Die Ressourcen für einen Jäger sind relativ klein, deshalb braucht er ein großes Revier pro zu ernährender Person. Jagt eine zweite Sippe demselben Mammut hinterher, ist eine davon schon zuviel. Es kommt zum Konflikt, zur Emigration oder zum Verhungern.
Es stellt sich die Frage, ob die Leute damals verhungert sind: ich vermute, dass sie unterernährt waren, dadurch geschwächt und dann vielleicht durch eine Krankheit wie z.B. Lungenentzündung gestorben sind. Zugegeben, das ändert nichts am Umstand, dass sie gestorben sind.
Unterernährung lässt sich anhand von Skeletten feststellen, dann müsste man dies anhand der Skelette feststellen können (Skelette aus jener Zeit dürfte es genug geben).
Für mich stellt sich noch die Frage, ob die Leute - gerade aus dem Umstand, dass es ansteckende Krankheiten gab - vielleicht sich genau deswegen in eine (mehr oder weniger freiwilligen) Diaspora begeben haben.
Wie breit ist nun der Rand der Punktewolke, an dem die Vermehrung voranschreitet?
Schauen wir uns die Organisation der Wildbeuter an.* Ca. 25 Personen bilden eine Gruppe. Mehrere Gruppen bilden eine regionale Gruppe von 100-200 Personen. Eine Kultureinheit ("dialectical unit") vereint eine oder mehrere regionale Gruppen und besteht aus 200-800 Personen. Die Kultureinheit bildet eine ethnisch-linguistische Einheit. Wird eine Kultureinheit größer als 1000 Personen, teilt sie sich. Zwischen den Kultureinheiten beginnen bereits die Sprachbarrieren. Kultureinheiten sind endogam, d.h. sie heiraten unter sich und nicht nach außen weg. Die einzelnen Gruppen bewandern ihr Gebiet innerhalb des Kultureinheitgebietes ab, scheren in Notzeiten in Gebiete anderer Gruppen ab, aber wiederum innerhalb des eigenen Kulturgebietes.
Vermutlich liegst Du mit Deinen Zahlenbeispielen gar nicht so schlecht. Was jetzt die Dialektbildung anbelangt: da dürften die lokalen Hindernisse (Bergketten, grosse Flüsse) wohl einen erheblichen Einfluss gehabt haben: solche Hindernisse haben die Entstehung eigener Dialekte gefördert.
Wenn man z.B. ein Beispiel wie Ungarn (sorry, aus dem Mittelalter, aber trotzdem exemplarisch): hier hat eine - von extern aus herkommende Bevölkerungsgruppe (die Magyaren) eine bereits vorhandene, indogermanisch sprechende indigene Bevölkerung so dominiert, dass sie die externe Sprache (Ungarisch) annahmen.
Herrschaftsstrukturen haben hier letztendlich die Sprachentwicklung stark beeinflusst.
Gleiches gilt z.B. für das Aostatal: es war lange Zeit unter savoyischer Herrschaft. Deshalb sprechen dort immer noch einige Bevölkerungsteile französisch, obwohl wir uns hier in Italien befinden (insbesondere in den Bergdörfern, zentrale Orte sind eher in Richtung Italienisch "aufgeweicht").
Ebensolches gilt für die ehemaligen Keltengebiete, römisch eroberten Gebiete (und natürlich noch andere eroberte Gebiete): hier wurde vermutlich bewusst eine Politik der (kulturellen und sprachlichen) Dominanz gepflegt mit quasi subversiven Umsiedlungen, damit die beiden Kulturen in einer neuen gemeinsamen, meist natürlich von der dominierenden Macht geprägten Kultur aufgingen.
Die französischsprachige Schweiz nennt sich noch heute
Romandie, wobei das Roman für Romanen = Römer steht. Ebensolches gilt für die Rätoromanen (
rumantsch = die Sprache der Rätoromanen, wobei ruman für Römer, römisch steht).
Ob es zu Wildbeuterzeit ähnlich grosse Sprachgebiete gab, ist fraglich. Ich könnte mir vorstelle, dass damals die Sprache der Ernährung wohl wichtiger war. Wildbeuter waren meist in Gruppen, die ziemlich unabhängig voneinander waren (davon gehe ich aus). Somit ist die sprachliche Verständigung etwas weniger wichtig.
Auch gehe ich davon aus, dass es damals unschöne Sachen wie Frauenraub gab. Man denke dabei auch an den
Raub der Sabinerinnen aus römischer Zeit.
Nebst der Ernährungsfähigkeit des Mannes dürfte auch seine Stärke eine Rolle gespielt haben.
Was die Vermehrung anbelangt: es gibt noch einen Punkt der genetischen Ergänzung: es gibt Wissenschaftler, die behaupten, dass wir heute noch riechen können, wer genetisch zu uns gut passt, um das Erbgut optimal zu ergänzen. Falls dies zutreffen sollte, wäre dies früher auch der Fall gewesen.
Bei der Auswahl der Partnerin durch den Mann dürften wohl auch früher ästhetische Ueberlegungen im Vordergrund gestanden haben (die Sprache betrachte ich für die damalige Zeit als zwar nicht unwesentlich, insgesamt aber als sekundär. Man kann sich ja immer noch gegenseitig assimilieren).
[Klammerbemerkung: es gibt heute Ehen zwischen Westeuropäischen Männern und Thaifrauen, wo beide einander nicht verstehen können aus mangelnder gegenseitiger Sprachkenntnis. Das soll aber trotzdem klappen, wobei es mit der Zeit zu einer Assimilierung kommen dürfte].
Wenn wir nun Kulturen nehmen, die stark landwirtschaftlich geprägt waren (nehmen wir z.B. die Babylonier, welche gemeinsam geerntet haben und dann die Ernte an alle gerecht verteilt haben), dann entsteht vielmehr eine gemeinsame Kultur und Sprache.
Handel (inklusive Landwirtschaft) sowie gemeinsame religiöse Rituale dürften bei der Sprachgemeinsamkeit, Sprachverbreitung eine zentrale Rolle gespielt haben.