Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
Jetz warte ich natürlich sehnsüchtig auf "Gefährlichhe Liebschaften". Rein vom Titel her würde ich das in der Fernsehzeitschrift eher übersehen....aber jetzt bin ich ja "vorgewarnt".
Läuft aber auch wirklich recht häufig, doch aufgepasst es gibt mehrere Verfilmungen. Daher würde ich Dir raten auf das Produktionsdatum und den Regisseur zu achten.:)

Och rein vom Titel her, klingt es ja schon spannend, auch wenn ich den Roman nicht gelesen hätte.;)

@ Loudon
Ich habe schon mehrfach "1746-Chasing the Deer" in Foren (Reenactmentforen) gelesen, aber bis jetzt den Film noch nie gesehen. Kommt er vielleicht nicht im deutschen Fernsehen oder ist es eher eine Art Independentfilm?


Zur Vollständigkeit könnte man einige auch weniger gut gemachte Mantel- und Degenfilme hinzu fügen. Aber ich bin momentan zu faul im Gedächtnis zu graben. Ich kann mich noch dunkel an "The Crossing - Die entscheidende Schlacht" (2001) mit Jeff Daniels als Washington erinnern, was mir aber irgendwie nicht so zusagte.
 
noch einen:
Plunkett&Macleane (1999)
fand ich recht gut. Barry Lyndon meets Dick Turpin
Ich habe schon mehrfach "1746-Chasing the Deer" in Foren (Reenactmentforen) gelesen, aber bis jetzt den Film noch nie gesehen. Kommt er vielleicht nicht im deutschen Fernsehen oder ist es eher eine Art Independentfilm?
keine Ahnung. Ich hatte ihn aus der Videothek. Müsste eigentlich in so gut wie jeder herkömmlichen Videothek zu finden sein.
 
noch einen:
Plunkett&Macleane (1999)
fand ich recht gut.
Als Film fand ich es auch ganz nett gemacht. Zum einen waren die visuellen Effekte ganz drollig, als auch der Ideenreichtum. Robert Carlyle erweist sich nicht nur hier als ein ausgezeichneter Schauspieler, der mit einer atemberaubenden Intensität zu spielen versteht. Allerdings, nicht mal als Wehmutstropfen gemeint, geht bei "Plunkett & Macleane" die Überspitzung, wie wir sie schon bei "Barry Lyndon" finden noch weiter. Die Ausstattung sollte man daher etwas bei der Betrachtung vernachlässigen, wettgemacht wird diese sowieso durch die rasente Erzählung der Handlung und die schaurig-schönen Momente.
Ein bisschen erinnert die Ausstattung aber an "The Abduction Club" (2002), wo zwar auch ein bisschen Seitenhiebe auf die Gesellschaft im 18.Jh. - v.a. den Adel - gewagt werden, aber der Film insgesamt doch noch deutlich schwächer ist.
Bei beiden gleich ist wohl, dass durchaus auch eben ein ernsthaftes Thema mit einfließt: Was machen Gentlemen oder Abkömmlinge von solchen ohne das nötige Kleingeld? Wie finanziert man sich ein Leben entsprechend dem eigenen Stand? Beide Filme zeigen witzige oder zumindest gewitzte Ansätze und wie wir von zeitgenössischen Quellen wissen, waren eben diese adeligen Highwaymen durchaus eine reale Erscheinung des 18.Jh. und nicht bloß eine literarische Figur wie in "Barry Lyndon" oder "Moll Flanders".
 
Hat jemand am Wochenende oder überhaupt mal komplett "Die junge Katharina" (1991) mit Julia Ormond als Katharina II., Vanessa Regrave als Elisabeth und Maximilian Schell, Franco Nero und Christopher Plummer gesehen?
Ich sah bis jetzt immer nur das Ende. Ich fand es von den Bildern sehr eben im Stil der 1980ern gehalten und eben mit kostümmäßigen Ausrutschern, während mich die Schwerpunkte bei den Rollen auf Friedrich II. und den englischen Gesandten (Schell und Plummer), die hochkarätig besetzt sind, irritiert hat.

Die junge Katharina ? Wikipedia
 
Schade, dass ich wegen der einen Verfilmung keine Antwort bekam. Dafür habe ich aber mal ein neues Thema: Was sind die langatmigsten oder lanweiligsten Filme zum 18.Jh.? :D

Bei meinem Ranking fielen mir auf Anhieb ein:

1. "Ridicule" (1996)
2. "Marie Antoinette" (2006)
3. "Das Halsband der Königin" (2001)
4. "Jefferson in Paris" (1995)

Dabei hat "Jefferson in Paris" natürlich dennoch mein Lob für sich, dass er sehr gut von Seiten der Ausstattung gehalten ist und auch passable Darsteller hat.
 
Was den Film "Marie Antoinette" von Sophia Coppola angeht, kann ich mich bis heute nicht wirklich entscheiden, ob er nun gut oder schlecht ist.

Er ist eben "anders". Ich müsste ihn mir nochmal ansehen, um ein besseres Statement dazu abzugeben... werde ich die Tage nach Weihnachten tun :D
 
Deine Nummer 2 finde ich gar nicht langatmig oder langweilig.
Ich finde den Film eigentlich sehr gefühlvoll.

Das eine schließt das andere ja nicht aus. Auch "Jefferson in Paris" hat ja durchaus gefühlvolle Stellen und bei einem Thema wie "Marie Antoinette" sind die natürlich nicht wegzudenken, das ändert aber nichts an den Längen des Films.

