Reinecke
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Wieso sind wir jetzt bei den Griechen gelandet? Aber jut...
Ich weiß nicht, welche "übliche Darstellung" Du meinst; antike Vasen oä? Da sind die oft genug nackt (wie bei den Kelten...). Oder heutige Rekonstruktionen? Da ist der Leinenpanzer die übliche Darstellung.
Wie Du darauf kommst, es gäbe keine Funde von Panzern aus Metall (meist Bronze), verstehe ich auch nicht. MWn gibt es solche Funde, sowohl Glockenpanzer als auch Muskelpanzer; ob die im einzelnen aus dem griechischen "Kernland" stammen, aus Kleinasien oder Magna Graecia, kA, spielt mE keine Rolle.
Diese Kürasse haben aber nichts mit dem Leinenpanzer zu tun (aus welchem Material der auch immer war, dazu später). Das eine ist ein starrer Metallkürass; das andere ist flach und wird angelegt, indem es "um den Leib geschlungen" und dann an einer Seite geschlossen wird. So zeigt es eine Vasenabbildung aus dem 6. Jh., wo Hopliten sich rüsten (Peter Connolly, Die griechische Armee). Einen Kürass so anzulegen ist unmöglich, und auch die Schulterteile machen bei einem Kürass eher keinen Sinn. Interessant vielleicht: Nicht angelegt war ein Leinenpanzer völlig flach, ohne jede Wölbung. So konnten die Dinger (oder auch die Teile, aus denen sie hergestellt wurden), recht platzsparend aufbewahrt werden, und es war nicht nötig, technisch irgend eine Wölbung an dem Material anzubringen.
EDIT Nach Bdaians Beitrag: ist nicht die Abbildung, aber eine recht ähnliche; definitv kein Metallkürass. EDIT Ende
Nun zu diesem: Ich bin tatsächlich skeptisch, ob die Idee der vielen übereinander geklebten Leinenschichten wirklich der Realität entspricht; es ist in jedem Fall eine Spekulation (wie auch jede andere Vermutung). Ebenso möglich wäre leinenüberzogenes Leder oder eine Kombination, oder etwas ganz anderes. Alleine der Name könnte irre führend sein. Auch ist Leinen kein billiger Werkstoff. Viele Schichten, also eine sehr große Menge davon, könnten sehr kostspielig gewesen sein.
Auf vielen Abbildungen sieht man, dass Leinenpanzer (oä) ganz oder teilweise mit Schuppen (vermutlich aus Metall) belegt sind. Interessant dabei: Die Schulterteile sind nur selten von Schuppen bedeckt (zumindest kenne ich keine einzige entsprechende Abbildung, oder Rekonstruktion). Oft bilden diese Schuppen nur einen recht schmalen Reif um den Bauch, schützen aber nicht die Brust, was auf eine besondere Gefährdung dieser Region schließen lässt. Ist auch genau die Höhe, die ein unter dem Schild vorgestoßener Spieß hätte...
Fraglos handelt es sich bei Leinenpanzer und Glockenpanzer (mit dem Muskelpanzer als Spezialfall) um zwei gänzlich verschiedene Rüstungsarten. Ich sehe keinen Grund, nicht von einem parallelen Gebrauch auszugehen. Dabei wird die metallene Variante der eher seltenere "Luxuspanzer" gewesen sein, der auch oder va der Repräsentation diente, speziell in der Schwarzenegger-Form. Die Variante für den Kleon-Normal-Hoplit wird der Leinenpanzer gewesen sein (aus welchem Material auch immer, vielleicht gab es auch da verschiedene Varianten), der dann mehr oder minder mit Schuppen oder Plättchen bedeckt war, je nach Kassenlage etc. Gleiches gilt auch für Beinschienen (es gab mE sehr schlichte Exemplare, und welche, die den Muskelpanzern vergleichbar gearbeitet waren; bzw Funde von beidem), und besonders für Helme; von schlicht bis teuer waren alle möglichen Varianten vertreten, Hauptsache der Hoplit blieb nicht ohne Helm.
Wobei: Die Leibrüstung wurde im ganzen Verlauf der Entwicklung kontinuierlich leichter. Waren anfangs nicht diverse Armschienen in Gebrauch, verzichteten die Spartaner später zT ganz auf einen Leibpanzer, und auch Isokrates reformnierte im 4. Jh. die athenischen Truppen, indem er die Peltasten (leichte Speerwerfer) schwerer, die Hopliten aber leichter machte: Kleinere Schilde, leichtere bzw weniger Rüstung, aber dafür längere Spieße. Könnte man als Vorläufer oder Vorbild für die makedonische Phalanx ansehen, was die Ausrüstung angeht.
