kurdish-power
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Die iranischen Sprachen sind deutlich von isolierten Sprachen wie Hurritisch-Urartäisch zu unterscheiden und es gibt zwischen ihnen auch keine Verbindung. Dass Vorbevölkerungen von anderen Ethnien überschichtet wurden, ist überall auf der Welt nachweisbar und trifft somit auch auf Kurden, Perser oder Türken zu, die aufgrund ihrer Dominanz autochthone Elemente im Verlauf längerer Zeiträume assimilierten.
Es sind bislang keine linguistischen Querverbindungen zwischen dem Kurdischen und ostkaukasischen Sprachen wie Hurritisch oder Urartäisch nachgewiesen.
Ich möchte dich auf einen bewußten oder unbewußten Widerspruch aufmerksam machen.
Einmal schriebst du "isolierten Sprachen wie Hurritisch-Urartäisch". Dann aber gleichzeitig scheinen Hurritisch-Uratäisch doch nicht isoliert zu sein sondern als "ostkaukasischen Sprachen wie Hurritisch oder Urartäisch" bezeichnet.
Es kann sein, daß du die vorher angegebene Quelle nicht genau gelesen hast.
Ich verstehe den Text so, daß heute zwar versucht wird zwischen dem alten Hurritisch-Urartäischen und heute noch "lebendigen" Sprachen wie den ostkaukasischen Sprachen, eine Verbindung herzustellen. Jedoch sich das nicht erhärtet hat.Hurritisch und Urartäisch
Das Hurritische und Urartäische bilden innerhalb der altorientalischen Sprachen eine kleine Sprachfamilie für sich. Obwohl das Hurritische fast nur aus dem späten 3. und vor allem aus dem 2. Jtsd., das Urartäische nur aus dem 1. Jtsd. vC überliefert ist und sich auch die Verbreitungsgebiete beider Sprachen nur in Randbereichen berühren, haben wir es nach inzwischen gesicherter Erkenntnis mit genetisch verwandten Sprachen zu tun. Allerdings nicht in dem Sinne einer direkten Abstammung der jüngeren von der älteren Sprache, sondern so, dass beide von einer gemeinsamen Vorgängersprache abstammen, die sich bereits im 3. Jtsd. in zwei Zweige aufgespalten hat und deren einzige überlieferten Vertreter Hurritisch und Urartäisch sind. Ob auch eine Verwandtschaft zu den ostkaukasischen Sprachen besteht, wird heute intensiv diskutiert und im Kapitel Kapitel über Kaukasische Sprachen näher untersucht. Auf keinen Fall kann die ostkaukasisch-hurritische Verwandtschaft bereits als gesichert gelten, weswegen das Hurritisch-Urartäische hier nicht unter die ostkaukasischen Sprachen eingegliedert sondern als eigenständige genetische Einheit behandelt wird.
Die iranischen Sprachen sind deutlich von isolierten Sprachen wie Hurritisch-Urartäisch zu unterscheiden und es gibt zwischen ihnen auch keine Verbindung.
Hast du dir die Graphik der Uni Wien zu den Sprachen angeschaut?
http://homepage.univie.ac.at/himal.t...lla_thesen.pdf
Hurritisch-Urartäisch scheint sprachlich eingebunden zu sein in die Gesamt-Entwicklung.
Auch hatte ich anderweitige Kontakte der Sprecher nachgewiesen:
Von "keinen Verbindungen" zu schreiben gibt es wohl nicht richtig wieder.NDOARISCH Mitanni (Sprache der Elite des Mitanni-Reiches)
[FONT=Arial, sans-serif][...][/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Die Hurriter[/FONT]
Zunächst einige historische Bemerkungen zu den Hurritern (auch Hurrer, Hurri, Churriter oder Subaräer genannt) und Urartäern. Die Hurriter tauchen Ende des 3. Jtsd. (in der Akkadezeit) wohl vom armenischen Hochland her kommend in Nordmesopotamien auf und werden in der Ur-III-Zeit westlich nach Nordsyrien und Ostanatolien abgedrängt. Um 1600 stoßen sie mit den Hethitern unter Hattušili I zusammen, gegen 1500 gelingt ihnen in Nordsyrien und Ostanatolien die Gründung des Reiches Mitanni mit der bisher nicht lokalisierten Hauptstadt Waššukanni. Dieser hurritische Staat besaß offensichtlich eine [Anm. sprachlich...] indoarisch beeinflusste Oberschicht, worauf eindeutige indoarische Namen (z.B. Tušratta, Artatama, Šattiwaza) und Fachtermini des Pferdetrainings hinweisen. Seine Nachbarn waren die Hethiter im Westen, die Ägypter im Südwesten und die Assyrer im Osten, letztere gerieten sogar zeitweilig unter seine Oberhoheit. Um 1350 unterlag das hurritische Reich den Hethitern und Assyrern, die Hurrer verschwanden für immer aus der Geschichte.
Dass Vorbevölkerungen von anderen Ethnien überschichtet wurden, ist überall auf der Welt nachweisbar...
