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Sieht man bei allen Gattungen die entsprechenden Gegenmassnahmen, so ist auch hierbei die Luftwaffe wohl noch am besten geschützt, sprich: Das Verhältnis des Verlustes eigner Kräfte zum Schaden beim Gegner ist laut den immernoch angewandten Schlachttaktiken am besten.
Würde ich so nur bedingt unterschreiben.
Die Beweise im Sinne dieser These, die in den letzten Jahrzehnten erbracht wurden, betrafen doch fast immer eine technologisch und zahlenmäßig haushoch überlegene Luftwaffe auf der einen Seite gegenüber einer nahezu inexistenten Luftwaffe und technologisch deutlich unterlegener Luftabwehr auf der anderen Seite. Dass unter diesen Voraussetzungen die Luftwaffe glänzen kann, verwundert nicht.
Man muss Schaden heutzutage schon auch mit "Kosten" gleichsetzen und da verursacht eine moderne Luftwaffe sehr hohe auf der eigenen Seite.
Man sollte also den Aufwand, den der Einsatz einer modernen Luftwaffe erfordert, mit dem Schaden beim Gegner verrechnen. Wenn dieser Gegner durch sein Verhalten oder seine Struktur nur bedingt luftbekämpfungstauglich ist, dann wird es schwer, eine Luftwaffe wirklich ökonomisch einzusetzen. Wenn dann noch eigene restriktive Rules of Engagement dazukommen kann die Sache ausgesprochen schwierig werden.
Ein paar Beispiele:
1.
In der Anfangsphase der Luftoffensive der NATO gegen Yugoslawien schafften es die vereinigten Luftwaffen der beteiligten NATO-Streitkräfte (die ja das damals modernste Material aufboten) kaum, nennenswerte Ziele in Yugoslavien zu zerstören. Zwar hielten sich die eigenen Verluste tatsächlich in äußerst engen Grenzen, aber für die verursachten Kosten hätte man eine ganze Menge Fugzeuge kaufen können. DAs sollte man nicht vernachlässigen.
2.
Im Vietnamkrieg waren die Verluste der US-Luftstreitkräfte erheblich. Materiell-finanziell dürften die Kosten auf Seiten der USA den bei den Nordvietnamesen verursachten Schaden bei Weitem übertroffen haben.
3.
Die USAF könnte Afghanistan in die Steinzeit bomben, wenn es da nicht schon wäre.
In diesen Beispielen (und nicht nur da) hat, wage ich zu behaupten, weniger die Luftwaffe an sich eine entscheidende Wirkung erzielt, sondern die immense wirtschaftliche Überlegenheit der einen Kriegspartei. Sie konnte es sich leisten, einen Schaden beim Feind durch eigene Kosten von einem Vielfachen dessen zu erkaufen.
Dafür freilich ist eine Luftwaffe gut geeignet.
(Wobei ich mir nicht verkneifen kann, darauf hinzuweisen, dass in den Beispielen 2. und 3. trotz der übermächtigen Luftstreitkräfte kein Sieg errungen werden konnte)
Trotzdem kann man die Luftwaffe, wenn man sie denn als einen dominierenden Faktor auf einem modernen Schlachtfeld ansehen möchte, eben nur in einem sehr kurzen Zeitraum der kompletten Militärgeschichte so einschätzen.
Sie mag also möglicherweise die "momentane" Königin des Schlachtfelds sein, aber bestimmt nicht die "absolute", wenn man die Zeit mit einrechnet.
Ansonsten, wie Bdaian und Reinecke ja schon gesagt haben: Die Luftwaffe allein gewinnt keinen Krieg. Aber konsequent so betrachtet gibt es heute überhaupt keine "königin des Schlachtfeldes" mehr. (So es sie denn jemals gab)