Da es ja eigentlich um Kelten gehen sollte: Ich halte Leinenpanzer, wie die Griechen sie trugen, bei den Kelten für eher unwahrscheinlich. Wenn diese Rüstung bzw schützende Kleidung trugen, die nicht aus Metall war*, ist hier Leder das Material der Wahl. Die Viehhaltung spielte bei allen keltischen Kulturen eine recht große Rolle, so auch die Wollverarbeitung; aber Leinen? Klar werden Kelten auch Leinen gekannt und verwandt haben, aber als Schutzmaterial lag da Leder einfach näher. Bei den Griechen, bei denen die Viehwirtschaft insgesamt eine geringere Rolle spielte, die aber über eine (für damalige Verhältnisse) recht produktive Agrarwirtschaft und va über eine blühende städtische Kultur zur Verarbeitung derselben verfügt, sah das anders aus, und macht Textilpanzer mE wahrscheinlicher (wenn auch wie gesagt nicht unbedingt wahrscheinlich...).
* Allgemein gehe ich natürlich auch davon aus, dass dem so ist; also Kelten Leder nutzten, um daraus Schutzwaffen zu fertigen. Ich halte allerdings die metallenen Rüstungen und Helme für ungleich wichtiger, da gegen direkte Waffeneinwirkung des Feindes viel effektiver. Die erwiesenermaßen vorhandene hochentwickelte keltische Rüstschmiedtechnik inkl effizienter Helme und natürlich Kettenhemden werden dies mE die Dinge gewesen, auf die jeder Kelte zurückgriff, der militärische Ausrüstung benötigte, und sich welche aus Metall leisten konnte. Diejenigen, die das nciht konnten, werden über jeden Lederhelm etc froh gewesen sein; und das es solche gab, sowohl Angehörige des Kriegerstandes (jugne, wenig erfolreiche, etc), als auch in anderer Form, liegt eigentlich auch auf der Hand.
Die üblischen Darstellungen griechischer Panzer zeigen Soldaten in einer Rüstung für die es IMHO keine archäologischen Funde gibt, sie waren also nicht aus Bronze. Die Spekulation zählt 1 und 1 zusammen und macht aus dem nicht durch Funde nachweisbaren Fantasy-Panzer der hellenistischen Kunst eben eine Leinenrüstung... das ist eine zulässige Rekonstruktion.
Ich weiß nicht, welche "übliche Darstellung" Du meinst; antike Vasen oä? Da sind die oft genug nackt (wie bei den Kelten...). Oder heutige Rekonstruktionen? Da ist der Leinenpanzer die übliche Darstellung.
Wie Du darauf kommst, es gäbe keine Funde von Panzern aus Metall (meist Bronze), verstehe ich auch nicht. MWn gibt es solche Funde, sowohl Glockenpanzer als auch Muskelpanzer; ob die im einzelnen aus dem griechischen "Kernland" stammen, aus Kleinasien oder Magna Graecia, kA, spielt mE keine Rolle.
Diese Kürasse haben aber nichts mit dem Leinenpanzer zu tun (aus welchem Material der auch immer war, dazu später). Das eine ist ein starrer Metallkürass; das andere ist flach und wird angelegt, indem es "um den Leib geschlungen" und dann an einer Seite geschlossen wird. So zeigt es eine Vasenabbildung aus dem 6. Jh., wo Hopliten sich rüsten (Peter Connolly, Die griechische Armee). Einen Kürass so anzulegen ist unmöglich, und auch die Schulterteile machen bei einem Kürass eher keinen Sinn. Interessant vielleicht: Nicht angelegt war ein Leinenpanzer völlig flach, ohne jede Wölbung. So konnten die Dinger (oder auch die Teile, aus denen sie hergestellt wurden), recht platzsparend aufbewahrt werden, und es war nicht nötig, technisch irgend eine Wölbung an dem Material anzubringen.
EDIT Nach Bdaians Beitrag: ist nicht die Abbildung, aber eine recht ähnliche; definitv kein Metallkürass. EDIT Ende
Nun zu diesem: Ich bin tatsächlich skeptisch, ob die Idee der vielen übereinander geklebten Leinenschichten wirklich der Realität entspricht; es ist in jedem Fall eine Spekulation (wie auch jede andere Vermutung). Ebenso möglich wäre leinenüberzogenes Leder oder eine Kombination, oder etwas ganz anderes. Alleine der Name könnte irre führend sein. Auch ist Leinen kein billiger Werkstoff. Viele Schichten, also eine sehr große Menge davon, könnten sehr kostspielig gewesen sein.
