Die RAF hatte während ihres etwa 30-jährigen Bestehens immer mal wieder die Ziele geändert und es gab mehrere Manifeste, Grundsatzpapiere etc. Es gibt ein ganzes Buch, dass Materialien und Dokumente enthält, heißt: Rote Armee Fraktion - Texte und Materialien zur Geschichte der RAF. (Hrsg. Martin Hoffmann, 1997).
Für die erste Generation um Baader und Meinhof ist aber sicher am wichtigsten die Schrift:
"Rote Armee Fraktion: Das Konzept Stadtguerilla" von 1971
Zu finden etwa hier:
http://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/brd+raf/004.html
Link repariert Mercy
Die frühe RAF ging darin davon aus:
- dass der bewaffnete Kampf gegen den Staat "gerecht" ist
- aufgrund dessen, dass die BRD die Drittweltstaaten ausbeute und den "US-Imperialismus" unterstütze
- die RAF sah sich als logische Folge der Studentenbewegung, die aber keine "ihren Zielen angemessen Praxis entwickelt" habe.
- sie sah sich selbst als "Avantgarde", die nur durch die Aufnahme des bewaffneten Kampfes die Arbeiterschaft um sich vereinen könne. (Primat der Praxis).
- die Organisierung der politischen Arbeit der Gruppe müsse gleichzeitig legal und illegal sein
- der Kampf werde "offensiv" geführt.
Gerade diese erste Schrift enthielt - unter dem Eindruck erfolgreicher Rebellen-Bewegungen in der dritten Welt - besonders weitgesteckte Ziele, die die RAF mit ihrer letztendlich doch kleinen Unterstützerzahl sich nie erfüllen konnte, weshalb in den "Generationen" der RAF die Ziele später immer wieder neu modifiziert wurden.
Als erstes fiel als einer der wichtigsten Punkte der Grundsatz, quasi einen Kampf an der Spitze einer revolutionären Arbeiterschaft zu führen - die RAF schaffte es nie, größere Teile der Arbeiterschaft zu werben oder überhaupt anzusprechen.
Ebenso entwickelte sich auch kein bedeutender "legaler" Arm der RAF, anders als etwa bei der ETA oder der IRA, und weder die erste noch spätere Generationen verfolgten die Schaffung eines solchen ernsthaft, was aufgrund der ständigen Lebens im Untergrund auch gar nicht möglich war.
Womit die RAF etwas "punkten" konnte, war das Prinzip des "Primats der Praxis". Zumindest in der extremen Linken wurden die RAFler tatsächlich als etwas besonderes angesehen, weil sie eben den bewaffneten Kampf, die "Praxis" aufnahm, und aus Sicht dieser damit den sehr theoretischen Gruppen wie K-Gruppen, Maoisten, Trotzkisten etwas "voraus" hatte.