Immerhin konnte ich für beide Beispiele Kritiken finden, die in Richtung Langatmigkeit gehen:

„Marie Antoinette, wie Sofia Coppola sie zeigt, ist eine Pop-Königin: vergnügungssüchtig, verschwenderisch, schön; auf den ersten Blick eine fröhliche junge Frau, die eine gewisse Ähnlichkeit hat mit der Freundin von "Spider-Man". […] Eine Weile guckt man dem hochadeligen Triebleben (nicht zu verwechseln mit Marie Antoinettes Eheleben) ganz gern zu. […] Doch früher oder später (der Film dauert knapp über zwei Stunden) hat man sich satt gesehen an all dem hübsch abgefilmten Prunk und dem eitlen Getue bei Hofe - und wartet nur noch auf die Revolution, dramaturgisch und auch sonst.“
Von Marie Antoinette (2006 ? Wikipedia)

Und zu "Jefferson in Paris":

"Spannungslos, überlang und uneindeutig im Verhältnis zu seinem Protagonisten, überzeugt der Film weder als unterhaltsamer Historienfilm noch als Porträt eines widersprüchlichen Geistes."

Jefferson in Paris ? Wikipedia



Was den Film "Marie Antoinette" von Sophia Coppola angeht, kann ich mich bis heute nicht wirklich entscheiden, ob er nun gut oder schlecht ist.

Er ist eben "anders". Ich müsste ihn mir nochmal ansehen, um ein besseres Statement dazu abzugeben... werde ich die Tage nach Weihnachten tun
Sagen wir es so. Die Bilder im Vorhinein versprachen wildesten Trash, den man in eine Schublade mit "Pakt der Wölfe" oder sowas tun kann. Als ich aus dem Film kam, dachte ich mir: So schlecht war er nun auch nicht. Mit meiner Anfangseinstellung hatte ich aber durch die herben Krtiken in Kennerkreisen und die Eindrücke der Bilder keinen guten Film erwartet. Der Film hat eben ein großes Problem, das ist das, dass Marie Antoinettes Leben recht gut und von mehreren Seiten historisch beleuchtet ist. Grobere Patzer fallen also eher mal auf. Romanverfilmungen wie "Das Parfum" lassen dem Regisseur aus der Natur der Sache herraus mehr Spielräume, gerade im Falle von "Das Parfum", wobei Süßkind mehr die Welt der Sinne beschrieb als die äußeren Umstände. Von der Ausstattung, die gewollt ja eher auf Kosten der Authenzität einen gewissen Style haben sollte, kann man daher ja absehen.
Verfilmte Langeweile, reduzierte Schauspielerei und so fort könnten aber auch einfach Kunstgriffe von Frau Coppola sein, daher ist die Bezeichnung "langatmig" bei aller Krtik, welche der Film sicherlich verdient, durchaus nicht abwertend oder überhaupt wertend gemeint.

"Jefferson in Paris" hat hingegen "Marie Antoinette" eine größere Anzahl guter Einfälle vorraus, da auch mal nette Details vorkommen wie der Flug der Montgolfière, der dilettierende Musiker, der Mesmerismus, Marie Antoinette auf der Bühne usw..
 
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Auch "Jefferson in Paris" hat ja durchaus gefühlvolle Stellen und bei einem Thema wie "Marie Antoinette" sind die natürlich nicht wegzudenken, das ändert aber nichts an den Längen des Films.

Ich hatte schon befürchtet, dass sowas kommt. ;)

Wenn ein Film gefühlvoll gemacht ist, bin ich sozusagen drin — leide quasi mit. Dann komme ich dann gar nicht dazu, ihn langweilig zu finden.

Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. Das ist gar nicht so einfach zu erklären. :)
 
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Auch "Jefferson in Paris" hat ja durchaus gefühlvolle Stellen und bei einem Thema wie "Marie Antoinette" sind die natürlich nicht wegzudenken, das ändert aber nichts an den Längen des Films.

Immerhin konnte ich für beide Beispiele Kritiken finden, die in Richtung Langatmigkeit gehen:


Von Marie Antoinette (2006 ? Wikipedia)

Und zu "Jefferson in Paris":



Jefferson in Paris ? Wikipedia




Sagen wir es so. Die Bilder im Vorhinein versprachen wildesten Trash, den man in eine Schublade mit "Pakt der Wölfe" oder sowas tun kann. Als ich aus dem Film kam, dachte ich mir: So schlecht war er nun auch nicht. Mit meiner Anfangseinstellung hatte ich aber durch die herben Krtiken in Kennerkreisen und die Eindrücke der Bilder keinen guten Film erwartet. Der Film hat eben ein großes Problem, das ist das, dass Marie Antoinettes Leben recht gut und von mehreren Seiten historisch beleuchtet ist. Grobere Patzer fallen also eher mal auf. Romanverfilmungen wie "Das Parfum" lassen dem Regisseur aus der Natur der Sache herraus mehr Spielräume, gerade im Falle von "Das Parfum", wobei Süßkind mehr die Welt der Sinne beschrieb als die äußeren Umstände. Von der Ausstattung, die gewollt ja eher auf Kosten der Authenzität einen gewissen Style haben sollte, kann man daher ja absehen.
Verfilmte Langeweile, reduzierte Schauspielerei und so fort könnten aber auch einfach Kunstgriffe von Frau Coppola sein, daher ist die Bezeichnung "langatmig" bei aller Krtik, welche der Film sicherlich verdient, durchaus nicht abwertend oder überhaupt wertend gemeint.

