parago
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Eine Folge der Tuerkenbelagerung Wien's von 1683 hat sich - gluecklicherwesie - bis heute erhalten, man kann sogar behaupten, sie hat sich zum Kult gemausert:
Die Wiener Kaffeehaustradition.
Selbst ich als eingefleischte Teetrinkerin und Tortenhasserin kam nicht an ihr vorbei; im Gegenteil. Ich lernte, sie zu lieben, die unzaehligen Kaffeehaeuser Wien's mit ihren Kronleuchtern, dicken Teppichen, verstaubten Klavieren und grantigen Obern. Noch heute bestell' ich mir zum Kaffee ein Glas Wasser dazu, einfach weil ich mich in Wien so daran gewoehnt habe und heute weiss, dass es sich ganz einfach so gehoert.
Die Geschichte des Kaffeehauses ist eine Erfolgsgeschichte wie sie im Buche steht. 1804 gab es bereits 89 davon, hauptsaechlich im Stadtzentrum, innerhalb des Rings, und um die Jahrhunderwende zaehlte Wien bereits ganze 600 Kaffeehaeuser. Zu jener Zeit war es dann auch endlich Damen gestattet dort einzukehren und am taeglichen Rummel um Klatsch, Politik und anderem 'Weltbewegenden' teilzunehmen.
Was ist so besonders an der Wiener Art, Kaffee zu trinken? Nun, man trinkt hier nicht einfach nur 'Kaffee'. Wer einen solchen bestellt, am besten noch im 'Kaennchen', bekommt zunaechst einmal die hochgezogene Augenbraue des Herrn Obers zu sehen und im schlimmsten Fall auch noch dessen scharfzuengigen Humor zum Thema 'Piefkes auf Reisen' zu spueren.
Piefkes, das sind wir, die Deutschen. Und wir sind nunmal anders. Und der einzige, der das absolute Recht und in gewissem Masse sogar die Pflicht hat, uns daran zu erinnern, ist der Herr Ober. Steht es doch schwarz auf weiss und in liebevoll verschnoerkelten Lettern in der Speisekarte:
Schale Gold: kleiner Schwarzer mit Obers
Piccolo: kleiner Schwarzer mit Schlagobers
Kaffee verkehrt: ein Viertel Kaffee, drei Viertel Milch
Original Fiaker: schwarzer Kaffee mit Rum, serviert im traditionellen Kaffeeglas
Franziskaner: ein kleiner Mocca mit viel Milch wird mit Schlagobers zugedeckt und mit Schokoladestreusel serviert
Kapuziner: kleine Schale schwarzer Kaffee mit 1 Tropfen Obers
Einspänner: Schwarzer Kaffee im Glas mit Schlagobers, darüber ein Hauch Staubzucker gestreut
Pharisäer: eine Schale starker Kaffee mit einem Schuß Rum vermischt, gesüßt und mit einer Schlagobershaube versehen
Wiener Eiskaffee: kalter schwarzer Kaffee im Glas mit Vanille-Eis und Schlagobershaube
Obermayer: großer Mocca, gesüßt. Über den Kaffeelöffelrücken wird Obers auf den Kaffee gegossen. Obers und Kaffee dürfen sich erst beim Trinken vermischen
Kaffee Kirsch: eine Schale Kaffee mit 2 cl Kirschwasser
Advokaat: heißer Mocca, Eierlikör, Schlagobers
Gewürzkaffee: Schwarzer Kaffee mit Rum, Zucker, Gewürznelken und Zimt
Mocca gespritzt: Schwarzer Kaffee mit 2 cl Cognac
Kaffee Alt-Wien: großer ,starker Mocca mit Mozart-Likör
Kaffee Amadeus: großer, starker Mocca mit Amadeus-Likör
Kleiner Brauner oder Mocca
Großer Brauner oder Mocca
Wiener Melange
Jumbo Kaffee, Riesentasse Kaffee mit viel Milch und Schlagobers
Milchkaffee (Caffe latte), Verlängerter Kaffee mit viel Milch und Milchschaum, im Glas serviert
..