Wie schon mehrfach geschrieben gibt es populationsgenetisch nachgewiesen weder abtennbare "Vorbevölkerungen" noch klar abtrennbare "Nachbevölkerungen". Allesamt sind völlig entgegen neuzeitlicher, moderner nationalistischer Vorstellung die meisten heutigen Völker in der Region verwandt bis identisch.
Wobei "Perser" (eigentlich "Iranier") und "Türken" eher das Produkt dieser neuzeitlich nationalistischen Vorstellungen sind. Das ist nicht abwertend oder so zu verstehen sondern im Sinne des "Nation-Building" zu verstehen, der Bildung von neuzeitlichen Nationalstaaten. Nationalstaaten neigten nun mal dazu ein einheitliches "National-Volk" definieren zu wollen. Diese Definitionen mußten nicht viel mit historischen Gegebenheiten zu tun haben. Oft war es eher politischer Willen oder auch politischer Zwang/Diktat denn tatsächlich die Fortführung und Einbindung historischer Identitäten.
Die Anatolien-Hypothese von Renfrew ist ebenso umstritten wie zahlreiche andere Hypothesen zur Herkunft derIndoeuropäer. So wird gegenwärtig die
http://Kurganhypothese favorisiert, wonach Südrussland als "Urheimat" gilt, daneben auch die Alteuropa und Balkantheorie u.a. Eine indoeuropäische Grundsprache wurde von der Indogermanistik lediglich hypothetisch erschlossen.
Der Link ist defekt.
Jedoch muß ich dich hinsichtlich der Kurgan-These enttäuschen. Sie gilt als widerlegt:
http://user.phil-fak.uni-duesseldorf...dogermanen.PDF
Danach kann der Streit um die Heimat der Indogermanen
als gelöst betrachtet werden, und zwar zugunsten der Anatolien-Theorie
Ich weiß nicht warum dir so viel daran liegt, die Kurden unbedingt als Nachfahren der Hurriter und Urartäer nachzuweisen. Soll damit das ehrwürdige Alter der kurdischen Nation herausgestellt und ihr Anspruch untermauert werden?
Mir "liegt viel daran" eine möglichst authentische Geschichtsauffassung zu erzielen - möglichst frei von politischen Ambitionen.
Die historischen Hurriter und Urartäer sind nunmal (ob es uns passt oder nicht) wohl in den heutigen Kurden, Armeniern usw. "aufgegangen".
Ohne mich wieder mißverstehen zu wollen soll hier dennoch auch erwähnt sein, daß die heutigen Armenier sich selbst als „Hayk“ bezeichnen. Und ihren Nationalstaat im Kaukasus bezeichnen sie selbst als „Hayastani Hanrapetut´yun“.
Hayk ? Wikipedia
Ich gehe davon aus, daß der Begriff „Armenien“ ursprünglich eine Regionalbezeichnung war und definitiv kein Ethnonym. (Eventuell von Urmia/Armia).
Die „Dynastie der Haykazuni“ herrschte in der Region ungefähr zwischen 748 bis 331 v. Chr. Wie groß jedoch das Gebiet dieser Dynastie und ihrer Bevölkerung war müsste genauer erörtert werden.
In dieser ungefähren Region herrschten zudem aber auch teilweise zeitlich parallel andere Dynastien wie das „Königreich von Sophene“.
Später auch die auffällig ähnlich klingenden Dynastien der „Artaxiden“ und „Arsakiden“ (Parther).
„Artaxiden“ von ungefähr 220 v. Chr. Bis 15 n. Chr.
„Arsakiden“ (Parther) von ungefähr 16 bis 428 n. Chr.
Liste der Herrscher von Armenien ? Wikipedia
Die „Arsakiden“ (eventuell auch die „Artaxiden“) sprachen eine nordwestiranische Sprache und nicht die Sprache der heutigen „Armenier“ (Eigenbezeichnung „Hayk“ oder „Hayer“). Dennoch, trotz dieser vielen Widersprüche werden diese Dynastien neuzeitlich fast immer zu den Armeniern oder Eigenbezeichnung „Hayk“ oder „Hayer“ gezählt. Und die arsakidischen (parthischen) damaligen Könige werden fälschlich als „armenische Könige“ bezeichnet.
Warum ich darauf hinweise?
Diese fälschliche Interpretation oder einseitige „Vereinnahmung“ wird auch dazu mißbraucht einen vermeintlich historischen Anspruch auf die Region und deren Geschichte zu begründen. Die Urartäer werden genauso dazu mißbraucht oder vereinnahmt.
Ich persönlich empfinde Symphatien für die heutigen Armenier („Hayk“ oder „Hayer“) jedoch sehe auch deutlich, daß die europäische Geschichtsschreibung der letzten zwei Jahrhunderte, aus eventuell religiöser Symphatie zu ihnen und aus eventuell religiöser oder sonstiger Antiphatie zu den damaligen Kurden auf einem Auge Blind zu sein schien. Auch teilweise Blind in der Interpretation historischer Zeiten und Verbindung zu heutigen Völkern.