"Jefferson in Paris" hat hingegen "Marie Antoinette" eine größere Anzahl guter Einfälle vorraus, da auch mal nette Details vorkommen wie der Flug der Montgolfière, der dilettierende Musiker, der Mesmerismus, Marie Antoinette auf der Bühne usw..

"Jefferson in Paris" kenne ich bisher noch nicht, zu Marie Antoinette fällt meine Kritik nicht ganz so diplomatisch aus wie deine, auch wenn ich eigentlich wenig davon halte, Regisseure zu verreißen, die schon früher viel abbekommen haben wie Sofia Coppola, die für ihre Debutrolle als Mary Corleone in "Der Pate 3" eine goldene Himbeere verliehen bekam, was meiner Meinung nach nicht ganz fair war. Mit Kirsten Dunst verfügte Coppola zwar über eine der besten Schauspielerinnen, aber ich fand das Drehbuch und ihre Interpretation der Marie Antoinette wenig gelungen. Es ist es ein Bilderbogen, eine Kostümschau, und die meiste Zeit ödet man sich nur an, weil, wie in Marie Antoinettes Ehebett nichts passiert, als Kunstgriff ist das aber nur insofern sinnvoll, wenn man den Zuschauer in Brechtscher Manier in das Geschehen einbezieht, denn das Publikum kann dann nämlich nachempfinden, warum Marie Antoinette solche Angst davor hatte, sich zu langweilen. Dafür aber bleibt der Film in der Charakterisierung der historischen Personen wie Louis XV. und Madame Dubarry zu sehr in klischeehaften Vorstellungen gefangen, und der Film wirkt auch daher etwas langatmig, weil Marie antoinettes Leben chronologisch erzählt wird, während es vielleicht die Handlung gestrafft hätte, wenn Sofia das Motto ihres Vaters befolgt und von den Besten gestohlen hätte. Die Technik der Rückblenden wie in "Der Pate 2" hätte erlaubt, die eigentliche Handlung zwischen der Zeit der Halsbandaffäre und Marie Antoinettes Hinrichtung spielen zu lassen.


Insgesamt bekommt Sofia Coppolas Film daher von mir nur 5 von 10 Guilliotinen!
 
1. "Jefferson in Paris" kenne ich bisher noch nicht, zu Marie Antoinette fällt meine Kritik nicht ganz so diplomatisch aus wie deine,

2. Insgesamt bekommt Sofia Coppolas Film daher von mir nur 5 von 10 Guilliotinen!
1. Dann musst Du "Jefferson in Paris" unbedingt mal nachholen, läuft auch immer mal wieder im Fernsehen, aber dann eben gegen 23 Uhr oder so, auch wenn der Film keineswegs schlüpfrig ist. Stell Dir dann aber einen Kaffee auf den Wohnzimmertisch, ich penne bei dem Film, als erklärter Fan schöner Kostüme (im Sinne von authentischer Kostüme), hervorragend gemachter Frisuren, Interieurs des Ancien Régime usw. dennoch halb ein.

Ich bin scheinbar Diplomat, aber das empfinde ich fast eher als Auszeichnung.

2. Das wäre auch meine Bewertung gewesen, wenn es damals schon den Sammelthread zu Kritiken aktueller Spielfilme gegeben hätte. Also war es durchaus erträglich dazu ins Kino gegangen zu sein (bei weniger als 5 Guillotinen würde ich das Geld zurück verlangen wollen, "Mein Name ist Bach" wäre da so ein Kandidat;)), aber es wird kein Film, den ich mir einfach so mal am WE anschauen würde.

@ Scorpio
Bezeichnenderweise sagst Du kaum bis nichts zu den schauspielerischen Leistungen. Kann es sein, dass absichtlich nicht viel geschauspielert wurde? Ich hatte zumindest den Eindruck. Jason Schwartzmann (Louis XVI) hat zumindest für mich etwas eher geschauspielert. Er sieht zwar sehr wie ein Beau aus, was nun nicht ganz so gut zu Louis XVI passt, aber immerhin spielt er was, wenn auch eher den schüchternen Schuljungen. Dass Louis XVI eigentlich durchaus intelligent war, kommt leider weniger zur Geltung als in "Die Französische Revolution" (1989). In "Marie Antoinette" (2006) könnte man fast sogar den Eindruck bekommen, als sei Marie Antoinette der klügere Part des Ehepaares gewesen - eine Ansicht, wozu ich mich beileibe nicht entschließen kann. Auch persönliche Aspekte wie die Kurzsichtigkeit von Louis XVI, die wohl zu seiner gewissen Unbeholfenheit führten, wurden in "Marie Antoinette" ganz weggelassen. Außer Schwartzmann fallen mir sonst keine Charaktere ein, vermutlich weil der Rest von Fersen (Jamie Dornan) bis Louis XV (Rip Torn) überzeichnet oder blass blieb. Vielleicht hatte der Style (wie besonders bei diesem Maskenball) auch etwas sehr die schauspielerischen Leistungen im Fokus verdrängt oder auch behindert.