Auf vielen Abbildungen sieht man, dass Leinenpanzer (oä) ganz oder teilweise mit Schuppen (vermutlich aus Metall) belegt sind. Interessant dabei: Die Schulterteile sind nur selten von Schuppen bedeckt (zumindest kenne ich keine einzige entsprechende Abbildung, oder Rekonstruktion). Oft bilden diese Schuppen nur einen recht schmalen Reif um den Bauch, schützen aber nicht die Brust, was auf eine besondere Gefährdung dieser Region schließen lässt. Ist auch genau die Höhe, die ein unter dem Schild vorgestoßener Spieß hätte...
Fraglos handelt es sich bei Leinenpanzer und Glockenpanzer (mit dem Muskelpanzer als Spezialfall) um zwei gänzlich verschiedene Rüstungsarten. Ich sehe keinen Grund, nicht von einem parallelen Gebrauch auszugehen. Dabei wird die metallene Variante der eher seltenere "Luxuspanzer" gewesen sein, der auch oder va der Repräsentation diente, speziell in der Schwarzenegger-Form. Die Variante für den Kleon-Normal-Hoplit wird der Leinenpanzer gewesen sein (aus welchem Material auch immer, vielleicht gab es auch da verschiedene Varianten), der dann mehr oder minder mit Schuppen oder Plättchen bedeckt war, je nach Kassenlage etc. Gleiches gilt auch für Beinschienen (es gab mE sehr schlichte Exemplare, und welche, die den Muskelpanzern vergleichbar gearbeitet waren; bzw Funde von beidem), und besonders für Helme; von schlicht bis teuer waren alle möglichen Varianten vertreten, Hauptsache der Hoplit blieb nicht ohne Helm.
Wobei: Die Leibrüstung wurde im ganzen Verlauf der Entwicklung kontinuierlich leichter. Waren anfangs nicht diverse Armschienen in Gebrauch, verzichteten die Spartaner später zT ganz auf einen Leibpanzer, und auch Isokrates reformnierte im 4. Jh. die athenischen Truppen, indem er die Peltasten (leichte Speerwerfer) schwerer, die Hopliten aber leichter machte: Kleinere Schilde, leichtere bzw weniger Rüstung, aber dafür längere Spieße. Könnte man als Vorläufer oder Vorbild für die makedonische Phalanx ansehen, was die Ausrüstung angeht.
Da es ja eigentlich um Kelten gehen sollte: Ich halte Leinenpanzer, wie die Griechen sie trugen, bei den Kelten für eher unwahrscheinlich. Wenn diese Rüstung bzw schützende Kleidung trugen, die nicht aus Metall war*, ist hier Leder das Material der Wahl. Die Viehhaltung spielte bei allen keltischen Kulturen eine recht große Rolle, so auch die Wollverarbeitung; aber Leinen? Klar werden Kelten auch Leinen gekannt und verwandt haben, aber als Schutzmaterial lag da Leder einfach näher. Bei den Griechen, bei denen die Viehwirtschaft insgesamt eine geringere Rolle spielte, die aber über eine (für damalige Verhältnisse) recht produktive Agrarwirtschaft und va über eine blühende städtische Kultur zur Verarbeitung derselben verfügt, sah das anders aus, und macht Textilpanzer mE wahrscheinlicher (wenn auch wie gesagt nicht unbedingt wahrscheinlich...).
* Allgemein gehe ich natürlich auch davon aus, dass dem so ist; also Kelten Leder nutzten, um daraus Schutzwaffen zu fertigen. Ich halte allerdings die metallenen Rüstungen und Helme für ungleich wichtiger, da gegen direkte Waffeneinwirkung des Feindes viel effektiver. Die erwiesenermaßen vorhandene hochentwickelte keltische Rüstschmiedtechnik inkl effizienter Helme und natürlich Kettenhemden werden dies mE die Dinge gewesen, auf die jeder Kelte zurückgriff, der militärische Ausrüstung benötigte, und sich welche aus Metall leisten konnte. Diejenigen, die das nciht konnten, werden über jeden Lederhelm etc froh gewesen sein; und das es solche gab, sowohl Angehörige des Kriegerstandes (jugne, wenig erfolreiche, etc), als auch in anderer Form, liegt eigentlich auch auf der Hand.
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