Langsamer sind Kurzpatronen wie die 7,62 * 39 Kalashnikow für dasselbe, aber selbst die sind mit 710 m/s nicht abgeschlagen.
Die Bagdader Forensiker aus der angeführten Studie hätten auch zwischen Schusswunden aus Schrotgewehren (Smooth bored), Kurzwaffen und Langwaffen mit gezogenen Läufen unterscheiden können. (In der Studie: Rifled Bored für Kurz- und Langwaffen in Summe, High Velocity für Langwaffen).
PS: da es sich in Bagdad vor allem um Schussverletzungen aus Kalschnikows handeln dürfte, nehmen die irakischen Dr. Quinceys ihre eigene Definition anscheinend nicht so ernst.
Der langen Rede kurzer Sinn: Die Begriffe Hochrasanz/High Velocity werden m.E. nur verwendet, weil sie schön schmissig klingen, während des Vietnam-Krieges auch aus Propagandagründen.
Tatsächlich sind Büchsenpatronen halt "Hochrasanz-Patronen", und fertig.
PPS:
The Truth About High Velocity Hunting Bullets | Field & Stream
Der Autor beschreibt, dass das High-Velocity-Gespenst in den USA schon seit 1915 (!!) spukt. Schon Streifschüsse mit HVs sollten einen Tiger töten, uaahh, grusel..
Selbstverständlich spuken diese Geschichten schon seit 1915 (und früher) umher.
Ich glaube hier liegt auch die Quelle für das vorliegende Missverständnis: Von "Hochgeschwindigkeitsmunition" sprach man bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezüglich moderner Gewehrmunition, wie die deutsche 7,92 x 57, die 7 x 54 mm (Spanisch) oder die 7,65 Belgisch/Argentinisch oder der 8 mm Lebel, gegenüber den wenigen Jahre vorher eingeführten ähnlichen aber deutlich langsameren Kalibern.
Hast Du mal mit einem Winchester 40-40 oder ähnlich geschossen? Das ist auch Büchsenmunition, jedoch definitiv keine Hochgeschwindigkeit oder Rasanzmunition.
Um 1871 wurden in vielen Ländern Hinterlader für Metallpatronen in Kalibern um 11 bis 13 mm eingeführt. (Grass, Gewehr 71 und 71/84, Martini-Henry, Remington) noch mit Schwarzpulverladungen. (Viele davon wurden übrigens noch im 1 Weltkrieg verwendet, von Truppen der zweiten Linie oder kleineren Mächten).
Wenige Jahre später erschienen die ersten militärischen "kleinkaliber"-Gewehre, angefangen mit dem Lebel 1886 (
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebel_Modell_1886) im Kaliber 8 x 50 R für Rauchloses Pulver, dem bald alle anderen größeren Mächte nachziehen mussten und Gewehre in Kalibern zwischen 8 und 6 mm beschafften.
Im Deutschen Reich wurde das "Kommissiongewehr 88" (7,92 x 57 I) eingeführt
http://de.wikipedia.org/wiki/Gewehr_88, in GB der Lee-Metford (
http://en.wikipedia.org/wiki/Lee-Metford ) in 7,7 (.303) in den USA (etwas später) das Krag-Jörgensen im Kaliber 30-40 Krag (7,8 mm).
Die Kaliber dieser Waffen stimmten größtenteils schon mit der bald folgenden nächsten Generation überein, waren jedoch alle noch mit Rundkopfgeschossen versehen (Balle M beim Lebel, beim Mauser 7,92 x 54 I) und zum Teil sogar noch mit Schwarzpulver geladen (303 des Lee Metford). Die Einführung weniger Jahre später der Spitzgeschosse (angefangen mit dem 7,92 IS und der Balle D) und verbesserter rauchloser Pulverarten, verursachte einen Sprung in den ballistischen Leistungen.
Die US-Streitkräfte mussten dieses im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 spüren, als am Cerro San Juan, 700 spanische Soldaten ca. 1400 Verluste bei den angreifenden zahlenmäßig stark überlegenen amerikanischen Truppen verursachten, dank der höheren Reichweite und Rasanz ihrer Mausergewehre im Kaliber 7 x 57 mm. (
http://en.wikipedia.org/wiki/7%C3%9757mm_Mauser)
Der Schock saß so tief, dass das gerade erst 7 Jahre vorher eingeführte Krag samt Munition ersetzt werden sollte. Man versuchte noch als zwischenlösung die vorhandene Munition für das Krag mit stärkeren Ladungen zu versehen, aber dieses machte die Waffe sehr gefährlich ohne eine zufriedenstellende Leistung zu erreichen.Das Springfield 1905 (eine Kopie des Mauser) im Kaliber 30-03 diente dann bis zum Beginn des 2. Weltkrieg, die Munition bis in die 60.er.
Dieselbe Waffe und Munition wurde im Burenkrieg gegen die Briten verwendet, die zwar schon nicht mehr mit Schwarzpulver schossen, aber noch minderwertiges Cordit verwendeten und deshalb in Rasanz und Reichweite unterlegen waren. Die Briten ersetzten nicht komplett ihre Patronen, ladeten diese aber mit besseren Pulversorten (Ballistit) und führten das Lee-Enfield an Stelle des Metford ein.
Das Krag-Jörgensen erreichte mit Rundkugel und normaler Ladung eine Mündungsgeschwindigkeit von immerhin 610 m/s (2000 fps). Das spanische Mausergewehr 7 x 57 dagegen bereits in der Urversion 700 m/s (2.300 fps).
Um 1912-1913 gab es dann den nächsten Sprung mit der Einführung von Spitzgeschossen (Balle D und 7,92 IS). Bei dem spanischen Mauser (als Vergleich) mit dem cartucho tipo S bedeutete dieses nun 850 m/s (2700 fps).
Im ersten Weltkrieg waren diese nun die Standardpatronen in den größeren Armeen, einige hatten den Zug jedoch verpasst und haben dann erst später begonnen umzurüsten, so z.B. Italien mit 6,5 mm Carcano oder Japan mit dem 6,5 Arisaka. Beide hatten Rundkopfgeschosse und sollten ab den 30.ern ersetzt werden, was dann jedoch nicht mehr erfolgte.
In den 60.ern kam dann mit dem .223 Remington mit Geschwindigkeiten zwischen 960 und 1.100 m/s eine weitere Steigerung zustande und es erneuerte sich die Diskussion über "Hochgeschwindigkeitsgeschossen" (mit einer gewissen Berechtigung).
Eine Steigerung von 700 auf 850 m/s scheint auf anhieb nicht viel zu sein, die Geschossenergie ist jedoch proportional zur Masse und zum Quadrat der Geschwindigkeit. Dass ein Tiger (oder ein Mensch) von einem Streifschuss getötet wird (oder ein Vogel durch eine nah vorbeifliegende Kugel wie in einem Artikel der Popular Science in den 50.ern behauptet) ist natürlich Unfug. Dass Gewehrkugeln ab einer bestimmten Geschwindigkeit ein ganz anderes Verhalten beim Treffer aufweisen, ist jedoch ein Fakt, stichwort temporäre Wundhöhlen bzw Kavitation.
Dass ein Geschoss sich beim Auprall zerlegt oder überschlägt ist bei hohen Geschwindigkeiten auch viel wahrscheinlicher als bei niedrigen.
Zu den Physikalischen Prozessen dabei:
Untersuchung der Geschosswirkung in der sehr frühen Phase unter besonderer Berücksichtigung der Hochgeschwindigkeitsmunition ? eDiss