In welchen? Außer England fällt mir spontan keines ein, wo regelmäßig weibliche Herrscher wegen einer weiblichen Erbfolge auftraten. Und auch in England war das ja mehr als ein notgedrungenes Übel. Die Nachteile der weiblichen Erbfolge liegen für mich auf der Hand. Z.B. nahm man an, dass die von der Herrscherin angeheiratete Linie die Übermacht über die traditionelle Herrscherlinie bekommen würde. Man fürchtete auch ausländische Einflussnahme - man denke allein an das Beispiel der Probleme mit einer standesgemäßen, aber auch politisch in England vertretbaren Ehe im Falle von Maria der Katholischen und Elizabeth I..
Uiuiui, da hab' ich ja was angetreten.
Das es von den Engländern als 'notgedrungenes Übel' angesehen wurde steht meines Erachtens nach außer Frage. Seit dem Krieg zwischen der Kaiserin Mathilda und König Stephen um die Erbfolge wurden ja in England Erbinnen mit größem Mißfallen betrachtet, und wie du bereits erwähnt hast bestand ja auch immer die Furcht eine andere Linie könne Einfluß nehmen, oder vielleicht sogar das Land einverleiben.
Was ich eigentlich meinte war, daß freilich meines Wissens nach die männliche Erbfolge immer vorgezogen wurde, aber so weit ich das vage in Erinnerung habe, stand in vielen Europäischen Ländern der weiblichen Erbfolge nichts im Weg bis entsprechende Gesetze erlassen wurden. Ich dachte dabei an die Salischen Gesetze, die zum Beispiel in Frankreich, aber nicht in Navarra herrschten. Und so weit ich mich entsinne gab es da sogar mal einen Plan die Tochter Marie Antoinettes, Marie Therese über diese Hintertür auf den Französischen Thron zu schaffen, da ja Navarra Teil Frankreichs wurde. Ich glaube diese Info aus Thea Leitners 'Habsburgs vergessene Kinder' oder so zu haben, habe aber das Buch nicht zur Hand, weswegen ich dessen nicht sicher sein kann.
Nachtrag: Apropos der englischen Herrscher fiel mir gerade noch ein, daß es ja einen Fall gab in dem man die weibliche Nachfolge der männlichen vorzog, aus religiös-politischen Gründen: Wilhelm III kam anfänglich über den besseren Anspruch auf den Thron von seitens seiner Frau Maria II auf den englischen Thron. Die letztere verlangte jedoch vom Parlament, daß ihm die Königswürde in gleichem Maße zugesprochen wurde. Ihre jüngere Schwester Anne wurde nach ihr ebenfalls Königin, obgleich die beiden einen Bruder hatten, der eigentlich nach gängigem Denken einen besseren Anspruch hatte.
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Caro
Was die Erbfolge in England unter nicht-königlichen Familien angeht, denke ich muß man da stark differenzieren je nachdem welche Zeit man betrachtet. Die aus Jane Austen bekannten Erbschaftsverhältnisse wurden erst im Laufe des 17./18. Jahrhunderts beliebt, und basieren auf veschiedenen juristischen Spitzfindigkeiten. Schaut man sich jedoch die Herzöge von Marlborough und deren anfängliche Erbfolge an, sieht man auch, daß mitunter für den Fall eines mangelnden männlichen Nachkommens Vorsorge getroffen wurde, daß Töchter oder eine bestimmte Tochter, oder nur die männlichen Nachkommen einer bestimmten Tochter etc, erben konnten. Da es sich bei diesen 'entails' um private Verträge handelte, mussten diese auch - der Theorie nach- mit jeder Generation neu verhandelt werden.
Was die Titel angeht hast du, glaube ich, vollkommen recht. So weit ich mich entsinne, wurde normalerweise aber auch bei der Verleihung des Titels von der Krone festgelegt, wer diesen Titel erben konnte. In manchen Fällen konnten nur Männer erben, in anderen war es möglich das eine Frau erbte und nur deren männliche Nachkommen erben konnte, was im Falle von Töchtern dazu führte, daß der Titel nicht weitergegeben wurde. Womit dann mein Kopf angefangen hätte sich zu drehen *grummel* können die denn keine übersichtliche Regelung einführen *grummel*...