Mit einem einfachen "Kaennchen Kaffe" ist es da ja nun wirklich nicht getan *g
Meine persoenlichen Favoriten sind uebrigens das Café Weimar im 9. - gediegen-prunkvoll und oh so gemuetlich - und das beruehnmte Café Central, im 1. Bezirk und damit wie der Name schon sagt sehr zentral gelegen; allerdings ist das mehr was zum Herzeigen als zum Entspannen, da es ganzjaehrig touristisch ueberlaufen ist - trafen sich hier doch literarische Groessen wie Oskar Kokoschka, Stefan Zweig, Leo Trotzkij , Karl Kraus, Franz Kafka und Hugo von Hoffmannsthal. Auch Hitler soll sowohl zu der Zeit als er in Wien lebte als auch waehrend spaeterer Besuche ein regelmaessiger Gast gewesen sein.
Faszinierend ist, dass selbst die jugendlichen Wiener ihr Kaffeehaus lieben. In manchen kann man gegen Mittag Dutzende von Studenten zuschauen, wie sie sich die Haare ueber Buechern raufen und sich nebenbei ihre heisse Schokolade, ihre Melange oder ihren Eiskaffee samt Mehlspeis' (Kuchen, Torten, Gebaeck etc.) einverleiben. Zu hoffen bleibt, dass sich an dieser Tradition so schnell nichts aendert, denn was waere Wien ohne seine, im Kaffeehaus geborene, Gemuetlichkeit. Der Wiener Kritiker und Schriftsteller Alfred Polgar brachte es auf den Punkt:
"Das Café Central ist nämlich kein Kaffeehaus wie andere Kaffehäuser, sondern eine Weltanschauung, und zwar eine, deren innerster Inhalt es ist, die Welt nicht anzuschauen. Was sieht man schon?"
Das Wiener Kaffeehaus: Lebendige Geschichte, Tradition und Nostalgie.
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Die Wiener Kaffeehaustradition.
Selbst ich als eingefleischte Teetrinkerin und Tortenhasserin kam nicht an ihr vorbei; im Gegenteil. Ich lernte, sie zu lieben, die unzaehligen Kaffeehaeuser Wien's mit ihren Kronleuchtern, dicken Teppichen, verstaubten Klavieren und grantigen Obern. Noch heute bestell' ich mir zum Kaffee ein Glas Wasser dazu, einfach weil ich mich in Wien so daran gewoehnt habe und heute weiss, dass es sich ganz einfach so gehoert.
Die Geschichte des Kaffeehauses ist eine Erfolgsgeschichte wie sie im Buche steht. 1804 gab es bereits 89 davon, hauptsaechlich im Stadtzentrum, innerhalb des Rings, und um die Jahrhunderwende zaehlte Wien bereits ganze 600 Kaffeehaeuser. Zu jener Zeit war es dann auch endlich Damen gestattet dort einzukehren und am taeglichen Rummel um Klatsch, Politik und anderem 'Weltbewegenden' teilzunehmen.
Was ist so besonders an der Wiener Art, Kaffee zu trinken? Nun, man trinkt hier nicht einfach nur 'Kaffee'. Wer einen solchen bestellt, am besten noch im 'Kaennchen', bekommt zunaechst einmal die hochgezogene Augenbraue des Herrn Obers zu sehen und im schlimmsten Fall auch noch dessen scharfzuengigen Humor zum Thema 'Piefkes auf Reisen' zu spueren.