Hm, der Punkt "Kostümschau" oder "Bilderbogen" ist im Zusammenhang mit dem Film "Marie Antoinette" nicht ganz falsch zu verstehen(!). "Jefferson in Paris" und "Gefährliche Liebschaften" (1988) würde ich als Bilderbögen oder Kostümschauen par excellence bezeichnen und man zeigt in beiden Filmen auch wirklich die Extravaganz und das was wirklich im 18.Jh. hip war. Man bekommt ein Bild von der Oberschicht und in welcher Eleganz und mit welchem Aufwand sie sich kleidete, das 18.Jh. war ja das letzte in welchem der Herr durchaus farbenfroh und fast aufwändiger gekleidet als die Damen mit Justaucorps mit Stickereien usw. auftrat. Das alles ist "Marie Antoinette" ja kaum. Das Feiern ist eher ein modernes Partymachen des 21. Jh., die Kleider und Accessoires sind oftmals entweder reduziert in der Zierat oder ganz bewusst modernisiert... (vielleicht um zur Musik zu passen) Es ist eine Kostümschau, vielleicht ist es eine, aber es ist eine der anderen Art, sie erinnert eher an die ans 18.Jh. angelehnte Haute Couture auf den Laufstegen (wozu dann auch die Hauptdarstellerin äußerlich besser passt als zur echten Marie Antoinette, einer hist. Persönlichkeit die durchaus schon bald das Matronenhafte ihrer Mutter hatte)...
 
Na ja, wäre es eine Doku gewesen, könnt ich die Kritik ja noch verstehen; bei Spielfilmen sehe ich das jedoch nicht so kritisch.
Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. ;)
 
@ Scorpio
Bezeichnenderweise sagst Du kaum bis nichts zu den schauspielerischen Leistungen. Kann es sein, dass absichtlich nicht viel geschauspielert wurde? Ich hatte zumindest den Eindruck. Jason Schwartzmann (Louis XVI) hat zumindest für mich etwas eher geschauspielert. Er sieht zwar sehr wie ein Beau aus, was nun nicht ganz so gut zu Louis XVI passt, aber immerhin spielt er was, wenn auch eher den schüchternen Schuljungen. Dass Louis XVI eigentlich durchaus intelligent war, kommt leider weniger zur Geltung als in "Die Französische Revolution" (1989). In "Marie Antoinette" (2006) könnte man fast sogar den Eindruck bekommen, als sei Marie Antoinette der klügere Part des Ehepaares gewesen - eine Ansicht, wozu ich mich beileibe nicht entschließen kann. Auch persönliche Aspekte wie die Kurzsichtigkeit von Louis XVI, die wohl zu seiner gewissen Unbeholfenheit führten, wurden in "Marie Antoinette" ganz weggelassen. Außer Schwartzmann fallen mir sonst keine Charaktere ein, vermutlich weil der Rest von Fersen (Jamie Dornan) bis Louis XV (Rip Torn) überzeichnet oder blass blieb. Vielleicht hatte der Style (wie besonders bei diesem Maskenball) auch etwas sehr die schauspielerischen Leistungen im Fokus verdrängt oder auch behindert....


Die Französische Revolution von (1989) macht wirklich Spaß, sich anzusehen, und Jane Seymour war nicht zuletzt für mich als Marie Antoinette wesentlich überzeugender, nicht zuletzt weil sie gegen wirklich großartige Akteure anspielen konnte. Leider fallen mir nur einige Namen von Akteuren ein, darunter Ustinov als Mirabeau und Brandauer als Danton, überzeugt haben mich aber auch Louis XVI und Robespierre.

Kirsten Dunst ist eine großartige Schauspielerin, die mir schon als kindlicher Vamp in "Interview mit einem Vampir" sehr gut gefallen hat. Sie liefert eine saubere, professionelle schauspielerische Leistung ab, und in der Originalversion störte mich nur ein wenig ihr kalifornischer Akzent, der Marie Antoinette so amerikanisch erscheinen ließ, etwa wie ein Teenager von einem der renommierteren Colleges, der Partys feiern und sich amüsieren will. Das liegt aber vor allem am wenig originellen Drehbuch und Dialogen. "Come on, that´s ridicilous!" "That is Versailles!"

Die eigentliche tiefe Tragik der historischen Persönlichkeiten Louis XVI. und Marie Antoinettes kommt, meiner Meinung nach in Coppolas Film nicht so recht zum Ausdruck.


@Vercingetorix es mag überzogen sein, von einem Spielfilm die historische Detailgenauigkeit zu verlangen, wie man sie von einer Dokumentation erwarten kann. Es ist aber nun einmal so, dass die Vorstellungen über historische Epochen weiter Bevölkerungskreise durch Spiel- und Monumentalfilme geprägt werden, mag es einem nun gefallen oder nicht. Regisseure und Produzenten haben daher eine gewisse Verantwortung, und sie haben historische Berater, die für ihre Arbeit viel Geld bekommen. Das monieren von vermeidbarenhistorischen Fehlern wäre vielleicht wirklich nichts anderes, als kleinliche Besserwisserei, wenn Regisseure nicht so hohe eigene Ansprüche geltend machten. So versicherte Ridley Scott er habe für die Arbeiten an "Gladiator" Tausende (sic!) von Büchern gelesen und er habe lediglich einen Brief einer Historikerin erhalten, die monierte, die römerinnen hätten ausschließlich weiße Gewänder getragen. Ich mag den Film sehr gerne, aber jeder mittelmäßige Student der Geschichtswissenschaft oder Altphilologie wird aus dem Stegreif eine ganze Reihe von unnötigen Patzern aufzählen können.

