Aristocrats Part 1
Saint-Simone:
Ich war so frei, schon die Vermutung zu hegen, daß 'Young Blades' keinen Anklang treffen würde . Aristocrats hab' ich vor einiger Zeit mal gesehen und fand es eigentlich recht gut, also viel Spaß, und es wäre interessant zu hören, was du davon hälst!
Da mir
Saint-Simones Wunsch bis jetzt fast immer Befehl war und ich mich dagegen auch garnicht sträuben möchte, hier meine Kritik.
"Aristocrats" ist eine Reihe von Folgen über die Lennox-Sisters. Diese hat es tatsächlich gegeben und eine von ihnen war Caroline Fox (1723-1774)
Caroline Fox, 1st Baroness Holland - Wikipedia, the free encyclopedia , die Mutter eines der berühmtesten britischen Politiker überhaupt - Charles James Fox. Über die übrigen Damen kann man sich weiter was ergooglen.
Die Reihe, welche 1999 produziert wurde, kam zwar bei der BBC herraus, zeigt aber auch deutlich, dass es eben nicht ganz so sehr eine puristische, aufwändige BBC-Produktion wie bsw. "Pride and Prejudice" (1995) ist.
Die Idee indes ist sehr schön, einfach authentische
Lebensläufe von
Adeligen im 18.Jh. zu präsentieren. Ganz glaubhaft dargestellt finde ich v.a. die Figur des Vaters, der auf seine königliche Abkunft (wenn auch von einem illegitimen Sohn des Stuartkönigs Charles IInd) stolz war. In der ersten Folge geht es um die Ablehnung des aufstrebenden Politikers Henry Fox als Schwiegersohn durch
Charles Lennox, 2nd Duke of Richmond, dem Familienoberhaupt der Lennox. Dennoch geht Caroline Lennox ihren Weg und vermählt sich mit dem späteren
Secretary at War Fox, was einen unüberwindlichen Riss in ihre Beziehung zu ihren Eltern aufwirft. Wenige Jahre darauf bahnt sich die Beziehung der sehr jungen Lady Emily Lennox zum 19th Earl of Kildare an. In dem Stadium endet die erste Folge. Man könnte noch hinzu fügen, dass sich Henry Fox, der ungeliebte Schwiegersohn des Duke of Richmond, bei seinem Schwiegervater noch unbeliebter macht, indem er scheinbar eine gegen den König gerichtete Politik verfolgt, während der Duke of Richmond ein entschiedener Anhänger des Königs ist, für den er übrigens im Krieg gegen die Schotten als General gedient hatte.
Die Handlung ist kaum bis nicht dramatisiert und daher zumindest schonmal in der ersten Folge sehr öde. Die Schauspieler hingegen, wobei mir Julian Fellowes am meisten auffiel, waren gut aufgelegt. Zum Glück wurden keine Schönlinge oder Modells für die Rollen ausgesucht, sondern durchweg realistisch hübsche Leute, die ein wenig mit der Attraktivität der historischen Vorbilder korrespondierten.
Die Ausstattung ist unterschiedlich, sehr unterschiedlich sogar. Die Drehorte sind durchweg sehr gut ausgewählt. Auch sind hübsche Details geschickt eingefügt wie das gemeinsame Betrachten eines Tigers im Park zusammen mit König George II., das Spielen mit verschiedenen typisch englischen Spielen dieser Zeit usw..
Eher unglücklich bis miserabel hingegen sind die Kostüme.
Manche sehen gerade bei den Damen ziemlich gut aus. Bei den Herren ist aber eher das Gegenteil der Fall, wobei v.a. ganz fürchterliche Stoffe auffallen. Einmal meint man schier Henry Fox trüge einen zusammen geschneiderten Sofastoff. Mit den Schnitten der Justaucorps bin ich garnicht zufrieden. Wenn auch von hinten ganz grob i.O., ließen sie sich vorne nicht knöpfen, die Vorderkanten klaffen zu weit auseinander, auch die Borten sind weitesgehend untypisch aufgebracht usw. (dabei waren gerade in England schlichte Anzüge mit Borten extrem beliebt zu dieser Zeit...) - kurz "it does'nt work" würde ich in meinem miesen Englisch sagen. Oftmals passt die Ausrüstung und die Kleidung nicht mit dem Anlass zusammen. Eine Dame würde wohl kaum mit Seide bezogenen Schuhen durch Wald und Flur reiten... Die Herren tragen oftmals weder unter dem Arm noch auf dem Kopf einen Hut, wozu sich scheinbar nur Alun Armstrong (als Rolle: Hwenry Fox) breitschlagen ließ. Die Frisuren sind mal ganz hübsch und mal völlig misslungen. Für Frisuren wie Kleidung gilt das Gleiche: Ich habe selten ein so durchmischtes Bild in einem Film gesehen, obendrein in einer britischen (wenn auch Co-)Produktion. Scheinbar würfelte der Stab für Kostüme und dergleichen aus, was sie gerade machten und ob man Kleider à la verstaubter Theaterfundus oder deutlich besser recherchierte machen oder hernehmen möchte. Auffällig ist dennoch der Aufwand - die schiere Zahl der gewandeten Komparsen etc.. Man hat ein bisschen den Eindruck man wäre auf einem Reenactment, wo Leute mit eher "Theaterfummeln" und authentischen Kleidern nebeneinander her gehen. Die Nominierung des Films für "Best Costume Design" bei der Royal Television Society scheint nicht viel zu besagen.
Ein Gesamtresümee erlaube ich mir noch nicht. Ich hatte vielleicht zuviel erwartet, da mir davon vorgeschwärmt worden ist. Leider werden die guten Ideen von den massigen Ausrutschern etwas arg in meinen Augen in den Schatten gestellt.