Manchmal lohnt es sich auch, nach einem Namen zu googeln. Viele stellen nämlich ihre Stammbäume ins Netz.
Dabei ist aber ein Effekt zu berücksichtigen: Die meisten forschen eigenständig nur so weit, bis sie den Anschluss an einen anderen Stammbaum finden, den sie dann übernehmen (man muss das Rad ja nicht zweimal erfinden). So vermehren sich die frühen Ahnenlinien wie Klone. Nun ist die Ahnenforschung kein neues Tätigkeitsfeld, sondern sehr alt, wie man an den Stammbäumen früher englischer Könige sieht, die sich auf Trojas Könige zurückführten, oder an norwegischen Königsgenealogien, die bis zum schwedischen Gott Yngvi zurückreichen. Diese wurden noch lange für bare Münze genommen, und wenn man einen Vorfahren hatte, der in dieser Liste drin war, hat man diese Liste übernommen. Und diese Liste vererbte sich dann weiter. So findet man im Netz Rückführungen deutscher Bürger auf byzantinische Kaiser, weil irgenwo ein Adliger einen bürgerlichen Vorfahren geheiratet hatte, und dieser Adlige sich auf diesen Kaiser zurückführen konnte. Das muss nun nicht falsch sein. Aber bei Yngvi ist es klar, dass irgendwo die Sage einsetzt. Nur man weiß halt nicht, ab wann die Vorfahren erfunden sind.
Viele unserer Vorfahren haben bereits Stammbäume verfasst. Man findet sie oft in den Staatsarchiven. Sie klingen zunächst sehr plausibel. Wenn man sie aber in eine Genealogieprogramm mit Plausibilitätsprüfung eingibt, dann fällt auf (was man beim lesen so nicht bemerkt), dass 80-jährige Frauen Kinder bekommen haben sollen. Also, mit Fehlern ist zu rechnen.
Ein weiteres Problem ist der Ahnenschwund. Man verliert nach einigen Generationen rasch den Überblick und merkt nicht, dass der Vorfahr bereits in einer anderen Linie vorhanden ist, sich also weitläufig Verwandte geheiratet haben. Das wird besonders dann schwierig, wenn in den Familien Leitnamen üblich waren. Dann tauchen über mehrere Generationen die gleichen Namen auf, und es ist schwer, Vater und Sohn auseinander zu halten, weniger bei den Kirchenbüchern, als bei den Steuerlisten und anderen Quellen. Wenn man nicht die genauen Geburtsdaten hat, ist es manchmal fast unmöglich, festzustellen ob eine Person vom gleichen Stammvater abstammt, oder von einer anderen Person gleichen Namens.
Oft meint man, durch Generationenzählung (30 Jahre für eine Generation) bei Personen ohne bekannte Lebensdaten abschätzen zu können, ob sie wenigstens gleichzeitig gelebt haben. Aber bei dem Kinderreichtum früher Zeiten ist das sehr gefährlich. Meine Mutter hatte eine Nichte, die war 15 Jahre älter als sie, weil ihre Mutter das älteste Kind war und meine das Jüngste. Als meine Mutter heiratete, war die Tochter ihrer ältesten Schwester bereits 15 Jahre alt. Solche Generationsverschiebungen summieren sich rasch.