Wenn Regisseure so hohe Anforderungen geltend machen, erscheint es nur fair, wenn sie sich auch an solchen Ansprüchen messen lassen müssen. Sicher, wer vielleicht einmal selbst an einer Produktion beteiligt war, wird für die Probleme von Schauspielern und Regisseuren Verständnis haben und sich vielleicht auch mit schlechterer Leistung begnügen. Es ist aber das Publikum, das Eintritt zahlt, und ein Regisseur, Drehbuchautor oder Schauspieler wird selten besser sein, als sein Publikum und seine Kritiker, wenn diese auch mittelmäßige und schwache Leistungen in den Himmel loben, wird das Publikum fast nur noch Trash zu sehen bekommen.

Freilich muss man natürlich auch bedenken, dass ein Film, der einen Historiker völlig zufriedenstellt, vermutlich niemals sein Geld einspielen wird, da er das breite Publikum total überfordert. Kubricks "Barry Lyndon" wird von den meisten Kritikern sehr geschätzt, doch ökonomisch war der Film leider ein Flop.
 
Aristocrats Part 1

Saint-Simone:
Ich war so frei, schon die Vermutung zu hegen, daß 'Young Blades' keinen Anklang treffen würde . Aristocrats hab' ich vor einiger Zeit mal gesehen und fand es eigentlich recht gut, also viel Spaß, und es wäre interessant zu hören, was du davon hälst!
Da mir Saint-Simones Wunsch bis jetzt fast immer Befehl war und ich mich dagegen auch garnicht sträuben möchte, hier meine Kritik.

"Aristocrats" ist eine Reihe von Folgen über die Lennox-Sisters. Diese hat es tatsächlich gegeben und eine von ihnen war Caroline Fox (1723-1774) Caroline Fox, 1st Baroness Holland - Wikipedia, the free encyclopedia , die Mutter eines der berühmtesten britischen Politiker überhaupt - Charles James Fox. Über die übrigen Damen kann man sich weiter was ergooglen.

Die Reihe, welche 1999 produziert wurde, kam zwar bei der BBC herraus, zeigt aber auch deutlich, dass es eben nicht ganz so sehr eine puristische, aufwändige BBC-Produktion wie bsw. "Pride and Prejudice" (1995) ist.

Die Idee indes ist sehr schön, einfach authentische Lebensläufe von Adeligen im 18.Jh. zu präsentieren. Ganz glaubhaft dargestellt finde ich v.a. die Figur des Vaters, der auf seine königliche Abkunft (wenn auch von einem illegitimen Sohn des Stuartkönigs Charles IInd) stolz war. In der ersten Folge geht es um die Ablehnung des aufstrebenden Politikers Henry Fox als Schwiegersohn durch Charles Lennox, 2nd Duke of Richmond, dem Familienoberhaupt der Lennox. Dennoch geht Caroline Lennox ihren Weg und vermählt sich mit dem späteren Secretary at War Fox, was einen unüberwindlichen Riss in ihre Beziehung zu ihren Eltern aufwirft. Wenige Jahre darauf bahnt sich die Beziehung der sehr jungen Lady Emily Lennox zum 19th Earl of Kildare an. In dem Stadium endet die erste Folge. Man könnte noch hinzu fügen, dass sich Henry Fox, der ungeliebte Schwiegersohn des Duke of Richmond, bei seinem Schwiegervater noch unbeliebter macht, indem er scheinbar eine gegen den König gerichtete Politik verfolgt, während der Duke of Richmond ein entschiedener Anhänger des Königs ist, für den er übrigens im Krieg gegen die Schotten als General gedient hatte.

Die Handlung ist kaum bis nicht dramatisiert und daher zumindest schonmal in der ersten Folge sehr öde. Die Schauspieler hingegen, wobei mir Julian Fellowes am meisten auffiel, waren gut aufgelegt. Zum Glück wurden keine Schönlinge oder Modells für die Rollen ausgesucht, sondern durchweg realistisch hübsche Leute, die ein wenig mit der Attraktivität der historischen Vorbilder korrespondierten. :)
Die Ausstattung ist unterschiedlich, sehr unterschiedlich sogar. Die Drehorte sind durchweg sehr gut ausgewählt. Auch sind hübsche Details geschickt eingefügt wie das gemeinsame Betrachten eines Tigers im Park zusammen mit König George II., das Spielen mit verschiedenen typisch englischen Spielen dieser Zeit usw..:)
Eher unglücklich bis miserabel hingegen sind die Kostüme.:( Manche sehen gerade bei den Damen ziemlich gut aus. Bei den Herren ist aber eher das Gegenteil der Fall, wobei v.a. ganz fürchterliche Stoffe auffallen. Einmal meint man schier Henry Fox trüge einen zusammen geschneiderten Sofastoff. Mit den Schnitten der Justaucorps bin ich garnicht zufrieden. Wenn auch von hinten ganz grob i.O., ließen sie sich vorne nicht knöpfen, die Vorderkanten klaffen zu weit auseinander, auch die Borten sind weitesgehend untypisch aufgebracht usw. (dabei waren gerade in England schlichte Anzüge mit Borten extrem beliebt zu dieser Zeit...) - kurz "it does'nt work" würde ich in meinem miesen Englisch sagen. Oftmals passt die Ausrüstung und die Kleidung nicht mit dem Anlass zusammen. Eine Dame würde wohl kaum mit Seide bezogenen Schuhen durch Wald und Flur reiten... Die Herren tragen oftmals weder unter dem Arm noch auf dem Kopf einen Hut, wozu sich scheinbar nur Alun Armstrong (als Rolle: Hwenry Fox) breitschlagen ließ. Die Frisuren sind mal ganz hübsch und mal völlig misslungen. Für Frisuren wie Kleidung gilt das Gleiche: Ich habe selten ein so durchmischtes Bild in einem Film gesehen, obendrein in einer britischen (wenn auch Co-)Produktion. Scheinbar würfelte der Stab für Kostüme und dergleichen aus, was sie gerade machten und ob man Kleider à la verstaubter Theaterfundus oder deutlich besser recherchierte machen oder hernehmen möchte. Auffällig ist dennoch der Aufwand - die schiere Zahl der gewandeten Komparsen etc.. Man hat ein bisschen den Eindruck man wäre auf einem Reenactment, wo Leute mit eher "Theaterfummeln" und authentischen Kleidern nebeneinander her gehen. Die Nominierung des Films für "Best Costume Design" bei der Royal Television Society scheint nicht viel zu besagen.