Die historischen Hurriter, Uratäer usw. „gehören“ meiner Meinung nach weder exklusiv den heute christlichen Gemeinschaften (Georgier, Armenier) noch exklusiv den zumeist heute muslimischen Kurden. Die Christianisierung der heutigen Armenier („Hayk“ oder „Hayer“) fällt in die Herrschaftszeit der nordwestiranisch- sprachigen Arsakiden, gleich zum Anfang des 4. Jhdts. Die Islamisierung der Kurden erfolgte nochmal später. Wobei viele religiöse Elemente der alten Völker bei einigen kurdischen Glaubensgemeinschaften bis heute erhalten geblieben sind.
Zusammenfassend kann ich daher antworten, daß die historischen „Hurriter, Uratäer“ von keinem heutigen Volk exklusiv vereinnahmt werden dürfen. Auch aber die Kurden nicht ausgeschlossen werden dürfen. Die Sprache der heutigen Armenier („Hayk“ oder „Hayer“) ist meines Wissens eine völlig eigenständige Sprache. Wüßte nicht, daß es eine Verbindung zu den alten „Hurritern, Uratäern“ gibt. Religiös gibt es meines Wissens auch keine Verbindung. Ethnogenetisch gehören aber allesamt Völker in die Region. Ich wüßte jetzt nicht warum man die Vorfahrenschaft also nur auf die christlichen Gemeinschaften reduzieren will.
Die Kurden sind jedenfalls nicht als Nachfahren autochthoner ostkaukasischer Völker wissenschaftlich seriös zu klassifizieren: weder sprachlich.noch kulturell. Sie sind ganz im Gegenteil aufgrund dieser Merkmale iranischer Herkunft, alles andere ist Spekulation.
Alle heutigen Völker in der Region haben sich erst herausbilden müssen (Ethnogenese). Auch der christliche Glaube, der die „ostkaukasischen Völker“ heute vereint (!) hat nichts exklusiv mit den autochthonen alten Menschen in der Region zu tun. Auch nicht „sprachlich“ auch nicht „kulturell“ auch nicht religiös.
Begriffe wie „iranische“ Herkunft, die hier unbewußt als Argument benutzt werden sind auch nicht historisch sondern das Produkt neuzeitlich europäischer Vorstellungen und lediglich Behelfs-Termini.
„iranische Herkunft“ die sich immer noch aus völlig tradierten Vorstellungen von Einwanderung speisen sind nicht haltbar. Es gab schlicht nicht die Einwanderungs-Thesen die in den tradierten Vorstellungen der letzten hundert Jahren favorisiert wurden.
- „Aria, Arier, Eraner, Iraner“ Thesen aus Ost-Asien sind überholt.
- Die Vorstellungen dazu und eine angebliche Verbindung zu den sogenannten „Persern“ (Eigentlich sind es Achameniden) sind überholt.
- Die dazu gehörigen „Einwanderungsthesen“ sind überholt.
Man muß sich also die Geschichte der Region frei von diesen tradierten Vorstellungen neu Denken. Frei von jeglichem Nationalismus und neuzeitlichen Staatenbildungen, frei von Ideologien, frei von politischen Systemen vor Ort, frei von religiöser oder sonstiger Symphatie, Frei von Antiphatie.
Dass Vorbevölkerungen von anderen Ethnien überschichtet wurden, ist überall auf der Welt nachweisbar und trifft somit auch auf Kurden, Perser oder Türken zu, die aufgrund ihrer Dominanz autochthone Elemente im Verlauf längerer Zeiträume assimilierten.
„Perser“, genauer „Iranier“ ist die neuzeitlich politische Bezeichnung für den Vielvölkerstaat namens „Iran“. Initiiert von neuzeitlich, kolonialem, europäischen Nationalismus. Vielvölkerstaat weil dort neben der offiziell erlaubten Amtssprache (südwest-iranisch), ungefähr die Hälfte auf muttersprachlich Turk-Sprachen zerfällt (Azeris, Turkmenen, usw.), daneben noch mehrer Millionen Kurden, Tadjiken, Balochi, Araber usw. usf.
„Türken“ ist die neuzeitlich politische Bezeichnung für den ehemaligen osmanischen Vielvölker Nachfolgestaat. Initiiert von neuzeitlich, kolonialem, europäischen Nationalismus. Vielvölkerstaat weil dort viele Kurden leben, daneben Völker wie die Lazen, Pontier, Armenier, Griechen, Tscherkesen, Afscharen, muslimischen Georgier, Bulgaren, Albaner, Araber usw. usf.
Ich schreibe das deswegen so detailliert damit auch du siehst, daß es diese angebliche „Dominanz“ historisch nicht so gab. Auch keine historische „Assimilation“ – sondern – nur neuzeitliche Staaten die seit rund hundert Jahren zum Teil mit brutaler Gewalt, auf die vielen Völker in ihren politischen Staaten reagieren und teilweise gewaltsam assimilieren.
Das Kurden widerrum angeblich historisch Irgendjemanden assimiliert hätten mußt du mir allerdings noch erklären. Ich hätte sehr gerne ein Beispiel dafür.