Wie wurden die Angehörigen der Seeleute unterstützt?

collo

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Auf Amazon Prime habe ich zufällig die alte BBC-Serie "Die Reise von Charles Darwin" entdeckt, von 1979, die ich schon bei der Erstausstrahlung klasse fand.

Die Weltumsegelung der Beagle dauerte 5 Jahre und meine Frau stellte mir die kluge Frage, wovon haben Frauen und Kinder der Seeleute in diesen Jahren eigentlich gelebt?

Wurde ein Teil der Heuer an die Familien ausbezahlt? Waren die Familien der einfachen Matrosen auf Almosen angewiesen (das diese hinzuverdienen mussten ist mir schon klar)? Wovon haben die Familien der Offiziere gelebt, dort durften die Frauen ja wohl nicht arbeiten?
 
Gutes Buch dazu: Lincoln, Margarette: Naval Wives and Mistresses

S. 148ff. [für die Familien der einfachen Seeleute]: wenn es keine Unterstützung von Freunden oder Familie gab, Aufnahme (ungelernter) Tätigkeiten, z. B. als Erntehelferin, Wäscherin, Hausiererin.

S. 41ff.: Seeleute konnten Teile ihres Soldes von der Quelle direkt an Angehörige übertragen lassen (41).
Seeleute baten manchmal Offiziere ihres Vertrauens, ihnen zu helfen, ihren Frauen daheim Geld zu schicken. (42)
Übertragung von Sold einmal im Jahr.[!]

Der Navy Act von 1795 erlaubte es Unteroffizieren und gemeinen Seeleuten, einen Teil ihres Soldes direkt ihren Frauen und Kindern oder ihrer Mutter zukommen zu lassen und legte fest, dass diese Summe alle 28 Tage [Monat gem. Mondkalender] auszuzahlen sei, auch wenn die Seeleute an Bord in dieser Zeit nicht ausbezahlt wurden. Lebten Frau bzw. Mutter in London, dann erhielten sie das Geld vom Treasurer of the Navy, wenn in Plymouth, Portsmouth oder Chatham oder in einem Umkreis von 5 Meilen um diese Orte, dann beim Schatzmeister des jeweiligen Marinearsenals, alle anderen erhielten die Zahlung beim zuständigen Steuereinnehmer. Für manche Frauen bedeutete das eine nicht unerhebliche Anreise. Die Frau musste grundsätzlich persönlich vorstellig werden.
(meine sinngemäße und wie üblich herzlose Übersetzung)

Postschreibulum:
Offiziersfrauen durften durchaus einem Gewerbe nachgehen, solange es ein anständiges ebensolches war - und manche taten das Lincoln zufolge auch und manche von diesen wiederum durchaus erfolgreich. Ansonsten galten hier auch Teile der Löhnung des Göttergatten, Zugriff auf einen von diesem eingerichteten Fundus und selbstverständlich halfen auch Banken gerne aus.
(Ob und wieweit Frauen, die ihr eigenes Geld in eine Ehe mit eingebracht hatten, auf dieses mit oder ohne Restriktionen zugreifen konnten, entzieht sich leider meiner spontanen Kenntnis, m. W. blieb es rechtlich das ihre, darüber verfügen durfte jedoch nur der Göttergatte, das wiederum allerdings nur in einem gewissen Rahmen oder so. Da wäre für mich ein angestrengterer Blick in die Literatur erforderlich.)
 
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