Ein Gesamtresümee erlaube ich mir noch nicht. Ich hatte vielleicht zuviel erwartet, da mir davon vorgeschwärmt worden ist. Leider werden die guten Ideen von den massigen Ausrutschern etwas arg in meinen Augen in den Schatten gestellt.
 
Als Film fand ich es auch ganz nett gemacht. Zum einen waren die visuellen Effekte ganz drollig, als auch der Ideenreichtum. Robert Carlyle erweist sich nicht nur hier als ein ausgezeichneter Schauspieler, der mit einer atemberaubenden Intensität zu spielen versteht. Allerdings, nicht mal als Wehmutstropfen gemeint, geht bei "Plunkett & Macleane" die Überspitzung, wie wir sie schon bei "Barry Lyndon" finden noch weiter. Die Ausstattung sollte man daher etwas bei der Betrachtung vernachlässigen, wettgemacht wird diese sowieso durch die rasente Erzählung der Handlung und die schaurig-schönen Momente.
Ein bisschen erinnert die Ausstattung aber an "The Abduction Club" (2002), wo zwar auch ein bisschen Seitenhiebe auf die Gesellschaft im 18.Jh. - v.a. den Adel - gewagt werden, aber der Film insgesamt doch noch deutlich schwächer ist.
Bei beiden gleich ist wohl, dass durchaus auch eben ein ernsthaftes Thema mit einfließt: Was machen Gentlemen oder Abkömmlinge von solchen ohne das nötige Kleingeld? Wie finanziert man sich ein Leben entsprechend dem eigenen Stand? Beide Filme zeigen witzige oder zumindest gewitzte Ansätze und wie wir von zeitgenössischen Quellen wissen, waren eben diese adeligen Highwaymen durchaus eine reale Erscheinung des 18.Jh. und nicht bloß eine literarische Figur wie in "Barry Lyndon" oder "Moll Flanders".

Wenn du Zweigs Biographie magst, dann nein. Ein bisschen widerspricht Frau Coppola Zweig, ohne aber seine Größe zu haben, dem eine eigene Sichtweise der Dinge entgegen zu stellen.

...
"Plunkett & Macleane" (Jake Scott) könnte man von der Ausstattung und den Absichten her ein bisschen mit "Marie Antoinette" (Coppola) vergleichen. Bei beiden Filmen wird sich garnicht mal um einen authentischen Effekt bemüht. Jeweils wird durch die eingespielte Filmmusik, aber auch durch die Kostüme, die sehr viel mehr durch die künstlerischen Ansichten der Macher diktiert sind, als durch die Kleidung der Zeit (18.Jh.), eine Entfremdung der Figuren aus der Epoche der Rahmenhandlung bewirkt. Insgesamt hat dabei "Plunkett & Macleane" für sich, dass da der Einfall origineller war und der Film einfach früher hergestellt wurde (1999). Man kann sich leicht vorstellen, dass Sofia Coppola ein bisschen die Effekte von "Plunkett & Macleane" erzielen wollte - vielleicht hat sie diese US-tschechische-Koproduktion auch einmal gesehen. Letztlich hat allerdings "Plunkett & Macleane" einigen Vorsprung vor "Marie Antoinette" (2006). Der Film funktioniert einfach besser und ist konsequenter durchgedacht. Hinzu kommt, dass die Darsteller eher als in "Marie Antoinette" schauspielern dürfen... "Plunkett & Macleane" ist meines Erachtens der bessere Film, auch wenn ich Parallelen sehe.
 
Saint-Simone:
Da mir Saint-Simones Wunsch bis jetzt fast immer Befehl war und ich mich dagegen auch garnicht sträuben möchte, hier meine Kritik.

:D

Ein Gesamtresümee erlaube ich mir noch nicht. Ich hatte vielleicht zuviel erwartet, da mir davon vorgeschwärmt worden ist. Leider werden die guten Ideen von den massigen Ausrutschern etwas arg in meinen Augen in den Schatten gestellt.