Piefkes, das sind wir, die Deutschen. Und wir sind nunmal anders. Und der einzige, der das absolute Recht und in gewissem Masse sogar die Pflicht hat, uns daran zu erinnern, ist der Herr Ober. Steht es doch schwarz auf weiss und in liebevoll verschnoerkelten Lettern in der Speisekarte:
Schale Gold: kleiner Schwarzer mit Obers
Piccolo: kleiner Schwarzer mit Schlagobers
Kaffee verkehrt: ein Viertel Kaffee, drei Viertel Milch
Original Fiaker: schwarzer Kaffee mit Rum, serviert im traditionellen Kaffeeglas
Franziskaner: ein kleiner Mocca mit viel Milch wird mit Schlagobers zugedeckt und mit Schokoladestreusel serviert
Kapuziner: kleine Schale schwarzer Kaffee mit 1 Tropfen Obers
Einspänner: Schwarzer Kaffee im Glas mit Schlagobers, darüber ein Hauch Staubzucker gestreut
Pharisäer: eine Schale starker Kaffee mit einem Schuß Rum vermischt, gesüßt und mit einer Schlagobershaube versehen
Wiener Eiskaffee: kalter schwarzer Kaffee im Glas mit Vanille-Eis und Schlagobershaube
Obermayer: großer Mocca, gesüßt. Über den Kaffeelöffelrücken wird Obers auf den Kaffee gegossen. Obers und Kaffee dürfen sich erst beim Trinken vermischen
Kaffee Kirsch: eine Schale Kaffee mit 2 cl Kirschwasser
Advokaat: heißer Mocca, Eierlikör, Schlagobers
Gewürzkaffee: Schwarzer Kaffee mit Rum, Zucker, Gewürznelken und Zimt
Mocca gespritzt: Schwarzer Kaffee mit 2 cl Cognac
Kaffee Alt-Wien: großer ,starker Mocca mit Mozart-Likör
Kaffee Amadeus: großer, starker Mocca mit Amadeus-Likör
Kleiner Brauner oder Mocca
Großer Brauner oder Mocca
Wiener Melange
Jumbo Kaffee, Riesentasse Kaffee mit viel Milch und Schlagobers
Milchkaffee (Caffe latte), Verlängerter Kaffee mit viel Milch und Milchschaum, im Glas serviert
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Mit einem einfachen "Kaennchen Kaffe" ist es da ja nun wirklich nicht getan *g
Meine persoenlichen Favoriten sind uebrigens das Café Weimar im 9. - gediegen-prunkvoll und oh so gemuetlich - und das beruehnmte Café Central, im 1. Bezirk und damit wie der Name schon sagt sehr zentral gelegen; allerdings ist das mehr was zum Herzeigen als zum Entspannen, da es ganzjaehrig touristisch ueberlaufen ist - trafen sich hier doch literarische Groessen wie Oskar Kokoschka, Stefan Zweig, Leo Trotzkij , Karl Kraus, Franz Kafka und Hugo von Hoffmannsthal. Auch Hitler soll sowohl zu der Zeit als er in Wien lebte als auch waehrend spaeterer Besuche ein regelmaessiger Gast gewesen sein.
Faszinierend ist, dass selbst die jugendlichen Wiener ihr Kaffeehaus lieben. In manchen kann man gegen Mittag Dutzende von Studenten zuschauen, wie sie sich die Haare ueber Buechern raufen und sich nebenbei ihre heisse Schokolade, ihre Melange oder ihren Eiskaffee samt Mehlspeis' (Kuchen, Torten, Gebaeck etc.) einverleiben. Zu hoffen bleibt, dass sich an dieser Tradition so schnell nichts aendert, denn was waere Wien ohne seine, im Kaffeehaus geborene, Gemuetlichkeit. Der Wiener Kritiker und Schriftsteller Alfred Polgar brachte es auf den Punkt:
"Das Café Central ist nämlich kein Kaffeehaus wie andere Kaffehäuser, sondern eine Weltanschauung, und zwar eine, deren innerster Inhalt es ist, die Welt nicht anzuschauen. Was sieht man schon?"
Das Wiener Kaffeehaus: Lebendige Geschichte, Tradition und Nostalgie.
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