Der allgemein üblichen Difinition zufolge bedeutet Zivilisation eine verfeinerte Lebensweise und Kultur, die auf den materiellen und sozialen Gegebenheiten einer Gesellschaft beruht, die durch Technik und Wissen überformt ist. Davon abgegrenzt ist der weitgehend ungeformte Naturzustand menschlichen Zusammenlebens, wie wir es von den Jägern und Sammlern kennen.
Aus diesen Gegebenheiten entwickeln sich weitere Kennzeichen der Zivilisation, wie z.B. die Regelung menschlichen Zusammenlebens mit Hilfe von Verträgen und Institutionen, was Rivalitäten und Kämpfe auf ein Minimum reduziert. Ferner schaffen Zivilisationen kollektive Schutzeinrichtungen, die dem Einzelnen ein höheres Maß an Sicherheit und Freiheit garantieren. Da sich solche Lebensformen zuerst in städtischen Siedlungen entwickelten, werden Stadtkultur und Zivilisation im allgemeinen gleichgesetzt und von bäuerlichen Lebensformen unterschieden.
Die frühen Ackerbauern im Nahen und Mittleren Osten besaßen dieser Definition zufolge noch keine zivilisatorische Kultur im eigentlichen Sinn. Hierfür müssen nämlich noch hinzukommen: Handel, Handwerk, Berufe sowie differenzierte Formen der Arbeitsteilung und Verwaltung (Bürokratie).
Als "Wiege der Zivilisation" müsste man demnach die frühen Hochkulturen in Ägypten und im Zweistromland bezeichnen. Städtische Siedlungen gab es freilich bereits zuvor, man denke nur an Catal Hüyük und Jericho. Da diese Kulturen jedoch isoliert blieben und aus ihnen eben keine "Zivilisationen" im eigentlichen Sinn hervorgingen, würde ich zögern, sie als Wiege der Kultur zu bezeichnen.