Da bin ich mal gespannt, aber eine sehr schöne Kritik an den Kostümen. (Vorsicht:*Spoiler* ich fürchte es wird nicht besser, was die Kostüme angeht, auch wenn ich mich zu erinnern glaube, daß man im letzten Teil einen Modewechsel vorngenommen hat. Trotz wechselnder Mode sieht man die spätere Duchess of Kildare und Lady Caroline Fox immer wieder in den gleichen Kleidern, die sie seit ihren Mädchenjahren tragen. Wenn mich die Erinnerung nicht stark täuscht trägt Lady Caroline Fox kurz vor ihrem Tod das gleiche Kleid, welches sie anhatte bevor sie ihren Ehemann kennenlernte.) Aber ohne jetzt mehr verraten zu wollen, werde ich mich gedulden und meine neugierigen Fragen bis zum Gesamtresümee zurückstellen. :) :winke:
 
Da bin ich mal gespannt, aber eine sehr schöne Kritik an den Kostümen. (Vorsicht:*Spoiler* ich fürchte es wird nicht besser, was die Kostüme angeht, auch wenn ich mich zu erinnern glaube, daß man im letzten Teil einen Modewechsel vorngenommen hat. Trotz wechselnder Mode sieht man die spätere Duchess of Kildare und Lady Caroline Fox immer wieder in den gleichen Kleidern, die sie seit ihren Mädchenjahren tragen. Wenn mich die Erinnerung nicht stark täuscht trägt Lady Caroline Fox kurz vor ihrem Tod das gleiche Kleid, welches sie anhatte bevor sie ihren Ehemann kennenlernte.) Aber ohne jetzt mehr verraten zu wollen, werde ich mich gedulden und meine neugierigen Fragen bis zum Gesamtresümee zurückstellen.

Und ich bin erst gespannt, ob Du Recht hast.

Ja das ist eben schwierig. Wenn man eine Serie macht, die über die Jahre geht, müsste man alle paar Jahre eben mit der Mode gehen, was die Kostüme betrifft und alle 10-15 Jahre sogar was die Raumausstattung an manchen Drehorten, das Porzellan etc. anbelangt.

Da sie King George II. schon im ersten Teil einen scheußlichen Fummel angezogen haben, mit dem sich ein englischer König nicht tot über den Zaun hängen würde, kann mich hinsichtlich der Kleider wahrscheinlich nichts mehr erschüttern. Manche wirken eben nur schlampig gemacht oder nach Klamotten aus den schlechteren Mantel- und Degenfilmen der 1950er bis 1970er, was heute aber mit der neuen Technik, dem moderneren Filmmaterial noch weniger stimmig wirkt, da dann ein eigentümlicher Gegensatz zwischen der guten Bildqualität und den antiquiert wirkenden Auffassungen von Filmkostümen auftritt.

Bin mal gespannt, wann der Costume Designer entdeckt, dass die Herren im 18.Jh. "for formal occasions" (den Wortlaut kenne ich sosehr aus den Büchern vom V&A, man verzeihe mir!) "Stocks" statt "Cravates" trugen, zumindest, wenn sie modebewusst waren.

Herren mit Krawatte gab es natürlich dennoch bisweilen noch:
Wie der Baron von Bartenstein, der seinem Stil seit den 1730ern scheinbar treu blieb.
Bartenstein, Johann Christoph Freiherr von
Datei:Martin van Meytens 008.jpg ? Wikipedia
 
Wenn man eine Serie macht, die über die Jahre geht, müsste man alle paar Jahre eben mit der Mode gehen, was die Kostüme betrifft und alle 10-15 Jahre sogar was die Raumausstattung an manchen Drehorten, das Porzellan etc. anbelangt.

Das ist in der Tat schwierig, aber da die gleichen Schauspielerinnen über Jahrzehnte hinweg in dieser Serie in der gleichen Rolle sind, und dabei nicht älter werden fällt es auf, daß die gleichen Kostüme immer wieder kommen. Was dann ganz besonders bei Lady Caroline auffällt, wenn sie ein Kleid aus ihren Mädchenjahren anhat. Da scheint das Budget einfach nicht ausgereicht zu haben, aber es streckt die Phantasie des Zuschauers so weit, daß man der noch immer jugendlich aussehenden Lady Caroline in gleichen Kleid die alternde Dame mit erwachsenen Söhnen abnehmen soll.

Da sie King George II. schon im ersten Teil einen scheußlichen Fummel angezogen haben, mit dem sich ein englischer König nicht tot über den Zaun hängen würde, kann mich hinsichtlich der Kleider wahrscheinlich nichts mehr erschüttern.

:D An dieser Aussage werde ich noch lange zu scmunzeln haben.
 
Das ist in der Tat schwierig, aber da die gleichen Schauspielerinnen über Jahrzehnte hinweg in dieser Serie in der gleichen Rolle sind, und dabei nicht älter werden fällt es auf, daß die gleichen Kostüme immer wieder kommen. Was dann ganz besonders bei Lady Caroline auffällt, wenn sie ein Kleid aus ihren Mädchenjahren anhat. Da scheint das Budget einfach nicht ausgereicht zu haben, aber es streckt die Phantasie des Zuschauers so weit, daß man der noch immer jugendlich aussehenden Lady Caroline in gleichen Kleid die alternde Dame mit erwachsenen Söhnen abnehmen soll.
Tja, andere Länder andere Sitten. :devil:
Vielleicht waren sie ja wirklich so - die Engländer zu der Zeit... :angsthab::pfeif:

Aber im Ernst: Wenn man die Porträts von Herren und Damen der oberen 10.000 vergleicht fällt schon auf, dass es diese und jene gab. Manche blieben zum Beispiel immer eine bestimmten Frisur treu oder zumindest sehr lange wie mir das an einem Kurfürst von Sachsen und einem Herzog von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld aufgefallen ist. Ähnlich ist es dann, trotz der immer wieder variierenden Farben. Manchmal war Rot absolut in Mode, manchmal Blau, Grün usw., man sieht das auch auf den Gemälden unterschiedlicher Maler, dass es dann keiner besonderen Vorliebe eines Künstlers für eine bestimmte Farbe zu einem Zeitpunkt seiner Karriere verschuldet gewesen sein kann. Zum anderen gab es auch anspruchsvolle Auftraggeber wie Winckelmann, die ihre modischen Vorstellungen auch auf den Porträts ganz exakt den Künstlern diktierten.
Ab den 1770ern haben wir dann schon zunehmend so reichhaltig Modejournale und ähnliches, dass wir Trends und dergleichen noch eindeutiger nachvollziehen können, wodurch sich altmodische Attitüden von Porträtierten z.B. erst als solche klassivizieren lassen.

Dann gab es wieder Personen, die bis ins hohe Alter jede Mode mitmachten. (Den Eindruck habe ich zum Beispiel vom ersten bayerischen König.)
Nur exakt die selben Kleider auch nach Jahren ist eben wie Du schon sagtest nicht gerade plausibel. Ein Diderot mag ja an seinem alten Hausmantel gehangen haben, aber eine Lady Lennox wohl kaum an einem alten offiziellen oder halboffiziellen Kleid. Ein anderes Problem gerade bei der Oberschicht wäre dann auch gewesen, dass sich auch die Kleidertypen in ihrer Bedeutung im Alltag wandelten. So wurden z.B. die Robe à la Francaise hoftauglicher selbst in Frankreich, während sie in den 1750ern eher dem inoffiziellen Rahmen vorbehalten war! Der Justaucorps verschwand ganz und ein Auftreten nach 1780 in einer adeligen Gesellschaft bei Hofe wäre auch außer bei einem sehr, sehr alten Mann als Faux pas empfunden worden. Der Fraque à la Francais setzte sich schließlich für den offiziellen Anzug, den Habit à la Francais, durch.

Ein bisschen wunderlich ist eben wie oben gesagt, der Kontrast zu manchen "echten" BBC-Produktionen, in welchen penibel Wert auf Kleider etc. gelegt wurde und auch renomierte Museen zur Unterstützung konsultiert wurden.
 
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Tja, andere Länder andere Sitten. :devil:
Vielleicht waren sie ja wirklich so - die Engländer zu der Zeit... :angsthab::pfeif:

Aber im Ernst: Wenn man die Porträts von Herren und Damen der oberen 10.000 vergleicht fällt schon auf, dass es diese und jene gab. Manche blieben zum Beispiel immer eine bestimmten Frisur treu oder zumindest sehr lange wie mir das an einem Kurfürst von Sachsen und einem Herzog von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld aufgefallen ist.

Um im privaten Raum anhaltende Zeichen gegen französische (papistische) Mode zu setzen, indem man an dem festhielt das man schon hatte, anstatt dem erneuten Diktat Paris' zu folgen? :devil: ;)

(Naja, aber was das 'altmodisch' angeht fällt mir da die Queen ein, die einer ähnlichen Mode über viele, viele Jahre treu geblieben ist.)

Ich stimme dir zu, daß manche BBC Produktionen sich wirklich hervortun und extreme Mühe geben, aber je nach Absicht und Zielpublikum auch hin und wieder alles, aber auch wirklich alles über den Haufen werfen. Die BBC Verfilmung von Casanova (2005) ist in der Hinsicht ein leuchtendes Beispiel dafür und eher als Märchen anzuschauen, ansonsten wird man spätestens in der zweiten Folge die glatte Wand hochgehen.

Als Gegenbeispiel fiele mir 'City of Vice' (2008) von Channel 4 ein. So weit ich mich erinnere (auch wenn ich eher beiläufig auf die Kostüme geachtet habe) hat man sich bei den sozialen Aspekten große Mühe gegeben und auch versucht die Klassenunterschiede und Altersunterschiede bei der Kostümierung wiederzugeben. Leider wurden dann bei den Kulissen Abstriche gemacht, ein großer Teil basiert auf Computeranimationen eines Stadtplanes von London, was dann bei mir dazu führte, daß ich oftmals den Sprung von moderner Animation zum kostümierten Geschehen nicht ganz mitgemacht habe. Übrigens geht es bei 'City of Vice' um die fiktionalisierte Einführung der Bow Street Runners, also die erste Polizeitruppe Londons um ca 1750, und ist also als Krimi-Drama zu verstehen. Protagonisten sind Henry Fielding und sein Bruder John Fielding. Channel 4 hat, laut eigenen Aussagen den Anspruch erhoben, alles so historisch korrekt wie möglich zu gestalten.

'City of Vice' hätte ich im Gegensatz zu 'Aristocrats' direkt greifbar und würd' mich gerne anbieten wegen der Kostüme nochmal nachzuschauen- jetzt wo ich weiß wer den jeweiligen Mord begangen hat wäre ich auch nicht so schnell abgelenkt :)
 
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